Ist meine Mutter ein Messie? (Angehörige)

A., Freitag, 30.09.2005, 20:29 (vor 6788 Tagen)

Hallo,

ich bin im Moment etwas ratlos, was die Situation in unserer Familie angeht. Ich leide ziemlich darunter wie die Dinge hier laufen, aber ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll.

Ich wohne bei meinen Eltern im Haus, quasi in einer extra Wohnung, und alles könnte wunderschön sein, wenn ... ja, wenn sie sich benehmen würden, wie normale Menschen. Beide vertreten sehr extremistische Standpunkte, vor allem, was die Bevorratung von Gegenständen angeht. Auf der einen Seite ist da mein Vater, der - ungeachtet des Erinnerungswertes - am liebsten fast alles wegwerfen würde, was nicht mittelfristig nützlich ist, und meine Mutter macht es genau umgekehrt, was mir eigentlich die größeren Probleme macht.

In unserem Haus sind mittlerweile mehrere Zimmer und die meisten Schränke mehr oder weniger mit Gerümpel gefüllt, das sich über die Jahre dort angesammelt hat, und meine Mutter blockiert konsequent die Entsorgung der meisten Sachen. Ob es sich nun um die "Biergläser mit den schönen Bildern" (niemand trinkt hier Bier), alte Kartons (meist leer), Berge von alten Zeitungen und -schriften oder was auch immer handelt, meine Mutter kann sich kaum von etwas trennen. Alles muss erstmal "auf die Seite gestellt werden, vielleicht findet sich ja noch jemand, der es haben will" (das passiert fast nie), oder es "steht doch niemandem im Weg" (doch, mir). Vor der endgültigen Entsorgung kommt dann meist noch eine Art 'Endkontrolle'.

Wenn ich mal was kochen will, ist 'meine' Küche meistens mit allerlei Gerümpel gefüllt und in 'ihrer' Küche sieht es aus, als hätte eine Granate eingeschlagen, weil meistens nur alle zwei Tage gespült wird. Des weiteren sind im Kühlschrank öfters mal fünf angebrochene Packungen Butter drapiert ("das hat schon seinen Sinn") und in der Kühltruhe vergammeln viele frische Sachen, weil sie zwischen dem alten Kram (Rinderbraten Jahrgang 1998) übersehen werden. Immerhin gelingt es mir meistens, die mikrobiologisch fragwürdigsten Lebensmittel verschwinden zu lassen.

Ich habe mir schon den Mund fusselig geredet, aber es hilft nichts. Werde ich nachdrücklicher, fängt sie meistens zu heulen an und ich habe dann wieder tagelang ein schlechtes Gewissen, was sie nicht zu haben scheint: Wir haben ihr vor über einem Jahr mein altes Kinderzimmer schön renoviert. Das war ein Haufen Arbeit und Geld hat es natürlich auch gekostet, aber es ist ja viel einfacher, im Wohnzimmer vor der Glotze durchzupennen. In dem schönen neuen Zimmer stapelt sich - man ahnt es schon - allerlei Gerümpel. Dass es mich und meinen Vater verletzen könnte, wenn die Arbeit und das Geld letztendlich verschwendet waren, darauf kommt sie glaube ich gar nicht.

Am einfachsten wäre es natürlich, wenn ich auszöge, aber die beiden sind fast 70 und säßen dann mitten in der Pampa ohne Auto fest. Dazu kommt noch, dass sie eher in so einer Art Not-WG leben und alle _grundlegenden_ Konflikte unausgesprochen bleiben. Die Eltern von meinem besten Freund brüllen sich wenigstens noch an!

Bei meinen habe ich immer den Eindruck, sie brauchen sich nicht zuletzt als Feind, an dem sie sich aufreiben können. Jeden Tag gibt es stellvertretend für die großen Konflikte erbittertes Gezänk um irgendeinen Mist im Garten (da halte ich mich mittlerweile ganz raus) oder im Haus.

Was soll ich nur machen? Ich glaube, eigentlich müssten wir alle in die Klapse
Schöne Grüße,

A.

Re: Ist meine Mutter ein Messie?

EvaM., Donnerstag, 13.10.2005, 19:38 (vor 6775 Tagen) @ A.

Hallo A.!

Ich wohne bei meinen Eltern im Haus, quasi in einer extra Wohnung,

Klingt vielversprechend. Läßt sich das "quasi" irgendwie streichen? Dann hast Du Dein Revier, und was Deine Eltern machen muß Dich überhaupt nichts angehen. Sie sind erwachsen. Oder ist man das mit 70 plötzlich nicht mehr? ;-)

Sollten Deine Eltern einmal pflegebedürftig sein, und Du so tollkühn sein und dabei vieles selbst machen wollen, dann kannst Du auch in deren Lebensbereich begrenzt gewisse Regeln aufstellen. Aber ich würde Dir empfehlen, so etwas "out-zu-sourcen". Ein fähiger neutraler Dritter kann da Wunder wirken.

Bis dahin: freundlich aber bestimmt abgrenzen.

Virel Erfolg!
Eva

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