Ist meiner Schwester noch zu helfen? (Angehörige)

Sandy, Dienstag, 22.03.2005, 15:57 (vor 7585 Tagen)

Hallo
...ich wende mich jetzt mal an das Forum, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Sind ja auch gut, die Tipps, die einem gegeben werden - aber auch wirklich so umsetzbar?

Meine Schwester müllt seit Jahren ihr Zimmer zu. Zwischendurch kommt immer mal eine Entrümpelungsaktion meiner Oma, aber inzwischen hat auch sie genug davon und auch wirklich echte Alpträume. Würde meine Schwester in einer eigenen Wohnung leben, würde ihr Problem die Familie nicht ganz so belasten, aber so... Es ist immer zu lesen, daß ein Messie seinen "Zustand" selbst erkennen muß, er/sie möchte nicht bevormundet werden, etc. Was macht man aber, wenn sich sogar Ungeziefer in den Rest der ansonsten sehr ordentlichen Wohnung vorarbeitet? Wenn die Person vor lauter Unordnung es nicht mehr auf die Reihe bringt, Rechnungen zu bezahlen, so daß schließlich der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht? Wenn einfach nur noch gekauft, gekauft und gekauft wird und das Ganze dann sowieso ungeöffnet nur im Zimmer abgestellt wird? Wenn das so weitergeht, richtet sie sich finanziell und sozial zu Grunde. Wer kann da schon hilflos zusehen?

Vielleicht kann mir ja jemand wirklich hilfreiche Tipps geben?! Ein Gespräch mit einem Ex-Messie könnte ihr vielleicht auch weiterhelf?!

Für Eure Hilfe schonmal vielen Dank!

Re: @sandy: jetzt ist erstmal euer schutz gefragt

almut, Dienstag, 22.03.2005, 17:36 (vor 7584 Tagen) @ Sandy

hallo sandy,

wenn der zustand so ist, dass ihr bereits so deutlich als angehörige und mitbewohner der wohnung leidet, kann es so nicht mehr weiter gehen. ich bin zwar selbst messie, aber nicht so krass (ungeziefer,rechnungen) und ich belästige auch niemanden mit meiner lebensweise, mache auch sauber usw.

ich würde an eurer stelle dringend hilfe von außen suchen. z.b.sozialpsychiatrischer dienst, gesundheitsamt. die können euch beraten, was ihr am besten tun könnt.

wie alt ist euer messie?
eventuell kommt betreutes wohnen in frage, ev.ein aufenthalt in der psychiatrie. ist der zustand schon lange so? nimmt sie ev. drogen, alkohol?

ich wünsche euch allen bald eine lösung

almut

Re: Ist meiner Schwester noch zu helfen?

Jenny, Dienstag, 22.03.2005, 20:01 (vor 7584 Tagen) @ Sandy

Hallo Sandy,
nimm Dir den Gerichtsvollzieher nicht zu Herzen. Bei uns war er schon 3 Mal, beim letzten Mal habe ich bei den Kindern sammeln müssen, um genug zusammenzukriegen. Falls das nochmal vorkommt, lasse ich ihn im Raum meines Mannes pfänden, Dinge gibts da genug. Vielleicht würde deine Schwester dann auch mehr Aufmerksamkeit auf ihre Rechnungen legen. Einem Messie, der sein Verhalten als normal ansieht, kannst du nicht helfen.
Was das Ungeziefer betrifft, da müßt ihr Grenzen setzen, entweder deine Schwester macht sauber oder ihr. Wie alt ist denn deine Schwester und was sagen eure Eltern dazu?
Liebe Grüße
Jenny

Re: Ist meiner Schwester noch zu helfen?

Sandy, Mittwoch, 23.03.2005, 07:35 (vor 7584 Tagen) @ Jenny

Hallo Jenny,

leider ist das mit dem Gerichtsvollzieher nicht so einfach, da sie nichts hat. Er wollte sogar auf ihre Arbeitsstelle zum Pfänden - die Konsequenzen mag ich mir gar nicht ausmalen.

Meine Schwester ist 26. Drogen, Alkohol, etc. spielen bei ihr keine Rolle. Sie hat nur "Freunde", die sie ausnutzen und Zuhause das Chaos. Meinem Vater macht die Situation zu schaffen, meiner Stiefmutter auch. Früher war es ja nur Unordnung - vor einigen Jahren ist es in´s messie-hafte übergegangen. Alle gutgemeinten Ratschläge "Na komm, wir räumen zusammen auf, richten Dir das Zimmer schön her", "Laß uns dochmal die Kontoauszüge und Rechnungen durchschauen, wir finden eine Lösung" bringen nichts. Darauf folgen lediglich Aussagen wie "Ich habe keine Probleme". Von daher finde ich es auch sehr schwer, sie davon zu überzeugen, daß sie mal zu einem Psychologen gehen sollte.

Vielen Dank für Eure Hilfe.

