Hallo Sabine!

drin, oder der Papierstapel links vom Schreibtisch ist nach stundemlangem Sortieren nur 2 cm kleiner geworden. Die intensive Arbeit, die dahinter steckt, ist beinahe unsichtbar.
Aber warum haben so viele Messies den Papiertiger als Verschieberli? Doch gerade weil es Konzentration erfordert und oft recht kompliziert ist. Also bei jeder Papiertigeraktion gilt, egal >wie wenig sichtbar der Erfolg ist: gut gemacht!

Danke! Bei mir ist es weniger das kompliziert sein, viele meiner PT haben keine logischen Gründe:

(ich spreche mal in der Vergangenheitsform, weil ich das nicht im Hier und Jetzt manifestieren möchte, auch nicht sprachlich)

- ich habe oft wochen/monatelang keine post aufgemacht
- aus scham mich nicht um dringendste verwaltungsarbeit gekümmert
- immer erst aktiv geworden, wenn es "richtig" teuer geworden ist

Warum? Nun, ich hab keine Ahnung - eine Ännäherung: ich glaube: zum Teil Überforderung (kein Mensch kann rund um die Uhr arbeiten - ich habe einen sehr schönen aber anstrengenden Job, da ist abends halt nicht mehr viel drin -aber das soll keine Ausrede sein) - zum anderen Teil: mein Leben ist ansonsten sehr schön: ich habe liebe Freunde, eine Arbeit die ich liebe und mit der ich gutes GEld verdiene und endlich die Beziehung, die mir gut tut, einen Menschen, der mit mir auf Augenhöhe umgeht und der einfach ein wunderbarer Mann und Mensch ist. Es passt also "eigentlich" alles - und offenbar macht mir das Angst. Darf ich wirklich rundrum glücklich sein?

(Das scheint mir der Hauptdämon zu sein).

Was hindert mich noch, es dann anzugehen: im Wesentlichen die Scham (warum hab ich das mit mir gemacht) und die Trauer (wie wenig muss ich mich geliebt haben um das zu tun) - dies führt oftmals zu einer völlig unlogischen Blockade, mit der ich das Elend weiter manifestiere.

Ein Vergnügen wird das zwar wahrscheinlich nie werden, aber vielleicht wesentlich einfacher.
Also fangen wir an, zu brainstormen. Mir fällt dazu ein:
- möglichst aufgeäumter Schreibtisch
- Strategien von der Uni (Hausarbeiten) als Inspirationsquelle
- Papiertigeraktion in Zwischenschritte unterteilen und diese auf einem Zettel oder Karteikarte notieren
- auf einem Zettel notieren, welche Unterlagen benötigt werden, welche vorhanden sind oder noch besorgt werden müssen
- Schmierzettel bereitlegen
- bei Formularen: wenn man mit einem Punkt nicht weiterkommt, auf einem Zettel notieren "Punkt 8: Sowieso nachgucken" und beim nächsten Punkt weitermachen. Wenn das Formular fast fertig ist, kann man die Punkte auf dem Zettel nachholen
- ein Drucker-Kopierer ist Gold wert: wenn ich bei Formularen Kopien von irgendwelchen Unterlagen brauche, mache ich die mit meinem Kombidrucker und kann danach die Originalunterlagen sofort zurück in ihren Ordnern ablegen. Früher flogen die wochenlang in Papierstapeln rum bis ich erst nach langem Kopfzerbrechen wußte, in welche Ordner die gehören
- gutes Papiertiger-BB. Alle Unterlagen, die in Ordnern schnell zur Hand sind, helfen beim aktuellen Papiertiger
- von allen ausgefüllten Formularen die ich bei Behörden abgebe, mache ich eine Kopie für die eigenen Unterlagen und hefte sie möglichst sofort ab
- eine Datei im Computer mit einer Liste über alle abgegeben Behördenbriefe und -formularen verschafft Überblick und kann hilfsam sein bei aktuellen Papiertigern

Gute Strategien!

Ich hab mir neuerdingst etwas aus dem Projektmanagement abgeguckt: ein Problemprotokoll (englisch: Issue-Log) - indem ich nach einem gewissen Schema die PT erfasse, priorisiere und terminiere. Weitere Spalten (es ist eine Excel-Liste, die ich auch einfach filtern kann) - z.B. Ansprechpartner und Status (offen, in Arbeit, erledigt) Ich bin noch am ausprobieren und es am wirken lassen, wenn es funktioniert, stell ich hier mal eine Beispieltabelle ein.

Das Zauberwort bei PT ist mir zum einen das GLEICH (nämlich JEDEN TAG GLEICH beim Nachhausekommen die Post aus dem Kasten nehmen UND öffnen)
- ein Posteingangskörbchen, in dem ich die geöffnete Post liegen habe
- ein fixer Termin zu dem immer die aktuelle Post der Woche erledigt sein muss

Was ich mir auch schon überlegt habe: eine Wiedervorlagemappe, wie sie von Sekretärinnen benutzt wird - Allerdings ist mir da die Gefahr zu gross: "aus den Augen aus dem Sinn).

Was vermutlich (sicher!) hilft: sind feste PT - Termine die man sich verbindlich setzt. Oder eben routinen - alle 2 Tage 20 Minuten.

Was es eben zu vermeiden gilt: dass solche Berge entstehen.
Das war jetzt erstmal mein Brainstorming dazu. Könnte vermutlich noch ewig schreiben, aber nu mag ich loslegen!
Danke für Dein Posting, vlt. fällt Dir ja auch nocht was ein.
Oder jemand anderem?

LG, Odille

Sabine