Aussortiert - Was entsorgen Sie aus Ihrem Leben? - brigitte-woman.de/aussortiert (Allgemein)

Eva, Dienstag, 23.02.2010, 08:03 (vor 5332 Tagen)

Aussortiert - Was entsorgen Sie aus Ihrem Leben?

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Aussortiert
Was entsorgen Sie aus Ihrem Leben?
Macht die große Wohnung wirklich glücklicher? Muss es unbedingt der teure Urlaub sein? Braucht man überhaupt Statussymbole? Es gibt Menschen, die diese Fragen mit Nein beantworten. Sie verzichten bewusst, machen sich frei von Besitz, Leistungsdruck und Verpflichtungen. Oft fühlen sie sich freier und reicher als zuvor.

Haben auch Sie manchmal genug von all den Dingen, die wir anhäufen? Und haben Sie etwas aus Ihrem Leben aussortiert? Wir veröffentlichen hier Ihre persönliche Verzicht-Geschichte.
Wenn Sie sich inspirieren lassen möchten, lesen Sie hier einen Artikel über Menschen, die einen radikalen Schnitt gemacht haben.
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Ich will weniger!
Kleidung, Bücher, Auto, Eigenheim. Wir häufen Besitz an - und plötzlich haben wir es satt: die Sachen, die Verpflichtungen, die Verantwortung. Einige machen den radikalen Schnitt und verzichten bewusst auf Luxus.

"Es kam immer irgendwann das Nächste, das wir unbedingt haben mussten", Annette Job, Sozialpädagogin
Was sie wohl gerade macht? Luxushotels in Kanada putzen? Pilze in Alabama pflanzen? Oder in ihrem Van "Rusty" durch Alaska fahren? Seit Annette Job auf der Durchreise von La Palma nach Toronto einen Stopp in Berlin einlegte, sind ein paar Monate vergangen. Tief gebräunt hatte die 54-Jährige damals beim Kaffee gesessen und erzählt, wie sie sich seit zwei Jahren durch die Welt "wwooft". "Wwoofen" heißt, dass man gegen Kost und Logis und manchmal auch für ein kleines Taschengeld arbeitet. Annette Job bestreitet so ihr Leben. Ihr neues Leben. "Wenn ich nur einen Koffer und einen Rucksack dabeihabe, kann ich spontan entscheiden, was ich machen will", sagt sie, "und diese Freiheit ist unbezahlbar."

Zurück auf "Los". Nach einem Sabbatjahr und der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten hat die Sozialpädagogin gewagt, was sich viele heimlich wünschen. Wie damals, als sie von zu Hause auszog, besitzt Annette Job weder Haus noch Garten, noch Schmuck, noch Möbel. Nicht mal mehr besonders viele Ersparnisse hat sie. Alles verschenkt und ihrem ehemaligen Partner und den Kindern überlassen. Dennoch fühlt sie sich reicher als zuvor in ihrem Wohlstandsleben. "Ich konnte nie sagen: 'Alles fein, alles prima, und jetzt genießen wir das Ganze'", sagt Annette Job. "Es kam immer irgendwann das Nächste, das wir unbedingt haben mussten. Manchmal bin ich regelrecht verzweifelt daran."

Man muss gar nicht reich sein, um zu viel zu besitzen. Belästigt vom eigenen Kram - dieses Gefühl kennen viele, und zwar quer durch alle Gesellschafts- und Altersgruppen. Manchmal verschwindet es beim großen Frühjahrsaufräumen oder nach einer Verkaufsanzeige bei eBay. Manchmal aber auch nicht. Dann wird der Besitz zum Stressfaktor. Statt ihn zu genießen, sind wir damit beschäftigt, ihn zu finanzieren und zu pflegen. Oder seine Pflege zu finanzieren. Nicht er dient uns, sondern wir dienen ihm. "Jedes Zuviel belastet uns wie ein echtes Zuwenig und kostet Energie und Lebensfreude", sagt die Münchner Psychologin Hildegard Ressel, die eines der ersten und klügsten Bücher über das Downshifting, das Herunterschalten, geschrieben hat.

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Ich will weniger!
"Ich habe mir selbst einen Goldenen Käfig gebaut", Arnd Corts, Wirtschaftsingenieur
Arnd Corts aus Hagen ist dieses paradoxe Gefühl, eigentlich alles zu haben und doch unter einem Mangel zu leiden, vertraut. Wie Annette Job machte auch er einen harten Schnitt. Vor zwei Jahren stand der 43-jährige Wirtschaftsingenieur kurz davor, die Sportartikelfirma seines Chefs zu übernehmen. Er hatte im Laufe seiner Karriere für seine vierköpfige Familie ein geräumiges Haus gebaut, fuhr einen Oberklasse-Wagen mit vielen Extras, trug eine Luxusuhr und besaß eine Bibliothek mit wertvollen Büchern. Dazu kamen Sommer- und Winterurlaub, Mitgliedschaften in exklusiven Clubs, alle zwei Jahre ein neues Mountainbike - und die Bewunderung, die andere ihm entgegenbrachten.

