Unsortiertheit und Chaos PUR! (Angehörige)

Manuel, Donnerstag, 22.03.2007, 18:15 (vor 6256 Tagen)

Hallo alle zusammen.
Ich bin durch zufall auf diese Seite gestolpert, da ich schon seid längerer Zeit mit dem Gedanken spiele mich mal in einem Forum nach Ratschlägen für meine aktuelle Situation umzuhören. Es geht um meine Lebensgefährtin. Wir leben zusammen und haben auch eine 1 jahr alte Tochter. Wenn man nur mit kurzen Worten beschreiben wollte, wie sich ihr Leben und unser Haushalt gliedert, kann man nur sagen: "Der unsortierteste Mensch den ich je kennen gelernt habe." Zuhause wird nix aufgeräumt, wochen - und Monate lang nicht von ihrer seite aus. Briefe verschwinden ungeöffnet in den Schubladen. Was für mich eine mittelprächtige Ordnung a la 0 8 15 ist, ist für sie schon der Glaube, Sie müsste arbeiten wie ein Roboter. Nur unter STÄNDIGEM rumdrucksen passieren die einfachsten dinge (und dann auch noch teilweise mit BIS ZU 2-3 tagen Verzug). Habe ihr schon endlose male gesagt, das ich lediglich 2-3 stunden haushalt am tag erwarte. (für den Anfang, aber das hab ich mir allerdings verkniffen). Mann muss ihr praktisch gesehen, alles im Haushalt nummerieren von 1-99x, Zettel mit Nummern dranhängen, einen festen Zeitraum festlegen, wann sie das tun soll, dabeistehen, sie motivieren und gleichzeitig x mal in den Arsch "treten", bis sie überhaupt mal anfängt etwas zu tun. Zudem ist sie noch extrem langsam in solchen arbeiten. das ist zwar von person zu person unterschiedlich, kann ich auch nicht kritisieren, allerdings erschwert das nochmal um eine stufe. Sie hält sich an jedem noch so unwichtigem Detail auf, das dann zu einer Riesen sache wird und einen grossteil ihrer zeit verschlingt. Ich sehe das ganze quasi als "Vergleichswert", wie ich ihr schon öfters erklärt habe. Denn ich bin jeden Tag 10 stunden ausser Haus am arbeiten. und wenn ich drum bitte, das sie täglich 2-3 stunden den Haushalt schmeisst, kommt dann doch einsicht. Aber diese trägt wiederum 0 Früchte (auch wenn einsicht des öfteren kommt). Und das schon seid 4 jahren. Ich denke mir jedes Mal: irgendwann muss doch ein erfolg zu sehen sein..... Aber "puff!!" kommt die nächste enttäuschung. Laut ihren eigenen Angaben ist es auch gar nicht unordentlich. und der besuch der kommt, kommt ja laut ihr, um uns zu besuchen und nicht ums sich die wohnung anzusehen. (welch schwachsinn). Mich packt ja schon ständig regelmässig alle 3-4 tage die "Wut", und ich räume selber nach feieraben noch auf, und mach den teil des Haushaltes, der hängengeblieben ist. aber das ist doch keine lösung auf dauer.... echt nicht. Und finanziell sieht auch nicht besser aus. ich muss ihr sogar das geld schon bedauerlicherweise "einteilen". und selbst so muss ich noch meckern, das an 4 von 9 tagen kein mittagessen mehr da ist.

(und in der "ich mecker nur" - Rolle fühle ich mich absolut nicht wohl)

Im Riesen Kontrast zu dieser ganzen Geschichte ist sie ein absolut PERMANETER sozialer, hilfsbereiter und treuer typ, mit dem ich bestens zusammenpasse. Aber wenn das so weitergeht, hält sich das glaub ich nicht mehr wirklich lange die waage. Ich fühle mich sogar schon beim betreten meiner "vier wände" (in denen man sich ja eigentlich am wohlsten fühlen sollte) nicht mehr wohl.

Vielleicht kennt ja einer von euch einen ähnlichen Fall, oder hat einen Rat?

Re: Weiss niemand Rat?

