Erbgemeinschaft mit "Messie".... (Angehörige)

The Outcast, Sonntag, 19.01.2003, 11:07 (vor 7766 Tagen)

Verehrte Forumsteilnehmer,

Seit dem Tod unseres Vaters im Jahre 1998 lebe ich nun zusammen mit meiner Schwester in unserem Elternhaus. Die Besitzverhältnisse sind dergestalt, daß Haus und Grundstück Ihr und mir in Erbgemeinschaft zu gleichen Teilen gehören.

Nun hat sich meine Schwester seit dieser Zeit Ihr Stockwerk in eine Müllhalde verwandelt. Von 6 Zimmern sind 4 ein einziges Chaos. Müll wird nicht mehr entsorgt,
Zeitungen werden ewig aufgehoben, Müll, der von mir stammt, und in den Recyclingsack bzw. die Tonne geworfen wurde, findet sich sich in der Wohnung wieder. Ich kann ja auch nur morgens, wenn ich zur Arbeit gehe, Tonne oder Sack vors Haus stellen, und hoffen, das sie abgeholt werden, anstatt wieder in der Bude zu landen.

Zu all dem kommen noch 10-12 Katzen, denen zu jeder Tages-, Nachts- und Jahreszeit
in 2 Räumen alle Fenster offenstehen. Diese werden maßlos gefüttert, was ihre Anzahl nicht gerade verringert. Ihre Bedürfnisse verrichten die Tiere natürlich drinnen, den gestank kann man sich vorstellen. Leere Futterdosen stapeln sich selbstverständlich auch in den Zimmern.
In den warmen Monaten des Jahres wird das Haus regelmäßig von einer Flohplage, verursacht durch die Katzen, heimgesucht.

Gespräche, Bitten, Flehen, Drohungen und Ultimaten fruchteten überhaupt nichts.
Durch meinen Job, der mich oft für mehrere Wochen ins Ausland führt, habe ich weder Eingriffs- noch Kontrollmöglichkeiten. Von der Anwendung physischer Gewalt halten mich nur noch strafrechtliche Gesichtspunkte ab.

Ich möchte in meinem Elternhaus gerne wohnen bleiben, und dringend notwendige Investitionen tätigen. Es wäre aber m.E. sinnlos, eine Etage zu renovieren, während die andere zusehends verkommt, zumal meiner Schwester von jedem Euro, den ich investiere, die Hälfte gehört.

Hat jemand einmal eine ähnliche Situation erlebt, Erfahrungen damit gesammelt ?
Ich könnte es mir einfach machen, und das Gesundheitsamt auf den Fall ansetzen, nur was kommt dann? Zwangseinweisung? Zwangstherapie? Wer würde diese bezahlen, da Schwester arbeitslos bzw. in ABM-Maßnahme ist. Ab wann erfolgt dann der Zugriff auf Ihren Erbanteil, sprich, Haus und Grundstück ?

Man mag mir Unverständnis oder Lieblosigkeit vorwerfen, weil es mir hier in erster Linie um die Wahrung meiner Interessen geht, nur möchte ich demjenigen, der das tut einmal empfehlen, solche Lebensumstände zu erfahren.

The Outcast

Re: Erbgemeinschaft mit "Messie"....

rutzi, Mittwoch, 22.01.2003, 17:09 (vor 7763 Tagen) @ The Outcast

Hallo "Outcast",

ich denke, Deine Schwester braucht dringend Hilfe. Wie diese Hilfe aussehen sollte, sollte Deine Schwester jedoch selbst entscheiden können (z.B. eine ambulante Verhaltenstherapie). Du als Schwester oder Bruder solltest Dich mit Deiner Schwester zu einem vernünftigen Gespräch bei Dir treffen und in Ruhe (!) in diesem Gespräch eine Lösung für Euer Problem finden. Ich bin mir sicher, dass Deine Schwester unter dem jetzigen Zustand mindestens genauso leidet wie Du. Du solltest in diesem Gespräch auch ruhig deutlich machen, wie sehr Du unter der Situation leidest. Der "erste Schritt" sollte sicherlich sein, dass Deine Schwester die Finger von Deinem Müll lässt. Du solltest Deiner Schwester verdeutlichen, dass Du nicht in Ihre Privatsphäre eingreifen möchtest und im Gegenzug natürlich auch Deine Privatsphäre "tabu" ist. Und dazu gehört sicherlich auch Dein Müll. Lässt sich Deine Schwester auf diesen ersten "Deal" ein und erkennt, dass Du ihr (und natürlich damit auch Dir) helfen willst, habt Ihr eine gute Chance. Bedenke jedoch, dass das, was über Jahre entstanden ist, sich nicht in einer Woche ändern läßt. Wenn Du siehst, dass sie konsequent an Ihrem Problem arbeitet, solltest Du Deiner Schwester die Zeit, die sie braucht, geben.

