Hallo lisa,

das kenne ich nur zu gut.
Nachdem ich jahrelang gute Kundin dieser Kosmetikfirma war,
habe ich erkannt welchem Selbstbetrug ich erlegen war.

Es hadelt sich um handelsübliche (Billig-)Ware.
Die aber völlig überteuert angeboten wird.
Regelmäßig gibt es Rabattaktionen, die einem Schnäppchenpreise suggerieren.
Man muss sich schnell entscheiden.
Es gibt oft einen Sortimentswechsel,
damit man die angeblich neuen Produkte testen will.

Die mitgesendeten Proben sind gar nicht kostenlos.
Wir als Kundin zahlen das über den regulären Preis natürlich mit.
Wieviel solcher überalterten Proben habe ich schon entsorgt?

Diese ganzen Beigaben sind der eigendliche Kaufanlass.
Das machen sich die Kaffeeläden und Supermärkte auch zu Nutze.
Genau diese Beigaben bin ich dabei zu entsorgen:
Billig-Schmuck, Kosmetik- und Badetaschen, Spielsachen
Entscheidend für mich war die Erkenntnis,
dass ich mir selbst etwas vorgemacht habe.
Es ist ein Unterschied,
ob ich mir in der Drogerie ein Haarshampoo kaufe
oder mir der Postbote ein schönes Päckchen mit einem Brief darin
(natürlich mit persönllicher Anrede) und einer kleinen
Gratis-Aufmerksamkeit schenkt/schickt.

Ich habe diese ganzen Mini-Lippenstifte entsorgt.
Ich will keine Papierprobetütchen mehr haben.
Ich will kein Versandporto bezahlen.
Ich will keine Werbebriefe mehr haben und
auch kein Verpackungsmaterial entsorgen müssen.

Wenn mein Haarshampoo sich dem Ende neigt schreibe ich es auf den Einkaufzettel.
Wenn mir der Sinn nach einem neuen Schmuckstück steht,
dann kaufe ich mir hochwertigen Schmuck (auch als Wertanlage).
Daran habe ich länger Freude und
weniger ist mehr!

Ich will auch keine Sammelmarken mehr verwalten
oder mir meine Kundenkarte mit Sammelstempel abstempeln lassen,
um ein in China produziertes Plüschtier als Belohnung zu erhalten.

NEIN
Abstinenz von Y.R!
"Empfänger unbekannt verzogen" auf den nächsten Brief schreiben und das Problem ist erledigt.

Sakem

Hallo Lisa,

ich verstehe das nur zu gut. Das ist doch verlockend: es gibt was umsonst. Viele von uns sind von den Eltern zur Sparsamkeit erzogen worden. Und so ein Kettchen sieht ja auch verlockend toll aus. Wenn es dazu auch noch scheinbar nichts kostet, ist man in Gedanken schon im Laden.

Es ist gut, dass Du darüber nachgedacht hast, welche Motive bei Dir sonst noch eine Rolle spielen könnten, dass Du Dich bisher immer wieder von den Werbegeschenken hast verlocken lassen. In dem Wort Werbegeschenk steckt auch schon die ware Absicht des "Geschenks" von Yves und Co, nämlich den Nochnicht-Kunden zum Kunden zu machen, indem man ihn (oder sie) zum Kauf bestimmter Produkte verlockt, die man sonst vielleicht entweder gar nicht oder später in einem anderen Geschäft von der Konkurrenz gekauft hätte. Und wenn der Fisch erst mal an der Angel zappelt, bzw. der Kunde im Laden ist, kauft man meist nicht nur die Creme um das Kettchen zu ergattern, sondern auch noch einige andere Sachen.
Während man bei einem Geschenk im ursprünglichen Sinn des Wortes keine Gegenleistung erbringen muss, ist dies bei dieser Art von Werbegeschenken wohl der Fall. Die "Geschenke" von Yves sind an die Bedingung geknüpft, dass man etwas kauft. Ein echtes Geschenk soll dem Beschenkten Freude machen, die "Geschenke" von Yves sollen vor allem dem Schenker Freude machen, indem die Euros in seine Kasse rollen. Außerdem bezahlen alle Kunden die "Geschenke" mit, weil diese einfach auf den Preis für alle Waren von Yves umgelegt werden. ´

Also sollte man sich fragen:
1) Ist das "Geschenk" wirklich so toll, dass ich mich deshalb in den Laden locken lasse?
2) Brauche ich die Ware, die ich kaufen muss, um das "Geschenk" zu bekommen wirklich?
3) Würde ich die Ware auch kaufen, wenn es das "Geschenk" dazu nicht gäbe?

Wenn Du eine dieser drei Fragen mit ja beantworten kannst, kann es ein Grund sein, sich auf das Spielchen einzulassen. Und wenn Du sowieso diese Creme kaufen wolltest, dann kannst Du ruhig auch das Kettchen nehmen. Denn Du hast es sowieso bezahlt. Wenn Du meinst, dass es bei Dir zu Hause nur rumliegt, kannst Du es immer noch verschenken. Wenn Du alle 3 Fragen mit nein beanwortest, oder wenn Dir das Spielchen mit den "Geschenken" zu blöd und verlogen ist, dann ist die einzig richtige Entscheidung, wie Du schon erkannt hast: Finger weg.

Es gibt verschiedene Strategien, wie man mit den Werbe-"Geschenken" umgehen kann. Totalboykott oder Teilboykott, wobei man beim Teilboykott sich in einzelnen Fällen wohlüberlegt doch für das Werbe-"Geschenk" entscheidet.

Ist es denn so schön, etwas geschenkt zu bekommen, und wenn es nur von einer Firma ist?
Ist denn diese Illusion, einen "Freund" zu haben, der einem beschenkt, so gross, dass sie einem für einen kurzen Moment glücklich machen kann?

Sei ruhig mal nachsichtiger mit Dir. Es ist eine völlig normale und menschliche Eigenschaft, dass man sich über Geschenke freut. Genau das wissen auch die Werbestrategen und genau deshalb haben sie sich das Werbe-"Geschenk" augedacht.

Durchschauen tue ich diesen Mechanismus schon, aber was da aus dem tiefsten Unterbewusstsein drängelt und zwingt, das verstehe und weiss ich nicht.

Es ist doch schon sehr gut, dass Du darüber nachgedacht und Du den Mechanismus durchschaut hast. Und Du hast außerdem noch Deine Gedanken ins Forum gestellt und uns damit einen wichtigen Denkanstoß gegeben.
Wenn Du jetzt noch nicht weisst, was da in Deinem Unterbewußtsein passiert, lass es ruhen. Vielleicht wirst Du später die richtigen Gedanken dazu haben.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Grüße,
Sabine