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"Die Buddenbrocks" lesen - lohnt sich das ? (Off Topic)

Ruth @, Freitag, 30.10.2020, 12:10 (vor 1272 Tagen)

Schweres Problem im Hause - mir geht trotz Bücherschwemme der Lesestoff aus .
Die Wahl ist : lese ich jetzt etwas zum x-ten Mal oder
greife ich mir Thomas Mann's "Buddenbrocks" aus der Fremdbibliothek im Haus ?

Schließlich sind die Manns eine bedeutende künstlerische Familie.
Und mit Heinrich Manns "Untertan" kam ich ganz gut klar ...

Wenn ich schon die erste Seite sehe mit der Konsulin und der "zarten kleinen Antonie in dem Kleidchen aus changierender Seide " verliere ich sofort die Lust.

Ich habe slawische Schriftsteller nach einiger Gewöhnung mit Genuss gelesen und mich sehr bereichert gefühlt; ich habe mir Scarlett O'hara und ihren Rhett Butler gegeben, sogar die moderne Fortsetzung...
Es macht mir nichts aus, daß ein Buch dick ist oder zu den Klassikern gehört, ob es aus einem anderen Kulturkreis kommt oder ein Thema behandelt, daß mit mir direkt nichts zu tun hat ...aber es muß schon irgendwas tiefergehendes zu bieten haben; ich möchte hinterher bereichert sein.

Haben die Buddenbrocks mir was zu bieten , was ich grade übersehe ?
Wer kennt hier diesen Clan ?

"Die Buddenbrocks" lesen - lohnt sich das ?

Donna @, Freitag, 30.10.2020, 12:23 (vor 1272 Tagen) @ Ruth

Hallo Ruth,

ich habe es noch nicht gelesen. Lt. Reich-Ranicki ist es das beste Buch der deutschen Literatur :-) .
Fang doch einfach an; ich gebe jedem Buch 50 Seiten, wenn es mich dann noch nicht fesselt, lege/gebe ich es weg.

Viel Spaß beim Beginnen!

LG
Donna

"Die Buddenbrocks" lesen - lohnt sich das ?

Giovanni L. @, Freitag, 30.10.2020, 14:29 (vor 1272 Tagen) @ Donna

Hallo Ruth und Donna,

es lohnt sich auf jeden Fall... Man muss nur einen langen Atem mitbringen und evtl. sich bestimmte Figuren und Szenen rausschreiben - ich suche bis heute nach einer besonders gelungenen Szene, in der auf einmal alle Plattdeutsch schnacken (so heißt das doch in Lübeck?). Damals habe ich mir noch keine gelungenen Sätze rausgeschrieben - heute mache ich das aber und finde auch in der dicksten gelesenen Schwarte einiges wieder!

Der Stil vom Mannschen Thomas ist allerdings ein ganz anderer als der seines Bruders Heinrich: Heinrich schreibt schnörkellos und relativ unkompliziert, Thomas in Bandwurmsätzen, die locker mal eine ganze Seite füllen können und scheut nicht das entlegenste Vokabular. Aber man kann sich wirklich dran gewöhnen - immerhin hat es dafür (oder war es "Zauberberg"?) ja auch mal einen Nobelpreis gegeben.

Gruß von Giovanni

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"Die Buddenbrocks" lesen - lohnt sich das ?

Ruth @, Freitag, 30.10.2020, 15:57 (vor 1272 Tagen) @ Giovanni L.

Hallo, Giovanni,


Der Stil vom Mannschen Thomas ist allerdings ein ganz anderer als der seines Bruders Heinrich: Heinrich schreibt schnörkellos und relativ unkompliziert, Thomas in Bandwurmsätzen, die locker mal eine ganze Seite füllen können und scheut nicht das entlegenste Vokabular. Aber man kann sich wirklich dran gewöhnen - immerhin hat es dafür (oder war es "Zauberberg"?) ja auch mal einen Nobelpreis gegeben.


Nur weil einer den Literaturnobelpreis bekommen hat, muß ich ihn nicht lesen müssen.
Viele sehr gute Schriftsteller haben ihn knapp verpasst und manch einer ihn bekommen, bei dem man sich fragt : Hä?

