So tun als ob , Teil 1 (@Sakem, lang) (Allgemein)

Astarte, Dienstag, 23.09.2008, 16:14 (vor 5717 Tagen)

Möglicherweise helfen dir meine heutige Gedanken ein wenig weiter. Hat auch mit dem So-tun-als-ob zu tun:

In meiner alten Bleibe habe ich anfangs für Besuche immer aufgeräumt. Da ging es noch. Neue Bekannte, neue Freunde. Man hatte ein Bild zu bewahren. Und ich sah mich damals auch noch nicht als "CO-Messi" sondern nur als etwas unordentlich. Es wurde schlimmer. Mit der Zeit machte man beim Aufräumen für Besuche immer mehr Abstriche. Je nachdem wie wichtig einem der Freund/Bekannte war. Nach und nach wurde klar, dass ich nun mal "unordentlich" bin. Meist wenn die Besuche spontan waren oder ich gerade in einer Krise steckte. Dann war mir die Wohnung egal. Aber ist der Ruf erst mal ruiniert... nachdem sie sie die Unordnung immer öfters sahen, um so weniger Motivation hatte ich "nur für die" aufzuräumen. Bei einem sehr penibel, sehr wichtigen Freund war es dann die einzige Ausnahme, wo ich noch extra besonders aufräumte. Aber immer öfters traf ich mich lieber außerhalb mit ihm. Dann kam eine richtige Krise (die erste Trennung von meinem Gemahl). Ich machte gar nichts mehr, und die Freunde kamen um mich zu trösten. Seitdem gab ich mir GAR KEINE Mühe mehr, wenn sie mich besuchen kamen. Das fehlte mir regelrecht. Früher war ja das wenigstens hilfreiche Motivation gewesen! Jetzt hatte ich gar keine mehr
Nun also der Umzug in ein "Cleanie"-Haus. Völliger Reset. Heute meldete sich spontan Besuch für die Tochter an. In 40 min war die Wohnung in Top-Zustand. (Nun ja, dank Kindergeburtstag ja auch richtige Grundordnung drin). Ich frage mich, was das fremde Kind wohl von mir denkt, dass jetzt zum dritten Mal hier ist. Vermutlich so was wie "Wow! Bei den N.'s sieht es immer ordentlich aus!"

Und jetzt kann ich SO TUN ALS OB das immer so wäre. Klingt albern, aber ich schaffe im Außen ein Bild von mir. Erwartungen. Natürlich in einem für mich tragbaren Maß, versteht sich. Ich versuche mich von außen zu sehen, und kann dann viel besser so tun als ob es immer so wäre. Als ob die CO-Messi-Vergangenheit nicht existiert hätte. Das motiviert mich. Da gibt es jemand, der mich für ordentlich hält!!! Und irgendwann wird es dann zur Realität. Dann tue ich nicht nur so als ob bei mir immer sauber wäre, sondern dann ist es auch so
Und so festigt sich mit der Zeit das "so tun als ob".

Während ich vorher z.b. immer an die Jahre mit dem Ex dachte, denke ich jetzt häufiger an meine Jugend, wo ich auch einen normalen, wenn auch nicht perfekten Umgang mit Ordnung hatte. Wo ich der Mutter bei der Hausarbeit half, was ich für mich dann nie hinbekommen habe, und es selbstverständlich war. Immer öfters sehe ich die CO-Messie als die Ausnahme vom "wahren Selbst". Während ich vorher das halbe Messitum als die defakto-Wahrheit angesehen habe. Immer nur drüber nachdachte: "Ich bin schlimm. Wie komme ich da nur raus?" Jetzt frage ich mich eher: Wie finde ich wieder ZU MIR SELBST und vergesse den VERGANGENEN Schrecken? Ach quatsch. Ich muss gar nichts tun um wieder ordentlicher zu werden. Ich muss nur endlich aufhören, unordentlich zu sein, weil das ja eigentlich gar nicht zu mir passt. Ich muss nicht richtiges Verhalten lernen, sondern Falsches ablegen. Ganz andere emotionaler Umgang damit! Und das alles, in dem ich so tue als ob ich "im Grunde eigentlich ordentlich" bin. Und je länger ich das praktiziere, um so mehr Gründe fallen mir ein, wieso das auch wirklich so ist
Gruß,
Astarte


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