Trotzdem haderte er. "Ich hatte den Ehrgeiz, Dinge zu erreichen, aber je mehr ich bekam, desto weniger habe ich sie genossen", sagt Arnd Corts. "Und mir war klar, wenn ich diesen Standard halten wollte, musste ich weiter Karriere machen." Zu Ende gedacht hieß das: Er würde seine Kinder auch in Zukunft nur schlafend sehen und kaum Zeit haben für Hobbys oder ein Ehrenamt in seiner Kirchengemeinde, die ihm wichtig war. Erstausgaben von Klassikern kaufen können, aber nicht mehr zum Lesen kommen? In Absprache mit seiner Frau kündigte Arnd Corts und gründete einen kleinen Internethandel. "Das war wie mit der Rute, an der eine Möhre hängt", sagt er. "Ich bin den Sachen hinterhergelaufen und habe mir selbst einen goldenen Käfig gebaut."

Warum lassen wir unser Leben von Statussymbolen diktieren?
Wie kann es so weit kommen? Warum lassen wir unser Leben von Statussymbolen diktieren, über die wir früher gelacht hätten? Obwohl wir uns nicht für so oberflächlich halten und auch nicht für leicht verführbar, geraten wir unmerklich in den Konsumsog. Hinzu kommt, was unsere Eltern uns vorgelebt haben. "Die Erfahrung der Kriegsgeneration spielt eine Rolle", sagt Psychologin Ressel. "Die Angst vor materiellem Verlust, die Entwurzelung, der Mangel." Besser zu viel als zu wenig haben, lautet die Lehre, die viele dieser Menschen gezogen und an ihre Kinder weitergegeben haben. Besitz bedeutet auch Sicherheit.

"Meine Mutter hat unter meiner Entscheidung anfangs wirklich sehr gelitten. Sie dachte, dass ich sozial abrutsche", sagt Annette Job. Erst als sie ihre Tochter beim "Wwoofen" in ihrer Unterkunft auf La Palma besuchte, das gepflegte Haus sah und die anderen Wwoofer kennen lernte, war sie wieder beruhigt. Den drei erwachsenen Kindern hingegen ist das neue Leben ihrer Mutter bis heute nicht ganz geheuer. "Jedes Mal, wenn ich zurückkomme, rechnen sie damit, dass ich all meine alten Werte über Bord geworfen habe", sagt Annette Job. Davon ist die einstige Cabrio-Fahrerin jedoch weit entfernt. Werte wie Fleiß und Verantwortungsbewusstsein sind ihr nach wie vor wichtig, und krankenversichert ist sie auch. Außerdem begrüßt Annette Job jede neue Stadt mit einem Glas Champagner, bevor sie dann ins Youth Hostel geht. "Und als ich im Winter als Housekeeper in einem kanadischen Hotel gearbeitet habe, habe ich zusätzlich zu freier Kost und Logis noch eine Skiausrüstung, eine Liftkarte und einen Saunapass ausgehandelt."

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Ich will weniger!
"Von außen sieht man mir nicht mehr an, dass ich im Leben was geleistet habe", Edda Stowasser, Rentnerin
Was leisten wir uns, nur weil wir das Geld dafür haben, und was, weil es uns zufrieden macht? Annette Job kann diese Frage, die Psychologin Ressel für entscheidend hält, heute spontan beantworten. Früher hingegen hätte sie ziemlich nachdenken müssen. Wie die meisten Menschen in Konsumgesellschaften. "Jeder Wunsch, der sich erfüllt, gebiert augenblicklich Junge", zitiert Hildegard Ressel das geflügelte Wort von Wilhelm Busch. Dabei muss der Schritt gar nicht so radikal sein wie bei Annette Job. Edda Stowasser zum Beispiel löste vor zwei Jahren "nur" ihr Reihenhaus in Hamburg auf. Die 69-Jährige, deren Vater zur See gefahren war, hatte ihr Leben lang vom Reisen geträumt. Weil sie von ihrer Rente nicht gleichzeitig reisen und ein Haus unterhalten das Haus gegen eine kleine Eigentumswohnung in einem generationsübergreifenden Wohnprojekt in Ahrensburg zu tauschen. Ein halbes Jahr lang dauerte das Aussortieren. Dann zog sie von 200 auf 60 Quadratmeter. "Es war wie eine Befreiung", sagt sie.

