Helft mir mit meinen Eltern! (Angehörige)

Nadia, Dienstag, 31.01.2006, 02:46 (vor 6666 Tagen)

hallo,
habe soeben dieses forum hier gefunden und hoffe auf rat und hilfe.
ich will mich kurz erklären.

ich bin die tocher zweier messies (wie ich denke) und so kenne diese problematiken schon mein ganzes leben lang.
nur wußte ich bis vor 1-2 jahren nicht mal einen namen dafür
ich bin jetzt 22 und wohne nicht mehr bei meinen eltern. bin mit 18 fluchtartig ausgezogen.
leider bin ich selbst sehr 'unordentlich' allerdings kämpfe ich sehr! dagegen an und bei mir kann man eigentlich immer vorbeischauen auch wenn's nicht super und 100% ausschaut.
ich denke ich habe ienfach nie gelernt ordnung zu halten und sich richtig zu organisieren. ich mußte alles selber lernen und rausfinden. aber es wird immer besser.

bei meinen eltern türmte sich schon immer wäsche, geschirr und für meine eltern 'wertvolle dinge' wie magazine, prospekte, krimskrams.
meine eltern sind dabei beide in ihrer messie-art sehr unterschiedlich.
mein vater bastelt sehr gerne- boselt. und hat daher alles, aber auch alles voll mit werkzeug, schrauben ect. wichtige boselteile eben. die sind in der küche, im flur, im wohn/esszimmer und schlafzimmer. und seitdem ich nicht mehr da wohne auch in meinem ex-zimmer.
meine mama hortet eher so deko dinge. sie muß ständig neues zeug kaufen und hortet diese 'hübschen' sachen. so z.b. servietten, kerzen, teelichter und sonstiges heimelig machendes zeug.
allerdings in rauhen mengen.
man findet da z.B. einen ca. 2m langen schrank voll mit papierservietten. oder einen riesigen schrank, voll mit tischdecken. oder unausgepacktes nagelneues porzellan in kisten im keller,
dann gibt es zwei zimmer voll wäsche. und da sie gerne strickt und näht auch wolle und stoffe für mindestens 500 kleidungsstücke. ach, und altglas-zum marmelade kochen.

schmutziges geschirr und so wird allerdings immer gespült und weggeräumt.
es muffelt also nicht. allerdings ist es nicht gerade sauber. nein, das kann man nicht sagen.
dadurch, daß man pro raum höchstens 30 cm freien teppich sehen kann, sieht der mittlerweile nicht sehr lecker aus. man kann ja nicht saugen o.ä.
auch kommt man ja nicht mehr an die fenster und so ran.

hach, ihr kennt das szenario sicherlich. aber es tut gut es mal von der seele zu schreiben.
sonst ist das ja immer geheim und man schämt sich. konnte als kind nie kinder mit heimbringen und so. das war schrecklich, wenn man doch mal eines nicht 'abschütteln' konnte. ich erinnere mich an 'habe-meinen-schlüssel-vergessen. kann-ich-bei-euch-warten?- paniken' da schwitzt man und fühlt sich schrecklich, wenn die freundin dann noch fragt 'zieht ihr um?' das war furchtbar.

leider hat es sich jetzt so ergeben, daß ich ausziehen muß aus meiner wohnung. (eigenbedarf der mieter- nicht weil ich so schlampig bin :-)
und habe erst in 8 wochen meine andere wohnung. in dieser zeit muß ich zu meinen eltern ziehen.
ohje!
also, ein bett wüßte ich gar nicht wohin zu stellen?? ist ja alles voll.
ich habe dann versucht die woche mal mein altes zimmer und die wege dahin (flur) aufzuräumen.
altpapier, gelber sack und so.
allerdings räume ich vorne z.B. bücher von mir raus (mathebuch 4. klasse) und meine mama räumt es vorne wieder rein. "DAS kann man doch noch brauchen!"
ich bin immer kurz davor zum rumpelstielzchen zu werden, aber das bringt ja nix.
aber es ist SO ein frust. bin ganz fertig.
kann daher auch nicht schlafen.
ich weiß nicht ob ich wirklich zurück soll. wenn auch nur für diese zeit.

