Unser Sohn, Messi oder nur stinkfaul (Angehörige)

Petra, Samstag, 26.03.2005, 05:42 (vor 6978 Tagen)

Hallo, bin in meiner Verzweiflung auf dieses Forum gestoßen und hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann.

Unser Sohn, mittlerweile fast 20, ist ein vollkommener Chaot. Zimmer aufräumen, nach tagelangem Bitten, dauert Ewigkeiten. Er lässt sich durch Gott und die Welt ablenken, zerreißt z. B. unwichtige Papiere in superkleine Fetzen, um sie dann ins Altpapier zu räumen. Ist das Zimmer dann Stunden später so, dass man das Fenster erreicht, dauert es keine 30 Minuten und das Chaos ist wieder da. Er ist in seinem Alter nicht fähig, einen Wäschekorb mit gebügelter Wäsche in den Schrank zu räumen, lieber kraxelt er tagelang drüber. Bei solchen Aktionen hat er sich schon mal den Mittelknochen der Hand gebrochen. In der Schule war es immer so, dass er jedes Schuljahr, ohne irgendwann mal in ein Buch zu schauen, gerade so hinter sich gebracht hat. Seine Ausbildung als Bankkaufmann hat er jetzt auch (wohlgemerkt ohne Lernen) gerade so abgeschlossen, allerdings mit einem Zeugnis, dass er nirgends vorzeigen kann. Eine Aussicht, er wird Ende des Monats arbeitslos, auf einen neuen Arbeitsplatz mit diesem Zeugnis ist fast aussichtslos. Dieser junge Mann ist nicht fähig, sein Auto vom Müll zu befreien, zwischen leeren Flaschen sammeln sich Tupperdosen, die manchmal von alleine weglaufen, usw. Wo er manchmal sitzt um zu fahren ist mir oft ein Rätsel.
Ansonsten ist er sehr auf sein Äußeres bedacht, 1 x täglich duschen ist Pflicht bei ihm. Er ist auch sonst, natürlich mir Anstoß, sehr hilfsbereit. Nur freiwillig kommt nichts. Nach einem Donnerwetter geht es mal wieder einen Tag lang gut, dann kommt der Chaot wieder durch.
Als Kleinkind war er auch schon sehr bequem, lag ein Baustein nicht in seiner Nähe, nahm er halt den, den er ohne großen Aufwand erreichen konnte. Einmal eilte es sehr, ich schickte ihn, er war damals so ca. 6 Jahre alt, in die Dusche. Als unser Sohnemann nach 20 Minuten noch nicht wieder da war, ging ich nachschauen. Auf die Frage, ob er noch nicht fertig sei antwortete er unter dem Duschstrahl stehend: „Soll ich mich auch waschen?“
So, dass war es in groben Zügen, was mich langsam zum Wahnsinn treibt.
Ist er eurer Ansicht nach ein Messi, oder einfach nur bequem und fürchterlich faul.
Liebe Grüße und frohe Ostern

Re: Unser Sohn, Messi oder nur stinkfaul

Petra, Samstag, 26.03.2005, 05:47 (vor 6978 Tagen) @ Petra

mir ist noch etwas eingefallen. Unser Sohn lügt sehr oft um aufzuschneiden. Er ist ein richtiger Geschichtenerzähler, der alles so ausschmückt, dass es unglaubwürdig klingt. Er will immer und überall ungeteilte Aufmerksamkeit.
Gruß

Re: Unser Sohn, Messi oder nur stinkfaul

m., Dienstag, 29.03.2005, 20:42 (vor 6975 Tagen) @ Petra

Hallo, Petra!
Weiß er schon, was er danach machen will? Schonmal an ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr gedacht? Oder Bundeswehr?

Jedenfalls sollte er imho in ein eigenes ZIMMER ziehen, sobald das finanziell drin ist. Bloß keine Wohnung, je weniger Platz, desto leichter die Haushaltsführung. und so weit weg, daß DU nicht jede Woche zum putzen antanzen kannst.

viele Grüße,
m.