Sandy

Re: Ist meiner Schwester noch zu helfen?

almut, Mittwoch, 23.03.2005, 14:54 (vor 7584 Tagen) @ Sandy

hallo sandy,

kommt es für euch nicht in frage,sie aufzufordern, sich eine eigene wohnung zu suchen? das sind doch unhaltbare zustände bei euch und ihr tut mir nur leid.

therapie kann nur helfen, wenn derjenige selber das problem sieht, aber das tut deine schwester anscheinend nicht und ausbaden muss sie die folgen ihres tuns ja auch nicht so richtig, denn das müsst ihr ja immer wieder tun.

hab grade folgenden text gefunden:

" Sammel- und Hortungszwänge: Sammeln als Hobby bedeutet das Aufbewahren von Dingen von persönlichem Wert. Zwangserkrankte mit Sammel- und Hortungszwängen (im Extremfall als „Messies“ bezeichnet) behalten bestimmte Gegenstände, auch wenn sie jene gar nicht brauchen. Nichts kann weggeworfen werden aus Angst, es könnte irgendwann noch einmal Verwendung finden. Das Horten vermittelt den Patienten häufig ein Gefühl der Kontrolle und der Absicherung für die Zukunft. Alte Zeitungen, Prospekte, Rechnungen etc. werden von den Patienten aufbewahrt, weil für sie das Wegwerfen unmöglich geworden ist. Sammelzwänge führen häufig zu Platzmangel, Unordentlichkeit und Unbehaglichkeit für die Familienmitglieder. Meist ist die Einsicht in sowie der Widerstand gegen die Symptomatik gering, so dass die Veränderungsmotivation erst auf Druck der mitbetroffenen Angehörigen auftritt. "

im messieforum sind zwar alles menschen,die sich selbst auch als messie sehen, aber es scheint ja wohl genug leute zu geben, die selbst weniger unter ihrem verhalten leiden als ihre umwelt.

das zitat stammt aus (bis zur mitte scrollen)
http://www.medizin-medien.info/dynasite.cfm?dssid=4172&dsmid=62520&dspaid=471015]

Re: Ist meiner Schwester noch zu helfen?

Jenny, Freitag, 25.03.2005, 09:58 (vor 7582 Tagen) @ Sandy

Hallo Jenny,
leider ist das mit dem Gerichtsvollzieher nicht so einfach, da sie nichts hat. Er wollte sogar auf ihre Arbeitsstelle zum Pfänden - die Konsequenzen mag ich mir gar nicht ausmalen.
Meine Schwester ist 26. Drogen, Alkohol, etc. spielen bei ihr keine Rolle. Sie hat nur "Freunde", die sie ausnutzen und Zuhause das Chaos. Meinem Vater macht die Situation zu schaffen, meiner Stiefmutter auch. Früher war es ja nur Unordnung - vor einigen Jahren ist es in´s messie-hafte übergegangen. Alle gutgemeinten Ratschläge "Na komm, wir räumen zusammen auf, richten Dir das Zimmer schön her", "Laß uns dochmal die Kontoauszüge und Rechnungen durchschauen, wir finden eine Lösung" bringen nichts. Darauf folgen lediglich Aussagen wie "Ich habe keine Probleme". Von daher finde ich es auch sehr schwer, sie davon zu überzeugen, daß sie mal zu einem Psychologen gehen sollte.
Vielen Dank für Eure Hilfe.
Sandy

Re: Ist meiner Schwester noch zu helfen?

Jenny, Freitag, 25.03.2005, 10:12 (vor 7582 Tagen) @ Sandy

Hallo Sandy,
deine Schwester hat offensichtlich keine Probleme, da ihr sie von ihr weghaltet und ihr zur Seite steht, was man ja auch tut für Familienangehörige. Drunter leiden tut nur ihr. Schau doch mal im Internet unter Co-Abhängigkeit nach.
Von Alkoholikern weiß ich, daß viele erst Hilfe annnehmen, wenn sie ganz unten sind. Manche leider auch dann nicht. Sicher möchtet ihr es mit deiner Schwester nicht so weit kommen lassen. Ich denke, da muß jeder Angehörige seinen eigenen Kompromiss finden. Meiner ist so, daß die Familienräume nicht vollgemüllt werden dürfen. Kommt aber im kleinen Maße immer wieder vor, und ich räum dann auf, wenn es noch wenig ist, Ungeziefer ist halt bei uns noch nicht aufgetreten, dann würde ich auch das Zimmer meines Mannes auf den Kopf stellen. Ansonsten halte ich mich da raus. Er hat seine Plätze, in die ich mich nicht einmische, und wenn es ausufert, packe ich die Sachen dorthin zurück.
Hat deine Schwester mit 26 noch keine Lust auf eine eigene Wohnung? Das löst das Problem an sich zwar nicht, aber ihr hättet eure Ordnung wieder.
Liebe Grüße
Jenny

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