mein ihr ich soll am ball bleiben. versuchen aufzuräumen oder mich nach einer wohnung auf zeit umgucken?
ich habe versucht mit beiden zu reden.so z.B. daß man dinge die man länger als ein jahr nicht gebraucht hat, ja eigentlich wegtun könnte (bei mir geht das viel schneller als ein jahr, aber ich weiß ja wie schwer das ist) ..aber kein interesse.
die stützen sich ja auch gegenseitig- wenns mein pa mal was nicht mehr 'braucht', schleppts meine mom in ihr reich. sie hat z.b. 4 verschiedene sitzgruppen in ihrem garten. und der ist nicht soo groß. sieht aus wie in einem gartencafe. :-)
auch meine alten persönlichen sachen wie cd's oder meine kinderbücher-die kann sie auch alle brauchen.
mein pa ist genauso schlimm. nur er wird eher agro wenn man ihm was 'wegnimmt'
jeder karton, jedes magazin, jedes kabel, jeder brief oder offizielles papier hebt er auf. und legts irgendwo auf den boden.

der garten ist ebenfalls voll und die armen nachbarn. kein schöner anblick sicherlich.
hach, ich bin müde und verzweifelt und weiß nicht was zu tun ist.
wenn ich sie auf das messie-problem vorsichtig anspreche tun sie beide so als hätten sie nichts gehört und flüchten.
wenn ich lauter werde, wird mein pa agressiv und meine mama ist beleidigt.
dann geben sie mir die schuld und sagen, wenn meine ausbildung nicht so teuer gewesen wäre
und sie mir nicht so viel hätten finanzieren müssen, dann hätten sie auch ein schöneres haus mit tollen möbeln und so. das stimmt zwar. meine eltern haben mir viel ermöglich und bezahlt und da bin ich ja auch echt sehr dankbar aber ich fühle mich trotzdem nicht so schuldig an diesem problem.
ach ja,
und der größte teil des 'mülls' wäre ja sowieso von mir.
weh tut das schon.

naja, jetzt habe ich hier einen mitternächtlichen roman geschrieben und bin sehr dankbar für jede hilfe.
bin echt ziemlich energielos im moment.

danke für's lesen und zuhören.
eure nadia

Re: Helft mir mit meinen Eltern!

Jenny, Dienstag, 31.01.2006, 11:41 (vor 6666 Tagen) @ Nadia

Hallo Nadia,
hab gerad wenig Zeit und machs ganz kurz:
dein Vermieter muß sich die 8 Wochen gedulden, du brauchst nicht zu deinen Eltern zurück. Frag mal bei nem Mieterbund an, oder auch beim Rathaus. Schließlich hast du schon eine neue Wohnung in Aussicht.
Wenn das Aufräumen bei deinen Eltern dir Spaß macht, kanns du es ja machen. Sie werden nur immer wieder den freien Platz wieder zupacken.
Der Hinweis deiner Eltern auf deine Ausbildung ist Psychodruck und echt gemein. Wenn sie mehr Geld zu Verfügung gehabt hätten, wären die Sammelsachen vielleicht etwas wertvoller gewesen, als sie noch neu waren. Deine Ausbildung hat mit ihrem Horten gar nichts zu tun.
LG von Jenny

Wie kann ich meinen eltern helfen?

nadia, Mittwoch, 01.02.2006, 10:37 (vor 6665 Tagen) @ Jenny

Hi Jenny,
danke für deine antwort!!
mit dem auszug, das ist leider kompliziert.
unser vermieterin ist sehr nett und hat so große probleme. (plötzlicher tod des ehemannes und jetzt verliert sie ihr haus und daher muß sie selber da unterkommen...) deswegen will ich nicht im wege sein und räume freiwillig das feld.
daher ist es so schwierigaber sie ist echt lieb und nett und daher mache ich das gerne. sie tut mir auch echt leid.

aber es ist ja auch nicht nur das.

nur mache ich mir ja auch sorgen um meine eltern.
kann man denn als angehöriger gar nichts machen?
gibt es nicht eine möglichkeit irgendwie zu helfen?

ja, ich finde es auch gemein mir immer die schuld zu geben.
ich glaube auch nicht, daß esam geld liegt, daß sie für ihre kinder ausgeben müssen, daß es so aussieht bei ihnen.
kenne viele studies z.b. mit echt! wenig geld und da siehts super aus. wenn nicht reich, aber ordenlich und nett.
lustig ist, daß meine mama mich für total neurotisch hält weil ich, wie sie findet ich einen 'wegschmeisszwang' habe. ich muß mir das dauernd anhören. auch wenn ich denke, daß das nur die ausrede ist um meinen müll durchforsten zu können und um zeug von mir wieder da raus zu fischen .
mit den vorwürfen lebe ich mittlerweile (!) aber ganz okay. ich lasse es nicht mehr so an mich rankommen und bin froh, daß ich nicht so probleme haben muß.
sah eine zeitlang nämlich auch nicht so gut aus bei mirdaher verstehe ich auch schon, daß sie sich verzweifelt dagegen wehren, daß jemand ihr leben ändert oder bewertet. auch wenn man sie da schon sehr verletzend werden.