Umso mulmiger wird es Edda Stowasser, zu sehen, dass ihr Besitz schon wieder wächst. Der Grund: Während sie es als Gewinn empfindet, weniger als früher zu haben, erkennen ihre Bekannten und Kinder darin einen Mangel, der ausgeglichen werden muss. "Meine Schubladen quellen schon wieder über", sagt Edda Stowasser. Jüngst hat sie deshalb ein Mitbringsel-Verbot verhängt. Erlaubt ist nur noch "Flüchtiges": Blumen oder Essbares. "Ich möchte mit einem Lächeln sterben, und dafür muss ich an etwas denken, das mir in meinem Leben gelungen ist", sagt sie. "Die perfekte Gläsersammlung ist das nicht."

Edda Stowasser hat gelernt, echten von falschem Wohlstand zu unterscheiden. Dabei half ihr eine einfache Frage: Ändert sich etwas an meinem Gefühl, wenn ich diesen Gegenstand besitze - ja oder nein? Trotzdem muss auch sie manchmal kämpfen. Nach wie vor lösen Schnäppchen bei Edda Stowasser immer mal wieder einen Kaufreflex aus. "Und wenn ich in Hamburg vor den schönen Schaufenstern stehe, dann werde ich ganz unzufrieden", sagt sie. Tiefer geht allerdings ein anderer Zwiespalt: Obwohl sie weiß, dass jemand, der viel besitzt, nicht mehr wert ist als jemand, der wenig hat, wünscht sie sich manchmal ihr Reihenhaus zurück: "Das Haus hat allen gezeigt, dass ich etwas in meinem Leben geleistet habe", sagt sie. "Heute sieht man mir das nicht mehr an."

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Ich will weniger!
"Wir wollten nicht zum Sklaven der Dinge werden", Christiane und Hannes Solbach, Illustratorin und Werber
Andererseits kann uns das materielle Abspecken auch helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen: Wer ist an mir interessiert, weil ich so bin, wie ich bin, und für wen ist bloß wichtig, was ich habe?

Christiane Solbach und ihr Mann Hannes fallen immer wieder mal bei Bekannten durch. Das Ehepaar wohnt im schicken Hamburger Stadtteil Eppendorf. Sie ist selbständige Illustratorin, er Mitinhaber einer gut gehenden Werbeagentur. Die beiden könnten sich einiges leisten - aber sie wollen es nicht. Seit 20 Jahren leben sie in derselben gemieteten Etagenwohnung, kochen in derselben Küche, benutzen dieselbe Stereoanlage. "Wir sind einfach so gestrickt", sagt Christiane Solbach. "Wir müssen nicht auf jeder Welle mitschwimmen." Der Vorteil: Statt mühsam Kredite abzahlen zu müssen, genießen sie finanzielle Unabhängigkeit.

Je älter sie werden, desto glücklicher sind sie darüber. Das ewige Streben nach mehr, das sie in ihrer Umgebung beobachten, wird ihnen hingegen immer unheimlicher. Christiane Solbach kennt Küchen, in denen aus Rücksicht auf die Edelstahlfronten kein Fleisch mehr gebraten werden darf, und Menschen, die aus Angst um ihr sündhaft teures Edelholzparkett keinen Besuch mehr empfangen. "Das hat doch nichts mit mehr Lebensqualität zu tun", sagt sie, "das macht doch unfrei."

Aber komplett können sie sich nicht den Werten der Konsumgesellschaft entziehen. So würde Hannes Solbach konnte, entschied sie sich nach dem Auszug der Kinder, gern einen kleineren Firmenwagen fahren. Doch aus Angst, dann als erfolglos abgestempelt zu werden, lässt er es. Von anderen Dingen hingegen konnte er sich trennen. Dazu zählen auch seine Sammlungen von historischen Reklameschildern, Karussellpferden und Werken von Hamburger Malern. "Sammeln ist schön - aber was will man damit anfangen? Letztlich verstaubt alles nur." Sogar das urgemütliche, reetgedeckte Wochenendhaus in Schleswig-Holstein, das sie vor zwölf Jahren günstig erworben und über Jahre selbst renoviert haben, wollen die Solbachs verkaufen. "Wir hatten eine Phase, da waren wir in dem Haus superglücklich", sagt Christiane Solbach, "dann fi ng es uns an zu stören, dass wir jedes Wochenende rausfahren mussten, um uns um das Haus zu kümmern." Nun haben sie es inseriert. "Wir wollen nicht zum Sklaven der Dinge werden", sagt Hannes Solbach. "Mit 59 weiß ich: Ich muss nicht mehr alles besitzen."

