Kein Entrinnen (Angehörige)

Astarte, Freitag, 29.08.2008, 13:10 (vor 5743 Tagen)

Mit meinem Ex streite ich gerade um das Umgangsrecht für unser Kind. Das ist ein sehr schwieriges Thema, weil ich es einerseits gewähren will und anderseits als Mutter ja auch die Fürsorgepflicht habe und das Kind "beschützen" muss. Dabei versuche ich es immer wieder aus Sicht meines Kindes zu sehen, und dabei fiel mir neulich etwas auf:

Egal ob der Vater komplett aus dem Leben verschwindet, ob er alle paar Wochen zum Spielen zu Besuch kommt oder ob wir - ganz utopisch - in einer fernen Zukunft wieder als Familie leben: Das Kind wird niemals frei von der Messi-Thematik sein! Nie!

So klein und schon so verpfuscht! Überspitzt gesagt. Das stimmt mich sehr traurig.

Ja, wir leben nun bei Cleani-Oma und gleichen das schlechte Vorbild der ersten 7 1/2 Jahre aus. Man wird er beibringen können, selbstständig Ordnung zu halten, sofern - werweißdasschon- Messitum nicht erblich ist. Gut, es gibt da die Prägung der ersten Jahre, die wird bleiben, aber man kann sie in dem jungen Altern sicherlich noch ausgleichen.

Aber egal welche Möglichkeit man jetzt durchgeht, Messitum wird immer ein Thema sein.

Sieht sie Papa nie wieder und hat gar nichts mehr mit Messi zu tun, so hat sie einen großen Verlust erlitten. Das ist schwer für ein Kind. Wenn sie älter wird, wird sie den Verlust des überalles geliebten Papa, der sie eigentlich auch abgöttisch liebt, verarbeiten müssen. Und dafür gibt es nur einen Satz, mit dem sie leben muss: Sie hat ihren Vater ans Messitum verloren!Punkt! Und je älter sie wird, um so mehr wird sie begreifen was das bedeutet.

Auch wenn sie noch weiterhin Kontakt haben, dann wird sie irgendwann anfangen wollen, ihrem Papa zu helfen. Selbst in Angehörigen-Foren schreiben. Sie hat jetzt schon so viel Fürsorge und Mitgefühl und Verantwortungsgefühl für Papa, dass es ihr Alter weit überstreitet und vielleicht ungesund ist. Sie ist nicht mal 8, und versucht jetzt schon für ihren Papa dazu sein statt umgekehrt. Sie wird all den Kummer mitmachen, denn ein liebender Angehörige mitmacht: Versuchen zu helfen. Sich nicht geliebt fühlen. Nicht verstehen können, wieso Papa nicht einfach mal aufräumt, damit sie die Ferien zu ihm darf? Liebe er sie nicht genug? Je nach Alter dann Hilfe anbieten, die abgelehnt wird. Sich zurückgewiesen fühlen. Selbstzweifel. Die Ambivalenz der Aussagen, die ständige widersprüchlichen Signale, Resignation, Verzweiflung und und und
Es ist ihr Papa und wird es immer bleiben. Egal ob Kontakt da ist oder nicht. Ich will es zwar auch einen halbes Jahr nach der schmerzhaften Trennung selbst noch nicht, aber ich könnte ihn aus meinem Leben/Fühlen komplett rausschmeissen, die 12 Jahre zur Seite schieben, neu anfangen.Will nicht wirklich, aber das ist ein anderes Thema. Aber ich könnte. Aber für sie wird es immer der Papa bleiben! Immer! Sie kann dem Thema gar nicht entkommen. So oder so!

Dann gäbe es noch das andere Extrem: Irgend, wenn sie älter ist, und begreift, dass sie ihren Papa an das CHaos verloren hat, beginnt sie vielleicht ihn und/oder das Chaos zu hassen. Dadurch dass sie jetzt dem EInflus eines Extrem-Cleani ausgesetzt ist, könnte also genau das andere Extrem passieren: Dass sie zum Cleanie wird. Und wie ich schon oft festgestellt habe, sind Cleanies im Grunde das selbe im grün wie Messis, nur die andere Seite Medaille. Gleich ist z.b. dass Ordnungs das überwiegendes alles andere blockierende Thema/Problem im Leben ist.

So oder so, es gibt also kein Entrinnen vor der Ordnungsthematik für mein süßes, kleines 7jähriges Mädchen. Ich würde sagen, da hat das Ahnenkarma voll und ganz zugeschlagen. Und dabei war ich fest der Meinung, dass es MEINE Aufgabe war dass innere Ordnungsproblem zu lösen. Wie gesagt: Cleanie-Mutter, später Messi-Gemahl. Er und ich gemeinsam, wir ergänzten uns in Stärken und Schwächen so perfekt, dass unser beider Mittelweg DIE Lösung wäre. Karmatisch. Spirituell. Weltlich. Wie auch immer. Das war "mein Sinn" des Lebens: dass wir voneinander lernen um beide diese Thematik endlich abschließen zu können. Aber er hat sich mir nie öffnen können. Wir haben versagt.

Und da ist also bereits die nächste Generation. Und es ist eindeutig, dass diese ganzen Themen auch in ihrem Leben eine große Rolle spielen werden. So oder so. Ich kann nur hoffen, dass sie gut damit klar kommt. Sie unterstützen so gut es geht. Und weil ich mich meiner Tochter sehr nahe fühle, werde ich also als Begleiter ebenfalls niemals dieses ganze Thematik komplett hinter mir lassen können. Und angenommen sie würde selbst ein Messi, werde ich immer Messi-Angehörige bleiben. Immer! Aber ich will's mal nicht hoffen.

Ist das nicht furchtbar... krank?! Kein Entrinnen!

Der einzige, der dieses Muster noch stoppen könnte wäre der Messi-Ex. Wenn er endlich SEINE Aufgabe übernimmt und sich endlich SEINEN Problemen stellt. Ihr zeigt, wie sehr er sie liebt und an sich arbeitet. Ihr zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen. Aber in seinem Fall stehen die Chancen ganz, ganz schlecht. Und dabei glaube ich ja sogar, dass uns dieses Kindlein geboren wurde um uns zu helfen, weil sie beide Seiten in solch wunderbarer Perfektion in sich vereint, wir beide selbst in diesem Alter schon so viel von ihr lernen können. Sie fühlt wie Papa, denkt und redet wie Mama. Wenn er nur sein Herz öffnen würde,... so könnte sie ihn im Laufe des gesamten Lebens so viel Erkenntnis bringen. Statt dessen stößt er sie brutal von sich. Zumindest im Moment.

Na ja, insgesamt führt mein Glaube dazu, dass ich davon ausgehe, dass die mittlere Variante das Schicksal sein wird: Sie wird versuchen ihm zu helfen, und wenn sie nicht aufpasst genauso kaputt gehen wie so manch anderer Angehöriger. Denn nach aktuellem Stand besteht keinerlei Chance, dass er jemals wirklich Hilfe annimmt oder überhaupt ernsthaft an dem Problem arbeiten will
Bei solchen Gedanken stürzen tausende Gefühle gleichzeitig auf einen ein. Von Mitleid über Verständnis über Zurückweisung bis zu rasendem Zorn und alles, was dazwischen liegt.

Astarte


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