Suche Rat! (Angehörige)

Petra, Donnerstag, 07.12.2006, 18:39 (vor 6361 Tagen)

Hallo, eine Bekannte (ältere Dame, 77) ist über lange Zeit schon Messie. Ließ sich nicht helfen, man durfte nicht in die Wohnung ...ihr kennt das alles, spare ich mir jetzt. Nun ist sie für längere Zeit im Krankenhaus, sie ist eine liebenswerte, kluge, sehr gepflegte Frau, jetzt im KH. Ihr Sohn und ich wollen jetzt ihre Abwesenheit nutzen und alles in Ordnung bringen, denn sie würde im Moment auch nicht in ihre Wohnung wollen, als das zur Diskussion stand (wg. Wartezeit auf die OP) sträubte sie sich. Der Sohn hat inzwischen eine Vollmacht, dass er sich um die Belange mit der Wohnug kümmern kann. Gut, wir können viel selbst machen, aber in der Küche und im Bad muss alles erneuert werden, es ist nicht mehr benutzbar. Nun meine Frage, wo bekommt man Hilfe??? Das Sozialamt hätte eine neue Wohnung, aber sie wohnt seit 30 Jahren dort, da kann man sie doch nicht einfach umsetzen, wenn sie nicht möchte. Mit dem Vermieter wollen wir nicht sprechen, denn dann fliegt sie gleich aus der Wohnung. Finanziell liegt sie an der unteren Grenze, könnte das also nicht bezahlen und der Sohn ist Harz IV- Empfänger, er kann also auch nicht. Was kann man machen, an wen kann man sich wenden? Ich danke schon im Voraus für hilfreiche Hinweise.

Re: Was möchte sie denn selber?

almut, Donnerstag, 07.12.2006, 19:36 (vor 6361 Tagen) @ Petra

welche Wünsche hat sie? hätte sie gern eine andere wohnung= will sie die renovierung und euer aufräumen oder geschieht das gegen ihren willen?
sie kann sich doch sicher artikulieren! fragt sie.

erst danach kann man überlegen, wie man ihre wünsche umsetzen kann.
weswegen wolltet ihr euch denn überhaupt an den vermieter wenden? wegen finanzieller zuschüsse für die renovierung?

und das sozialamt käme es vielleicht billiger, eine renovierung zu bezahlen als einen daueraufenthalt in einem seniorenheim.

aber vielleicht will die alte dame das sogar lieber? wie gesagt: sie muss entscheiden, was sie möchte.

grüße
almut

Re: Was möchte sie denn selber?

Petra, Freitag, 08.12.2006, 13:05 (vor 6360 Tagen) @ almut

Hallo Almut, hallo Kastanie, vielen Dank für eure Tipps.
Die ältere Dame möchte,wenn sie die Hüftoperation hinter sich hat, auf jeden Fall wieder nach Hause und sie denkt, dass sie auch allein zurechtkommt, was auch nach Meinung der Ärzte möglich ist. Ich habe nun mit der Sozialarbeiterin aus dem KH gesprochen und das war ein großes Glück. Sie leitet jetzt alles in die Wege, den Antrag auf Kurzpflege bis zur OP und sie setzt sich auch mit dem Sozialamt in Verbindung wegen des Zustandes in der Wohnung. Die alte Dame möchte, dass ihr Sohn die Wohnung schön macht. Ich glaube, dass sie erkannt hat, grad auch weil es ihr körperlich so schlecht ging, dass sie so nicht weiterleben kann. Das heißt natürlich nicht, dass sie jetzt kein Messie mehr ist, aber wenn erst einmal wieder alles hergerichtet ist, dann können wir uns regelmäßig kümmern, um Ansätze mit ihr gemeinsam, einfühlsam und behutsam zu beseitigen.

Grüße von Petra

Re: Was möchte sie denn selber?