Wieder Zeit für die Kinder
Auch Arnd Corts, der nach seiner Kündigung eine Ausbildung zum Coach gemacht hat und neben seinem Internethandel andere Menschen beim Downshifting berät, ist nicht mehr mit Autos, Uhren und Hightech zu locken. "Wenn man herausgefunden hat, was einem wirklich Sinn gibt, dann ist ein großer Besitz plötzlich nicht mehr so wichtig", sagt er.

Statt der beiden großen Autos fahren er und seine Frau heute einen sparsamen Kleinwagen. Weil sie nicht mehr so viel finanzieren müssen, sank seine Arbeitszeit von 60 auf 30 bis 40 Stunden. Arnd Corts hat Zeit für seine Kinder, fährt wieder Mountainbike und ist in seiner Kirchengemeinde aktiv. Außerdem hat er das Spazierengehen entdeckt. "Wetterfeste Kleidung, ein paar gute Schuhe. Manchmal bin ich überrascht, mit wie wenig ich glücklich sein kann", sagt er.

Auch Annette Job wünscht sich, dass "jeder Mensch mal ausprobiert, wie es sich mit weniger lebt". Sie selbst trauert ihrem Besitz nicht nach. "Wenn meine Eltern mich brauchen oder Enkelkinder kommen, will ich versuchen, in Deutschland nach dem "Wwoofer-Prinzip" zu leben." Edda Stowasser arbeitet ebenfalls weiter daran, ihren Besitz zu reduzieren. Als Nächstes will sie sich ihre Urlaubsfotos vornehmen. Nicht, um ihre Vergangenheit zu löschen, sondern weil sie "zig Bilder von irgendwelchen unbekannten Urlaubsbekannten" hat. An die wird sie nicht denken, wenn sie irgendwann im Sterben liegt und nach einer glücklichen Erinnerung sucht, da ist sie sich sicher. An ihre Fahrradtour vom letzten Sommer hingegen schon. Drei Monate lang ist Edda Stowasser durch Deutschland geradelt. Nur mit zwei Packtaschen und einem Zelt. "Das war mein größter Wunsch: allein ins Ungewisse zu radeln", sagt sie.

Was haben Sie aus Ihrem Leben aussortiert? Wir veröffentlichen hier Ihre Geschichte.

Re: Aussortiert - Was entsorgen Sie aus Ihrem Leben?

Uschi @, Dienstag, 23.02.2010, 09:05 (vor 5332 Tagen) @ Eva

Guten Morgen Eva,

*danke* für den Artikel! Er regt mich an nachzudenken, warum ich selber vielleicht so klammere. Auch, wenn ich mich in letzter Zeit nicht über den Beitrag von Rieke, Zitat: "7Wochen ohne vollgestellte Diele und dem Nähe-Wagnis, die Haustür weit zu öffnen", geäußert habe, mache ich mir Gedanken. Überlege ich, was ich verändern möchte. Überlege *warum* es so ist, wie es ist? Warum geht es manchmal so schleppend? Wahrscheinlich werde ich ihn heute oder morgen noch einmal lesen.

Nun werde ich erstmal mit der Morgenrunde beginnen. Ich wünsche allen einen positiven Tag.

Viele Grüße

nachdenkliche Uschi

Re: Aussortiert - Was entsorgen Sie aus Ihrem Leben? - brigitte-woman.de/aussortiert

ChaosQueen, Dienstag, 23.02.2010, 11:42 (vor 5332 Tagen) @ Eva

Hallo Eva,

vielen Dank, dass Du diesen Artikel mit uns geteilt hast.

Das Thema ist super interessant. Mir ging es so, als ich vor fünf Jahren aus meiner 24m² Studentenbude in meine 63m²-Altbauwohnung im obersten Geschoss zog und in die Einrichtung ca. die Summe eines neuen Kleinwagens investierte. Da saß ich nun auf meiner edlen Couch, blickte auf den riesigen Esstisch aus Massivholz und die Bilder von dieser Künstlerin, deren Galerie mich so begeistert hatte, die ich darüber gehängt hatte und fragte mich, weshalb ich mich nicht glücklicher fühlte sondern leer.

Und dennoch: Diese Gegenstände, die mich nicht glücklicher gemacht haben, sind auch Statussymbole, auf die ich - ehrlicher- aber nicht rühmlicherweise - nicht immer verzichten will. Manchmal schmücke ich mich gern mit diesen Federn, manchmal nerven sie mich. Interessant fand ich, dass die meisten "Ausmister" in dem Artikel um die 50 waren. Das scheint ein Alter zu sein, in dem man die Gelassenheit u die Lebenserfahrung hat, Einiges aus Abstand zu reflektieren und seinen eigenen Weg zu gehen. Obwohl es mich sehr reizt: Ich bin noch nicht soweit, alles loszulassen. Aber irgendwann - vielleicht mit 50? [image] - möchte ich da ankommen.