Manuel, Samstag, 21.07.2007, 00:52 (vor 6135 Tagen) @ Manuel

Hallo nochmal.
Bisher hat sich die Situation sogar noch weiter zugespitzt. Versuche nun auch das ganze ein bisschen objektiver zu betrachten. Das problem liegt weniger an der Ordnung/Unordnung an sich, als an dem völligem scheitern beim Versuch, irgendetwas durchzuführen was Struktur besitzt. Welche Richtung der Struktur hingegen erweist sich schon fast als völlig irrelevant. Meine Arbeitszeit hat sich nun schon seid einiger Zeit auf 12 Stunden ausser Haus sein (inkl Wege) gesteigert. Stehe morgens um 4:30 auf, und bin erst gegen 16:45 zuhause. Folglicherweise dann direkt um 21Uhr wieder in die Waagerechte... Ihr derzeigiger Tagesablauf besteht momentan (zumindest die Zeiten, die ich beurteilen kann, während ich daheim bin) aus immer dem selben Beobachtungen/Rhytmus, den ich zu 80-90% eweig als wiederholend ansehe. Komme von der Arbeit nach Hause: PC an, und sie Spielt ein online spiel. Pc wird FRÜHESTENS täglich um 1:00 des nächsten morgens aus gemacht. Kann sich derweil auch bis 3 oder 4 uhr ziehen. ob wochentag oder wochenende ist dabei egal. logischerweise steht sie dann erst täglich ab ca 09:00 auf. Da haben wir schon den dicksten Krach bekommen. Hab sie schon des öfteren gefragt, wie sie das verantworten kann, das unsere 14 Monate alte Tochter zu der Zeit morgens zum Leben erwacht, während sie sich in der Tiefschlaf-Phase befinden. Das kann doch gar nicht klappen. Morgens macht Sie den PC dann auch meist wieder an. (Seh ich anhand von Protokollen.) Entweder er wird mittags 2-3 stunden ausgemacht, oder erst kurz bevor ich komme, um Stress zu vermeiden. Alles in allem ist das nicht das eigentliche Problem, allerdings im Zusammenhang zu dem in dem ersten Beitrag geschrieben habe, echt nicht mehr zum aushalten/leben. Sind weit über 10Std täglich am Scheiss PC. Damals das Chatten, jetzt das online Spiel... Denke des öfteren über eine Trennung nach. Nur dann denke ich mir wieder, och eine Chance geht noch. Und was mir erst recht nicht aus dem Kopf geht, ist: "Was würde aus unserer Tochter?" Wenn sie sie "erzieht" (wobei ich gar nicht weiss, wie das gleichzeitig mit pc gehen soll "aber wenn besuch da ist, bleibt sie ja auch davor sitzen, und meint wenn sie sich mit den Leuten dabei unterhält dann reicht das") hab ich die allergrössten bedenken, wie sich die kleine überhaupt entwickeln kannSie wird doch total in Richtung Kind=Mutter getrimmt. Logisch, das Kind guckt ja ab. Was Mama macht ist richtig. Das führt dann bestimmt auch schulisch irgendwann zu problemen, die sich aufhäufen wenn die Kleine so weit weg von dem was man im Volksmund als Sozial/normal bezeichnet erzogen wird... Und bekanntlicherweise keine Schule keine Bildung. Ich weiss nicht, ob ich mir da echt zuuu viele Gedanken mache, allerdings ist in der Zukunft wie ich sie sehe von meiner Tochter dabei fast schon verspielt...

Re: Re: auf jeden Fall professionelle Hilfe suchen, auch zur Suchtberatung gehen

Peter, Samstag, 21.07.2007, 11:15 (vor 6135 Tagen) @ Manuel

- kein Text -

Re: Weiss niemand Rat?

Violine, Samstag, 21.07.2007, 11:23 (vor 6135 Tagen) @ Manuel

Für mich sieht das wie Fluchtverhalten aus. In die Computerwelt kann man sich so sehr selbst verlieren/vergessen, dass man das ganze andere Elend, die anderen Anforderungen nicht mehr wahrnehmen muss. Meiner Ansicht nach müsste hier eine Psychotherapie erfolgen. Aber wie Du Deine Frau zu dieser Entscheidung bringen kannst, weiss ich auch nicht. Mein Messie-Mann verweigert sich in diesr Hinsicht total.
Vielleicht suchst Du Dir erst mal selbst Hilfe/Rat an geeigneter Stelle.
Ein Internet Forum ist zwar besser als nichts, aber bei weitem nicht genug.

LG Violine

Re: Weiss niemand Rat?

Helga-Maria, Samstag, 21.07.2007, 13:02 (vor 6135 Tagen) @ Manuel

Hallo,

Das problem liegt weniger an der Ordnung/Unordnung an sich, als an dem völligem scheitern beim Versuch, irgendetwas durchzuführen was Struktur besitzt.

Strukturen im Alltag sind unerlässlich. Deine gibt die Arbeitszeit vor, das ist schon mal ein großer Vorteil, denn den meisten Menschen fällt es leichter, von außen gegebenen Strukturen durchzuziehen als selbst vorgegebene. Was meinst du, warum so viele Arbeitslose irgendwann in Depressionen sinken? Der äußere Druck ist weg, anfangs hat man noch viele Vorsätze...aber mit der Zeit brechen die letzten Strukturen in sich zusammen, wenn man nicht über ein Höchstmaß an Selbstdisziplin verfügt.

