Hallo Holga,

es ist gut, daß Du trotz allem zu Deinem Vater hälst. Trotzdem solltest Du etwas unternehmen. Du hilfst nicht nur Dir, sondern auch Deinem Vater. Denn niemand kann in einer vermüllten Wohnung wirklich glücklich sein. Du mußt ja nicht gleich zu 'extremen' Schritten greifen, also nicht sofort zum Jugendamt gehen.

Versuche es erstmal mit einem kleinerem Schritt. Vielleicht gibt es einen Vertrauenslehrer, dem Du Dich anvertrauen kannst. Wenn es ein guter Vertrauenslehrer ist, rennt der nicht gleich zum Jugensamt, sondern sucht mit Dir gemeinsam nach einer geeigneten Lösung. Dein Lehrer könnte zum Beispiel Deinen Vater in die Schule bestellen und ihm freundlich aber deutlich genug erklären, daß durch die häusliche Umgebung Dein Schulerfolg erfährdet ist. Da Dein Vater nur das Beste für Dich will, kann ihm dadurch deutlich werden, daß es so nicht weitergehen kann.
Ansonsten kannst Du Dich auch an andere Vertrauenspersonen wenden, z.B. Jugendgruppenleiter, Sportvereinstrainer, Pastor u.ä.

Auf keinem Fall solttest Du Dich Deinem Schicksal beugen. Denn Du kannst jetzt noch gar nicht erahnen, was das für Folgen für Dein weiteres Leben hast.

Und wie gesagt, wenn Du mit vorsichtigen Schritten etwas machst um die Situation zu ändern, hilfst Du nicht nur Dir, sondern auch Deinem Vater.

Ich wünsche Dir alles Gute und daß es Dir gelingt, die richtigen Schritte zu finden um die Situation in positiver Richtung zu ändern.

Grüße,
Sabine

Hallo, Holga,

Erst wollte ich nicht glauben, dass es so etwas ueberhaupt gibt: Kot sammeln
und dachte: da macht sich einer lustig ueber Messies.
Dann aber las ich Dein 2. Posting. . .

Die Handlungsweise Deines Vaters entspricht also offenbar der Wahrheit.
Du bist in einer entsetzlichen Lage,
zwischen Achtung und Zuneigung einerseits und andererseits Abscheu und Ekel.

Klar, dass Du so natuerlich auch nicht lernen kannst.

Ruf mal hier an:
Kinder- und Jugendtelefon

0800-1110333
(bundesweit und kostenlos)
Mo bis Fr von 15.00 bis 19.00 Uhr

Es handelt sich um den Dt. Kinderschutzbund (DKSB).
Die Leute da kuemmern sich um Kinder und Jugendliche in Not.
Du kannst Dir dort auch sagen lassen,
wo es einen "Ableger" des DKS in Deiner Naehe gibt. (Aber siehe auch unten
den letzten Absatz)

Denn es ist ja auch wichtig, dass Du bei Dir am Ort
oder in der Naehe einen realen Menschen findest,
der sich bei Euch im Ort mit allen Gegebenheiten auskennt und
den Du vermutlich auch noch leichter am Telefon erreichen kannst.

Ausserdem kann der sich moeglicherweise auch darum kuemmern,
dass Deinem Vater ein Weg aus seinem jetzigen Verhalten gezeigt wird,
das ganz sicher nicht "normal" ist.

Ich finde es grossartig, dass Du trotz der wahrhaft stinkigen haeuslichen
Verhaeltnisse zu Deinem Vater haeltst.

Trotzdem glaube ich, es ware gut, wenn Du wenigstens eine Zeitlang woanders
wohnen koenntest-
nicht zuletzt, damit Deinem Vater vielleicht doch klar wird,
dass er seine Verantwortung nicht mehr in ausreichendem Masse uebernimmt.

Ich hoffe, Dir nicht zu nahe zu treten mit meinen Zeilen.
Es geht mir nicht darum, Deinen Vater irgendwie herabzusetzen,
sondern Dir ein paar Moeglichkeiten an Veraenderungen aufzuzeigen.

Zum Schluss eine Vermutung:
Es koennte sein, dass Dein Vater krank ist.

Da Du schreibst, Deine Adoptivmutter sei schon alt gewesen, als sie starb,
schliesse ich daraus ganz vorsichtig,
dass Dein Adoptivvater auch schon ein hoeheres Alter erreicht hat.