Wwoofen klingt übrigens toll! Ich glaube, ich werde das im Sommer mal mit dem Liebsten und/oder Freunden gemeinsam ausprobieren. Hat das hier schon einmal jemand gemacht?

Off Topic: Artikel

MarLe, Dienstag, 23.02.2010, 13:22 (vor 5332 Tagen) @ Eva

Liebe Eva,
ich finde es toll, dass du den Link teilst.

Ich finde es hingegen schade, dass du den Text einkopierst,
viel mehr würde mich deine Meinung, deine Worte interessieren.
Den Text kann ich selber nachlesen.
Zudem befinden sich die meisten Texte unter Urheberrecht,
ist also ein Wagnis sie in ein Forum reinzuschreiben, orginal
zu übertragen.
(Mit eigenen Worten wiedergegeben ist dahingegen öfter erlaubt)

Ich gebe zu, ich habe den Text jetzt nicht explizit nachgesehen,
ob irgendwo eigene Worte zu finden sind,
- beim letzten Posting habe ich's gemacht -
wenn, fände ich es toll, wenn du die abgrenzen könntest von der reinen Wiedergabe.
So finde ich es sehr schade, kann durchlesen und mir meine Gedanken machen,
weiß nicht, was dich so angesprochen hat, dass du den Text mit mir teilst. Schade.

Lieben Gruß
Marlene

Re: Artikel *aussortiert*

Eva, Mittwoch, 24.02.2010, 09:21 (vor 5331 Tagen) @ MarLe

Guten Morgen Marlene,

danke für deine Reaktion.

Ich finde es hingegen schade, dass du den Text einkopierst,

Wäre es dir lieber, ich würde nur den Link reinkopieren, oder gar keinen Link?

Zudem befinden sich die meisten Texte unter Urheberrecht,
ist also ein Wagnis sie in ein Forum reinzuschreiben, orginal
zu übertragen.

Ich habe den Artikel in der genannten Zeitschrift im Wartezimmer einer Ärztin überflogen und fand ihn lesenswert und später auch im Netz. Nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, dass nach einer Zeitlang die Link's nicht mehr anzuklicken sind, habe ich mir die Mühe gemacht und die 4 Seiten ins Forum kopiert mit der genauen Angabe, woher sie stammen.

Für mich war es stimmig so wie ich es machte. Hätte ich zuwider gehandelt, hätten Paladin und Birgit sich eingeschalten - nehme ich an.

(Mit eigenen Worten wiedergegeben ist dahingegen öfter

*öfter* dürfte ein dehnbarer Begriff sein.

erlaubt)
Ich gebe zu, ich habe den Text jetzt nicht explizit nachgesehen,
ob irgendwo eigene Worte zu finden sind,
- beim letzten Posting habe ich's gemacht -
wenn, fände ich es toll, wenn du die abgrenzen könntest von der reinen Wiedergabe.

Normalerweise mach ich das, wenn ich eigenen Text dazuschreibe. Den Artikel fand ich lang genug, so dass ich selbst nichts mehr dazu schreiben wollte.
Meine Worte und u.a. Gedanken wären untergegangen. Ich selbst hätte so einen langen reinkopierten Beitrag, der mit eigenen Kommentaren versehen noch länger geworden wäre, nicht mehr lesen wollen.

So finde ich es sehr schade, kann durchlesen und mir meine Gedanken machen,
weiß nicht, was dich so angesprochen hat, dass du den Text mit mir teilst.

Mich sprach an, dass ich mit weniger auch glücklich sein kann, und dass das in der Wohnung Angehäufte mich nicht auf Dauer glücklich macht, bzw. mit meinen Worten ausgedrückt eher *schwer behindert*.

Auch, dass es wichtiger ist, sich mit Kindern und/oder Menschen, die mir wichtig sind, zu beschäftigen statt die Zeit im Haushalt zu verbringen, was ich zwar schon Jahre weiß.

Wenn ich weniger habe, habe ich auch weniger in Ordnung zu halten und habe mehr Zeit für das, was mir wichtig ist.

Mit dem Artikel bekam ich wieder einen Schubs von Außen, der mir die Entscheidung erleichtert, was aus meinem Haushalt weiterzugeben oder wegzuwerfen oder erst gar nicht zu kaufen. Nach dem bekannten Fragen: "Brauche ich das wirklich? Macht es mich glücklicher, wenn ich es habe? Nutze ich den Gegenstand?"
Auch verwende ich Gedanken daran, dass ich mit guten Gefühl die gemütliche, weil übersichtlich, Wohnung verlassen kann - und andere Leute irgendwann meine Habseligkeiten aufzulösen haben.

