OT Hat jemand Erfahrung mit Waldorfschulen (Allgemein)

Bianca987, Sonntag, 18.05.2008, 11:15 (vor 6434 Tagen)

Hallo ihr Lieben,
brauche mal eure Hilfe. Meine Tochter 11 Jahre besucht die 5.Klasse einer Brennpunkthauptschule. Dort herrscht unterstes Niveau. Mobbing, Gewalt und Respektlosigkeit sind dort üblich. Meine Kleine kann auf keinen Fall an dieser Schule bleiben, da die Situation so weit eskaliert ist, dass sie täglich beleidigt, bedroht und angespuckt wird. Selbst wir Eltern werden beleidigt, beschimpft, angespuckt und sogar bedroht und angegriffen.
Die Hauptschule kehrt alles unter den Teppich. Der Lehrer ist machtlos und selbst Opfer dieser Jugendlichen. Die Schulleitung unternimmt nichts gegen die Täter außer Gespräche mit den Jugendlichen zu führen. Und die lachen sich darüber kaputt. Die Polizei sagt, die Entwicklung sei erschreckend, aber solange die Schulen nicht zugeben, dass sie Probleme haben, ist die Polizei auch recht machtlos. Und das Schulamt will davon gar nichts wissen und sagen unsere Tochter soll an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Soviel mal ganz kurz zum Problem.
Ein Schulwechsel wird von Schulseite befürwortet. Wir stehen vor der Wahl einer Hauptschule im Nachbardorf mit gutem Ruf und der Waldorfschule ( wobei ich nicht weis, ob sie einen Platz bekommt).
Ich habe schon einiges im Internet gelesen, würde aber gerne mal eure persönlichen Erfahrungen hören. Meine Kleine tendiert übrigens zur Waldorfschule, welche auch ihren Fähikeiten und Interessen sehr entspricht.
Bin gespannt auf eure Meinungen.
LG
Bianca

Re: Waldorfschulen

lisa, Sonntag, 18.05.2008, 12:05 (vor 6434 Tagen) @ Bianca987

Hallo Bianca

Nur ganz kurz, ich bin nämlich am Kochen. Etwas wirklich Konkretes kann ich Dir auch gar nicht sagen, nur soviel, dass ich mich vor ca. 5 Jahren intensiv mit Rudolf Steiner und seiner Antroposophie versucht habe auseinanderzusetzen. Habe Bücher von Rudolf Steiner gelesen und viel Parallel-Literatur zu antroposophischen Themen, Philosophie, Weltanschauung, Wiedergeburt, Christengemeinschaft, antroposophisches Kochen, Medizin und Schulwesen.

Glaube aber nun nicht, dass ich jetzt ein halber Professor bin. Nein, natürlich nicht!!

Jedenfalls, soviel habe ich daraus mitgenommen, dass die Waldorfschule, die ja auch von Rudolf Steiner begründet wurde, anscheinend sehr sehr fördernd für Kinder ist, weil diese Schule ganz individuell auf die Begabungen und Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes eingeht und es in diese Richtungen sehr gut fördert.

Nur, der Haken, der mir persönlich dann schlussendlich zu schaffen machte, war, dass diese Philosophie, so gut und positiv sie auch ist, im Endeffekt dann doch etwas zu doktrinär erschien.

Ich wünsche Dir gute Entscheidungsmöglichkeiten
und auch einen schönen Sonntag
lbg lisa

Re: OT Hat jemand Erfahrung mit Waldorfschulen

Helga-Maria, Sonntag, 18.05.2008, 23:12 (vor 6434 Tagen) @ Bianca987

Hallo Bianca,

nach meinen persönlichen Erfahrungen habe ich ein für allemal die Schnauze voll von alternativen Schulen und würde eine gute Hauptschule vorziehen, aber ich denke, es ist das Beste, wenn du nach deinem Bauchgefühl gehst. Besuch die Schulen, erkundige dich nach den Klassengrößen (bei Waldorf meist um die 40!), schau dir vor allem die Pausen an und wie der Umgang dort ist, vereinbare Gesprächstermine mit den Schulleitungen...etc.

