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Beschreibung von Antriebslosigkeit (Off Topic)

Ruth @, Samstag, 12.06.2021, 20:38 (vor 1047 Tagen)

Ich habe mich beim Lesen von "Berlin Alexanderplatz" gefragt,
weshalb zwischendrin immer irgendwelche
im weitesten Sinne
medizinischen Themen eingefügt sind,
die nicht wirklich wichtig für den Handlungsverlauf sind
und mich mit der Erklärung getröstet,
daß Döblin als der deutsche Joyce geführt wird .

Im Nachwort erfahre ich dann :
Alfred Döblin war Mediziner, genauer : Psychiater !

In einem seiner Einschübe beschreibt er eine junge Frau, die währenddessen heimlich in ein Tagebuch schreibt - und bin erstaunt - diese Beschreibung ist von 1929 , also fast 100 Jahre her und immer noch aktuell ...
:

Zitat aus Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz, Siebentes Buch „Hier saust der Hammer...“

'..Ich kann mich zu keinem aussprechen, wie ich möchte....Wenn meine Zustände auftreten,dann bin ich zu nichts fähig, die geringsten Kleinigkeiten bereiten mir große Schwierigkeiten.Alles, was ich dann sehe , ruft immer neue Gedanken in mir hervor und ich komme von diesen nicht los, bin dann auch sehr aufgeregt und kann mich nur schwer zwingen, irgendetwas zu tun. Eine große innere Unruhe treibt mich hin und her , und doch bringe ich nichts fertig. Zum Beispiel: Frühmorgens, wenn ich erwache , dann möchte ich garnicht aufstehen; aber ich zwinge mich doch dazu und spreche mir selbst Mut zu .aber schon das Anziehen macht mir dann Mühe und dauert sehr lange , weil mir dabei schon wieder so viele Vorstellungen im Kopf rumgehen,ich werde immer von dem Gedanken geplagt, irgend etwas verkehrt zu zun und dadurch Schaden zu verursachen .'

(Absatz, in dem sie sich als Beispiel vorstellt, daß sie befürchtet, das Haus aus Versehen abzubrennen.)

'Und so geht es dann den ganzen Tag ; alles, was ich tun muß, erscheint mir sehr schwer , und wenn ich mich doch dazu zwinge , es zu tun, so dauert es trotz der Mühe, die ich mir gebe , es schnell zu tun, sehr lange. so geht dann der tag herum, und geschafft habe ich nichts, weil ich bei jeder Hantierung in Gedanken so lange verweilen muß.Wenn ich dann trotz aller Anstrengung doch nicht zurechtkomme im Leben , dann werde ich verzweifelt und weine dann sehr. Dieser Art waren meine Zustände immer, sie traten zuert in meinem 12. Lebensjahre auf .Von meinen Eltern wurde alles für Verstellung gehalten....'

--
Leben ist das ,was passiert,
während Du Pläne machst.
(John Lennon)

Ja Ruth, da ist viel Wahrheit drin - nur wie verändern ?- LG

Sonne, Sonntag, 13.06.2021, 09:10 (vor 1047 Tagen) @ Ruth

- kein Text -

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Es gibt mal wieder kein Patentrezept , liebe Sonne :(

Ruth @, Sonntag, 13.06.2021, 10:10 (vor 1047 Tagen) @ Sonne

Hallo, Sonne,

Das ist wohl für jede:n anders und braucht persönliche Lösungen.
Das ist wie mit den Ordnungs-Methoden :
Was für A passt, passt bei B überhaupt nicht.

Mir fallen spontan ein:

  • Entspannungstechniken
  • Gesprächstherapie
  • Verhaltenstherapie
  • greifbarer freundlicher Clutterbuddy
  • regelmäßige Besuche von Selbsthilfegruppen
  • regelmäßige Putzhilfe ( - wer es sich leisten kann)
  • auch: medikamentöse Therapie /Antidepressiva / mit dem Arzt im Boot
  • (Kur ?!)

Sicher ist die Liste nicht vollständig .

Wenn noch jemandem etwas Hilfreiches dazu einfällt : Bitte hinzufügen !

LG , Ruth

--
Leben ist das ,was passiert,
während Du Pläne machst.
(John Lennon)

Es gibt mal wieder kein Patentrezept , liebe Sonne :(

FlyBaby, Montag, 13.09.2021, 14:12 (vor 954 Tagen) @ Ruth

Oha, den Thread habe ich gerade gefunden und fühle mich erkannt.
Sind das Depressionen? Auch andere fühlen sich so. Wie kommt man da raus? Glaube, das ist meine Kernfrage.

Antriebslosigkeit - kenne ich auch.....

Kirschblüte, Sonntag, 13.06.2021, 15:35 (vor 1046 Tagen) @ Ruth

- kein Text -

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