Wikipedia meint : Der Nobelpreis für Literatur war für Mann keine Überraschung. Bereits Jahre zuvor war spekuliert worden, dass er ihn bekommen könnte, er selbst hatte schon 1927 darauf gehofft. Am Nachmittag des 12. November 1929 erreichte ihn die Nachricht aus Stockholm. Er war konsterniert, dass sich das Komitee praktisch nur auf seinen ersten Roman bezog. Verantwortlich dafür war in erster Linie der einflussreiche Stockholmer „Königsmacher“, der Schwede Fredrik Böök, der dem Roman Der Zauberberg keine Wertschätzung entgegenzubringen vermochte und ihn mehrfach verrissen hatte.
Das Preisgeld betrug 200.000 Reichsmark. Einen Teil davon verwendete Mann, um die Schulden seiner Kinder Klaus und Erika nach ihrer Weltreise zu tilgen. Außerdem wurden davon der Bau des seit 1996 als Thomas-Mann-Kulturzentrum gepflegten Sommerhauses in Nidden auf dem zu Litauen gehörenden Teil der Kurischen Nehrung und zwei Autos finanziert, der Rest angelegt.


Wie gesagt, ich gebe Thomas Mann heute abend nochmal eine 50-seitige-Chance in meinem Hirn, wenn er die nicht schafft, war es das für mich mit diesem Mann ^^

Grüße !

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Ups, die heißen ja "Die Buddenbr o o ks" ...

Ruth @, Freitag, 30.10.2020, 16:01 (vor 1272 Tagen) @ Ruth

- kein Text -

Ups, die heißen ja "Die Buddenbr o o ks" ...

Giovanni L. @, Freitag, 30.10.2020, 16:43 (vor 1272 Tagen) @ Ruth

Uff, das c statt dem o ist mir auch nicht aufgefallen...

und ja, der Nobelpreis bürgt nicht gerade Lesegenuss, wie ich letztes Jahr bei Peter Handke feststellen musste! Mal sehen, wie's dieses Jahr bei Louise Glück aus USA aussieht? Ich wünsch' Dir jedenfalls, dass Du Dich festliest ;-) und vielleicht sogar die Mannschen Bandwurmsätze schätzen lernst. Das hatte beim Lesen jedenfalls einen ähnlichen Effekt bei mir wie die seitenlangen Diskussionen bei Dostojewski - war der bei Deinen slawischen Autoren dabei?

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Slawische Literatur

Ruth @, Freitag, 30.10.2020, 18:32 (vor 1272 Tagen) @ Giovanni L.

Hallo, Giovanni,

Das hatte beim Lesen jedenfalls einen ähnlichen Effekt bei mir wie die seitenlangen Diskussionen bei Dostojewski - war der bei Deinen slawischen Autoren dabei?

Yepp.
Problem bei fremdsprachiger Literatur ist :
Wenn der Leser die Originalsprache des manuskripts nicht beherrscht ,
steht und fällt das Buch durch die Arbeit des Übersetzers . :-|

Slawische Literatur

Giovanni L. @, Freitag, 30.10.2020, 18:42 (vor 1272 Tagen) @ Ruth

Oh ja, da könnte ich Dir auch einige abschreckende Beispiele nennen - da liest man schon mal lieber auch bei begrenzten Sprachkenntnissen das Original und versteht dann nur die Hälfte ;-)...

Bücher ausgeliehen

Donna @, Freitag, 30.10.2020, 14:48 (vor 1272 Tagen) @ Donna

bevor die Stadtbücherei vielleicht wieder schließen muss. (Die Mitarbeiter haben allerdings Hoffnung, da auch die Frau des Bürgermeisters immer wieder Bücher ausleiht!)

Unter anderem - was wohl?! :-D

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Na gut, dann...

Ruth @, Freitag, 30.10.2020, 15:43 (vor 1272 Tagen) @ Donna

liebe Donna,
begleite ich Dich lesend auf jeden Fall bis dahin, wo die zwei alten Leutchen sich über eine Wiege beugen und "Die geschlossenen Vorhänge ließen das Licht nur dämmernd hinein."st übrigens sein Erstling, aber schon mit 14 war sich Thomas Mann sicher , er sei bereits ein " Lyrisch-dramatischer Dichter".