es sind ja meine eltern und daher neigt man dazu sie immer zu verteidigen.
was sicher nicht gut ist.

aber wie kann man ihnen denn helfen?
kann ich denn wirklich gar nichts tun?
und mal alles aufräumen und renovierenmacht auch gar keinen sinn??
lieber lassen, da unnötig verschwendete energie??
bald wohne ich sehr weit weg in wien und kann dann nicht mehr helfen. wollte ihnen vorher nochmal helfen die bude etwas wohnlicher zu machen. damit ich ruhigen gewissens wegziehen kann.
aber vielleicht mache ich mir da auch was vor und sollte mich lieber um mein eigenes leben kümmern?!

vielleicht kann mir jemand seine erfahrungen oder so mitteilen??
auch gerne aus sicht betroffener.
denn da meine eltern sich ja nie erklären (sie bestreiten ja, daß etwas mit ihnen nicht so ok ist)
kann ich ja nie die dinge aus ihrer sicht erfahren
lg

Re: Wie kann ich meinen eltern helfen?

m., Donnerstag, 02.02.2006, 16:22 (vor 6663 Tagen) @ nadia

hallo, nadia!
leider kannst du ihnen nur helfen, wenn sie sich helfen lassen wollen.
vorher würde jeder versuch nach hinten losgehen und eher alles noch schlimmer machen.
ich hänge auch sehr an meinen alten sachen, besonders wenn sie noch funktionsfähig oder hübsch sind, oder Erinnerungsstücke.
Wer weiß, was die Zukunft bringt, ob man sie dann nicht dringend braucht.
Auch wenn das unwahrscheinlich ist. Ich werde das Schicksal nicht herausfordern, indem ich leichtfertig Dinge wegwerfe.

Wenn du zu ihnen ziehst, kritisiere nicht an ihnen herum, das ändert nichts, und verdirbt nur die Stimmung.
viele grüße von
m.

ich glaube denen kann man nicht mehr helfen!

Naddi, Montag, 06.02.2006, 14:46 (vor 6659 Tagen) @ m.

hallihallo,
ich wohne jetzt hier. wenn auch nicht für lange...denn ich halte es nicht aus.
ich kann nicht verstehen, daß einem dinge
(selbst wenn es wertvolle dinge wären)
wichtiger sind als menschen!!!
wichtiger als freunde!!!
wichtiger als familie!!!
und wichtiger als man selbst!!!

ist mir unbegreiflich. aber ich glaube durch dieses leben, schliessen sie sich automatisch aus
und wahrscheinlich ist das der gewünschte effekt dahinter.

sie werden allerdings mit ihrem ramsch alleine bleiben und einsam darin zugrunde gehen.
denn auch ich mache das nicht länger mit und werde mich abkapseln und mein eigenes leben führen.

mit menschen die mich mögen und lieb haben.
meine eltern werden leider alleine bleiben. denn freunde haben sie ja auch nicht, sonst keine familie und dann nur mich.

aber ich kann und will das nicht.
bin mir selbst und meine mitmenschen ebenfalls, sind mir so viel wert, daß ich nicht im müll leben möchte.

jedem der so lebt rate ich professionelle hilfe anzunehmen und endlich beginnen zu leben, denn das ist sehr, sehr kurz.
und es gibt sooo schöne, wertvolle momente, keine DINGE!!
- WENN man sich darum bemüht.
man muß kämpfen im leben!
aber es ist es verdammt nochmal wert!!!!

Re: ich glaube denen kann man nicht mehr helfen!

rosine, Mittwoch, 15.02.2006, 01:23 (vor 6651 Tagen) @ Naddi

liebe naddi,
ich bin zufällig hier, weil ich im internet über die situation von kindern von messies recherchiere.deine beiträge klingen so traurig und auch voller liebe für deine eltern.ich wollte mich eigentlich hier nicht einmischen, aber ich muß dir einfach kurz mein mitgefühl und meinen versuch der ermutigung schreiben.

mein rat: geh fröhlich weit weg und lebe dein eigenes leben. schreibe ihnen einen klaren brief, in dem du keine vorwürfe machst, sondern beschreibst, was für ein verhalten du wahrnimmst und wie es dir damit geht. formuliere, was du dir von ihnen für ein verhalten wünschst. wünsche - ohne vorwurf vorgebracht - haben manchmal große kraft!
schicke ihnen informationen: adressen von selbsthilfegruppen; bücher zum thema ..

und dann laß los!

es ist ihr leben! du bist NICHT verantwortlich für ihr verhalten!

kennst du das "gestaltgebet" von fritz perls?

