Messie-Umzug - die Fortsetzung (Angehörige)

Ursel, Dienstag, 30.01.2007, 23:04 (vor 6307 Tagen)

Ihr Lieben,
ich danke euch nochmal herzlich für die guten Ratschläge. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr mir das geholfen hat. Hier nun, für alle ,die neugierig sind, die Fortsetzung der Umzugs-Geschichte.

Ich habe mich aus der Sache weitestgehend zurückgezogen. Meine Zusage zu helfen galt ja für einen "normalen" Umzug von höchstens drei Wochen Dauer. Das ging erstaunlich problemlos, abgesehen von einem heftigen Disput, in den ich klar gemacht habe, dass ich mich total ausgenutzt fühle. Bemerkenswert an dieser Auseinandersetzung war, dass (obwohl das Wort "Messie" niemals gefallen ist) mein alter Freund sich offenbar ziemlich klar ist über seine zwanghafte Aufbewahrungssucht.

Es wurde also ein Umzugs- und Entrümpelungsunternehmen engagiert, das heute in Aktion trat. Der Umzug, der für meine Begriffe schon am 17.1. abgeschlossen war (denn die neue Wohnung war voll!) trat also heute in ein entscheidendes zweites Stadium. Um 17:30 Uhr nach der Arbeit bin ich zur neuen Wohnung gefahren und habe genau das erlebt, was ich erwartet hatte: Von acht Uhr morgens an hatten 5 Umzugsleute geschuftet wie die Tiere und waren gerade am Ausladen. Nur wohin mit dem ganzen Plunder? Die neue Wohnung war eine einzige Katastrophe! Nagetiergänge zwischen Umzugskartons und grausige Schrottmöbel aus den 70ger und 80ger Jahren bis unter die Decke. Wie er das ausräumen und sortieren will, ist mir ein Rätsel. Die Umzugsleute total abgebrüht. Haben weder Computer noch Waschmaschine noch Fernseher angeschlossen, weil sie da überhaupt nicht rangekommen sind. Auch der Keller ist bis unter die Decke voll mit Umzugskartons, die meines Erachtens niemals geöffent und ausgeräumt werden.

Habe mich breitschlagen lassen, die Hauptperson dieser Farce morgen in sein neues Domizil zu transportieren. Bin gespannt was passiert. Wahscheinlich wieder Geheule und Gejammere. Lasse mich nicht darauf ein. Werde mich schnell verabschieden. Habe schon angekündigt, dass ich seine Wohnung nie wieder betreten werde.

Ihm droht vermutlich der Rausschmiss. Betreutes Wohnen bedeutet ja, dass im Notfall ein Helfer irgendwie ans Bett des Pflegebedürftigen vordringen muss. Der Hausmeister will am Freitag das Telefon anschließen. Der wird sein blaues Wunder erleben.

Es ist schon verrückt, wie sehr eine solche Krankheit (ist es das?) Beziehungen kaputt machen kann. Jedem anderen Freund/Freundin würde ich in einer ähnlich krisenhaften Notlage zur Seite stehen. Hier kann ich das nicht. Das ist völlig absurd und gaga. Ich kann, ehrlich gesagt, immer noch nicht glauben, dass so etwas möglich ist. Dass es für manche Leute unbewältigbar ist, sich von völlig unnötigem, versifftem Plunder zu trennen. Ist es schäbig, eine Beziehung deswegen abzubrechen? Aber ein solcher Umgang mit Dingen (Dingen!) ist doch nichts, was man von einer Person abspalten kann! Das ist doch eine fundamentale Haltung zum Leben! Wo ist denn da überhaupt noch Leben, Genuss, Leichtigkeit? Freiheit im Denken und im Handeln? Welche Wertigkeiten herrschen da vor? Was geht in so einem Kopf vor? Da ist doch Plunder wichtiger als andere Menschen, mich eingeschlossen! Was soll ich mit einem solchen Menschen noch zu tun haben wollen?