Übrigens: Was herr Reich-Ranitzky sagte, hat mich nie wirklich interessiert ..

Liebe Grüße, Ruth

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Noch elf Seiten bis zum Ziel

Ruth @, Samstag, 31.10.2020, 09:41 (vor 1271 Tagen) @ Ruth

- kein Text -

So schlimm ;-) ?

Giovanni L. @, Samstag, 31.10.2020, 16:59 (vor 1271 Tagen) @ Ruth

- kein Text -

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So schlimm ;-) ?

Ruth @, Samstag, 31.10.2020, 17:14 (vor 1271 Tagen) @ Giovanni L.

Nicht schlimm;
elf Seiten hat er noch, die kriegt er auch.

Man darf auch nicht vergessen, die Buddenbrooks sind ein Erstling und sie kamen raus, als Thomas Mann 26 Jahre alt war.
Wann hat er begonnen , die zu schreiben, wie alt war er da ?


Vielleicht sollte ich mal versuchen, irgendwann einen Blick in den Zauberberg zu werfen, als er den schrieb, war er so etwa "in unserem Alter", ergo gereift ...

So schlimm ;-) ?

Giovanni L. @, Samstag, 31.10.2020, 17:27 (vor 1271 Tagen) @ Ruth

Dann musst Du Dich aber auf eine ebenso ausführlich erzählte Krankengeschichte aus Davos gefasst machen - naja, bei Krankengeschichten kann ja der ein oder andere (mich eingeschlossen) auch etwas mitreden und liegt dann vielleicht auch näher dran als an pubertären Erzählungen.

Wobei: da "Buddenbrooks" ja den Untergang einer Familie darstellen soll, kommen nach und nach auch noch andere Lebensphasen der beiden Hauptfiguren Thomas und Christian in den Blick... Vom Zauberberg kann ich übrigens nur indirekt berichten (muss ich noch mal lesen und habe ihn in einer schönen Ausgabe auch mal zu Weihnachten bekommen), er spielt als Zitat aber eine Rolle in Frischs Roman "Stiller", weswegen ich mich letztlich noch mal dafür interessiert hatte.

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Nicht mein Ding

Ruth @, Sonntag, 01.11.2020, 12:56 (vor 1270 Tagen) @ Giovanni L.

Hallo, Giovanni,

Ich habe mich erinnert, Felix Krull zu lesen , hatte ich auch 'Differenzen',
obwohl ich die Verfilmung gut fand.

Bandwurmsätze habe ich übrigens keine registriert;
aber eine Art der Ausdrucksweise, die mich vermuten läßt, daß T.Mann jeden Satz stundenlang gefeilt und poliert haben könnte, bis es für ihn passend war.

Ich aberkenne ihm sicherlich nicht die Leistung des Schreibens und er mag als der größte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gefeiert werden - nichtsdestotrotz : sein Stil ist nicht mein Ding.

Ich lese stattdessen Pearl Sydenstricker Buck wieder , diesmal 'Die gute Erde' - auch sie hat den Literaturnobelpreis erhalten :-D

Schönen Sonntag !

mein Ding

Sonne, Montag, 02.11.2020, 00:45 (vor 1269 Tagen) @ Ruth

Hallo Ruth,

Ich lese stattdessen Pearl Sydenstricker Buck wieder , diesmal 'Die gute Erde' - auch sie hat den Literaturnobelpreis erhalten :-D

Das habe ich vor gefühlten Jahrzehnten auch schon mal gelesen,
aber leider kann ich mich jetzt nicht mehr daran erinnern, außer das
es mir gut gefallen hat.

Schönen Montag wünscht dir
Sonne

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mein Ding

Ruth @, Montag, 02.11.2020, 05:00 (vor 1269 Tagen) @ Sonne

Hallo, Sonne,


Un beschreiblich [image] und habe es intuitiv als Ersatz für die Buddenbrooks gegriffen:
Auch hier Aufstieg und Fall einer Familie.
Ganz anderer Blickwinkel.


........................................................Die Sache mit der Vergabe vom Nobelpreis für Literatur ist auch eine interessante Sache .


