Extremfall?! (Angehörige)

Al Bundy, Donnerstag, 15.05.2003, 16:05 (vor 7645 Tagen)

Hallo liebe Mitbetroffenen,

dies ist meine erster Beitrag in diesem Forum, und ich fürchte, es wird ein sehr (!!!) langer werden. Meine ganz große Bitte an Euch ist: lest ihn trotzdem, denn ich bin sehr verzweifelt. Ich freue mich über jede noch so kleine Reaktion von Euch. Vielleicht wäre es besser, mit einem kürzeren Beitrag zu starten, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll und ich glaube ich habe auch das Bedürfnis, mir endlich einmal alles von der Seele zu schreiben, was mich bedrückt. Für alle, die den Beitrag nicht vollständig lesen können/wollen, werde ich versuchen, eine halbwegs übersichtliche Gliederung mit Überschriften zu machen - vielleicht lest Ihr wenigstens ein, zwei Abschnitte oder überfliegt den Text mal.

*** Kurze Zusammenfassung ***

- Eltern (beide 69) leben allein in einem dreistöckigen Haus
- Mutter ist Messie, Vater völlig unselbständig bzw. passiv
- Alle Räume sind in einem (fast) unbewohnbaren Zustand
- Ich (36, einziges Kind) wohne ca. 150 km von den Eltern entfernt
- Ich selbst habe auch Messie-Ansätze, komme aber ganz gut klar
- Warum habe ich bisher nicht entschlossener geholfen?
- Jetzt will ich aber helfen, hoffentlich ist es noch nicht zu spät.

*** Soziale Vereinsamung ***

In meinen Kindheitserinnerungen ist alles noch relativ normal. Meine Eltern hatten zwar noch nie besonders viele Freunde und Bekannte, aber zumindest kamen des öfteren die Nachbar vorbei, die Hausfriseurin kam zum Haareschneiden und ich durfte meine Spielkameraden mitbringen.

Wann das mit der Vermüllung genau angefangen hat, kann ich nicht mehr genau sagen, ich vermute aber, daß der Tod des Großvaters 1977 eine wichtige Rolle spielte. Der Großvater als Familienoberhaupt sorgte nämlich dafür, daß es zumindest in Grundzügen ein gemeinschaftliches Familienleben gab (z.B. gemeinsames Essen), obwohl sich schon zwei potentielle Streitparteien (meine Mutter gegen meine Tante und Großmutter) herauskristallisiert hatten. Nach dem Tod des Großvaters kam dann deutlich zutage, daß meine Großmutter die "andere" Familie (meiner Tante) bevorzugte, was für meine Mutter eine große Enttäuschung war.

Dazu kamen gesundheitliche Probleme meiner Mutter (Darm, Galle, etc. - 6 große Bauchoperationen), die bis zum heutigen Tag andauern, allerdings habe ich die Vermutung, daß vieles davon auch psychisch bedingt ist und daß es ihr, wenn sie glücklich wäre, gesundheitlich halbwegs gut gehen könnte. Man könnte vielleich etwas flapsig sagen, daß ihr das fehlende Familienglück auf die Galle gegangen ist.

Jedenfalls verkamen danach immer mehr Zimmer zu Rumpelkammern. Besuche waren zunächst noch möglich, da wenigstens die "Besuchsräume" leidlich sauber gehalten wurden, aber es wurde mit der Zeit immer schlimmer. Das Chaos breitete sich sogar bis ins Treppenhaus aus, wo der Trödel dann mit Teppichen zugedeckt wurde. Erste defekte Toiletten im schon ziemlich versifften Bad fühten dazu, daß Gäste, die aufs Klo mußten, mit Ausreden einen Stock tiefer geschickt wurden. Einmal kann man ja sagen, die Toilette ist kaputt - was aber, wenn sie es nach vier Wochen immer noch ist?

