Nochmal zu meinem Text auf Annelieses Gedicht!!! Wie fühlen sich denn Angehörige (Angehörige)

Sunny, Dienstag, 30.07.2002, 19:48 (vor 7941 Tagen)

Die seelische Not der Angehörigen wird oft nicht gesehen. Die Gießener Studie belegt in ihrer Untersuchung von 87 Angehörigen psychisch Kranker, dass diese einer enormen Belastung ausgesetzt sind - wie bei einem Staatsexamen -, allerdings mit lebenslanger Perspektive. Die Angehörigen sind hinsichtlich psychischer und psychosomatischer Störungen doppelt so hoch belastet wie die Durchschnittsbevölkerung. Häufig fühlen sich die Betroffenen völlig überfordert.

Es gibt drei wesentliche Beziehungsmuster, bei denen die Angehörigen oft ein Gefühl von Gefangen-Sein erleben:

Das erste Verhalten hat einen “distanzierten und entziehenden Effekt”. Der Messie zeigt kein Interesse, wirkt starr und reaktionslos, das Gespräch erscheint oft sinnlos und hoffnungslos. Der Messie möchte am liebsten allein gelassen werden und sich nur im Bett aufhalten und empfindet die Erwartungen der anderen, mit denen er zusammenlebt, als überfordernd. Die Angehörigen, die sich zurückgestoßen fühlen und widersprüchliche Gefühle erleben, empfinden gleichzeitig Verärgerung und Mitleid - sie geraten in einen Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt.

Zweitens ruft die Abwehr der eigenen Verantwortung aber auch Feindseligkeit hervor: Die ständige Klagen, wer oder was verhindert hat, die vorgenommenen Arbeiten nicht oder nur teilweise erledigen zu können, verstehen Angehörige häufig als Anklagen: vor allem dann, wenn diese in gereizter und verbitterter Weise vorgebracht werden. Das verärgert Angehörige, die sowieso alles tun, um gegen diese trostlose und aussichtslose Stimmung anzukämpfen.

Drittens wirkt es als Appell: Die geäußerte Verzweiflung und Hilflosigkeit des Messies wecken beim Partner Mitgefühl und Anteilnahme. Ein “Schrei nach Hilfe”. Das verändert sich, wenn die Angehörigen wirklich helfen, denn “so haben sie es nicht gemeint”. Angehörige können Gefühle wie Wut, Ärger, Angst, Schuld, Scham, oder Mitleid nicht zeigen, weil sie glauben, dass die Situation sich sonst verschlechtert, und das bringt sie in ein ständiges Stresserleben. Schließlich können sie der häuslichen Atmosphäre nicht ausweichen - wie Außenstehende.

Angehörige wehren sich gegen den nur vage empfundene Kontrollverlust ihrer Gefühle, indem sie den Kampf gegen diese Stimmung aufnehmen. Es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt: Aufmuntern, Disziplinieren, Durchhalteparolen, Appelle an den Willen, übersteigerte Aktivität mit Aufräum- und Entmüllungsaktionen. Partner, Eltern, Geschwister, aber auch Kinder versuchen, durch die Übernahme von notwendigen Hausarbeiten in ein normales Leben zurückzukommen - meist mit geringem oder gar keinem Erfolg.
(geklaut *gg* Bzw. Kopiert von www.femmessies.de

SO FÜHLEN WIR UNS!!! Rücksichtsnahme sollte beidseitig sein!!

Wie fühlen sich denn Angehörige ...

Beate, Donnerstag, 01.08.2002, 17:43 (vor 7939 Tagen) @ Sunny

Hallo Sunny,

Du bist keineswegs die einzige Angehörige hier im Forum, ich bin keine Messie. Mein Partner ist Messie.

Ich habe Deine Beiträge eben aufmerksam gelesen und möchte Dir vor allem für die Kopie dieses Links hier danken. Hier, genau wie in Deiner Beschreibung Deiner Lebensumstände als Kind, fühle ich meine Gefühle wieder. Gerade dieser folgende Abschnitt treibt mir die Tränen in die Augen.