Zudem schafft es ein Baby/Kleinkind fast immer, sogar einen komplett durchorganisierten Menschen aus der Rolle zu bringen. Hättest du dein Kind gerne im Büro? Stell dir vor, du fängst gerade mit einem Arbeitsabschnitt an, den du gedenkst, auch abzuschließen. Selbst wenn diese Arbeit normalerweise nur eine halbe Stunde dauern würde, kann es dein Kind schaffen, diese auf 2 bis 3 Stunden zu verlängern, weil du ständig ein wachsames Auge haben musst, trösten, füttern, schmusen, Windeln wechseln etc. Ein Kind lässt sich nicht so leicht in eine feste Struktur pressen, zumindest nicht, ohne sein kindliches Wesen zu verletzen.

Was ich damit sagen will ist, dass schon die Zeit allein es besser machen kann, wenn erst einmal feste Strukturen von außen wie Kindergarten und Nebenjob hinzukommen und das Kind etwas älter ist.

Ihr derzeigiger Tagesablauf besteht momentan (zumindest die Zeiten, die ich beurteilen kann, während ich daheim bin) aus immer dem selben Beobachtungen/Rhytmus, den ich zu 80-90% eweig als wiederholend ansehe. Komme von der Arbeit nach Hause: PC an, und sie Spielt ein online spiel. Pc wird FRÜHESTENS täglich um 1:00 des nächsten morgens aus gemacht. Kann sich derweil auch bis 3 oder 4 uhr ziehen. ob wochentag oder wochenende ist dabei egal. logischerweise steht sie dann erst täglich ab ca 09:00 auf

Nun, das ist natürlich nicht optimal. Ob sich deine Lebensgefährtin so gut um das Kind kümern kann, wenn sie nur am PC hängt, sei dahingestellt. Es ist möglich, dass sie schon Depressionen hat, die sie zu kompensieren versucht.

Ist sie glücklich? Fühlt sie sich wohl in ihrer Mutterrolle? Empfindet sie das Kind als Hindernis, um z.B. einer Arbeit nachgehen zu können? Wie steht's mit eurer Beziehung? Hat sie Grund, sich wertvoll zu fühlen? Oder fühlt sie sich schlecht, weil du im Moment die Familie ernährst? Besteht vielleicht schon eine Abhängigkeit vom PC, weil irgendetwas anderes nicht stimmt? Habt ihr genug Zeit als Paar? usw.

Denke des öfteren über eine Trennung nach.

Wenn du sie liebst und sie ansonsten ein prima Mensch ist, werft nicht gleich das Handtuch. Redet viel miteinander, lasst die Vorwürfe weg. Vorwürfe bringen selten Verbesserung, diese muss von innen aus Einsicht und Selbsterkenntnis kommen. Wenn es euch gelingt, die Wurzel des Übels herauszufinden, erledigen sich viele Probleme von selbst.

Du kommst dir wahrscheinlich blöd vor, weil du machst und tust, arbeitest, dich deiner Verantwortung stellst. Im Vergleich zu dir muss sie sehr klein wirken. Das weiß sie aber selbst. Glaub mir, sie will ihren Beitrag leisten, schafft es aber aus irgendeinem Grund momentan nicht. Das nagt so sehr am Selbstwertgefühl. Der leiseste Vorwurf macht es dann nur noch schlimmer. Wesentlich weiter kommst du, indem du ihre noch so kleinen Leistungen anerkennst.

Nur dann denke ich mir wieder, och eine Chance geht noch. Und was mir erst recht nicht aus dem Kopf geht, ist: "Was würde aus unserer Tochter?" Wenn sie sie "erzieht" (wobei ich gar nicht weiss, wie das gleichzeitig mit pc gehen soll "aber wenn besuch da ist, bleibt sie ja auch davor sitzen, und meint wenn sie sich mit den Leuten dabei unterhält dann reicht das") hab ich die allergrössten bedenken, wie sich die kleine überhaupt entwickeln kann

Sicher ist die aktuelle Situation nicht die günstigste, aber wo ist sie das schon? Kinder entwickeln sich unter den widrigsten Umständen. Das Kind hat ja auch noch einen Vater, bei dem es sehen kann, dass er nicht auf dem Sofa hockt, sondern sich kümmert.

Wenn ihr es schafft, eure Situation peu à peu zu verbessern, kann sich euer Kind mit euch entwickeln. Ist es schlimm für ein Kind zu lernen, dass es ohne Strukturen nicht geht? Oder dass die Eltern nicht perfekt sind, aber bereit, zu lernen? Ein Kind, dass nur perfekte Strukturen mitbekommt, erkennt vielleicht nicht so leicht den Sinn dahinter. Ordnung kann man nur als schön empfinden, wenn sie nicht von außen aufgedrückt wird, sondern wenn man erkennt, dass Unordnung sich nicht gut anfühlt.

Natürlich darf die Situation nicht eskalieren. Das Kind darf nicht vernachlässigt werden. In dem Fall braucht ihr schnell professionelle Hilfe.

Ich drücke euch die Daumen, dass ihr das schafft.

Herzliche Grüße,

Helga-Maria

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