Re: Willkommen! (Allgemein)

Lemmy, Dienstag, 14.08.2012, 15:15 (vor 4283 Tagen) @ Donna

Dieses Forum war sozusagen das Trittbrett dafür, mein Leben zu ordnen,

Hallo Lemmy,
ich kann mich jetzt nicht an deinen Namen erinnern, aber ist ja schön, wenn du es so gut geschafft hast! Magst du mal ein bisschen über dein Vorgehen, das dir geholfen hat, berichten?
Gruß
Donna

Hallo Donna, sorry dafür, dass meine Antwort etwas länger dauert, meine Todo-Liste wollte die Antwort hier nicht zulassen. Eigentlich war es nicht die Zeit, sondern, was schreibe ich hier eigentlich. Bekomme ich es überhaupt zusammen, habe ich mich überhaupt verändert, oder ist im Grunde alles beim Alten geblieben?

Aber dazu gleich mehr :-)
Ich entschuldige mich ebenfalls an dieser Stelle, dass dieser Text sehr lange/ausführlich geworden ist. Ich hoffe trotzdem, dass der eine oder andere für sich etwas mitnehmen kann.

Es muss in der Zeit zwischen 2003-2005 gewesen sein, als ich mich hier anmeldete, zum ersten Mal einen Beitrag in einem Messie-Forum einstellte.
Damals war ich mitten in einer Umschulung zu einem Beruf, den ich - so kann ich heute sagen - nicht gerne mache.
Schulbank drücken, lernen, schlimmer noch, unnötige Sachen lernen, so war mein damaliges Bildungsleben.

Keinen Partner, keine Kraft für weitere Regelmäßigkeiten, meine Bude sah aus, als wäre eine Bombe hinein gefallen. Zu meinem Problem, unordentlich zu sein, kamen weitere hinzu. Ich konnte, nichts wegschmeißen, musste alles aufheben, weil man es ja noch gebrauchen, für andere hergeben, oder reparieren kann. Ebenfalls hatte ich damals die einzigartige Schnapsidee, Schlitze in meiner Mietwohnung zu klopfen, um alle möglichen Kabel zu verlegen.
Angefangen hatte es ganz harmlos, ich maß einen Kriechstrom auf dem Computergehäuse, bekam gar einen leichten Stromstoß als ich auf das Gehäuse langte. Erst nachdem die Bude von Holzdecke, Tapeten und Verputz befreit war, ich ein richtiges Chaos angerichtet hatte, kam ich auf den Trichter, dass ich ja hätte den Vermieter kontaktieren können. Doch nun war es leider zu spät. :-)
Der würde mich töten, wenn ich es so vorzeigen würde, so meine Befürchtungen.

Als ich dann hier las, wie es anderen ergeht, konnte ich mich damit vergleichen. Ich wusste zwar, dass in mir noch keine Krankheit steckt, ich jedoch alle Anzeichen dafür habe, es krankhaft werden zu lassen, meine Situation damit zu verschlimmern. Ich durfte das erste Mal zugeben, Anzeichen eines Messies zu haben, vielleicht gar schon ein Messie zu sein. Vielleicht sträube ich mich immer noch es zuzugeben?


Zum Teil schämte ich mich, die Wohnungstür aufzumachen. Es war mir ein Unding, Freunde ohne vorherige Anmeldung zu empfangen. Wenn Handwerker vorbei kamen, konnte ich mich nicht locker machen, musste - mehr aus Verzweiflung - so tun, als sei ich gerade beim Renovieren. War ich zwar auch, jedoch schon eine längere Zeit und kam einfach nicht weiter, konnte nicht dabei bleiben, endlich fertig machen was ich angefangen hatte.

Teufelskreis!
Und weil es mir an Kraft fehlte, ich so richtig schön down war, keine Lust für Unternehmungen, meine Hobbys mir keinen Spaß bereiteten, alles mich nicht weiter brachte und ich bei jeder Steuererklärung unter Druck geriet, kam auch noch dazu eine Behörde, das statistische Landesamt, um mich zu zwingen persönliche Fragen zu meinem Umfeld, meinem Gehalt und so weiter zu beantworten. Ich stellte mich auch hier quer und hatte wegen einer 90,- Strafe auch schon den Gerichtsvollzieher am Nacken der deswegen kurzer Hand mein Fahrzeug pfändete.
Ich dachte darüber nach, meine Tür mit einem elektronischen Überwachungssystem auszustatten, dass ich auch immer sehen konnte, wer an der Tür steht.

Ich war hilflos, ohne Gegenwehr!
Jedoch, was ich damals nicht wusste, diese Gegenwehr, brachte mich nur noch mehr in Schwierigkeiten.