Die seelische Not der Angehörigen wird oft nicht gesehen. Die Gießener Studie belegt in ihrer Untersuchung von 87 Angehörigen psychisch Kranker, dass diese einer enormen Belastung ausgesetzt sind - wie bei einem Staatsexamen -, allerdings mit lebenslanger Perspektive. Die Angehörigen sind hinsichtlich psychischer und psychosomatischer Störungen doppelt so hoch belastet wie die Durchschnittsbevölkerung. Häufig fühlen sich die Betroffenen völlig überfordert.

Ich fühle mich mit dieser Situation total überfordert und hilflos ... in dem Wissen, daß ich NICHTS tun kann (außer für mich selber) und in der Perspektivlosigkeit der Beziehung. Ich weiß im Hinterkopf ganz genau, daß ich mich für meiner selbst Willen und meiner köperlichen und psychischen Gesundheit zuliebe, besser trennen würde von ihm. Aber das sagt sich so leicht ..

Es gibt drei wesentliche Beziehungsmuster, bei denen die Angehörigen oft ein Gefühl von Gefangen-Sein erleben:

Gefangensein ist das passende Wort für mich für diese Lebenssituation!

Ich ärgere mich manchmal über mich selber, das ich dem Messieproblem soviel Platz in meinem Leben einräume!!! Mein Gefängnis ist der Konflikt aus der Situation (Beziehung) aussteigen zu wollen auf der einen Seite und auf der anderen Seite hänge ich ja doch auch ein Stück an ihm. Ein Teufelskreis, aus dem ich ausbrechen möchte. Ich weiß nur nicht wie, jedenfalls was meine Gefühlseite anbetrifft.

Liebe Grüße von einer traurigen Beate

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Re: Wie fühlen sich Angehörige ...

Micha @, Freitag, 02.08.2002, 20:55 (vor 7938 Tagen) @ Beate

Hallo Beate !

Ich hab mich heute nach langer Zeit mal wieder hier her getraut .
Schrieb bzw. reagierte auch schon auf einen Text von Sunny .

Und nun dies .

Ich denke es ist nicht Ausschlag gebend ob "unser" Messie , die Mutter , der Vater oder der Partner ist .
Den die Gefühle in uns sind die selben .

Ja ,
auch ich erkenne mich in den Texten von euch beiden .

Jetzt weiß ich nicht weiter ,
aber ich bin dankbar , das es euch beiden hier gibt .

Gruß
Micha

Re: Wie fühlen sich denn Angehörige ...

Sunny, Sonntag, 04.08.2002, 02:56 (vor 7937 Tagen) @ Beate

Hallo liebe Beate!!
Und ebenfalls hallo Micha!!

Schön das wir nun zu 3. hier sind. Gerade als ich mir Deinen Text nochmal durch gelesen habe, ist mir etwas aufgefallen.

Seit meinem 19. Lebensjahr hat man bei mir eine Psychosomatische Autoimmunkrankheit namens: Morbus Crohn festgestellt. Das ist eine Entzündung meines gesammten Darms. Man weiß nicht woher diese Krankheit kommt und warum gerade ICH betroffen bin.
Aber vielleicht ist ja auch dies eine der folgen, der psychischen Belastung die ich quasi seit meiner Geburt mitmache???

Hmm... wie dem auch sei. Ich verstehe Dich, dass Du Dich nicht trennen kannst obwohl Du willst. Jeder mit dem ich darüber sprach, riet mir auszuziehen und Abstand zu meiner Mum zu nehem. Aber was bringts?? Ich möchte doch meiner -Mum nicht den Rücken kehren!!!

Und ich gebe Dir vollkommen Recht, dass schlimme an der Sache ist: zu wissen das man für DEN BETROFFENEN nichts tun kann. Ich glaube manchmal Messies meinen, wir erwarten oder drängen zur Hilfe oder so, damit WIR besser Leben. Aber im Endeffekt geht es doch wirklich darum das wir eigentlich IHNEN helfen wollen, aber es keine Hilfe gibt!!!

Kopf hoch liebe Beate und Micha!!!
Gruß von Sunny

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