Liebe Grüße
Ursel

Re: Messie-Umzug - @Ursel

Almut, Mittwoch, 31.01.2007, 01:03 (vor 6307 Tagen) @ Ursel

hallo ursel,

danke für deinen bericht. ich finde es auch ok, wenn du dich selber nicht überforderst.

diese formulierung finde ich sehr passend: "Bemerkenswert an dieser Auseinandersetzung war, dass (obwohl das Wort "Messie" niemals gefallen ist) mein alter Freund sich offenbar ziemlich klar ist über seine zwanghafte Aufbewahrungssucht."

ich denke auch, dass es mit sucht und zwang zu tun hat, eher mit zwang noch als mit sucht, denn sucht macht ja im gegensatz zum zwang wenigstens kurzfristig freude.

es gibt ja unter den verschiedenen formen der zwangserkrankung auch die form "sammeln und horten".

es ist also auf jeden fall eine krankheit und es herrscht sogar eine krankheitseinsicht vor!

von daher ist es keine persönlichkeitsstörung, keine haltung zum leben usw. wie du untenstehend vermutest. wäre es eine persönlichkeitsstörung, würde dein freund sein verhalten als völlig richtig und normal empfinden.

ich meine, er ist mit dem verlust seiner frau nicht fertig geworden und klammert sich nun an die sachen. sie stabilisieren ihn zur zeit, so belastend die enge wohnung nun auch ist. er war ja vorher offenbar nicht so, wie du schreibst.

"Ich kann, ehrlich gesagt, immer noch nicht glauben, dass so etwas möglich ist. Dass es für manche Leute unbewältigbar ist, sich von völlig unnötigem, versifftem Plunder zu trennen."

psychische krankheiten erscheinen außenstehenden oft sehr bizarr und seltsam. für einen zwangskranken ist so ein verhalten aber typisch. letztlich bewahrt ihn dieses verhalten vor schlimmerem, vielleicht vor einer psychose oder dem suizid.

"Ist es schäbig, eine Beziehung deswegen abzubrechen? Aber ein solcher Umgang mit Dingen (Dingen!) ist doch nichts, was man von einer Person abspalten kann!"

doch, das würde ich tun, also ich würde die krankheit nicht mit der person gleichsetzen. er besteht ja nicht komplett aus der krankheit, hat ja sicher viele gesunde anteile. nur bei persönlichkeitsgestörten ist die ganze person von der störung durchsetzt und das verhalten geschieht in übereinstimmung mit ihrem charakter. er aber leidet offenbar unter seinem zwang, auch wenn er ihn nicht ändern kann.

du musst ja nicht sein leben teilen und ihn besuchen oder seine sachen regeln.

" Das ist doch eine fundamentale Haltung zum Leben! Wo ist denn da überhaupt noch Leben, Genuss, Leichtigkeit? Freiheit im Denken und im Handeln? Welche Wertigkeiten herrschen da vor? Was geht in so einem Kopf vor?"

diese fragen kann man sich aber gegenüber depressiven und angstpatienten auch stellen. wer psychisch krank ist, hat nicht besonders viel freiheit und lebensgenuss.

"Da ist doch Plunder wichtiger als andere Menschen, mich eingeschlossen! Was soll ich mit einem solchen Menschen noch zu tun haben wollen?"

ich weiß nicht, ob man das so sehen sollte. ursprünglich waren ja wohl die menschen wichtiger, doch mit dem plunder wird offenbar versucht, den verlust der ehefrau nicht wahr werden zu lassen. ich sehe ihn als schutz an, genau so wie eine amnesie z.b.

ich würde an deiner stelle nun erstmal an dich denken und dir etwas erholung nach den strapazen gönnen und danach vielleicht die beziehung auf gebieten außerhalb der wohnung weiter führen.

wenn er noch nicht pflegebedürftig ist, sieht das betreute wohnen so aus, dass ihm bei der alltagsbewältigung geholfen wird.

