Öffenlichkeit, sich outen (Allgemein)
Sakem, Freitag, 30.05.2008, 21:04 (vor 6417 Tagen)
Hallo,
noch mal eine Frage an alle MM´s:
Unser Selbsthilfetreffpunkt veranstaltet demnächst ein Sommerfest.
Natürlich ist auch die AM-Gruppe dazu eingeladen.
Dadurch würde aber unsere Anonymität nicht mehr gewahrt bleiben.
Würdet ihr dennoch hingehen und mitfeiern?
Bisher hat sich unsere Gruppe immer
aus allen Aktivitäten außerhalb der Gruppe rausgehalten.
Wäre es nicht eine gute Gelegenheit, entgegen der TV-Berichte,
ein realistisches Bild von den Messies zu vermitteln und
aus der Isolation zu kommen?
Endlich mal Beziehungen zu pflegen als seinen Mess?
Wovor verstecken wir uns?
Hat jemand Erfahrungen mit der Öffentlichkeit?
Oder dem Outen?
Sakem
Re: Öffenlichkeit, sich outen
muecke, Samstag, 31.05.2008, 08:24 (vor 6417 Tagen) @ Sakem
Hallo Sakem,
ich hätte Schwierigkeiten mich zu outen.
Ich finde eine anomyne Selbsthilfegruppe macht nur Sinn, wenn man auch anonym bleibt.
Lg muecke
Re: Öffenlichkeit, sich outen
Sakem, Sonntag, 01.06.2008, 17:31 (vor 6415 Tagen) @ muecke
ich hätte Schwierigkeiten mich zu outen.
Ich finde eine anomyne Selbsthilfegruppe macht nur Sinn, wenn man auch anonym bleibt.
Lg muecke
Hallo,
warum muss man sich eigendlich schämen?
Wenn man eine andere Krankheit hätte oder behindert wäre würde man sich
doch auch nicht für sein Unvermögen schämen, oder?
Jeder hat bestimmt seine Gründe und Auslöser für seinen Mess.
Natürlich liegt es in der eigenen Verantwortung, so gut es jeder kann,
dagegen etwas zu unternehmen. Jeder kann mal fallen.
Nur muss/sollte man wieder aufstehen.
Durch diese Tabuisierung und Stigmatisierung wird
das falsche Bild eines Messies aufrechterhalten.
Warum verstecken?
Wieviel andere Messies leiden noch allein vor sich hin?
Was wäre, wenn man offen sagen könnte:
"O.K. ich habe/hatte ein Problem mit der Haushaltsführung.
Ich habe meinen Besitz nicht unter Kontrolle.
Ich habe kein Zeitgefühl.
Aber ich arbeite dran!"
Gedanken von
Sakem
Re: Öffenlichkeit, sich outen
muecke, Sonntag, 01.06.2008, 18:25 (vor 6415 Tagen) @ Sakem
Hallo Sakem,
nicht offensiv über etwas reden ist nicht immer etwas zu verheimlichen.
Ich kann inzwischen Menschen in meine Wohnung lassen, ohne mich für alles mögliche zu entschuldigen,
Das hat auch etwas mit wachsendem Selbstbewusstsein zu tun, und auch mit der Tatsache, dass es halt in Wohnungn mit Kindern nicht aussieht wie im Möbelhaus
Ich möchte aber nicht mit Fremden darüber reden, warum ich eine Riesenberg gewaschener Wäsche in meinem Schlafzimmer horte, und warum ein noch größerer Berg im Keller auf die Wäsche wartet.
Oder dass ich morgens auf der Suche nach passenden Socken bin, weil ich es Abends nicht geschafft habe .
So kann ich weitere Beispiele nennen.
ich denke die überwiegende Reaktion wäre:" die sollen sich mal zusammenreissen." " So schwer ist es nicht Ordnung zu halten." " Die sind nur zu faul zum aufräumen."
Ausserdem würde ich Bemerkungen gegeüber meiner Kinder befürchten in der Art : deine Mutter kann ja nicht mal Ordnung halten, Hast du deine Kleidung im Müll gefunden
Wenn ich eine andere Krankheit, oder ein Gebrechen hätte, würden die meisten Menschen das akzeptieren. Auch weil sie es sehen und verstehen könnten.