Wenn ich an Mess denke, "bin ich im Mangelbewusstsein". Die Einsicht, dass ich, wenn ich aussortiere, zwar weniger habe, dennoch aus der "Fülle [http://www.kinesiologie-rhein-main.de/interessantes_fuelle.htm] schöpfen" kann, weil ich klarer in mir bin und mehr lebe, kam auch.

Das dazu...

LG Eva

Re: Artikel *aussortiert*

Wolfram, Mittwoch, 24.02.2010, 13:08 (vor 5331 Tagen) @ Eva

Wenn ich weniger habe, habe ich auch weniger in Ordnung zu halten und habe mehr Zeit für das, was mir wichtig ist.

Eva, woher weiß ich denn, was mir wichtig ist? Mir ist doch alles wichtig, darum habe ich doch soviel aufgehoben. Wenn mir etwas nicht wichtig wäre, bräuchte ich es doch nicht zu kaufen.

viele Grüße
Wolfram

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Re: alles wichtig ...

Micha @, Mittwoch, 24.02.2010, 14:00 (vor 5331 Tagen) @ Wolfram

Hallo Wolfram !

Wenn ich weniger habe, habe ich auch weniger in Ordnung zu halten und habe mehr Zeit für das, was mir wichtig ist.

... woher weiß ich denn, was mir wichtig ist? Mir ist doch alles wichtig, darum
habe ich doch soviel aufgehoben. Wenn mir etwas nicht wichtig wäre,
bräuchte ich es doch nicht zu kaufen.

Ich bin nicht Eva , aber mich spricht deine Frage an

... woher weiß ich denn, was mir wichtig ist ?

In dem ich es mir nochmals genauer anschaue ,
Hinschau , dahinterschaue - ist mir wirklich alles gleich wichtig ?
Hat das Eine mehr "Gewicht" als das Andere - bzw. ist es mal wichtig gewesen ?

Oft stelle ich fest , es ist mir wichtig es zu haben ... benützen ist nebensächlich .

Und das beshcäftigt mich immer wieder - noch leider "nur" gedanklich .

Oh - ich muß los ... [image] ~ Micha

Re: Artikel *aussortiert*

Andrea, Samstag, 27.02.2010, 16:04 (vor 5328 Tagen) @ Wolfram

Eva, woher weiß ich denn, was mir wichtig ist?

„Wichtig“ ist ja das, was eine besondere Priorität vor anderem hat.
Wem also alles wichtig ist, dem ist nichts wichtig.

An sich ist es wichtig, seine Wäsche zu waschen und den Müll runterzubringen.

Die alte Frage lautet ja „Haben oder Sein?“, aber ich würde einmal
umformulieren: „Haben oder Tun?“.

Wer erledigen will, der will weniger Dinge auf seinem Schreibtisch haben,
wer sammeln will, der will mehr Dinge auf seinem Schreibtisch haben.

Das Sammeln von Artikeln ist aber im Internet-Zeitalter schon ordentlicher
als vorher in der Papierzeit, weil man die ganzen Zeitungsstapel durch
eine Festplatte ersetzen kann.

Von 1000 gesammelten Artikel brauche/lese ich später tatsächlich nur etwa
10 noch einmal, das meiste wird abgelegt und nie wieder verwendet. Das
Problem ist nur, daß ich vorher nicht weiß, welche 10 Artikel ich später
noch einmal wieder lesen will. Sonst könnte ich natürlich gezielt nur die
abspeichern.

Re: Artikel *aussortiert*

Wolfram, Samstag, 27.02.2010, 18:04 (vor 5328 Tagen) @ Andrea

ich sammle ja auch schon viel auf der Festplatte, aber das Papier, das ich bekomme, liegt dann doch rum. Mir sind auch schon mehrere Festplatten kaputt gegangen. Wenn ich die Wahl habe, Festplatte oder Papier, hatte ich früher die Festplatte vorgezogen. Jetzt nutze ich das Papier zusätzlich als Sicherungskopie. Diese Fälle sind aber seltener.

viele Grüße
Wolfram

Re: Artikel *aussortiert*. Was ist wichtig? Notfallmappe, Ziele im Leben

Eva, Samstag, 27.02.2010, 19:13 (vor 5328 Tagen) @ Wolfram

Wenn ich weniger habe, habe ich auch weniger in Ordnung zu halten und habe mehr Zeit für das, was mir wichtig ist.

