Wie verhalte ich mich jetzt nur?? (Angehörige)

Manuela, Montag, 21.10.2002, 11:48 (vor 7858 Tagen)

Hallo ihr alle, ich ho´ffe ihr könnt mir helfen.
Ich habe eine sehr gute Freundin, die ich im Internet kennen gelernt habe.
Nach vielen Monaten war sie bereit mich zu besuchen und da kam raus, das Sie ein Messi ist, nach ihren eigenen Aussagen ist ihre Wohnung ein einziger Müllhaufen und seit 3 jahren wurde dort nicht mehr Sauber gemacht noch aufgeräumt.
Seit einigen Wochen ist auch kein warmes Wasser mehr da ,da ihr Durchlauferhitzer kaputt ist, und sie niemanden in ihre Wohnung lässt( und wohl auch nicht lassen kann) um das zu reparieren.
Sie war fast zwei Wochen bei mir, und was ich feststellen konnte ist, das Sie nicht nur ihre Wohnung, sondern auch sich selber sehr vernachlässigt.
Ich brauche eure Hilfe, weil ich nicht weiß was ich machen soll....Sie liegt mir sehr am Herzen, und ich will Sie nicht verletzen...aber ich denke so kann und darf sie nicht länger weiterleben...Sie braucht Hilfe....aber wie ???? Ich kann sie doch nicht einfach irgend wo "anschwärzen"...Mich lässt sie nicht zu sich(auch sonst niemanden) Laut ihrer eigenen Aussage hat sie schon Ungeziefer in ihrer Wohnung....und ihr Geruch als ich sie traf....war überwältigend...Was mach ich nur..wie verhalte ich mich richtig...????? Bitte gebt mir einen Rat...Grüße Manuela

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Re: Wie verhalte ich mich ....

Micha @, Montag, 21.10.2002, 15:35 (vor 7858 Tagen) @ Manuela

Hallo Manuela !

Ich schreib jetzt einfach mal so drauf los :
ich finde es toll , das du dich sorgst um deine Freundin .

Und sie hat einen großen Schritt in die richtige Richtung getan , als sie sich dir gegen über sozusagen "outete" .

Aber
meiner Meinung nach kanst du Nix für sie machen .
Das mit dem "anschwärzen" seh ich mal als Versuch eines Scherzes an
Mein erster Gedanke war : warum gibt du ihr nicht die Addy des <a href=http://www.f23.parsimony.net/forum46830/>Messie-Forums[/link]´s ?!
Sie hat doch PC-Anschluß ... wäre das nicht die einfachste Lösung ?

Den sie hat einen großen Vorteil gegenüber z.b.: meiner Mutter :
sie sieht das sie ein Problem hat ... kennt es sogar beim Namen .

Jetzt muß sie den nächsten Schritt machen wollen
<small>Um mal die Worte aus <a href=http://members.aol.com/messies/AM/12konze.htm>die Arbeitsweise und die 12 Konzepte der Anonymen Messies[/link] zu zitieren :</small>

1. Einsicht
Wir sind machtlos gegenüber unserer Ansammlung von Dingen,
unsere Alltagsgestaltung ist außer Kontrolle geraten und
wir bekommen unseren Haushalt nicht in den Griff.

Und dann kann sie den 2. Schritt machen

2. Vernunft :
Es gibt eine bessere Art zu leben .
So weiterzuleben wie bisher ist nicht nur unproduktiv :
immer wieder das selbe zu tun und dabei andere Ergebnisse zu erwarten, ist verrückt.
Wir wollen eine vernünftige Lebensweise entwickeln.

Und erst dann kanst du ihr zur Seite stehen : bei der Umsetzung der neuen Lebensweise .

So seh ich das .

LG
Micha

Re: Wie verhalte ich mich ....

Manuela, Montag, 21.10.2002, 23:02 (vor 7858 Tagen) @ Micha

Hallo Micha, ich glaube das kann und wird nicht die Lösung sein, denn alles ist viel schlimmer als nur Messi sein.
Sie vernachlässigt sich in Lebensgefährlicher Weise, Sie ist Diabetikerin, und immer wenn ihr alles über den Kopf wächst spritzt Sie "versehentlich" falsch ihr Insulin.
Ich habe heute eine der Nummern die hier auf der Homepage zu finden sind, sowie noch andere Selbsthilfegruppen angerufen.
Bei allen die gleiche Antwort...sofort etwas zu tun....und zwar schnellstens....eigentlich habe ich das ja selber gewußt..aber ich wollte nicht der Verräter sein, der ihr das antut.Ich habe sehr lange Gespräche mit Ihr geführt, und ihr angeboten das ich ihre Wohnung aufräume und Sie dann mit einem Therapeuten eine Art Plan erarbeiten könnte.
Aber Sie will das nicht....Ihre Antwort ist immer die gleiche...Ich bin Sche...und es ist egal wie ich lebe und wie ich aussehe oder ob ich sterbe.
Ich habe heute mit jemanden von dem Sozialdienst gesprochen, und ihnen die Sachlage erklärt. Sie wollen jetzt ganz behutsam an Sie rantreten und erst einmal in Gesprächen klären wie Sie ihr helfen können.
Ich hoffe das man ihr helfen kann, denn ich befürchte ich kann es nicht, und ohne Hilfe wird sehr bald etwas schlimmes geschehen.
Danke dir aber für deine Antwort
Liebe Grüße Manuela

Re: Wie verhalte ich mich ....