Nicht nur Besuche hörten auf, auch das Familienleben lag brach. Weihnachten, was ist das? Den letzten Tannenbaum in der elterlichen Wohnung habe ich vor 25 Jahren gesehen. Gemeinsamer Urlaub? Auch schon 20 Jahre her. Außer zum Einkaufen verläßt meine Mutter das Haus sowieso nicht, in panischer Angst, jemand könnte während Ihrer Abwesenheit ins Haus gelangen und die Müllberge sehen.


*** Genauere Schilderung der Wohnung ***

Als ob EINE chaotische Wohnung nicht schon genug wäre! Meine Eltern haben gleich drei! Kurze 35-jährige Wohngeschichte:

Erdgeschoss Großeltern (später nur noch Großmutter), 1. Stock meine Eltern und ich, 2. Stock meine Tante (Schwester des Vaters) mit Familie.
Dann Auszug der Tante, 2. Stock wurde vermietet.
Dann Auszug der Mieter, Eltern beschließen nicht mehr zu vermieten, sondern 2. Stock selbst zu nutzen.
(Hier setze ich etwa den Beginn der zunehmenden Vermüllung an, also vor ca. 20 Jahren!)
Dann Auszug der Großmutter (zog zur Tante), Eltern nutzen somit das gesamte Haus für sich.
Ich selbst habe während meines Studiums noch bei den Eltern gewohnt, danach bin ich jobbedingt 150 km weit weg gezogen.

Ich denke ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß es sich um einen schweren, wenn nicht sogar extremen Fall handelt. Drei Stockwerke inkl. Keller und Speicher, in denen sämtliche Räume verwahrlost sind! Wann zum letzten Mal jemand in den beiden oberen Stockwerken war, weiß ich gar nicht, momentan leben meine Eltern im völlig unmöblierten Erdgeschoß.

Besonders fatal:

Sanitäre Einrichtungen: Nur je eine funktionierende Dusche, Toilette und Waschbecken - was passiert, wenn die letzte Toilette auch noch verstopft ist? Von zwei Klos im Erdgeschoß steht in einem die braune Brühe, im anderen kann noch gespült werden, aber besonders sauber sieht's auch nicht aus.

Küche gibt's praktisch nicht - gekocht wird auf dem mobilen Eletroherd, der auf einem Campingtisch im Flur steht. Der Abwasch wird im Bad in einer Plastikschüssel erledigt. Kühlschränke gibt es zwei, Gefriertruhe eine - natürlich alle kaputt. Hiervor graut mir besonders: Ich wage kaum zu hoffen, daß kaputten Kühlschränke leer sind, sondern rechne eher mit Lebensmitteln, die zehn Jahre oder mehr vor sich hin geschimmelt haben!

Waschmaschine: kaputt, ich weiß nicht wie lange schon. Zweimal hat angeblich meine Tante die Wäsche meiner Eltern gemacht. Bis eine neue Waschmaschine da ist, werde ich bei meinen ab jetzt stattfindenden wöchentlichen Besuchen die Wäsche mitnehmen, waschen und eine Woche später wieder zurückbringen.

Heizung: ob die überall noch funktioniert? Ist noch Öl da? Hätte der Heizöllieferant überhaupt die Chance, sich zwecks Nachfüllung eine Weg durch das Chaos zu bahnen, um an die Tanks zu kommen?

*** Beschreibung meiner Mutter / Ursachenforschung ***

Ich bin kein Psychologe, aber erste Ursachen gab es wohl schon in der schweren Kindheit meiner Mutter. Mit 8 Jahren (im Krieg) ist sie aus dem Elternhaus in eine fremde Familie gekommen, hat sich dort nicht sehr wohl gefühlt und mußte auch noch für einen Hungerlohn im Haushalt helfen. Da entstand wohl schon der große Wunsch nach dem Glück einer eigenen Familie.