alles gute euch

und viele grüße

almut

Re: Messie-Umzug - @almut

ursel, Mittwoch, 31.01.2007, 23:44 (vor 6306 Tagen) @ Almut

Liebe Almut,

danke für deine Zeilen. Du vertrittst eine Ansicht, die mir zu denken gibt. Ja, ich glaube auch das es prinzipiell möglich ist, eine solche Beziehung auf neutralem Gebiet fortzusetzen. Ein bißchen Auszeit brauche ich aber. Wie es und ob es dann weitergeht, wird sich zeigen. Ich habe gemerkt, dass ich unglaublich aggressiv zuerst auf die alte Wohnung, dann auf die neue Wohnung reagiert habe, je voller sie wurde. Das ist eigentlich nicht meine Art und wahrscheinlich auch nicht normal. Ich hab ja das Glück, dass ich mich aus dem Staub machen kann (im wahrsten Sinne des Wortes!).

Zum Thema Zwangserkrankung: Damit umzugehen, beziehungsweise das einfach auszublenden, fällt mir sehr schwer. Ich glaube schon, dass eine Haltung dahintersteht (auch wenn sie krankhaft bedingt ist), die sehr wohl auch andere Lebensbereiche dominiert. Nur ein paar Dinge, die mir an ihm bei dieser Umzugsgeschichte aufgefallen sind und nicht direkt mit dem Umzug zu tun hatten: Lügen, Hilflosigkeit instrumentalisieren, ein völlig starres, eingleisiges Denken. Mag vielleicht auch mit dem Alter zusammenhängen, aber in einer Freundschaftsbeziehung hat sowas nichts zu suchen. Diese Scheidungsgeschichte war ja auch so eine Kuriosität. Anfangs hieß es, sie sei vor zwei Jahren gestorben, dann stellte sich heraus dass dass mindestens zehn Jahre her war und die Scheidung nochmal zwei Jahre zuvor gelaufen war. Natürlich kannst du trotzdem recht haben und er leidet heute noch unter dieser Trennung.

Ich denke, in diesem betreuten Wohnen ergeben sich neue Beziehungen und vielleicht - hoffentlich - werde ich gar nicht mehr gefragt sein.

Grüße und danke
Ursel

hallo ursel,
danke für deinen bericht. ich finde es auch ok, wenn du dich selber nicht überforderst.
diese formulierung finde ich sehr passend: "Bemerkenswert an dieser Auseinandersetzung war, dass (obwohl das Wort "Messie" niemals gefallen ist) mein alter Freund sich offenbar ziemlich klar ist über seine zwanghafte Aufbewahrungssucht."
ich denke auch, dass es mit sucht und zwang zu tun hat, eher mit zwang noch als mit sucht, denn sucht macht ja im gegensatz zum zwang wenigstens kurzfristig freude.
es gibt ja unter den verschiedenen formen der zwangserkrankung auch die form "sammeln und horten".
es ist also auf jeden fall eine krankheit und es herrscht sogar eine krankheitseinsicht vor!
von daher ist es keine persönlichkeitsstörung, keine haltung zum leben usw. wie du untenstehend vermutest. wäre es eine persönlichkeitsstörung, würde dein freund sein verhalten als völlig richtig und normal empfinden.
ich meine, er ist mit dem verlust seiner frau nicht fertig geworden und klammert sich nun an die sachen. sie stabilisieren ihn zur zeit, so belastend die enge wohnung nun auch ist. er war ja vorher offenbar nicht so, wie du schreibst.
"Ich kann, ehrlich gesagt, immer noch nicht glauben, dass so etwas möglich ist. Dass es für manche Leute unbewältigbar ist, sich von völlig unnötigem, versifftem Plunder zu trennen."
psychische krankheiten erscheinen außenstehenden oft sehr bizarr und seltsam. für einen zwangskranken ist so ein verhalten aber typisch. letztlich bewahrt ihn dieses verhalten vor schlimmerem, vielleicht vor einer psychose oder dem suizid.
"Ist es schäbig, eine Beziehung deswegen abzubrechen? Aber ein solcher Umgang mit Dingen (Dingen!) ist doch nichts, was man von einer Person abspalten kann!"
doch, das würde ich tun, also ich würde die krankheit nicht mit der person gleichsetzen. er besteht ja nicht komplett aus der krankheit, hat ja sicher viele gesunde anteile. nur bei persönlichkeitsgestörten ist die ganze person von der störung durchsetzt und das verhalten geschieht in übereinstimmung mit ihrem charakter. er aber leidet offenbar unter seinem zwang, auch wenn er ihn nicht ändern kann.
du musst ja nicht sein leben teilen und ihn besuchen oder seine sachen regeln.
" Das ist doch eine fundamentale Haltung zum Leben! Wo ist denn da überhaupt noch Leben, Genuss, Leichtigkeit? Freiheit im Denken und im Handeln? Welche Wertigkeiten herrschen da vor? Was geht in so einem Kopf vor?"
diese fragen kann man sich aber gegenüber depressiven und angstpatienten auch stellen. wer psychisch krank ist, hat nicht besonders viel freiheit und lebensgenuss.
"Da ist doch Plunder wichtiger als andere Menschen, mich eingeschlossen! Was soll ich mit einem solchen Menschen noch zu tun haben wollen?"
ich weiß nicht, ob man das so sehen sollte. ursprünglich waren ja wohl die menschen wichtiger, doch mit dem plunder wird offenbar versucht, den verlust der ehefrau nicht wahr werden zu lassen. ich sehe ihn als schutz an, genau so wie eine amnesie z.b.
ich würde an deiner stelle nun erstmal an dich denken und dir etwas erholung nach den strapazen gönnen und danach vielleicht die beziehung auf gebieten außerhalb der wohnung weiter führen.
wenn er noch nicht pflegebedürftig ist, sieht das betreute wohnen so aus, dass ihm bei der alltagsbewältigung geholfen wird.
alles gute euch
und viele grüße
almut