Nur du kannst entscheiden,

viel Glück,

Helga-Maria

Hallo ihr Lieben,
brauche mal eure Hilfe. Meine Tochter 11 Jahre besucht die 5.Klasse einer Brennpunkthauptschule. Dort herrscht unterstes Niveau. Mobbing, Gewalt und Respektlosigkeit sind dort üblich. Meine Kleine kann auf keinen Fall an dieser Schule bleiben, da die Situation so weit eskaliert ist, dass sie täglich beleidigt, bedroht und angespuckt wird. Selbst wir Eltern werden beleidigt, beschimpft, angespuckt und sogar bedroht und angegriffen.
Die Hauptschule kehrt alles unter den Teppich. Der Lehrer ist machtlos und selbst Opfer dieser Jugendlichen. Die Schulleitung unternimmt nichts gegen die Täter außer Gespräche mit den Jugendlichen zu führen. Und die lachen sich darüber kaputt. Die Polizei sagt, die Entwicklung sei erschreckend, aber solange die Schulen nicht zugeben, dass sie Probleme haben, ist die Polizei auch recht machtlos. Und das Schulamt will davon gar nichts wissen und sagen unsere Tochter soll an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Soviel mal ganz kurz zum Problem.
Ein Schulwechsel wird von Schulseite befürwortet. Wir stehen vor der Wahl einer Hauptschule im Nachbardorf mit gutem Ruf und der Waldorfschule ( wobei ich nicht weis, ob sie einen Platz bekommt).
Ich habe schon einiges im Internet gelesen, würde aber gerne mal eure persönlichen Erfahrungen hören. Meine Kleine tendiert übrigens zur Waldorfschule, welche auch ihren Fähikeiten und Interessen sehr entspricht.
Bin gespannt auf eure Meinungen.
LG
Bianca

Mobbing

6903370, Montag, 19.05.2008, 08:46 (vor 6433 Tagen) @ Bianca987

Hallo Bianca,

ich habe keine Erfahrung mit Waldorfschulen und sowohl positive als auch negative mit Montessori-Schulen. Die sind teilweise sehr unterschiedlich. Das heißt, schau dir weniger das System als die Einzelschule an.

Warum ich trotzdem antworte? So wie du es beschrieben hast, solltest du dein Kind nicht länger in die bisherige Schule gehen lassen. Mobbing ist systematische Zerstörung der kindlichen Persönlichkeit bzw. des Selbstbewusstseins, das oft noch Jahre und Jahrzehnte nachwirkt.


Ich habe ein Buch dazu:

Kasper,Horst: Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schülermobbings.

Wenn du magst, schicke ich es dir umsonst.

Ich habe es gelesen und brauche es nicht mehr.

Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung!

Johanna

Re: OT Hat jemand Erfahrung mit Waldorfschulen

stone, Mittwoch, 21.05.2008, 08:40 (vor 6431 Tagen) @ Bianca987

Meine Kleine tendiert übrigens zur Waldorfschule, welche auch ihren Fähikeiten und Interessen sehr entspricht.
Bin gespannt auf eure Meinungen.

Dann schick sie auf die Waldorfschule!

Ich hatte mal einen Nachhilfeschüler, der auf die Waldorfschule ging. Bei der Nachhilfe unterschied er sich nicht von anderen Schülern. In dem Zusammenhang war ich auch zu diversen Festen und Aufführungen da.

Ein paar Dinge dort mögen einem "normaldenkenden" Menschen etwas seltsam vorkommen ("Tanze deinen Namen!" - hä?), aber dafür sind Waldorfschulen in der Regel sehr gut ausgestattet (Werkräume, ansprechend gestaltetes Außengelände etc.), was man von der Durchschnittshauptschule wohl eher nicht behaupten kann.

Klassengrößen von 40 Kindern gibt es meiner Erfahrung nach dort auch nicht.

Diskutieren kann man sicherlich die Abwesenheit von Noten. Auf jeden Fall werden dadurch Leistungsdruck und Konkurrenzdenken minimiert, was ja nicht das schlechteste ist. Dafür kann ich mir so drastische Belästigungen, wie du sie beschreibst, auf einer Waldorfschule nicht vorstellen. Ich gehe auch mal davon aus, dass man dort vor allzu persönlichkeitsgestörten Lehrern relativ sicher ist, was auf einer Regelschule nun wirklich nicht der Fall ist.

Viel Erfolg und alles Gute für deine Tochter,
stone

Lass Deine Tochter entscheiden

Sabine, Freitag, 23.05.2008, 13:56 (vor 6429 Tagen) @ Bianca987

Hallo Bianca,

es tut mir leid für Deine Tochter, dass sie an ihrer Schule so leiden muss. Deshalb ist es das einzig richtige, dass Du eine andere Schule suchst. Denn nur, wenn sie fortan in einer sicheren Umgebung lernen kann, wird sie ohne größere Schäden davon kommen. Menschen die über viele Jahre einer Mobbingsituation ausgesetzt sind, leidern nicht nur ganz furchtbar, sondern laufen Gefahr, erwerbsunfähig zu werden. Deshalb ist es gut, dass Du rechtzeitig handelst und Deine Tochter da raus holst.

