OT ? _ Selbstfürsorge_Lektüre -> Epiktet (Allgemein)

Ruth*, Sonntag, 15.11.2020, 15:12 (vor 1230 Tagen) @ Giovanni

Hallo, Giovanni,


ich habe mir mal die Thesen von Rolf Dobelli in dem von Dir gefundenen NZZ-Artikel für meine eigenen Zwecke zusammengefasst (danke vielmals übrigens dafür!):

Gerne teile ich vieles, was mMn für viele hilfreich sein kann.

1. Es lohnt sich nicht zu jammern (ist dem Problem egal).
2. Unwissenheit (Buffets "too hard") muss akzeptiert werden.

Erstmal grundsätzlich.
Gibt ja Schattierungen : Nicht fähig sein, Nie damit befasst - Nicht können, Nicht wollen .
Im ärgsten Fall ist mensch gezwungen, sie zu tolerieren .

3. Innerliche Distanz zum Problem ist zielführend.
4. Großzügigkeit ist immer dann angesagt, wenn etwas außerhalb unserer persönlichen Kontrolle liegt.
5. Es gibt immer noch Probleme (Krisen, Katastrophen), die schlimmer sind als die aktuell uns betreffenden.
6. Der Tod ist jedem gewiss, nicht nur den Opfern von COVID19.

Da knirschen mir immer die Zähne. Mein Hirn begreift das intellektuell, aber praktische Umsetzung ...Ich möchte gerne freundlicher gehen dürfen ...

7. Die derzeit eingeschränkten Möglichkeiten bzgl. unserer Freizeit bieten auch Chancen im Bezug auf das Wesentliche.

Mir fällt auf, dass diese Erkenntnisse (ohne jetzt etwas von Seneca zu kennen) inhaltlich exakt so auch von einem anderen Großmeister der Stoa namens Epiktet in seinem "Handbüchlein der Moral" stehen - ich lese es gerade, komme aber nur seeehr langsam voran, da ich bei jeden Absatz erst mal nachdenken muss. Das ist schon schwere Kost - Philosophie eben.

Man muss das auch nicht in Nullkommanix kapieren; das sind Meister, die sich ihr Lebetag damit befassten und wir sehen hier die Früchte.
Beispiel: Als Jugendliche begann ich Hermann Hesse kennenzulernen und zu schätzen.
Aber das Glasperlenspiel fand ich irgendwie 'knalle' - zehn Jahre später las ich es nochmal und mir war schleierhaft, wieso ich das so zerrissen habe.
Es ist sein Alterswerk und mit 14 konnte ich noch keinen Zugang dazu finden !
seitdem ist es bei mir ein Langzeitprojekt:
Im Zehn-jahres-Takt lese ich es und meine, immer mehr davon zu beg-reifen .


Am meisten beeindruckt hat mich seine Überzeugung, dass aller Besitz und auch alle Beziehungen zu anderen Menschen nur geliehen sind - dann fällt der Gedanke auch leichter, sich vorzustellen, dass das einmal nicht mehr da sein wird. Und vielleicht ist das für uns Messies ja auch eine schöne gedankliche Eselsbrücke hin zu dem Ziel, den wegen irgendwelcher Ängste gehorteten Besitz loslassen zu können?

Das sind richtig lohnende Augenöffner, die Alten ;-)

Bis das dann aber mal gesackt ist vom Intellekt in den ganzen Kerl ...das dauert an.
Lebenslanges Lernen eben .

Mein Weg hin zu mehr Ordnung gründete sich auf riesigem Leidensdruck
(bspw. dauernd kräftezehrende Nachtschichten für Aufräumen wenn, spontane Besuche oder Handwerker sich anmeldeten )
und die Vorstellung, wie meine Kinder *bildlich gesprochen * kniehoch im Schlamassel stehen und Mist schöppen müssen, wenn ich den Löffel abgegeben habe....und sie werden alles in die Tonne kloppen, weil es zuviel Kram ist , den sie nicht wollen
und
sie Brauchbares nicht von Schlamassel unterscheiden können...

Und nun stehe ich gedanklich vor einem Umzug, habe -getrommelt und gepriesen ! - fast alle Altlasten ordentlich entsorgt ...und darf jetzt weiter loslassen, weiss aber nicht, wie und wo anfangen.:-D


Noch was Leichtes zum Schluß [image]

Einen schönen Sonntag noch !


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