Re: Messie-Umzug - @Ursel

Almut, Donnerstag, 01.02.2007, 01:52 (vor 6306 Tagen) @ ursel

Hallo Ursel,

danke für deine Zeilen. Du vertrittst eine Ansicht, die mir zu denken gibt. Ja, ich glaube auch das es prinzipiell möglich ist, eine solche Beziehung auf neutralem Gebiet fortzusetzen. Ein bißchen Auszeit brauche ich aber.

Eine Auszeit hast du dir wirklich mehr als verdient und die brauchst du auch, um wieder zu regenerieren. Denn schließlich hast du einen Freundschaftsdienst in den letzten Wochen geleistet, den bestimmt nicht jeder geleistet hätte und was auch nicht selbstverständlich ist.

>Wie es und ob es dann weitergeht, wird sich zeigen. Ich habe gemerkt, dass ich unglaublich aggressiv zuerst auf die alte Wohnung, dann auf die neue Wohnung reagiert habe, je voller sie wurde. Das ist eigentlich nicht meine Art und wahrscheinlich auch nicht normal.

Ich finde diese Wut aber sehr verständlich. Schließlich zeigt sie ja auch, dass dir das Ganze nicht egal ist und dass dir daran liegt, dass dieser Bekannte in menschenwürdiger Umgebung wohnt und sich nicht so stark den Raum zum Leben und Atmen nimmt. Ohnmächtig mitanzusehen, wie sich jemand fast ruiniert, kann schon wütend machen.

"Ich hab ja das Glück, dass ich mich aus dem Staub machen kann (im wahrsten Sinne des Wortes!)."

Das ist auch ganz wichtig, dass du nicht mit untergehst.

Zum Thema Zwangserkrankung: Damit umzugehen, beziehungsweise das einfach auszublenden, fällt mir sehr schwer. Ich glaube schon, dass eine Haltung dahintersteht (auch wenn sie krankhaft bedingt ist), die sehr wohl auch andere Lebensbereiche dominiert. Nur ein paar Dinge, die mir an ihm bei dieser Umzugsgeschichte aufgefallen sind und nicht direkt mit dem Umzug zu tun hatten: Lügen, Hilflosigkeit instrumentalisieren, ein völlig starres, eingleisiges Denken.