Die Hauptschule kehrt alles unter den Teppich. Der Lehrer ist machtlos und selbst Opfer dieser Jugendlichen. Die Schulleitung unternimmt nichts gegen die Täter außer Gespräche mit den Jugendlichen zu führen. Und die lachen sich darüber kaputt.

Das ist ein Unding, dass die Schule nichts unternimmt. Die machen es sich einfach. Den Schaden haben die Schüler, die ständig gemobbt werden. Außerhalb von Schulen nennt man dies unterlassene Hilfeleistung.

Die Polizei sagt, die Entwicklung sei erschreckend, aber solange die Schulen nicht zugeben, dass sie Probleme haben, ist die Polizei auch recht machtlos. Und das Schulamt will davon gar nichts wissen und sagen unsere Tochter soll an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Soviel mal ganz kurz zum Problem.

Wenn ich das lese, bin ich traurig und gehe gleichzeitig vor Wut unter die Decke. Wenn Straftaten an Schulen stattfinden, greift die Polizei nicht ein. Schulen sind somit ein rechtsfreier Raum!
Und der Spruch, Deine Tochter solle an ihrem Selbstbewußtsein arbeiten, ist doch wohl völlig daneben. Erstens könnte man dann auch sagen, dass eine Frau die belästigt wird, gefälligst zu einem Selbstverteidigungskurs gehen solle. Und zweitens wird unterstellt, dass Deine Tochter durch zu geringes Selbstbewußtsein selbst schuld sei, dass sie gemobbt wird. Damit wird das Mobbingopfer zum Täter gemacht. Und die wahren Täter sind fein raus. Dabei ist doch bekannt, dass erst durch das ständige Mobbing das Selbstbewußtsein jeden Tag Stück für Stück kaputt gemacht wird.

Hole Deine Tochter so schnell wie möglich da raus. Es ist zwar nicht mehr lange hin bis zu den Sommerferien, aber jeder Tag auf dieser Schule ist einer zuviel und schädigt Deine Tochter für ihr ganzes Leben. Vielleicht hast Du die Möglichkeit, dass Deine Tochter eine Weile krankgeschieben werden kann. Bei Arbeitnehmern ist dies durchaus üblich. Arbeitnehmer, die gemobbt werden, dürfen auch kündigen, ohne dass sie eine Sperrzeit beim Arbeitsamt riskieren. Denn es ist bekannt, dass Mobbing sehr gesundheitsschädlich ist. Und wenn schon Erwachsene daran kaputt gehen können, müssen Kinder doch erst recht gut geschützt werden.

Falls Du Dich für die Krankschreibung entscheidest, könnstest Du die Lehrer um Lernmaterial bitten, damit Deine Tochter in Ruhen zu Hause lernen kann. Die Lehrer wissen nur zu gut was Sache ist, und da sie selbst nichts (oder nicht genug) gegen das Mobbing unternommen haben, müssen sie dieser Bitte nachkommen.
An dieser Schule wird Deine Tochter sowieso nichts mehr lernen. Denn zum Lernen braucht man eine sichere Umgebung. Die hat Deine Tochter im Moment nur zu Hause.

Ein Schulwechsel wird von Schulseite befürwortet. Wir stehen vor der Wahl einer Hauptschule im Nachbardorf mit gutem Ruf und der Waldorfschule ( wobei ich nicht weis, ob sie einen Platz bekommt).
Ich habe schon einiges im Internet gelesen, würde aber gerne mal eure persönlichen Erfahrungen hören. Meine Kleine tendiert übrigens zur Waldorfschule, welche auch ihren Fähikeiten und Interessen sehr entspricht.

Vielleicht kannst Du Dir zusammen mit Deiner Tochter beide Schulen angucken. Lass am besten Deine Tochter entscheiden. Denn durch das ständige Mobbing hat sie so viel Machtlosigkeit und Ausgeliefertsein erfahren müssen. Da kann es jetzt sehr wichtig sein, dass sie selbst entscheiden kann und das Gefühl hat, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Und dass sie merkt, dass ihre Wünsche und Gefühle ernst genommen werden.

Ich finde es sehr gut, dass Du Dich so für Deine Tochter einsetzt und das Du das einzig richtige machst, nämlich eine andere Schule zu suchen.

Ich wünsche Dir und Deiner Tochter alles Gute und dass Deine Tochter an der neuen Schule nur noch gute Erfahrungen macht.

Grüße [image],
Sabine

powered by my little forum