Re: Unser Sohn, Messi oder nur stinkfaul

Petra, Mittwoch, 30.03.2005, 05:50 (vor 6974 Tagen) @ m.

Hallo m,
ich werde den Teufel tun, putzen tue ich schon lange nicht mehr für ihn, wenn möglich (zugänglich), mal die Fenster. Tja, beim Bund ist er T1 gemustert, mir wäre es sehr recht, wenn er sich dort für eine große Weile verpflichten würde. Er selbst weiss nicht, was er tun will, total unentschlossen, möglichst wenig Arbeit und trotzdem viel Geld.
Ich danke dir sehr für deine Antwort, ich dachte schon in diesem Forum tummelt sich keiner.
Wünsche dir noch eine schöne Restwoche
Petra

Re: Unser Sohn, Messi oder nur stinkfaul

Hanna, Dienstag, 28.06.2005, 21:17 (vor 6884 Tagen) @ m.

Hallo Petra!
Das mit den Lügen kommt mir bekannt vor und auch das mit dem duschen erinnert mich an mich. Meine Mutter hat sehr oft wahre Verzweiflungstaten vollbracht, weil ich so stinkend faul war oder die einfachsten Dinge nicht auf die Reihe gebracht habe.
Falls es dich tröstet in einigen Dingen hab ich inzwischen gerlernt mit meinem Handicap umzugehn.
Damit meine ich dein Sohn klingt sehr nach Messie. Ich kann praktische Vorgehensweisen nicht einfach im Hirn vollziehen. Immer wieder fallen mir soviele Dinge ein die dagegen sprechen oder wie man es besser machen könnte, daß ich mich total verstricke. Ich fange gerade an mich mit diesem Text verstricken.

Ich versuche es mit einem Beispiel:
Chaos in meinem Auto. Es nervt. ich will es beseitigen.
Dann denk ich: könnte ja an der Tankstelle im Auto staubsaugen. aber es ist zuviel müll im auto.
ich besorge eine Tüte.Beim Mülltüten kaufen besorge ich gleich noch einen Vorrat an Bonbons für unterwegs und einen Kalender mit Haushaltsplaner, da wird sorgfältig über stunden geplant wann und wo ich was mach (wird nie geschehen planen ist sehr anstrengend)
beim füllen der tüte stell ich fest der müll müßte erst sortiert werden (manches brauch ich noch, Mülltrennung?)
Nach tagen fange ich an zu sortieren. aber es werden immer mehr haufen und ich sortiere zu genau zum Beispiel uralte aber nicht geöffnete Briefe, kann ich nicht weggwerfen. sortiere sie nach inhalt Telefon Versicherung Bank, aber da muss ich erst mal Ordner kaufen um die Briefe auch ganz ordentlich .Ich finde ein Buch das geliehen ist, ach da geb ich doch gleich alle geliehenen Sachen zurück jetzt wo ich soviel elan hab und schleppe 2 Kilo Bücher cd´s mit ins Auto, aber da fällt mir ein ich schulde der Person auch noch Geld. Ich muß erstmal aufs Gehalt warten
und nach wochen fahr ich mit geöffneten Briefen einer vollen mülltüte und dank des neuen platzes einem haufen neuen Unrates umher. ach der planer hat eine volle seite in schönschrift die leeren Bonbonpackung auf dem Beifahrersitz und die Bücher müssen noch länger warten weil eines muß ich neu kaufen da pappt ein angelutschtes Bonbon dran.

Was hat geholfen? Systeme von anderen übernehmen, nicht ablenken lassen vom möglichst konkreten Ziel und selbstverständlich, dass ich das Chaos nicht mehr brauchte.Und die Erkenntnis das die Welt die ich mir zurechtgelogen hatte mit zunehmenden Alter sehr gefährlich werden kann. Lügen haben Folgen, auch Einsamkeit vor der man sich eigentlich schützen wollte.
sorry ob der vielen schreibFehler

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