Mein Freund, ein Messie (Angehörige)

Franc, Dienstag, 27.05.2003, 15:42 (vor 7612 Tagen)

Hallo,

ich bin hier eben über das Forum gestolpert, habe mir einzelen Beiträge angeschaut und denke ich bin hier richtig.

Ich habe einen sehr guten Freund, den lernte ich mit 16 Jahren kennen, vor knapp 10 Jahren. Er verliess die Schule mit mittlerer Reife, begann eine Ausbildung zum Bankkaufmann und war während seiner Ausbildung und danach ca 100km von zu Hause weg, in einer eigenen kleinen Wohnung, die seiner Mutter und seinem Stiefvater gehört.
Seit er in dieser Wohnung lebt hatte er einen Mitbewohner, dieser zog jedoch nach 3 Jahren aus... wegen der Unordnung die mein Freund damals anrichtete.
Er war schon immer etwas unordentlicher. Das Ganze ist eskaliert als er nach der Ausbildung nicht gleich übernommen wurde und er seine 1. und bis heute letzte Freundin durch eigene Dummheit verloren hat. Er hat sehr unter der Trennung von ihr gelitten. Sein Stiefvater setzte ihn wegen seiner Arbeitslosigkeit stark unter Druck. Er fing 3 Jobs an und verlor mindestens 2 davon durch eigene Fehler, wie ich erfahren habe.
Das alles zog ihn drastisch runter. Man hat es an seinem Erscheinungsbild gesehen, er war nur gepflegt wenn er zur Arbeit ging. Außerhalb der Arbeit pflegte er seinen Körper mässig, mittlerweile kaum noch.
Er riecht unangenehm. Seine Kleidung ist zwar gewaschen aber sie stinkt. Er ist mittlerweile ein starker Raucher. Seine Zähne beginnen zu faulen und wenn er ab und zu bei mir übernachtet merke ich, daß er verzweifelt seine Zähne putzt, was er früher, als die Probleme nicht da waren nicht tat.

Er lebt seit fast 10 Jahren in der Wohnung seiner Eltern. In den ersten 5 Jahren hatte er einen WG-Genossen, der zog nach 2-3 Jahren aus. Er erlaubte uns ihn besuchen zu kommen. Das leere Zimmer, was der WG-Genosse hinterliess war innerhalb weniger Wochen mit blauen Müllsäcken bis zur Gürtellinie vollgestopft... einerseits, so sagt er sind es Klamotten, die er nicht mehr anzieht. Andererseits sind es wohl auch Müllbeutel in denen es fleissig vor sich herschimmeltSeit gut 5 Jahren läßt er NIEMANDEN mehr in seine Wohnung. Nur den Heizungsableser und einmal hatte er auf seiner Etage wohl ein Wasserrohrbruch in der Wand, da kamen angeblich Leute, die das wieder hergerichtet haben.
Er empfängt uns vor der Tür uns schließt die Tür soweit das man nicht hineinsehen kann. Man riecht nur was wohl in der Wohnung los ist... ich weiß, er schämt sich sehr
Seit etwas mehr als einem Jahr ist er nun arbeitslos... er meint wegen seiner verfaulten Zähne könnte er bei der Jobsuche spätestens beim Vorstellungsgespräch den Hut ziehen und sich verabschiedenEr ist seit eh und je, auch seit er Jobs hatte, die teilweise sehr verantwortungsvoll waren und gut bezahlt wurden chronisch pleite. Wenn er mal Geld hat gab er es mit vollen Hänen aus.
Er rutscht nun in die Arbeitslosenhilfe und meint, daß er wohl dort vom Statt soviel Zuschuss erhält, das er für die Sanierung seines Gebisses nichts bezahlen muss... sobald sein Gebiss wieder ok sei, meinte er, könnte er wieder voll ins Berufsleben einsteigen... ich bezweifle das
Ausserdem vermute ich bei ihm Internetsucht: Seit ich ihn kenne sitzt oft sehr lange, mehr als 8h täglich vor dem PC, auch als er gearbeitet hat ist er immer sehr spät schlafen gegangen. Hatte somt wenig Schlaf usw.
Seit er seine Freundin verlor, verlor er anscheinend auch das Interesse an echten Frauen, allerdings vermute ich eher, daß er zu eingeschüchtert ist und sein Selbstwertgefühl auf Null ist... sein Erscheinungsbild trägt auch leider nicht dazu bei, daß er mit Selbstbewußtsein eine Frau ansprechen könnteKurz: Direkte, soziale Kontakte hält er nur noch mit wenigen Menschen. Er lernt angeblich viele Leute im Netz kennen... dort muss er sich auch nicht "zeigen"

Das alles ist nur ein kleiner Vorgeschmack von dem was ich bis heute erleben mußte und oft fragte ich mich und auch seine anderen Freunde: Wie kann man ihm helfen...?
Wir haben in angesprochen... er weicht aus... wir schlagen im Hilfe vor (Vorschläge sind auch Schläge), er lehnt ab und meint er schafft es alleine.

Wir, ein paar enge Freunde, wissen nicht wie wir ihn dazu bekommen, anzuerkennen, daß er "krank" ist... das er Hilfe braucht und das er es schon aus gesundheitlichen GRünden nicht weit schaffen wird, wenn er so weitermacht
Was können wir aktiv tun? Sollen wir die hiesige Selbsthilfegruppe informieren? Soll ich ihm, als pssioniertem Internetsurfer LINKS zukommen lassen wo er sich selbst informieren kann (was er vielleicht tut und dann doch nichts ändert)...?

Wir sind bereit und willens etwas zu unternehmen, weil uns dieser Mensch seit über 10 Jahren ans Herz gewachsen ist, trotz seiner pers. Probleme ist er ein sehr netter, humorvoller und auch intelligenter Mensch!

Grüße,

Franc

Re: Mein Freund, ein Messie

rutzi, Dienstag, 27.05.2003, 21:46 (vor 7612 Tagen) @ Franc

Hallo Franc,

die Einsicht, etwas zu ändern, muss leider auch immer vom Betroffenen selber kommen. Vielleicht hilft es Deinem Freund aber tatsächlich, wenn Du ihm zum Beispiel den Link zu unserem Forum schickst ? Allerdings solltest Du ihm deutlich machen, dass Du es nur gut meinst und vielleicht für ihn da bist, wenn er Dich braucht. Viel Glück für Dich und Deinen Freund
LG, Rutzi

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