Eva, woher weiß ich denn, was mir wichtig ist? Mir ist doch alles wichtig, darum habe ich doch soviel aufgehoben. Wenn mir etwas nicht wichtig wäre, bräuchte ich es doch nicht zu kaufen.

Hallo Wolfram,

tja, ich habe damit auch oft so meine Herausforderungen ....
Vorrangig sind mir Menschen wichtig, die mir ans Herz gewachsen sind und gemeinsame Unternehmungen mit ihnen.
Und noch hat meine Papier-Wildnis hier einen überhöhten Stellenwert [image]. Ich bin auf "Großwildjagd" - heute Nachmittag sogar am Lieblingsarbeitsplatz im Freien in der Sonne [image].

Vor Jahren besuchte ich mal ein Seminar zum Thema Zeitmanagement. Hinterher fasste ich dazu im jetzt leider nicht mehr erreichbaren vorherigem Messie-Forum die im Seminar vorgekommene Geschichte vom Engel zusammen. Sie ging so ähnlich wie hier im Link http://vorarlberg.orf.at/magazin/studio/radiovorarlberg/stories/215856 beschrieben, wobei der Zeitraum zum Schluss nach meiner Erinnerung nach noch enger gesetzt war.

Dazu fand ich auch diesen Link: http://www.regenbogenwald.de/songtexte/st-basis-wenn ich nur noch einen tag zu leben haette.htm .

Du schriebst kürzlich, dass du die Wahl hast auszuwandern. Wenn du das ernsthaft vor hast, müsstest du dich entscheiden, was dir wichtig ist mitzunehmen. Alles geht ja nicht [image].

Was wäre dir bei einem Notfall enorm wichtig "zu retten"?
http://www.zeitblueten.com/news/1823/notfall-mappe/.

Wahrscheinlich hängt die Frage, was dir wichtig ist, auch mit deinen Zielen im Leben zusammen. Was willst du noch erreichen?
"Das Beste kommt zum Schluss" deutscher Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=lDWa2nVPrQ0

Bevor sich mein PC wieder aufhängt und mein Geschriebenes wieder weg ist, schicke ich diesen Beitrag ganz schnell ab .
Grüße von Eva

Re: Artikel *aussortiert*. Was ist wichtig? Notfallmappe, Ziele im Leben

Andrea, Sonntag, 28.02.2010, 00:22 (vor 5327 Tagen) @ Eva

Vor Jahren besuchte ich mal ein Seminar zum Thema Zeitmanagement.
Hinterher fasste ich dazu im jetzt leider nicht mehr erreichbaren
vorherigem Messie-Forum die im Seminar vorgekommene Geschichte
vom Engel zusammen.

Ja, das war am 30. Dezember 2000. Wenn Du willst, könnte ich Deinen
Beitrag 4353 erneut in dieses Forum kopieren.

Re: Artikel *aussortiert*. Was ist wichtig? Notfallmappe, Ziele im Leben

Wolfram, Sonntag, 28.02.2010, 00:23 (vor 5327 Tagen) @ Eva

Zeitmanagement habe ich auch mal mitgemacht. 80% der Arbeit können in 20% der Zeit erledigt werden. Die restlichen 20% brauchen 80% der Zeit. Darum dürfen wir nie etwas perfekt zu Ende machen. Einmal grob sauber gemacht reicht aus, jede Ecke sauber zu machen, braucht zuviel Zeit. Da gibt es viele Beispiele.

bei einem Wohnungsbrand geht die Notfallmappe auch verloren. Bei Einbruch und sonstiger Verlust evtl. auch.
Zeugnisse brauche ich eigentlich nicht mehr. Ich hab die nur aufgehoben, weil da über mich etwas persönliches drinsteht, wo ich nachvollziehen kann, dass schon in der Kindheit Probleme bestanden.
Geburtsurkunde habe ich wohl nicht direkt. Hab gehört, dass diese im Krieg verloren gegangen ist. Hab nur eine Ahnentafel, wo das Wichtige drinsteht.
Staatsbürgerschaftsnachweis, was ist denn das?
Reisepass kann neu ausgestellt werden.
Personalausweis weiß ich nicht. Müßte, wenn auch umständlich, auch ausgestellt werden können.
Führerschein ist registriert und kann dann neu ausgestellt werden.
Verträge können zwar wichtig sein, aber nicht lebenswichtig.
Vollmachten sind mindestens 3 Personen beteiligt. Einer hat bestimmt eine Kopie.
Sparbuch Nrn.
Mir ist ein Sparbuch verloren gegangen. Geld wurde trotzdem ausgezahlt und bei der Bank eine Vernichtungsnotiz gemacht.
Vertraute Person, habe ich nicht.

