Film-Tipp: Messie - Löcher in der Seele stopfen - Mi, 13.8.08, WDR, 22-22:30 Uhr (Allgemein)

Eva, Dienstag, 12.08.2008, 12:19 (vor 5739 Tagen)

http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2008/0813/thema_4.jsp] = (Text o.B.)

Messie
Löcher in der Seele stopfen
Mittwoch, 13. August 2008, 22.00 - 22.30 Uhr.
Donnerstag, 14. August 2008, 13.00 - 13.30 Uhr (Wdh.).

Schätzungsweise 2 Millionen Menschen in Deutschland sind leiden unter dem sogenannten „Messie“-Syndrom. Messie stammt vom englischen Wort Mess: Unordnung, Chaos. Messies gibt es in jeder Gesellschaftsschicht und inzwischen findet man sie auch in fast jeder Altersgruppe ab 30 aufwärts. Tendenz steigend. Messies zeichnet sich dadurch aus, dass in seinem Leben Chaos und Unordnung regieren. Er sind nicht in der Lage aufzuräumen, ihre Sachen in Ordnung zu bringen oder einfachste Dinge des täglichen Lebens zu regeln.

Der Anteil von Frauen und Männern hält sich laut Schätzungen die Waage. Frauen versuchen aber eher als Männer was zu ändern und suchen Hilfe. Schon allein deshalb, weil die Rolle der Frau in der Familie immer noch klar als die definiert ist, die sich um Haushalt und Familie kümmert. Der gesellschaftliche und soziale Druck, der auf Messie-Frauen lastet ist deshalb viel höher als bei Männern.


Experten ordnen das Messie-Syndrom den Zwangsstörungen zu

In angemieteten Kellerräumen stapeln sich der Müll bis unter die Decke.Experten ordnen das „Messie-Syndrom“ den ZWANGSSTÖRUNGEN zu. Bisher haben sich noch nicht viele Wissenschaftler mit dem Messie-Syndrom auseinandergesetzt. Psychologen vermuten, dass Messies meist von starken Depressionen heimgesucht werden, die ausgelöst wurden durch Verluste von Partnern, Eltern oder auch Jobs. Auch frühkindlich erlebte Traumata oder Liebesentzug in der Kindheit sollen eine große Rolle spielen. Durch die Verlusterfahrungen entsteht bei den Messies eine Leere. Diese Leere in der Seele versuchen sie mit Dingen zu stopfen. Die Suchtsymptome sind vergleichbar mit denen eines Drogenabhängigen.
Messies sammeln unkontrolliert Sinnvolles und Unsinniges. Von Möbeln, Gebrauchsartikeln und Zeitungen bis hin zu kaputten Dingen, Joghurtbecher und Müll.
Man würde vermuten, dass sie sich mindestens von den älteren unbrauchbaren Dingen trennen können. Doch das Wollen stößt fast immer auf eiserne Schranken, weil es reflexartig eine Gegenreaktion auslöst - „Das könnte ich noch reparieren“, „zu schade zum schon Fortwerfen“ etc.

Die extremste Form des Sammelzwangs ist das „Vermüllungssyndrom“. Zu dem Anhäufen nutzloser Gegenstände in der Wohnung kommt die allgemeine Verwahrlosung auch durch das Sammeln von Müll. Häusliche und persönliche Hygiene werden vernachlässigt, die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück – bis in die vollständige soziale Isolation. Oft müssen die verdreckten Wohnungen zwangsgeräumt werden und die Betroffenen längerfristig professionell betreut werden.


Grundgefühl eines Messies

Marianne Bönigk-Schulz hat eine Messie-Selbsthilfegruppe gegründet.Marianne Bönigk-Schulz vom Förderverein zur Erforschung des Messie-Syndroms e.V. beschreibt das Messie-Syndrom mit den Worten „das Chaos ist das Prägnanteste: Das innere Chaos, das sich nach außen zeigt“. „Es ist, als ob man blockiert und gelähmt auf einem Stuhl inmitten des Chaos sitzt und einfach nichts tun kann. Die Betroffenen leiden darunter, dass ihre Gedanken immer wieder um die Bewältigung der einfachsten täglich anfallenden Arbeiten kreisen, und sie erleben oft eine Hoffnungslosigkeit, dieses Problem jemals in den Griff zu bekommen.“

Messies haben ein geringes Selbstwertgefühl. Ihr Leben ist geprägt von Angst, Panik, Scham und Selbstvorwürfen. Sie misstrauen grundsätzlich jedem Menschen, vor allem Nahestehenden. Das macht eine Beziehung zu einem Messie sehr schwierig.

Auch weil sie schnell wütend werden und Angst davor haben, dass man ihnen etwas wegnimmt.


Hilfe beim Messie-Syndrom

Das zwanghafte Horten kann sehr einsam machen. Anzuraten ist auf jeden Fall eine Therapie. Zusätzlich kann man auch zu den vielen Selbsthilfegruppen gehen, die es bundesweit gibt. Dort haben Messies die Chance andere zu treffen, denen es genauso geht. Das ist oft schon eine große Erleichterung.


Buchtipps
Dr. Rainer Rehberger:
„Messies – Sucht und Zwang. Psychodynamik und Behandlung beim Messie-Syndrom“
Klett-Cotta Verlag 2007, ISBN 978-3-608-89049-5
Rainer Rehberger, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Innere Medizin, Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker, hat ein informatives Buch über das Messie-Syndrom geschrieben.

Rainer Rehberger untersuchte bei seinen Patienten das Phänomen und fand bei allen Patienten übermäßigen Zwang in der Erziehung, gegen den die Patienten sich dann lebenslang an ungeeigneten Stellen zur Wehr setzen, unbewusst und für sie alleine nicht steuerbar. Ausführliche Fallsdarstellungen und differenzierte Beschreibungen der zugrunde liegenden Bindungsproblematik, die zu einer Unfähigkeit zu trauern führt, weshalb die Symptomatik häufig nach einem Verlust auftritt, runden das Buch ab.
Das Buch ist geeignet für den Fachmann, aber auch für alle Betroffenen. Letzteren werden Anlaufstellen genannt. Die verständnisvolle Beschreibung der zugrunde liegenden Psychodynamik und von Therapieverläufen kann wieder Hoffnung wecken.

Sandra Felton und Anita Jüntschke :
„Endlich weg mit dem Ballast!: Wege aus dem Messie-Chaos“
Brendow Verlag 2000, ISBN-10: 3870678453, ISBN-13: 978-3870678456
Für alle, die es schon immer geahnt haben, es sich und anderen aber nie eingestehen wollten. Ein kleiner Ratgeber, für solche, die noch ganz kleine Messies sind; oder jene, die nur Messie sind, weil sie keine rechte Zeit haben Ordnung zu halten. Viele nützlich Tipps und Tricks. Vom Organisieren des Alltags bis hin zum Entrümpelungskommando. Leicht und schnell zu lesen, komprimierte Fakten und eine gut Struktur

Eva Roth:
„Das Messie-Handbuch. Unordnung, Desorganisation, chaotisches Verhalten. Beschreibung und Ursachen“
Klotz Verlag 2005, ISBN-10: 3880744718, ISBN-13: 978-3880744714
Eva Roths Buch ist ein Ratgeberbuch, das aber nicht nur sachlich berät, sondern auch mit erfrischender Leichtigkeit und Komik über das Messie-Dasein berichtet. Man lacht erfährt aber im nächsten Moment auch tieftrauriges. Z.B. darüber welche Verletzungen Eva Roth in ihrem Leben erlebt hat.


Autorin: Charlotte Schwalb


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