Kastanie, Freitag, 08.12.2006, 20:39 (vor 6360 Tagen) @ Petra

Hallo Almut, hallo Kastanie, vielen Dank für eure Tipps.
Die ältere Dame möchte,wenn sie die Hüftoperation hinter sich hat, auf jeden Fall wieder nach Hause und sie denkt, dass sie auch allein zurechtkommt, was auch nach Meinung der Ärzte möglich ist. Ich habe nun mit der Sozialarbeiterin aus dem KH gesprochen und das war ein großes Glück. Sie leitet jetzt alles in die Wege, den Antrag auf Kurzpflege bis zur OP und sie setzt sich auch mit dem Sozialamt in Verbindung wegen des Zustandes in der Wohnung. Die alte Dame möchte, dass ihr Sohn die Wohnung schön macht. Ich glaube, dass sie erkannt hat, grad auch weil es ihr körperlich so schlecht ging, dass sie so nicht weiterleben kann. Das heißt natürlich nicht, dass sie jetzt kein Messie mehr ist, aber wenn erst einmal wieder alles hergerichtet ist, dann können wir uns regelmäßig kümmern, um Ansätze mit ihr gemeinsam, einfühlsam und behutsam zu beseitigen.
Grüße von Petra


Hallo liebe Petra,

das klingt wunderbar. Denn mit regelmäßiger und vor allem mitfühlender Hilfe wird sie ihr Leben auch wieder genießen können.

Freut mich dass es so geklappt hat.

Liebe Grüße
Kastanie

Re: Was möchte sie denn selber?

kati, Freitag, 08.12.2006, 23:29 (vor 6360 Tagen) @ Kastanie

Almut, mit Psychiater aus der Psychiatrie haben wir genug zu tun gehabt. Die aben selber einen an der Rassel, machen ihren Job.

Wenn einer entlassen wird, ist die Sache erst mal fertig. Sie hat 16 Aufenthalte in 6 Jahren hinter sich. Auch ihre Intelligenz, die sie ja wirklich langsam versäuft, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis leiden langsam, bringt ihr nix. Sie hat mal Sozialpädagogik studiert, auch durch Drogen abgerutscht. Sie hat Vorstellungen, aber nix wird in die Tat umgesetzt. Wird von keinem mehr für vollgenommen. Sie ist so krank, aber eben uneinsichtig. Kein Sozialfall, also kann gut von ihrem Einkommen nach dem BVG leben. Ich sage mal, alle Kriterien von Borderline kommen vor.

Kasse würde Soziotherapie, d.h. es kommt jemand vorbei, der nachschaut, was zu tun ist, bezahlen, Versorgungsamt steht hinter ist. Hilfe aus allen Richtungen.

Soziothera ist eine "praktische Betreuung", also jemand der Hand anlegt in der Whg., mit einkaufen geht, mal für ein Gespräch da ist.

Ich kenne Betreuungen, wo Betreuerin dies in die Wege geleitet hat, aber die unsere ist ne absolute taube Nuss. Die meinte, jeder könne so leben, wie er wolle. Gesetzlich ist das nun mal auch so im Grundgesetz verankert. Allerdings wurde dabei bewusst vergessen, wie sich all das auf Vermieter und Nachbarschaft im Endeffekt auswirkt.

In unserem Fall ist es das Alk-Problem + Psychose und und und ..
Richtung Alzheimer, nein absolut nicht.

Wenn keine Hilfe angenommen wird, alles so wie die letzten 6 Jahre chaotisch weitergeht, können wir nix mehr tun, nur noch abwarten. Natürlich haben Aufenthalte in der Psychiatrie nur vorübergehende Besserung gebracht. Es gibt halt Menschen, die wollen und können keine Hilfe, Verantwortung für sich selber übernehmen.

Fazit:
Sich selber überlassen (owohl es Angehörigen verdammt weh tut), bis sie an ihrem (Tief-)Punkt gelandet sind, Gruss von kati

Re: Was möchte sie denn selber?