Zitate aus wikipedia :

Der Nobelpreis für Literatur ist einer der fünf von Alfred Nobel gestifteten Preise, die
„denen zugeteilt werden, die […] der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“.

Im Auftrag der 1900 gegründeten Nobel-Stiftung wird er alljährlich von der Schwedischen Akademie in Stockholm vergeben und ist seit 2017 mit neun Millionen Schwedischen Kronen (nach damaligem Wechselkurs etwa 905.040 Euro, derzeit etwa 868.000 Euro) dotiert.

Bereits im September des Vorjahres bittet das Nobelkomitee sechs- bis siebenhundert ausgewählte Personen und Institutionen weltweit um Kandidatenvorschläge für den Literatur-Nobelpreis des kommenden Jahres. Darunter sind, entsprechend den Statuten,

...(Auslassung der Aufzählung)...

Die Angeschriebenen können ihre Vorschläge – nur Lebende sind zugelassen – einreichen. Üblicherweise gehen rund 350 Vorschläge ein.
Das Komitee sichtet die Vorschläge und stellt eine Liste ...()... zusammen.
Ist diese Kandidatenliste von der Akademie akzeptiert, extrahiert ... Komitee ...()... zunächst eine 15 bis 20 Namen umfassende Auswahl.
Nach Bestätigung ...()...durch die Akademie erarbeitet ...()... eine ...()... Auswahlliste mit fünf Namen.
...()... und ...()...schließlich über den Nobelpreisträger ...()... abstimmen; dieser muss mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigen.


Lediglich der Preisträger wird bekanntgegeben, die Namen der übrigen Kandidaten unterliegen, wie auch Informationen über den gesamten Auswahlprozess, einer 50-jährigen Sperrfrist.


Interessant.


jedenfalls hat meine Beschäftigung mit den Preisträgern des Nobelpreises - Into topic ? -
dazu geführt, daß ich mich eben entschlossen habe, zu planen:

  • die krumme Buchregalkonstruktion im Wozi neu aufzubauen und gewichtsmäßig zu entlasten - beginnend
  • weitere Kartons Fremdbücher ordentlich zu packen
  • mir heute mittag ein Auto organisieren versuchen
  • und wie von einer mitdenkenden Forista (?) empfohlen , etwas
  • "return to sender"
    (diesmal habe ich das richtige to gewählt :-P )
    versuchen paar Fremdbücher nach Hause zu bringen
  • und mal checken,ob ich wenigstens erfahren kann,
    was Madame so über die Leber gelaufen sei.

Sieht mir nach einem guten Plan aus.


Vorab uns allen einen guten Start in den Montag einer neuen Woche ,
möge er ruhig und friedlich verlaufen.

OT - Ein Abend im Hause Buddenbrook

Donna @, Montag, 02.11.2020, 21:26 (vor 1269 Tagen) @ Donna
bearbeitet von Donna, Montag, 02.11.2020, 21:32

Gestern habe ich der Familie Buddenbrook beigewohnt; ihrem auserlesenen Speisen, den wirtschaftlichen und politischen Erörterungen, dem Billardspiel.
Auf Seite 51 haben sich alle für die Nacht empfohlen - ich auch.

Das war's wohl. Im Moment kann ich diesen detailreichen Schilderungen nicht viel abgewinnen.
Vielleicht ändert sich das während des Lockdowns, wenn sich alles verlangsamt, auch das Lesen ... ;-)

OT - Ein Abend im Hause Buddenbrook

Giovanni @, Montag, 02.11.2020, 21:59 (vor 1269 Tagen) @ Donna

Das war's wohl. Im Moment kann ich diesen detailreichen Schilderungen nicht viel abgewinnen.

Hallo Donna,

dann bin ich wohl für mein Faible für die literarische Langatmigkeit etwas allein auf weiter Flur :-( . Aber das macht nichts - übrigens haben meine Frau und ich letztens auch die gemeinsame Lektüre von Manns "Dr.Faustus" abgebrochen - das lag aber eher daran, dass wir zwischen drin die Verfilmung davon gesehen haben, dann war irgendwie die Neugierde weg, den langen Atem durchzuhalten...

Grüße von Giovanni

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