re....Re: Altlasten - jede Woche eine beseitigen (Allgemein)

Urlaub1, Dienstag, 26.06.2012, 16:50 (vor 4478 Tagen) @ ChaosQueen

Salut ChCh,

ja so was gibts tatsächlich: man kann ned ohne einander auskommen, aber auch ned miteinander (also wenns mehr sein soll), hab ich auch so jemand.

Ja, die 1. Liebe, die ist es meist nicht, gibts nat. schon, aber ned so oft, denke ich. Bei uns gings ned, waren zu jung, hatten noch was Briefkontakt, det wars dann. Viele Jahre später fand ich ihm wieder in seinem Ort in den Bergen, er wollte ned fort von da, hinterm Reschenßass, O gott eine Fahrt, Serpentinen mit dem Bus, Bestell erst das Grab...Und ich wollte ned da hin, wäre zu weit fort von unserer Insel Nordsee. Friesen, Norddeutsche und Tiroler, nee,

Also mal schööööönen FA bald hier, wünscht Urlaub1

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Salut,
nachdem die Wohnung soweit ordentlich ist, geht es nun an die "Feinheiten", die ich schon seit Ewigkeiten mit mir rumschleppe. Diese Feinheiten sind vermutlich Altlasten, die ich bislang nicht loslassen konnte. Der Impuls, sie anzugehen, hatte einen an sich albernen Grund: Mein Exfreund hat geheiratet. Wir waren vor 5 Jahren zusammen, er hatte mich zwei oder drei Mal (ich weiß das nicht mehr so genau) gefragt, ob ich ihn heiraten will und ich habe jedes Mal verneint. Und obwohl ich sowohl damals als auch heute zu der Entscheidung stehe und stand, konnte ich diese Beziehung noch nicht vollends loslassen. Wie ein Geist, der nicht wirklich präsent aber auch nicht abwesend ist, schwebte dieser Mann über allem, was ich tat und fühlte. Die Verantwortung dieser Geister-Situation liegt einzig auf meiner Seite; Ich selbst habe es - unbewusst - so gewählt. Vielleicht um mich nicht wirklich erneut einlassen zu müssen und mein Herzchen vermeintlich zu schützen. Herausgekommen ist dabei ein Desaster und wirres Gefühlsmischmasch. Unter uns gesagt - vielleicht auch nur als Monolog, denn vermutlich liest das hier niemand - habe ich seitdem keinen Mann mehr so wirklich an mich herangelassen. Mein Herzchen hat das trotzdem nicht vor Verletzungen geschützt. Ganz im Gegenteil.
Und jetzt ist er also wirklich verheiratet. Ich wünsche ihm und seiner Frau alles, alles Gute. Wir haben uns wohl sehr geliebt, er sagte ich sei seine erste große Liebe, und obwohl ich es nicht aussprechen konnte, war es bei mir genauso. Gepasst hat es dennoch nicht. "Liebe allein reicht nicht aus", pflegte er zu sagen. Und ich begehrte temperamentvoll auf, Liebe sei das einzige, das wirklich zähle. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher. Liebe beinhaltete so viele Variablen, ohne sie zu Leben macht das Leben grau und trist, Liebe zu leben (und ich meine Liebe und nicht Verliebtheit) hingegen angreifbar und verletzlich. Doch wer denkt daran, wenn der Moment da ist? Ich nicht. Und das ist auch gut so.
Loslassen also. Ich möchte nicht arrogant klingen, aber Männer umschwärmten mich immer wie hungrige Motten das Licht. Nie ist es mir schwergefallen, einen davon loszulassen. Aber bei diesem Mann schon. Vielleicht muss ich ein bisschen darum trauern, mir The Way We Were und Annie Hall ansehen. Und die Altlasten physisch beseitigen. Ich habe es beendet, es ist nicht einfacher für denjenigen, der geht. Im Gegenteil: Der Verlassene kann wütend und verzweifelt sein. Er kann den Gehenden verachten, ihn zum Teufel wünschen. Aber der Gehende hat immerhin die Entscheidung getroffen. Er hätte sich ja auch anders entscheiden können, was er immer wieder vor sich selbst rechtfertigen muss, wenn Zweifel in seinem Kopf auftauchen.
Verheiratet. Puh. Das letzte, was er mir zukommen ließ, war ein Liedtext von (habe ich erwähnt, dass er einen furchtbaren Musikgeschmack hatte?) Reinhard Mey: Ich habe meine Rostlaube tiefergelegt. Ich habe nicht darauf reagiert. Habe stundenlang geweint, bis meine Taschentücher alle waren und dann weitergeweint. Aber das weiß er nicht. Was hätte es auch gebracht? Es war also meine Entscheidung. Ein Stück meines Herzens wird immer ihm gehören, aber jetzt ist es an der Zeit endlich, endlich loszulassen.
Ich verabschiede mich also mit den Worten von Natalie Cole und all derer, die es vor und nach ihr gesungen haben:
I wish you bluebirds in the spring, to give your heart a song to sing
And then a kiss, but more than this, I wish you love.
And in July a lemonade, to cool you in some lazy glade
I wish you health, and more than wealth, I wish you love.
My breaking heart and I agree, that you and I could never be
So with my best, my very best, I set you free.
I wish you shelter from the storm, a cozy fire to keep you warm
And most of all, when snowflakes fall, I wish you love.
All kinds of love, a whole gang of love.
[/i]
Und weil es viel einfacher ist, zuerst physisch und dann emotional aufzuräumen und weil beides für mich Hand in Hand geht, packe ich meine physischen Altlasten heute an. Jede Woche eine. Ich starte mit der Kruschel-Ecke in der Küche. Als nächstes ist Gardening dran. Dann die Abstellkammer. Über dem Kühlschrank. Dann der Keller. Die Reihenfolge ist variabel.
So, los gehts!


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