Re: Wochenbericht KW 43 von Schlumpfine ((M)Essies)

Schlumpfine, Mittwoch, 20.10.2004, 11:51 (vor 7134 Tagen) @ Janna

Hallo, Ihr Lieben!

Schon wieder hat mir das Schicksal bizarre Geschenke gemacht und ich schwanke zwischen Dankbarkeit und Zorn:

Ich habe die fristlose Kündigung erhalten.
Der Vater meiner Tochter zahlt keinen Unterhalt mehr.
Meine freiberuflichen Auftraggeber melden sich eventuell nächste Woche wieder.

Fazit: Finanziell könnte es nicht wesentlich schlechter laufen.

Finanzielle Engpässe und Sorgen waren in den vergangenen Jahren IMMER Auslöser für heftigste Suchtphasen mit Essanfällen ohne jedes Maß.

Diesmal nicht.

Ich bin enttäuscht.
Ich bin traurig.
Ich bin wütend.
Ich weine und schreie und schreibe böse Briefe (z. B. an den Vater meiner Tochter).
Ich lasse mich umarmen und trösten.
Ich spreche mich mit FreundInnen aus und gehe zum Jugendamt wg. Unterhaltsvorschuss.

UND ICH FRESSE NICHT!

Mein Essen ist ebenso klar, wie mein Kontakt zu mir selbst und meinen Gefühlen.

Ich mache eine schwere Phase durch und weiß, dass ich sie mit Gottes Hilfe meistern werde. Überessen ist nicht hilfreich.

Ich spüre keinen Essdruck. Und dafür bin ich zutiefst dankbar. Wenn ich jetzt nicht zwanghaft essen MUSS, wann dann???

Merkwürdige Geschenke erhalte ich in letzter Zeit: Brechdurchfall, finanzielle Sorgen ... Sie helfen mir, meine Freiheit vom Essdruck zu genießen und ich bin dafür dankbar.

Während es mit dem Essen und allem anderen so wunderbar und mühelos glatt und rund lief, saß ein böser kleiner Teufel auf meiner Schulter und sagte "Jahaa, jeeetzt klappt es, denn jetzt läuft ja auch alles super. Wart' nur ab, wenn wieder schwerere Zeiten kommen. Dann frisst Du wieder ..."

Und manchmal war ich geneigt, ihm zu glauben. Jetzt glaube ich nicht mehr, dass andere Menschen (meine Mutter, mein Ehemann, mein Chef, meine Nachbarn ...) oder äußere Umstände (das Wetter, mein Kontostand, die Schulzeiten meiner Tochter bzw. die Arbeitszeiten meines Mannes ...) Einfluss darauf habe, wieviel und warum ich esse. Und das ist FÜR MICH eine völlig neue Erfahrung, für die ich unendlich dankbar bin.

Das Resultat seit letzten Mittwoch bis heute,

Mittwoch, 20.10.2004: BMI 40, 7 (-1,0 kg).

Und das unter diiieeesen Umständen!

Ich freue mich darüber - und das andere wird, solange ich tue, was in meiner Macht steht und den Rest ohne übertriebene Ängste und Sorgen Gott überlasse, auch wieder in Ordnung kommen. Diese Erfahrung gibt mir ein Gefühl der Freiheit und Geborgenheit wie schon seit Jahren nicht mehr.

Ich wünsche uns allen eine erfolgreiche, sorglose Zeit mit viel Liebe, Freude und Lebenslust!

[image] Schlumpfine


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