Das würde mir auch zu weit gehen und das sehe ich wie du, dass es keine Basis für eine Freundschaft ist. Mit dem Alter hat es, glaube ich, wenn er nicht demet ist, weniger zu tun.

" Mag vielleicht auch mit dem Alter zusammenhängen, aber in einer Freundschaftsbeziehung hat sowas nichts zu suchen. Diese Scheidungsgeschichte war ja auch so eine Kuriosität. Anfangs hieß es, sie sei vor zwei Jahren gestorben, dann stellte sich heraus dass dass mindestens zehn Jahre her war und die Scheidung nochmal zwei Jahre zuvor gelaufen war."

Da drängt sich bei mir auch ein bisschen der Verdacht auf, dass dein Mitleid und deine Hilfsbereitschaft ausgenutzt werden sollten. :-(

" Natürlich kannst du trotzdem recht haben und er leidet heute noch unter dieser Trennung."

Wie auch immer, aber mit dieser Unehrlichkeit käme ich auch nicht klar.

Ich denke, in diesem betreuten Wohnen ergeben sich neue Beziehungen und vielleicht - hoffentlich - werde ich gar nicht mehr gefragt sein.

Das klingt so, als würdest du wirklich eher in der Position der Gebenden sein und wenig zurück bekommen. Du machst dir Sorgen um ihn, und wärst froh, wenn er demnächst ohne dich klar käme.

Ich finde deine Haltung klasse und auch, dass du so lange für ihn da warst.

Grüße und danke
Ursel

Gern geschehen

und dir alles Gute und erhol dich! :-)

Almut

Re: Messie-Umzug - @Ursel

salem, Donnerstag, 08.03.2007, 20:46 (vor 6270 Tagen) @ Almut

Almut

ich find es erstaunlich was deinen wandel angeht vom messie bis zu einen menschen der jetzt auf einmal angehöriger ist,du hast im forum nie drüber geredet ,ist wohl deine art ,na ja nichts für ungut ,für deinen fauxpas angeht im diesen sinne ,was hast du für probleme ,na ja ,du brauchst ebend halt deine selbstbestätigung ,nicht bös gemeind ,jeder ist halt mensch,mit ,,,,,,,,,,,kannste dir was drauf reimen ,oder mir deine meinung mir per mail schicken,oder im noch besser im forum

Re: Messie-Umzug - die Fortsetzung

Jenny, Mittwoch, 31.01.2007, 09:20 (vor 6306 Tagen) @ Ursel

Hallo Ursel,

meinen Glückwunsch, dass du das hinter dich gebracht und so lange durchgehalten hast. Ich vermute, dass durch den Hausmeister und die Betreuung so einiges ins Rollen kommt, was diese Wohnsituation verändert. Hoffen wir, dass dein Freund das verkraften kann und ihm geholfen wird in seiner Lebenssituation.
Du schreibst von dem Krempel und den Personen. Das erinnert mich an etwas, was mir vor ein paar Tagen durch den Kopf gegangen ist. Kontakt zu anderen und das Pflegen von Beziehungen erfordert immer einen gewissen Aufwand, Kontakte und Freundschaften müssen gepflegt werden und fordern mich dadurch. Krempel und Dinge um mich herum fordern nichts und es ist bequem, alles in der Nähe zu haben. Offenbar entgeht es einem Messie, dass er Zeit verbraucht, wenn er suchen muss. Oder es ist ihm das geringere Übel. Vielleicht auch ungefährlicher, denn die Sachen können einen nicht enttäuschen? Vielleicht lieg ich da mit meiner Vermutung aber auch voll daneben. In letzter Zeit habe ich mich auch etwas über Persönlichkeitsstörungen informiert und ich glaube nun, es ist uns kaum möglich, zu unterscheiden, ob jemand nur sammelt oder ob eine Störung auch in anderen Bereichen vorliegt. Dazu muss man auf jeden Fall längeren Kontakt haben, um auch nur eine Vermutung zu bekommen.
Erhol dich gut von dem Alptraum,
alles Liebe
Jenny