Was es genau war was ich aus diesem Forum hier mitnehmen konnte, genau kann ich es auch nicht mehr sagen. Zum einen waren es die Todo-Listen was mit weiter brachte, zum anderen aber auch CelestinesHeiligesLand, deren Vorstellung von einem Fleck der immer sauber sein sollte, mich weit voran brachte, mir Mut gab und ich lernen konnte, in kleineren Schritten viel besser zum Ziel zu kommen. Das Ziel war, Besserung, Linderung meines Lebensschmerzes!
Hilfreich für mein Weiterkommen war übrigens auch das Vorher/Nachher Bilder machen. Dadurch konnte ich mich loben, konnte ich mir Mut machen, meinen Fortschritt festhalten. Hier ist zum Beispiel, meine Bildersammlung von aus der Zeit um 2006:
http://malemmy.magix.net/


Ich bemerkte durch das Aufschreiben im Messie-Forum, das ich es mag, das Schreiben in einem Forum.
Es strukturierte mich, das aufzuschreiben, was mir am Herzen liegt, was als nächstes kommt. Ich erinnerte mich daran, dass ich schon immer gerne schrieb. So kam es dann auch, dass ich mich, ca. 2 Jahre später, in einem weiteren Forum anmeldete, ein Big-Brother Forum. Es faszinierte mich, den Leuten zuzuschauen. Ab und an machten die regelmäßig Turnübungen um fit zu bleiben, ich hoppste einfach mit. :-)

Ich schrieb Tagebuch in diesem Forum. Alles was über den Tag alles passiert, ich schrieb es für diejenigen auf - weil ohne Skype -, die es nicht sehen konnten.
Und obwohl es ziemlich langweilig war zuzuschauen, brachte ich es durch meine Wortwahl fertig, Freude daran zu empfinden. Plötzlich war der Tagesablauf gar nicht so öde, es passierte zwar nichts, doch ich entdeckte immer wieder etwas, über dass es sich lohnte zu berichten. Ich lachte über das was ich schrieb. Mir hat das ne Menge Spaß bereitet, über unnötige Dinge zu schreiben.

Nebenbei habe ich es in langsamen Schritten auf die Reihe bekommen, zu dem zu stehen was ich bin: Ein Chaotischer Mensch. Und jedoch, da ich darüber mit meinem Umfeld sprach, Hilfe suchte, wurde mir irgendwann Hilfe angeboten. Vielleicht war es die Sache mit dem Geld, was mich hierbei sehr weiter brachte. Ich bemerkte an mir, dass ich es schon immer als etwas Erdrückendes empfand, Schulden zu haben. Hierbei war der Kauf von Materiellen Dingen nur eine Flucht, ein Ventil vor diesem Druck. Zu meinen Hypotheken Schulden, wuchsen damals die beträchtlichen Privatschulden, weil ich es nicht auf die Reihe bekam, nur so viel auszugeben, als wie ich auch verdiente. Ich habe mit meinem Freund einen Vertrag aufgesetzt, um aus diesen Schulden herauszukommen. Es hat 3 Jahre gedauert, dann war ich zumindest meine privaten Schulden auf dem Girokonto los.

Ein herrliches Gefühl! [image]

2008 war es dann, setzte mir daraufhin den Plan, auch meine Hypothekenschulden los zu werden. Ich wollte in 5 Jahren fertig damit sein. Ohne die Private Unterstützung, wäre dieses Vorhaben jedoch auch nicht möglich gewesen.

Obwohl ich immer noch nichts wirklich auf die Reihe brachte, keine Hobbys mir Spaß machten, Unternehmungen für mich eher unliebe Pflichtveranstaltungen für mich waren, hatte ich mich mittlerweile zumindest soweit geöffnet, dass ich ein Klassentreffen aus der Grundschule mit organisierte. Aus einem dieser damaligen Telefonate stammte der Tipp, ein besonderes Buch zu lesen, von Julia Cameron, "der Weg des Künstlers".
Dieses Werk veranlasste mich im September 2008 dazu, Morgenseiten zu schreiben. Drei Seiten, auf ein DIN a. 4 Block, mit der Hand, täglich. Ich hörte damit nicht auf, mache das seither, bis heute.

Durch das tägliche Schreiben bemerkte ich, dass ich mich gerne mit Leuten austauschen wollte, die das gleiche wie ich tun. Ich erzählte dass eher beiläufig während einer Unterhaltung mit einem Nachbarn der Besuch hatte. Dieser Besuch hatte nichtsahnend für mich recherchiert und mir den Tipp, für ein weiteres Forum zukommen lassen, ein Schriftsteller-Forum. Nach der Anmeldung im April 2009, ging es recht schnell voran, sodass ich schon Ende 2009 meinen ersten Entwurf für Roman schrieb. 50000 Wörter innerhalb eines Monats. Einfach so, nur zum Spaß, um festzustellen, ob ich das kann.