BigBird, Montag, 11.12.2006, 11:31 (vor 6358 Tagen) @ Petra

Hallo Almut, hallo Kastanie, vielen Dank für eure Tipps.
Die ältere Dame möchte,wenn sie die Hüftoperation hinter sich hat, auf jeden Fall wieder nach Hause und sie denkt, dass sie auch allein zurechtkommt, was auch nach Meinung der Ärzte möglich ist. Ich habe nun mit der Sozialarbeiterin aus dem KH gesprochen und das war ein großes Glück. Sie leitet jetzt alles in die Wege, den Antrag auf Kurzpflege bis zur OP und sie setzt sich auch mit dem Sozialamt in Verbindung wegen des Zustandes in der Wohnung. Die alte Dame möchte, dass ihr Sohn die Wohnung schön macht. Ich glaube, dass sie erkannt hat, grad auch weil es ihr körperlich so schlecht ging, dass sie so nicht weiterleben kann. Das heißt natürlich nicht, dass sie jetzt kein Messie mehr ist, aber wenn erst einmal wieder alles hergerichtet ist, dann können wir uns regelmäßig kümmern, um Ansätze mit ihr gemeinsam, einfühlsam und behutsam zu beseitigen.
Grüße von Petra

Eventuell kann von der Krankenkasse Hilfe kommen - vielleicht muß ja was behindertengerecht umgebaut werden, z.b. ebenerdige Dusche? Ich würde mich auch mal im KH erkundigen, an wen man sich da wenden kann.

Viele Grüße,
Christine

Re: Suche Rat!

Kastanie, Donnerstag, 07.12.2006, 20:17 (vor 6361 Tagen) @ Petra

Hallo, eine Bekannte (ältere Dame, 77) ist über lange Zeit schon Messie. Ließ sich nicht helfen, man durfte nicht in die Wohnung ...ihr kennt das alles, spare ich mir jetzt. Nun ist sie für längere Zeit im Krankenhaus, sie ist eine liebenswerte, kluge, sehr gepflegte Frau, jetzt im KH. Ihr Sohn und ich wollen jetzt ihre Abwesenheit nutzen und alles in Ordnung bringen, denn sie würde im Moment auch nicht in ihre Wohnung wollen, als das zur Diskussion stand (wg. Wartezeit auf die OP) sträubte sie sich. Der Sohn hat inzwischen eine Vollmacht, dass er sich um die Belange mit der Wohnug kümmern kann. Gut, wir können viel selbst machen, aber in der Küche und im Bad muss alles erneuert werden, es ist nicht mehr benutzbar. Nun meine Frage, wo bekommt man Hilfe??? Das Sozialamt hätte eine neue Wohnung, aber sie wohnt seit 30 Jahren dort, da kann man sie doch nicht einfach umsetzen, wenn sie nicht möchte. Mit dem Vermieter wollen wir nicht sprechen, denn dann fliegt sie gleich aus der Wohnung. Finanziell liegt sie an der unteren Grenze, könnte das also nicht bezahlen und der Sohn ist Harz IV- Empfänger, er kann also auch nicht. Was kann man machen, an wen kann man sich wenden? Ich danke schon im Voraus für hilfreiche Hinweise.


SKF ist eigentlich eine gute Institution.
Versuch es mal über die Caritas. In der Regel kann dir jedes Pfarramt weiterhelfen. Ruf beim Priester oder eben dem Sekretariat an und frag nach dem Sozialdienst Katholischer Frauen, die helfen übrigens Überkonfessionel. Du mußt also nicht selbst dieser Religion angehören. Aber die haben ein offenes Ohr und vor allem auch ein Herz für solche Anliegen.

Im Telefonbuch unter Kirche oder Pfarrämter nachschauen.
In größeren Städten findest du die auch unter S oder C

Liebe Grüße
Kastanie

Übrigens ich gebe Almut recht, fragt auf jeden Fall die Dame auch selbst nach. Mein Großvater hatte auch in dem Alter einen eigenen Kopf und egal wie sehr sie selbst unter ihrem Unvermögen leiden, entmüdigen darf man diese Menschen niemals, damit macht man nämlich mehr kaputt, als man heilen kann.

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