"ich bin nicht auf dieser welt, um deine erwartungen zu erfüllen, und du bist nicht auf dieser welt,um meine zu erfüllen. Ich bin ich und du bist du. wenn wir uns zufällig treffen, ist es wunderbar. wenn nicht, kann man es nicht ändern."

ich glaube, das loslassen ist sehr schwer. aber schließlich hast du schon viel schwereres geschafft: aufwachsen mit 2 messie-eltern, den absprung schaffen, selber ordnung lernen - eine große leistung!

liebe grüße - all the best for you!

rosine

hi rosi

Naddi, Samstag, 18.02.2006, 12:45 (vor 6648 Tagen) @ rosine

vielen vielen dank für deine lieben worte.
sie haben mir wirklich geholfen.

ich war gerade wieder ziemlich traurig, weil alles so sinnlos scheint manchmal.
da hab ich nur mal schnell ins forum schauen wollen, ob vielleicht jemand was hinterlassen hat.
und da waren deine netten worte.
jetzt mußte ich glatt ein bischen heulen, aber ich fühle mich viel besser.
oft fühlt man sich einfach alleine auf der welt. denn alle anderen um einen herrum leben ja in einer 'normalen' welt und manchmal verschieben sich da für einen auch realitäten.
wie in einem zerrspiegel- da muß ich manchmal innehalten und zu mir selbst sagen 'stop, das sind WIRKLICH keine normale maßstäbe.'
leider wird man ja mit den maßstäben der eltern groß. wenn die fehlen muß man alles selber hinterfragen und rausfinden.
ist gut wenn man dann klasse menschen trifft an die man sich halten kann. ein bisschen was lernen kann.
daher weiß ich deine worte sehr zu schätzen!
ich weiß was du mir damit sagen möchtest und nehme es gerne an.

ja, ich werde versuchen loszulassen. mich von der 'verantwortung' zu befreien.
innerlich weiß ich das es richtig ist. manchmal falle ich zurück
die idee mit einem brief, wenn ich weg bin finde ich klasse.
auch wenn ich weiß, daß sie auf jeden fall beleidigt sein werden.

messies verstehen es nicht, wenn man ihnen etwas ohne wertung zu erklären versucht. zumindest bei meinen eltern. sie beziehen alles ! auf sich. in extremster weise. das kann man schwer nachvollziehen.
Ich habe gelernt auf pulverfässern zu leben und auf rohen eiern zu schlafen.
und zu lachen wenn sie gerade in lustiger stimmung sind. denn schon alleine nicht super fröhlich mit einzu stimmen, über witzchen zu lachen, kann bei uns eine katastrophe auslösen.
man kann es nicht so wirklich nachvollziehen, glaub ich.
aber die meiste zeit sind sie eh misepeterig...

also, ich danke dir für deine worte. sie helfen mir weiter, denn hier in diesem haus muß ich mir immer wieder und wieder anhören, daß ICH spinne. ich stelle mich ja nur andas drückt manchmal.

daher danke ich dir und fühl dich einmal herzlich gedrückt.
daß du darüber recherchierst finde ich klasse. je mehr das thema besprochen und bekannt wird, desto mehr hilfe gibt es für uns alle. Messies und Angehörige!

Thanks für das 'Gestaltgebet'
Werde es in Ehren halten!!!

naddi

Re: Wie kann ich meinen eltern helfen?

Kaotia, Montag, 06.02.2006, 15:24 (vor 6659 Tagen) @ nadia

hallo!

bald wohne ich sehr weit weg in wien und kann dann nicht mehr helfen. wollte ihnen vorher nochmal helfen die bude etwas wohnlicher zu machen. damit ich ruhigen gewissens wegziehen kann.

ich würde in dieser situation meine hilfe ganz lieb anbieten, mit eben diesem hintergrund, dass du dann weiter weg bist. mehr nicht. keine apelle, keine vorwürfe. kein unverständnis, falls sie ablehnen. vielleicht ist auch ein lieber brief mit gutschein oder so besser, als ein gespräch, das sofort wieder eskalieren könnte, wenn sich deine eltern trotz sorgfältiger wortwahl angegriffen fühlen sollten (eine konditionierung in eurem verhältnis den mess betreffend ist ja offenbar schon da).

mehr kannst du imo nicht tun ohne sie zu verletzen.

liebe grüße und alles gute
kaotia
messie auf dem weg der besserung

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