Paladin, Dienstag, 22.10.2002, 01:08 (vor 7857 Tagen) @ Manuela

Moin Manuela,

>schnellstens....eigentlich habe ich das ja selber gewußt..aber ich wollte nicht der Verräter sein, der ihr das antut.Ich habe sehr lange Gespräche mit Ihr geführt, und ihr angeboten das ich ihre Wohnung aufräume und Sie dann mit einem Therapeuten eine Art Plan erarbeiten könnte.

ich fürchte, daß wird ein Schuß, der gewaltig nach hinten losgeht... Ich sag das nicht so daher, sondern auch aus Erfahrung
Ich bin zwar selber Messie (Fachabteilung Papiertiger und Mount Klamott), aber auch Angehöriger, da meine Frau auch Messie ist
Wenn sie es nicht von sich aus will oder Hilfe verlangt, ist ein Therapeut das Schlimmste, was du ihr antun kannst...

Du hilft ihr mehr, wenn du sie behutsam auf den Weg bringst, daß sie irgendwann von sich aus damit kommt, daß sie Hilfe haben will
>Ich habe heute mit jemanden von dem Sozialdienst gesprochen, und ihnen die Sachlage erklärt. Sie wollen jetzt ganz behutsam an Sie rantreten und erst einmal in Gesprächen klären wie Sie ihr helfen können.

Mag ein Weg sein, den du aber sehr behutsam vorbereiten mußt
LG vom Paladin

Re: Wie verhalte ich mich ....

Manuela, Dienstag, 22.10.2002, 10:31 (vor 7857 Tagen) @ Paladin

Hi Paladin, ich wünschte ja selber, das ich ihr mehr Zeit lassen könnte.Doch die "Unfälle" mit dem Insulin häufen sich immer mehr und die Dosis die Sie spritzt wird immer höher...zuerst waren es nur 2-4 Einheiten(dagegen kann man mit einem Stück Schokolade anessen) zuviel Mittlerweile sind es 15(bei der Menge bedarf es einer riesigen Menge Kohlehydrate um das aufzufangen) und dann auch noch das Langzeitinsulin.
Sie war für 11 Tage bei mir(Sie hat sich hier sehr wohl gefühlt und wollte am liebsten bei mir einziehen), und seit Sie wieder bei sich ist, ist Sie Depressiver als je zuvor, und diese "Unfälle" beim Spritzen kamen vorher schon, aber eher selten und niemals mit einer so hohen Dosis.
Glaubt mir ich habe mir diese Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht, ich habe mit sehr vielen Leuten gesprochen,doch egal mit wem(Sozialdienst/Selbsthilfegruppe/Therapeuten)...alle sind der Meinung, das sich da eine Katastrophe anbahnt.Ich bin einfach überfordert mit der Hilfe für Sie,weil es in eine Richtung geht, die mir eine Höllenangst macht.
Sie wohnt viele Kilometer weit weg von mir,und hat keinen vernünftigen Kontakt zu anderen Menschen außer mir.Wie soll ich ihr denn Helfen,wenn Sie wiedermal so einen Unfall hat????
Ich habe ihr, die Adressen von verschiedenen Selbsthilfegruppen und auch die dieses Forums gegeben.Doch sie sagt, ihr könne man nicht Helfen.
Ihre Aussagen machen mir Angst,wenn wieder mal ein Unfall passiert ist, und ich sage pass mit deinem Insulin auf,dann bekomme ich zur Antwort:Ist doch nicht so schlimm,dann ist doch alles schnell vorbei,und falls ich es überlebe hab ich nen Hirnschaden und merk eh nix mehr.