Nach der Heirat mit meinem Vater erfüllte sich aber der Wunsch nach dem harmonischen Familienleben nicht, weil es ständig Streit mit meiner Tante und meiner Großmutter gab. Vorherrschendes Gefühl meine Mutter: Die Großmutter bevorzugt die andere Familie (meiner Tante), uns läßt sie links liegen. Daraus resultierten zahlreiche Begebenheiten, die schon Jahrzehnte zurückliegen, meine Mutter aber immer noch beschäftigen und die sich mein Vater und ich unzählige Male anhören mußten. Beispiel: Die Großmutter geht zweimal die Woche zur Tante, um dort zu kochen. Auf die Frage meiner gesundheitlich angeschlagenen Mutter, ob sie wenigstens einmal die Woche auch für uns kochen könnte kam die Antowrt "Nein, dann haben die anderen ja nichts zu essen!"

Sie zeigt die typischen Symptome, die ich hier in Forum und auf anderen Internetseiten gelesen habe: sie kann nichts wegwerfen, im Gegenteil, sie bestellt sich noch einen dritten Staubsauger und noch ein fünftes Bügeleisen, vermutlich auch deshalb, weil sie die anderen nicht mehr findet. Man könnte sie auch "QVC- und Teleshop-süchtig" nennen. Ich fehlt auch völlig der Blick fürs wesentliche: selbst wenn Sie ans Aufräumen geht, dreht sie jeden Papierschnipsel fünfmal um, um zu prüfen, ob Sie ihn noch braucht. Jede der unzähligen Tupperschüsseln wird erstmal abgestaubt, bevor man sie in einen Karton oder Sack steckt. Eigentlich lobenswert, aber man muß doch erstmal die grobe Arbeit machen und die Müllberge beseitigen, bevor man ans Abstauben geht! Sie will eine neue Matratze haben, sieht aber nicht, daß rund ums Bett Müllberge liegen und daß man vor dem Matratzenwechsel erst einmal aufräumen und Staubsuagen sollte.

Der große Widerspruch besteht in folgendem: Einerseits sagt meine Mutter, ihr größter Wunsch sei eine schöne Wohnung und ein harmonisches Familienleben. Andererseits ist Sie schon ewig mit dem Rest der Familie zerstritten und die Wohnung ist ein Müllhaufen. Ihre größte Angst: sie will nicht "als größte Drecksau sterben". Sie ist selbst sehr gutmütig und hilfsbereit, kauft im Supermarkt wildfremden Kindern Schokolade, macht Geschenke. In neue Bekanntschaften, die es selten gibt, setzt sie dann immer zu hohe Erwartungen und wird zwangsläufig enttäuscht und wendet sich von der potentiellen Freundin wieder ab.

Schon ein paarmal ist auch folgendes passiert: meine Mutter fand eine Bekannte, zu der sie so viel Vertrauen hatte, sie in die Wohnung zu lassen und gegen Bezahlung ein paar Stunden die Woche zu helfen. Meine Mutter sehnte sich dabei vor allem nach einer Freundin und Gesprächspartnerin, hatte dabei aber wohl immer zu hohe Erwartungen. Dazu kam, daß sich meine Mutter für die Müllberge schämte und sich nicht "richtig" helfen lassen wollte, sondern es ging ummer nur um Abspülen, Abstauben etc., d.h. was das Helfen betrifft, sollte alles strikt nach dem Kommando meiner Mutter laufen. Die Putzhilfen wollten aber verständlicherweise nicht nur herumkommandiert werden, sondern auch selbständig arbeiten und womöglich sogar mal etwas von dem Müll wegräumen, was meiner Mutter dann aber zu peinlich war. So war der Krach und der Abbruch der freundschaftlichen Beziehungen vorprogrammiert.

Es ist schwer, mit meiner Mutter umzugehen. Einerseits ist sie so eine liebe und gutmütige Frau, andererseits muß man sie behandeln wie ein rohes Ei, damit sie nicht beleidigt ist und alle Hilfeversuche abblockt. Wie gehe ich bloß mit meiner Mutter um? Genauer: wie überzeuge ich sie, daß sie sich von Dingen trennen muß? Soll ich sie damit konfrontieren, daß sie meiner Ansicht nach ein Messie ist, und daß es sich hierbei um eine Krankheit handelt? Oder gar eine Therapie vorschlagen? Das kann ich mir nur schwer vorstellen, ich bin mir ziemlich socher, daß die Reaktion trotzig bis schwer beleidigt ausfallen würde ("Du denkst also ich bin verrückt? Du willst mich wohl ins Irrenhaus stecken?")