Notfallmappe daher für mich unbrauchbar und eine Mappe weniger, die irgendwo rumliegen könnte.

Viele Grüße
Wolfram

@ Eva: Kurze Rückmeldung...(war: Artikel *aussortiert*)

MarLe, Mittwoch, 24.02.2010, 17:43 (vor 5331 Tagen) @ Eva

Liebe Eva,
ich habe gelesen und mich sehrrrr gefreut.

Leider ist seitdem hier der Teufel los und ich komme überhaupt nicht zur Ruhe.
Das es jetzt bereits fast 18.00 Uhr ist, nicht zu fassen, der Tag ist bald vorüber
und ich habe ihn nichtmal beginnen könnenEs ging gleich -noch vor dem Wachwerden- mit ganz dollen Brocken los und seitdem
ist nichtmal Zeit zum essen gewesen.

Wollte dir nur kurz sagen: Habe gelesen
Ich finde es immer beruhigend, zu wissen, dass etwas angekommen ist,
vor allem, wenn nichts kommt
Ganz lieben Dank
Marlene

Re: Mangel vs. Fülle (war: Artikel *aussortiert*)

Schlumpfine, Donnerstag, 25.02.2010, 10:05 (vor 5330 Tagen) @ Eva

>Wenn ich an Mess denke, "bin ich im Mangelbewusstsein". Die Einsicht, dass ich, wenn ich aussortiere, zwar weniger habe, dennoch aus der "Fülle [http://www.kinesiologie-rhein-main.de/interessantes_fuelle.htm] schöpfen" kann, weil ich klarer in mir bin und mehr lebe, kam auch.
[quote]Das dazu...
LG Eva
[/quote]

Liebe Eva,
mit dieser knappen Zusammenfassung hast du mpMn den Nagel auf den Kopf getroffen!
Genau das erlebe ich derzeit beim radikalen Ausmisten nachdem mein No-Ma ausgezogen ist.

Weiter, klarer, übersichtlicher und geräumiger wirkt unsere Wohnung.
Wohnlicher, gemütlicher und einladender.
Gestern waren fünfundzwanzig (25!!!) Gäste zu einer Familienfeier hier. Es war Platz genug für alle.
Auch wenn die kleinen Kinder beim Essen auf dem Schoß ihrer Eltern sitzen mussten und wir die Mahlzeiten überhaupt nur schichtweise (auf 8 Stühlen an einem Tisch) einnehmen konnten.

"Geduldige Schafe gehen viele in einen Stall", sagt der Volkmund.
Unsere Gästen waren durchweg verträglich, hilfsbereit und fröhlich.
Es fiel mir leicht, Hilfe beim Auf- und Abtragen der Speisen und des Geschirrs, beim Zwischendurch-Handabwasch (weil die Spülmaschine zu langsam war), beim Gemüseputzen und Kaffee kochen anzunehmen. "Viele Hände schaffen schnell ein Ende".

Die tiefe Weisheit der von mir zitierten Sprichwörter konnte ich früher nicht annehmen, weil ich zuviel Angst hatte, "ertappt" zu werden: Als unfähige Mutter, lieblose Ehefrau, schlampige Hausfrau, unaufmerksame Gastgeberin ... was weiß ich ... als "Messie" eben, die ihr Leben nicht im Griff hat.

Mit der Unterstützung von Freunden und Verwandten hat sich mein Selbstbild (und das Aussehen meiner Wohnung) in den letzten 11 Monaten drastisch verändert. Und ich spüre, wieviel von meinem "Messie"-Selbstentwertungs-Denken einfach die Projektion von Leuten war, die ihren Selbstwert nur mit Hilfe von Abwertung und auf Kosten von "Versagern" nähren können. Es ist bitter, zu erkennen, dass Menschen, von denen ich mir Trost, Liebe und Unterstützung gewünscht hätte, diese Art der Selbstbestätigung so nötig haben, dass sie dafür die Liebe zu ihren nächsten Verwandten opfern müssen.
Bitter und befreiend zugleich.
Denn das ist nun wirklich deren Problem. Als sie auf dieses dünne Brett geraten sind, gab es mich noch gar nicht ... Ich kann nichts dafür und ich kann es nicht ändern. Ich ziehe mir die entsprechenden Schuhe jetzt nicht mehr an. Was mein Leben enorm erleichtert hat und stetig weiter erleichtert. Ebenso wie das Loslassen des Krempels, den ich teils geerbt und teils selbst angehäuft habe.

Danke für den Artikel, liebe Eva udn für eure Rückmeldungen dazu, liebe MMs.

GlG *winke* Schlumpfine

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