Habt Ihr einen Hausarzt? Der hat Schweigepflicht.
An den kannst Du Dich ebenfalls wenden und ihm von der Kotsammelei
berichten.

Vielleicht ist dieses merkwuerdige "Hobby" naemlich die Folge einer
vorzeitigen Alters-Erscheinung des Gehirnes.
Dein Vater muss vermutlich aerztlich behandelt werden
und zusaetzlich vielleicht auch psychologisch oder psychiatrisch.

Wichtig fuer dich : Du begehst keinen Verrat an Deinem Vater,
wenn Du einen Arzt hinzuziehst! Im Gegenteil!
Wer ausser Dir koennte denn Hilfe fuer Deinen Vater veranlassen? Niemand.
Denn es weiss ja niemand sonst von seinem seltsamen Tun.

Du hast damit die Verantwortung fuer Deinen Vater.
Nur helfen kannst Du ihm allein auf gar keinen Fall.

Ich hoffe, dass Du schon morgen, Freitag, Kontakt zum DKSB aufnehmen kannst
und Dich traust, ebenfalls den Hausarzt anzurufen oder - noch besser -
hinzugehen.

Noch'n Tipp:
Lass Dich dort nicht von der "Sekretaerin" abwimmeln,
sondern sag der, dass es sehr ernst sei und dringend.
Du musst der nicht sagen, worum es sich handelt!!!
Sag dann einfach: das koenntest Du nur dem Arzt sagen.

Alles Gute, Holga!

Ob Du naechste Woche mal lesen laesst, welche Schritte Du unternommen hast?

Nochmals zum Kinderschutzbund:

Ueber google kannst Du Dir den fuer Dein Bundesland zustaendigen
Landesverband heraussuchen:
Deren Websites sind besser gemacht, als die des Bundesverbandes.

Auf der Website fuer Schleswig-Holstein gibt es z. B. eine Landkarte mit
allen Staedten,
die ein Buero des DKSB.es oder etwas Entsprechendes unterhalten
(+ Adressen & Telefon, wenn man die Punkte anklickt).
Das ist vermutlich bei den anderen Landesverbaenden aehnlich.

Ich druecke Dir saemtlich Daumen,
dass Du bald konkrete Hilfe bekommst.
So kannst Du jedenfalls nicht weiterleben.

Herzlich
Nicole

Hallo,
ich bin sehr froh zu sehen, dass du mir eine unterstützende und objektive Antwort schreiben konntest.
Um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, ich bin im Moment in der achten Klassenstufe, bin aber schon mal sitzengeblieben, weil Vater Messie!
Meine Mutter ist mir nicht bekannt- ich muss dazu aber auch sagen, dass ich im alter von 8 Monaten adoptiert wurde. Die Frau meines
"Adoptivvaters" ist vor Jahren gestorben, weil alt.
Das mit dem Jugendamt ist sone Sache. Ich will meinen Vater ja auch nicht verleumden>Er hat mich großgezogen und mir die ihm mögliche Liebe gegeben.
Ich könnte ihn nie vor anderen stellen! Verstehst du das??
Ich werde mich also meinem Schicksal beugen und im Müll hausen..

Hallo Holga.

Gerade habe ich gelesen, dass inzwischen auch schon andere das geschrieben haben, was ich Dir heute als erstes schreiben wollte: Dass es ganz rührend ist, mit welcher dankbaren und zärtlichen Anhänglichkeit Du zu Deinem Vater stehen willst. Wenn es so ist, und das konnte ich aus Deinem ersten Posting ja noch nich sehen, dann kannst du natürlich nicht gleich zum Jugendamt gehen, denn das käme schon einer öffentlichen Anklage gleich.
Aber Dein Schicksal dürfen die Probleme Deines Vaters auch nicht sein!
Du hast als wichtigste Aufgabe, Dein eigenes Leben in den Griff zu bekommen und das ist schon unter "normalen" Umständen schwer genug.
Deinem Vater kannst Du nicht helfen und Du kannst ihn auch nicht verändern.
Du hast große Ziele: du möchtest Jura studieren. Ist das unter Deinen häuslichen Umständen zu schaffen, auch nur die Schule gut genug dafür abzuschließen?
Du hattest im ersten Posting geschrieben, dass Du nach der 8. Klasse ausziehen willst. Ich denke, das ist ein gutes Vorhaben in Deiner Situation. Weißt du schon konkret, wo du hin willst?

Mach´s gut, bis bald mal wieder
Sofia