Auch fremde Hilfe ist ein großes Problem. Wen soll man fragen, wen kann man in die Wohnung lassen? Dreht meine Mutter durch, wenn ich plötzlich zwei Freunde zum Aufräumen mitbringen würde?

Noch etwas zum Vater: der war schon immer sehr passiv und hatte kein Durchsetzungsvermögen. Meine Mutter hatte das Sagen. Inzwischen fällt er als Hilfe total aus, da er ein künstliches Kniegelenk hat, einen Oberschenkelbruch hatte, und nur an am Stock bzw. Krücke gehen kann.

*** Meine Rolle in der ganzen Misere ***

Ich will nichts beschönigen: Ich gebe mir selbst eine große Mitschuld. Diese Einsicht kommt zwar spät, aber hoffentlich nicht zu spät. Wieso habe ich mich nicht früher um meine Eltern gekümmert? Ich mache mir deshalb die größten Vorwürfe, und es ist mir unerklärlich, wie ich all die Jahre nichts dagegen getan habe.

Eines möchte ich klarstellen: Vorschläge wie "Du muß dich von Deinen Eltern trennen, das ist deren Problem" kommen für mich nicht in Frage. Ich liebe meine Eltern, und es bricht mir das Herz zu sehen, wie verwahrlost Sie leben. Mein größter Wunsch ist es, Ihnen einen schönen Lebensabend zu ermöglichen.

Ursachenforschung für mein Verhalten:

Ich mußte so gut wie nie etwas im Haushalt helfen, ich denke ich war das typische Einzelkind und Muttersöhnchen. Der Bub muß doch für die Schule lernen, der Bub muß doch spielen können. Einmal die Woche den Hof kehren oder so war mein Arbeitspensum. Meine Mutter ging lieber selbst vor die Hunde, bevor sie mich belästigte. Vor einem jahr hat sie sich den Arm gebrochen, per Telefon sagte sie immer nur, daß sie schon zurechtkommt. Besuche von mir wollte sie nicht ("mir ist gerade nicht gut, komm lieber wenn's mir besser geht) - so habe ich meine Eltern zuletzt ein Jahr lang nicht besucht und war jetzt entsetzt darüber, wie sehr sich die Situation innerhalb des letzten Jahres verschlechtert hat.

Ich bin ein sehr guter Verdränger. ich denke nicht viel über mich selbst nach, flüchte mich in die Phantasiewelt von Kinofilmen, Computerspielen und ins Internet. Ich bin selbst zwar auch ein leichter Messie, lasse vieles liegen, schaffe es aber immerhin gelegentlich wieder aufzuräumen, spätestens wenn sich Besuch angelemdet hat. Dabei hilft mir meine sehr spartanisch eingerichtete Wohnung. Ich habe kaum Freunde, die Handvoll, die ich habe, sind noch die Kupels aus der Schulzeit, und die restlichen Leute, die ich kenne, sind die Bekannten dieser Kumpels. Ich selbst bin unfähig, neue Bekanntschaften aufzubauen. Muß ich erwähnen, daß ich Dauersingle bin?

Als Teenager und auch noch während des Studiums bin ich "im Tunnelblick" durch das Treppenhaus in den zweiten Stock, wo ich mein Zimmer hatte. Das war zwar auch chaotisch, aber für mich allein war's okay, ich fühlte mich dort wohl. Zum Duschen und aufs Klo bin ich ins Erdgeschoß, da das Bad im 2. Stock bereits hinüber war. Die Wohnung im ersten Stock, in der meine Eltern schon am längsten leben, habe ich jetzt ca. 15 Jahre nicht mehr betreten, Mir graut davor, was mich hinter dieser Tür erwartet. Bereits bei einer früheren "Panik-Aktion" (Besuch!) hatten wird dort im Wohnzimmer die Müllberge in Plastiksäcke gestopft, und bereits damals sind mir einige Maden aufgefallen. Ob der Wohnzimmerteppich inzwischen komplett lebendig geworden ist?