Gruß, Rutzi

Re: Erbgemeinschaft mit

The Outcast, Sonntag, 26.01.2003, 15:32 (vor 7759 Tagen) @ rutzi

Haben Sie Vielen dank für Ihre Reaktion,

Aber Gespräche fruchten hier nichts, ich habe schon so viele geführtHätte ich nicht solange Privatsphären respektiert, und es vielleicht auch nicht immer im Guten probiert, wäre es wohl nicht soweit gekommen.
Es hilft nichts, wenn man an diese Probleme mit Verständnis herangeht. Meiner Erfahrung nach wird das nur als Schwäche und Unentschlossenheit ausgelegt, die Probleme werden dadurch nur noch größer.
Nach einem Gespräch mit einer Beratungs- und Koordinierungsstelle der Diakonie wird es wohl auf eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie hinauslaufen. Ich schrecke zwar vor diesem Schritt noch zurück, glaube aber daß es keine wirkliche Alternative gibt.

MfG,

The Outcast

Re: Erbgemeinschaft mit "Messie"....

Frieda, Samstag, 25.01.2003, 20:09 (vor 7760 Tagen) @ The Outcast

Hallo Outcast,

"Man mag mir Unverständnis oder Lieblosigkeit vorwerfen, weil es mir hier in erster Linie um die Wahrung meiner Interessen geht, nur möchte ich demjenigen, der das tut einmal empfehlen, solche Lebensumstände zu erfahren."

So sehe ich das nicht, es liest sich auch nicht so, dass es hier nur um dich geht. Das geerbte Haus ist eine wichtige Lebensgrundlage für euch beide. Deine Schwester schädigt durch ihr Tun sich selbst und dich auch. Es hört sich ziemlich extrem an, was du erlebst.

Vielleicht nimmt deine Schwester das ganze Dilemma überhaupt nicht wahr, weil sie psychische Probleme hat. Vermüllung, die Katzenproblematik usw. könnten das vermuten lassen. (Spekulation, keine Diagnose!) Dann kämen deine Apelle an "Vernunft und Einsicht" einfach nicht an.

Ich würde die Situation mal (anonym?) in einer Lebens/Sozialberatungsstelle (meist freie Träger) zur Sprache bringen (eventuell in der nächst größeren Stadt, falls du am Ort keine hast oder nicht hingehen magst). Neben psychologischer/sozialer Beratung wissen die dort meist auch über gesetzliche Fragen in solchen Situationen Bescheid. (Allerdings sind nicht alle gleich gut, aber: Versuch macht klug, es gibt meist mehrere am Ort)
Dann kannst du weiter entscheiden, was du für euch tun willst.

Ich persönlich finde es richtig, dass du aktiv wirst. Ich verstehe das als Krisenintervention und wünsche euch eine gute Lösung.

MbW Frieda

Re: Erbgemeinschaft mit

The Outcast, Sonntag, 26.01.2003, 16:22 (vor 7759 Tagen) @ Frieda

Recht vielen Dank für Ihre Antwort,

Die Problematik habe ich kürzlich bei einer Beratungs- und Koordinierungsstelle der Diakonie zur sprache gebracht.
Nachdem ich der Sachbearbeiterin Bilder des Sachverhaltes gezeigt hatte, kam von dieser sehr schnell die Aussage, daß eine psychiatrische Behandlung unumgänglich sei, und das diese, fehlende Einsicht vorausgesetzt, auch zwangsweise und stationär erfolgen muß.
Ich werde in den folgenden Tagen mit einem Rechtsanwalt Kontakt aufnehmen, um mich über die Konsequenzen der Zwangseinweisung einer Person zu informieren.
Im übrigen komme ich mehr und mehr zu dem Schluß, daß sich Probleme wie die meinen nicht durch Verständnis, Gespräche etc. lösen lassen, sondern nur durch Zwang, Härte und ggf. Gewalt, die jedoch von nur behördlicher Seite ausgeübt werden dürfte, da ja der Staat das Gewaltmonopol besitzt.

MfG,

The Outcast

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