Re: Messie-Umzug - die Fortsetzung

Ursel, Donnerstag, 01.02.2007, 00:31 (vor 6306 Tagen) @ Jenny

Liebe Jenny,

danke dir. Ich habe auch die Vermutung, dass man das nicht mit Krankheit abtun kann. Das scheint mir ein bißchen zu einfach zu sein. Eine sehr bequeme Möglichkeit, an seiner Situation nichts zu verändern. Was soll's auch - sollen Messies doch glücklich werden mit ihrem Krempel. Sobald es andere betrifft, finde ich es allerdings nicht mehr tolerierbar. Ich war sehr beeindruckt von der Leidensgeschichte, die meine Freundin mit ihrer Messie-Mutter durchlebt hat (davon hat sie zuvor niemals erzählt - merkwürdig, oder?). Dass jemand aus einer solchen Kindheit und Jugend unbeschadet herauskommt, finde ich ziemlich ertaunlich. Kein Platz zum Hausaufgaben machen, niemals Freunde einladen können, kein Platz zum Spielen und Toben, ein inzwischen völlig gebrochener Vater. Völlige Freiheitsbeschränkung für die Familie, auch im übertragenen, sozialen Sinn. Totale Egomanie auf der anderen Seite.

Soweit ich das mitgekriegt habe, verändert auch eine Trennung die Situation in den seltensten Fällen (bei Alkoholikern oft ein heilsamer Schock).

Und offenbar ist die Sammeln-und-Horten-Variante gar nicht so selten. Meine Mutter nannte mir aus dem Stegreif drei ähnliche Fälle (Zeitschriftenstapel bis unter die Decke, alles vollgestellt, kein Platz zum Sitzen).

Bin jedenfalls um eine Erkenntnis reicher. Mir tun die Angehörigen leid, sie sind die eigentlich Betroffenen. Kann mich schlecht in eine solche Situation reindenken, aber ich glaube, ich würde davonlaufen.

Ich bin jedenfalls sehr erleichtert, dass ich da rausgekommen bin. Betrachte vergnügt die Unordnung in meiner eigenen Wohnung, lass es für heute wie es ist, denn es gibt viel, viel Schlimmeres . . .

Liebe Grüße
Ursel


Hallo Ursel,
meinen Glückwunsch, dass du das hinter dich gebracht und so lange durchgehalten hast. Ich vermute, dass durch den Hausmeister und die Betreuung so einiges ins Rollen kommt, was diese Wohnsituation verändert. Hoffen wir, dass dein Freund das verkraften kann und ihm geholfen wird in seiner Lebenssituation.
Du schreibst von dem Krempel und den Personen. Das erinnert mich an etwas, was mir vor ein paar Tagen durch den Kopf gegangen ist. Kontakt zu anderen und das Pflegen von Beziehungen erfordert immer einen gewissen Aufwand, Kontakte und Freundschaften müssen gepflegt werden und fordern mich dadurch. Krempel und Dinge um mich herum fordern nichts und es ist bequem, alles in der Nähe zu haben. Offenbar entgeht es einem Messie, dass er Zeit verbraucht, wenn er suchen muss. Oder es ist ihm das geringere Übel. Vielleicht auch ungefährlicher, denn die Sachen können einen nicht enttäuschen? Vielleicht lieg ich da mit meiner Vermutung aber auch voll daneben. In letzter Zeit habe ich mich auch etwas über Persönlichkeitsstörungen informiert und ich glaube nun, es ist uns kaum möglich, zu unterscheiden, ob jemand nur sammelt oder ob eine Störung auch in anderen Bereichen vorliegt. Dazu muss man auf jeden Fall längeren Kontakt haben, um auch nur eine Vermutung zu bekommen.
Erhol dich gut von dem Alptraum,
alles Liebe
Jenny

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