Außer den Sorgen um meine Eltern habe ich auch egoistische Sorgen. Was ist, wenn meine Eltern mal ins Altersheim kommen oder sterben? Dann erbe ich als einziges Kind das völlig vermüllte Haus, wie soll ich das alles nur auf die Reihe kriegen? Außerdem hätte ich selbst genug damit zu tun, mein Leben in die Reihe zu kriegen. Auch ich hätte gerne eine schönere Wohnung, mehr Freunde und vor allem sehne ich mich nach einer Partnerin. Abgesehen davon, daß ich ohnehin schon total schüchtern bin und niemanden kennenlerne, habe ich schon jetzt Angst, wie meine Partnerin auf die Geschichte mit meinen Eltern reagieren würde.

*** Ängste und Phantasien ***

Nein, ich denke nicht, daß ich besonders selbstmordgefährdet bin. Aber es ist schon erschreckend, was einen beim Anblick all diesen Elends für Gedanken kommen. Ja, ich gebe zu, ich habe schon an Selbstmord gedacht, aber das würde meinen Eltern das Herz brechen. Auch noch schlimmere Gedanken ("erst die Eltern, dann ich") habe ich bisher nur kurz gehabt und danach entsetzt wieder verworfen.

Ich Moment bin ich von großen Ängsten geplagt:

Wieviel Jahre brauche ich, um mit meinen samstäglichen Arbeitseinsätzen das Haus wieder bewohnbar zu machen? OK, ich könnte auch ganze Wochenenden opfern, aber da blockt meine Mutter schon wieder ab, daß es ihr zu viel wird. Die Urlaube diesen Jahres (und der kommenden Jahre) werden sicherlich auch zum Großteil für Aufräumarbeiten draufgehen.

Was passiert, wenn sich plötzlich und unvermeidbar Besuch ankündigt? Wenn ein Familienmitglied stribt, kommen Onkel und Tante (die andere tante, nicht die hier im text mehrfach erwähnte) aus Norddeutschland, die ich schon 20 jahre nicht mehr gesehen habe, zur Beerdigung, und stehen also irgendwann vor der Haustür, womöglich sogar mit der Erwartung hier übernachten zu können. Dieser Fall könnte schon bald eintreten, da meine Großmutter 92 und ein Pflegefall ist.

Wie bzw. mit wessen Hilfe entsorge ich die peinlichsten und am schwersten zu beseitigendsten Problemfälle (mit verdorbenen Lebensmitteln gefüllte Geriertruhe)?

Ich habe auch schon daran gedacht, für meine Eltern eine kleine Mietwohnung zu suchen, und das ganze Haus komplett abreißen zu lassen. Hat's so etwas schon einmal gegeben, oder ist das eine völlig verrückte Phantasie von mir?

*** Die "Anderen" ***

Meine Eltern und ich führen das typische Messie-Doppelleben. Niemand in unserem Bekanntenkreis ahnt etwas davon. OK, Gäste (als es noch Gäste gab) haben bemerkt, daß es unaufgeräumt ist, und irgendwo im Treppenhaus herumstehende halb leer gegessene Joghurtbecher hinterlassen auch ihren Eindruck, aber daß es so schlimm ist, ahnt wohl niemand.

Sollte ich den Mut fassen und einen oder mehrere meine Freunde und Bekannten einweihen? Ich habe große Angst davor, weil ich mich so sehr schäme.

Habt Ihr Erfahrungen mit Firmen, die professionelle Entrümpelungen anbieten? Außer der Überwindung der Scham, jemand fremdes in die Wohnung zu lassen, fürchte ich, daß die Kosten hierfür bei einem dreistöckigen Haus inkl. Keller ins Unermeßliche steigen würden.