LG muecke
Re: Öffenlichkeit, sich outen
MaZe, Montag, 16.06.2008, 22:20 (vor 6400 Tagen) @ Sakem
hi,
das ganze ist für mich eine (mindestens) zweiseitige sache.
sagen wir mal privatleben und öffentlichkeit.
warum soll ich mich von einer aussenwelt verurteilen lassen?
kann ich nicht genausogut die aussenwelt verurteilen?
beide beeinflussen einander.
vergebung ist meines erachtens gesünder als verurteilung.
das öffentliche massenbewusstsein ist manipuliert von verurteilungssucht.
daher hat es vergebung verdient.
die menschliche realität ist ein produkt von aussenwelt & innenwelt.
ich könnte verlangen, dass mich der doktor gesund macht.
der doktor könnte verlangen, dass ich mich gesund mache.
gemeinsam können wir gesund werden.
bitte vergebt mir diesen anflug von philosophie - da ging was mit mir durch
ja - ich fange bei mir selbst an!
&
nein - ich schäme mich nicht mehr!
chaos ist eine grundessenz des universums.
auch in mir drin und in meiner wohnung.
das gesunde mass halt - wo ist's?!
papiertiger sind zeitgefrässig.
die klinisch sauberen werbespots tun mir mehr weh als das staubkorn auf dem schrank.
ich freu mich über jede wiese die noch wildblumen trägt,
statt monokulturellem gengemüse.
*
soll sich die ganze welt doch endlich heilen
in ihrer multikulturellen gesamtheit
und alles integrieren
*
yin&yang
*
IST
Re: Öffenlichkeit, sich outen
Kirschblüte, Sonntag, 01.06.2008, 19:40 (vor 6415 Tagen) @ Sakem
Hallo,
noch mal eine Frage an alle MM´s:
Unser Selbsthilfetreffpunkt veranstaltet demnächst ein Sommerfest.
Natürlich ist auch die AM-Gruppe dazu eingeladen.
Dadurch würde aber unsere Anonymität nicht mehr gewahrt bleiben.
Würdet ihr dennoch hingehen und mitfeiern?
Bisher hat sich unsere Gruppe immer
aus allen Aktivitäten außerhalb der Gruppe rausgehalten.
Wäre es nicht eine gute Gelegenheit, entgegen der TV-Berichte,
ein realistisches Bild von den Messies zu vermitteln und
aus der Isolation zu kommen?
Endlich mal Beziehungen zu pflegen als seinen Mess?
Wovor verstecken wir uns?
Hat jemand Erfahrungen mit der Öffentlichkeit?
Oder dem Outen?
Sakem
Hallo Sakem,
Vorweg: ich persönlich möchte keinerlei Öffentlichkeit, mich nirgendwo outen. Darum putze und räume ich wie doof, wenn sich Besuch ankündigt, verschließe Schränke und ganze Zimmer (kein Besuch muss überall hin.9 Ich möchte in keine reale Selbsthilfegruppe und rede auch im realen Leben nicht darüber.
Aaaber: wer in eine Selbsthilfegruppe geht, hat sich doch im realen Leben in gewisser Weise schon geoutet. Und wer wird auf diesem Sommerfest sein?
Wenn es "nur" andere Selbsthilfegruppen sind - ist der Schritt wirklich sooo groß? Es werden dort ja nicht nur Menschen mit rein körperlichen Erkrankungen sein. Ist es peinlicher zuzugeben "Ich kann nichts fortwerfen" als z.b. "ich kann nicht aufhören zu essen, obwohl ich satt bin" oder, oder, oder. Ist Messiesein soooviel peinlicher, als z.b. Alkoholiker zu sein, sich selbst zu verletzten, einen Psychatrieaufenthalt hinter sich zu haben oder oder oder.Eine andere Sache wäre es sicher, wenn auch die presse da ist. Sich eventuell mit Bild auch noch in der Zeitung zu outen ist meiner Meinung nach wirklich nicht empfehlenswertDann würde ich auch noch überlegen, wie groß ist der Ort. (ich persönlich wohne in einem kleinen Ort, zu klein für so eine Selbsthilfegruppe, wenn ich irgendwo hin gehe, egal wohin, weiß ich, ich treffe bestimmt irgendeine Nase, die ich von irgendwoher kenne. in einer relativ großen Stadt muss es nicht so sein, dass es an dem Selbsthilfetreffpunkt von Menschen wimmelt, die man im täglichen Leben ständig trifft)
Das sind so meine Überlegungen zu dem Thema
Viele Grüße
Kirschblüte