Ich stelle mich mal vor (Angehörige)

XVirtaX, Freitag, 17.11.2006, 09:27 (vor 6381 Tagen)

Hallo!

Ich bin seit gestern hier in diesem Forum. Nach allem, was ich bis jetzt über Messies gelesen habe, bin ich wohl ein Co-Messie.

Mein Mann sammelt einfach alles. Jahrealte Zeitungen, Tassen, Zeitschriften, die nie gelesen werden, Kleidung, kaputte Geräte "das reparier ich", Nippes aller Art, Kerzen usw.

Bis vor wenigen Tagen konnte man in der ganzen Wohnung kaum gehen, auf das Sofa musste man klettern und es konnte immer nur einer auf dem Sofa sitzen, der REst war komplett unter Papieren begraben. Und dabei wohnen wir erst knapp 7 Wochen hier.

Alle Bitten und Vorschläge halfen nichts. Wegräumen durfte ich nicht, er wollte erst noch selber sortieren. Passiert ist aber gar nichts.

Ich war nach der kurzen Zeit nervlich und auch körperlich am Ende. Die Sorge, was aus der Wohnung und meinem Leben darin wird, hat mich nicht mehr schlafen lassen und die Aufräumversuche in Küche und Bad waren kräftezehrend und mehr oder weniger ergebnislos. Ich war total überfordert und hatte schon mehrmals eine Tasche mit einigen meiner Sachen gepackt, um die Wohnung für immer zu verlassen.

Nachdem ich es täglich zu nicht mehr brachte, als heulend auf dem zugemüllten Sofa zu sitzen, habe ich nur noch eine Lösung gesehen: Meinem Mann unmißverständlich deutlich machen, dass ich so weder leben kann noch will.

Mit den "Du-Aussagen" kam ich nicht weit: "Räum bitte auf, das Chaos stört mich" "Bitte kümmere dich endlich darum!" Durch diese Aussagen fühlte er sich nur angegriffen.

Dann habe ich ziemlich "kräftige" Ich-Aussagen gewählt und meinen Mann vor die Wahl gestellt: "ICH kann und will so nicht leben! Entweder geht das Chaos oder ich!".

Zugegeben, ich fühlte mich dabei nicht sehr gut, weil ich wusste, dass ihn das unter Druck setzen würde, aber letzlich hat ihn das zum Nachdenken gebracht und ihn zu der Entscheidung bewogen, mir und Helfern das Chaos zu überlassen und die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Wir haben klar abgesprochen, was er auf jeden Fall behalten will, bei den Dingen, von denen er selbst nicht wusste, was er eigentlich damit vorhat, hat er mir die Entscheidung überlassen. Kaputtes, nicht mehr zu reinigende Dinge und Dinge, die mehrfach vorhanden waren, durften endlich in den Müll.

Nachdem wir nun zig Müllsäcke und Kisten hier herausgeschafft haben, lichtet sich der Boden und man kann sich nahezu frei bewegen. Außerdem stinkt die Wohnung nicht mehr, denn unter den ganzen Sachen waren auch verdorbene Lebensmittel, Essensreste und dergleichen. In manchen Kisten bestand schon ein eigenes Ökosystem, da die Kisten seit 3 Umzügen zwischen 2003 und heute nie ausgepackt wurden.

Jetzt gibt es hier wenige, aber einfache und klare Regeln, die ausnahmslos eingehalten werden müssen. Und zwar von uns beiden. Benutzes Geschirr SOFORT in die Spülmaschine, getragene Wäsche sofort nach dem Ausziehen in die Waschmaschine, was herunterfällt, wird SOFORT wieder aufgehoben und Zeitungen, die abends nicht an dem dafür vorgesehenen Paltz sind, kommen auch ungelesen in den Müll. Arbeitsflächen in der Küche sind keine Ablageflächen, auch nicht für kurze Zeit, ebenso Fensterbänke, Tische oder Stühle.

Was jetzt noch fehlt, ist das Reduzieren der Dinge, die zwar noch in Ordnung sind, aber einfach in zu großer Menge vorhanden sind: Tassen (über 80), T-shirts (ca 50), Pullover (ca 30), Unterhosen (ca 60), Kugelschreiber (ca 400).

Neuanschaffungen sind für das nächste Jahr komplett tabu.

Was auch noch fehlt, ist das Wiederbenutzbarmachen des Autos. Ich kann unser Auto nicht fahren, da ich aufgrund meiner relativ langen Beine den Sitz nach hinten schieben müsste. Das geht aber nicht, da die Rückbank und der Boden hinter den Sitzen voll sind mit Kleidung, Essen, Flaschen, Kisten und Tüten. Auf dem Beifahrersitz kann auch niemand sitzen, da der Fußraum komplett voll ist mit Abfall, leeren Verpackungen, Essensresten aller Art und ebenfalls Kleidung.

Ich denke, dass ich in ein bis zwei Wochen sogar einmal Besuch hier in die Wohnung lassen kann. Bisher habe ich mir alle möglichen und unmöglichen Ausreden einfallen lassen müssen, warum ich gerade keine ZEit habe. Mir war der Zustand der Wohnung und vor allem der Gestank unglaublich peinlich.

Alles in allem bin ich froh, dass ich nun endlich Ordnung schaffen darf, habe aber gleichzeitig Bedenken, ob ich in der Lage sein werde, die Ordnung aufrechtzuerhalten. In den letzten Tagen habe ich täglich mehrmals die Spülmaschine vollgeladen um das aus allen Ecken auftauchende Geschirr zu spülen. Genauso mit der Waschmaschine. Bis zu vier Ladungen pro Tag. Das in einem zwei-Personsn-Haushalt. Ehrlichgesagt macht mir das Angst.

Nach Möglichkeit würde ich mich gerne mit Menschen, die in etwa in meiner Lage sind, austauschen.

LG, Virta


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