*** Wendepunkt?! Besser spät als nie?! ***

Diese Woche hatte ich Urlaub und war (immerhin) drei Tage bei meinen Eltern. Danach war ich erstens selbst ziemlich am Ende, und auch meine Mutter bat um eine Pause. jetzt ist heute und morgen Ruhetag, am Samstag fahre ich wieder hin.

Bei meinem Besuch spürte ich wieder einmal deutlich, wie peinlich meiner Mutter das alles ist, und daß sie sich nicht einmal von mir richtig helfen lassen will. Ich merke das daran, wenn Sie mich mal wieder um Sachen bittet wie Einkaufen, von außen die Spinnweben an den Kellerfenstern wegmachen, die Mülltonne putzen etc. Nicht, daß das unwichtig wäre, aber sie weicht dem eigentlichen Problem, den Müllbergen in der Wohnung und den kaputten Klos, Waschbecken, Spülen und Waschmaschinen, konsequent aus.

Immerhin haben wir es dann doch geschafft, den Eingangsbereich der Haustür, sowie das Schlafzimmer zu säubern, Klamotten, und Töpfe in Kartons gepackt, die Lebensmittel (mangels Kühlschrank) wenigstens im Schachteln einsortiert und eine Wagenladung (Kombi mit umgeklappten Rücksitzen) Restmüll entsorgt. Wenn ich hier schon Lebensmittel gefunden habe, deren Haltbarkeitsdatum 10 Jahre abgelaufen war, was erwartet mich dann in den beiden oberen Stockwerken?

Da ich berufstätig bin und 150 km weg wohne, habe ich mir jetzt wenigstens vorgenommen, so oft ich kann (samstags, im Urlaub) zu meinen Eltern zu fahren, um dort aufzuräumen.

*** Vorgehensweise ***

Mein erstes Ziel ist es, wenigstens das Erdgeschoß, in dem meine Eltern derzeit leben, wieder menschenwürdig bewohnbar zu machen, insbesondere die sanitären Einrichtungen und die Küche. Ziemlich übel ist dabei, daß es fast keine Möbel in der Wohnung gibt (1 Bett, 1 Tisch, 1-2 Stühle), schließlich hat meine Großmutter, die vorher dort gewohnt hat, bei Ihrem Auszug ihre Möbel mitgenommen. Ich denke, ich sollte wenigstens ein paar Regale kaufen und aufstellen, um das Ordnung machen/halten zu erleichtern.

Was ist Eurer Ansicht nach die beste Aufrämmethode? Erst alle Lebensmittel heraussuchen und ggf. wegwerfen, dann Kleider, dann Papier etc. oder Stapel für Stapel durchwühlen und sortieren?

Wohin mit all dem Krempel? Müllentsorgung ist klar, aber wohin mit der 30. Tupperdose, die Mutti unbedingt behalten will?

Fremde Hilfe (Freunde, Bekannte, Handwerker) möchte ich, weil ich mich so schäme, erst in Anspruch nehmen, wenn die entsprechenden Räume wenigstens halbwegs normal aussehen. Aber was macht man mit Problemfällen wie dem völlig versifften Kühlschrank, den man alleine nicht aus der Wohnung tragen kann? Da muß man sich zwangsläufig jemand anvertrauen, aber wem? Zur Kühlschrankentsorgung auf der Mülldeponie muß dieser vermutlich leer sein, oder kann man auch eine große Plastikfolie drumherum machen und das Teil samt Inhalt entsorgen lassen?

*** Hilfe gesucht ***

Ich weiß nicht, ob ich das alles alleine schaffe. Gibt es Selbsthilfegruppen in Baden-Württemberg (Adresse/Link)? Ich bin sehr an einem Erfahrungsaustausch interessiert. Gibt es dort evtl. auch Projekte zu gegenseitigen Hilfe? Ich denke andere Messies läßt man lieber in die Wohnung als Nicht-Messies, die womöglich beim Anblick des Chaos entsetzt wieder davonrennen.

Ich bin über jede noch so kurze Antwort dankbar!

Danke fürs Lesen!

Al Bundy


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