Solche Sätze versetzen mich in Panik, verstehst Du warum ich nicht anders kann als jemanden der sich professionell damit beschäftigt zu sagen Hilf ihr????
Ich weiß, das was ich gemacht habe ist eigentlich Verrat an ihr....aber wenn ich nichts tue,dann ist der nächste "Insulinunfall" vielleicht der Letzte.
Dann bin ich lieber eine Verräterin.
traurige Grüße Manuela

Verlaß Dich auch auf Dein Gefühl

Sabine, Dienstag, 22.10.2002, 19:52 (vor 7857 Tagen) @ Manuela

Hallo Manuela,

ich finde es ganz toll, wie Du Dich um Deine Freundin kümmerst. Das was ich aus Deinen Berichten rauslese, deutet doch sehr darauf, daß es sehr wahrscheinlich notwendig ist, Hilfe von außen zu holen. In Deiner Situation wäre wahrscheinlich jeder überfordert, um alleine zu helfen. Verlasse Dich ruhig auch auf Dein Gefühl. Die Angst, die Du um Deine Freundin hast, ist ein ganz deutliches Signal.
Mit all den Selbsthilfegruppen, Therapeuten, sozialen Diensten u.ä. willst Du doch Deiner Freundin so gut wie möglich helfen. Mach Dir keine Vorwürfe. Egal, wie Du Dich entscheidest, es wird hinterher immer Gründe dafür oder dagegen geben, ob diese Entscheidung richtig war. Du brauchst Dich wirklich nicht als Verräterin zu fühlen. Was immer Du mit bestem Gewissen entscheidest, um Deiner Freundin zu helfen, zeigt doch gerade, daß Du keine Verräterin bist.

Aus Deinen Berichten habe ich auch den Eindruck, daß Deine Freundin unter starken Depressionen leidet, wahrscheinlich mit Suicidgefahr. Gucke am besten auch mal auf entsprechenden Seiten im Internet und bei Selbsthilfegruppen und erkundige Dich, ob es eine Kriseninterventionsstelle gibt, die helfen kann.(Wahrscheinlich hast Du das alles sogar schon getan). Bei den Depressionen kann das Messiesein eine große Rolle spielen, das Gefühl, aus eigener Kraft nie mehr aus dr Unordnung herauszukommen. Dieses Gefühl, und der tägliche Anblick der Chaosberge können auch sehr viel Energie und Lebensfreude rauben.
So wie Du die Situation beschreibt, können aber noch mehr Dinge eine Rolle spielen bei der Depression (wenn es eine ist). Diese Insulinunfälle erscheinen mir wie Hilferufe. Es ist möglich. daß Deine Freundin sich selbt noch nicht eingestehen kann, daß sie Hilfe braucht, es von innen aber schon fühlt.

Es ist sehr verständlich, daß Deine Freundin Hilfe von außen verweigert. Wahrscheinlich hat sie das Gefühl, sich für ihr Chaos schämen zu müssen. Vielleicht kannst Du Ihr vorschlagen, bei den ersten Gesprächen mit Therapeuten und anderen professionellen Helfern dabei zu sein. Zu Dir hat sie Vertrauen, sonst hätte sie Dir von ihrem Chaos und anderen Dingen nichts erzählt. Außerdem wird ihr Deine Anwesenheit vielleicht ein Gefühl von Sicherheit geben.

Ich wünsche Dir und Deiner Freundin alles Gute und ganz viel Kraft um mit dieser Situation gut umgehen zu können.

Grüße,
Sabine

Re: Wie verhalte ich mich ....

Paladin, Mittwoch, 23.10.2002, 00:54 (vor 7856 Tagen) @ Manuela

Moin Manuela,

bitte begehe nicht den Fehler, Gesundheit und Messietum miteinander zu verquicken
Die gesundheitliche Seite ist eine Sache.. Messietum eine andere
Im gesundheitlichen Fall ist Hilfe unbedingt angebracht
Ich kenne das auch mit meiner Frau... Nur das die Verhältnisse umgekehrt sind. Sie nimmt ihre Medikamente nicht (Schilddrüse)
Wenn du sie unteratützen willst, dann bringe erstmal die sace mit dem Insulin auf Reihe
Laß die Messie Thematik außen vor... Das kommt,wenn die gesundheiltichen Dinge auf Reihe sind
Ich kann dein Dilemma nachvollziehen.
LG vom Paladin

Re: Wie verhalte ich mich /Vertraue deinem Gefühl

Manuela, Donnerstag, 24.10.2002, 14:38 (vor 7855 Tagen) @ Paladin

Hallo Paladin und Sabine,
also eben rief mich die Pfarrei aus dem Ort an woher meine Freundin stammt.
Sie haben sich mit verschiedenen Stellen beraten um einen Weg zu finden wie man an Sie herantreten kann, ohne Sie in Panik zu versetzen...dieser Weg ist nun gefunden...und am Dienstagabend werden Sie mit meiner Freundin ganz behutsam Kontakt aufnehmen...Sie haben einen Grund gefunden, den Sie nicht mit ihrem Zustand in Verbindung bringen wird, und der es Ihr leichter machen wird Hilfe anzunehmen.
Ich danke euch für eure Antworten und hoffe jetzt nur noch, das die Maus in der Lage ist diese Hilfe auch anzunehmen.
Liebe Grüße Manuela

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