Erster NaNoWriMo 2009.
Weiter Schreibmonate folgten im Jahr 2010,2011.
Mehr zur Freude meines Erfolges, schrieb ich Gedichte, Kurzgeschichten, sogar 2 Drehbücher sollten mir Spaß bereiten.

Mein Leben war wieder im Wind, meine Segel gesetzt lies ich mich davon gleiten, steuerte voran. Ich bekam sogar wieder die Lust Sport zu machen, trainierte bis 2011, 2-mal regelmäßig Taekwondo.
Obwohl mein Umfeld irgendwie immer noch nicht das war, was man von einer aufgeräumten Wohnung halten sollte, war ich zufrieden mit mir selbst und guter Hoffnung, diese Ziele, gesetzt in kleinen Schritten angehen zu können.
Das lustigste auch, dass mir durch das Romanschreiben auch wieder die Todo-Listen begegnet sind, ein unverzichtbares Accessoire eines Schreibers!

Bis letztes Jahr half mir ein Freund, mich von 3 Auto- und 2 Anhänger-Ladungen Gegenstände aus Garage und Wohnung, meist unbrauchbarer Müll zu trennen, meinen Teppich in der Wohnung zu entsorgen, Laminat zu legen, um endlich auch ein Raum zu haben, worin nur Dinge sind, die ich auch wirklich benötigte, ein großes heiliges Reich!
Seither vollzog ich eine Wende. In kleinen Schritten trenne ich mich von Gegenständen, die ich seit ewiger Zeit nicht in mehr der Hand habe. Ich fühle mich bei jedem kleinen Teil wohler um wohler. Ich fühle mich so, als hätte ich 40 Jahre lang, ein halbes Leben Dinge unnötige, mir nun Fremd gewordene Dinge gesammelt, dabei doch auch Zeit meines Leben verschwendet.

Denn im Ende ist von diesen Dingen nur die Erinnerung wichtig. Das Materielle darf nun aus meinem Leben gehen.
Erinnerungen dürfen ja gerne bleiben, und wenn sie nicht bleiben, dann sind sie auch nicht wichtig gewesen.
So mache ich Bilder von allem was ich entsorge, weggebe oder wegschmeiße, um mich wenigstens von diesem Ballast zu trennen.

Ich frage mich bei allem, was ist mir dabei wichtig!
Bei neuen Anschaffungen bedenke ich, ob ich es wirklich b rauche, oder ob es nur wieder ein Teil in mir ist, dessen Befriedigung nicht lange anhält. Ich frage mich, ob ich mir die Zeit damit aufopfere, ob das nötig ist, oder ob es wichtigeres im Leben gibt.
Das klappt leider nicht immer.
Letztens habe ich ein ViewPad haben wollen, dabei einen 12Monatsvertrag unterschrieben. Doch zumindest habe ich damit ein APP am Laufen, ich nenne sie liebevoll: "Astrid", die mich in regelmäßigen Abständen, täglich oder öfter an meine Termine oder Todos erinnert. :-)

Aber dennoch bleibt mir die Frage, habe ich es wirklich geschafft?
Diese Frage stelle ich mir ab und an.
Ich bin mir nicht sicher!

Denn im Grunde bin ich immer noch dabei mein Leben zu ordnen. Es kann sein, dass ich es ein Leben lang tue.
Mein nächstes Ziel ist, ich möchte, wenn nicht glücklich, dann wenigstens bei der Arbeit zufrieden sein.

Das folgende was ich zwar gelernt habe, muss auch ich versuchen, immer wieder zu üben, bevor ich es wieder vergesse.
Was ich also mitnehmen konnte, weil es mir geholfen hat:

Mich mit allen Tricks die ich zur Verfügung habe zu motivieren,
mich nicht mit zu hohen/weit voran geschrittenen Menschen zu Vergleichen, um meinem Selbstwertgefühl keinen Schaden zuzufügen,
nicht aufschieben, was ich gleich erledigen kann,
Hilfe suchen,
Hilfe annehmen,
Schreiben, mich dadurch reflektieren,
offen sein, bereit fürs Leben,
durch positives Denken erlangt man positives Verhalten,
um zu leben muss man leben,
und vieles mehr, was ich sicherlich vergessen habe zu erwähnen
Weiterhin, viel Erfolg euch allen Lebens-[image]!
Lieben Gruß
Lemmy


gesamter Thread:

 

powered by my little forum