Wie verhalte ich mich in dem Chaos richtig? (Angehörige)

kalamity, Mittwoch, 16.05.2007, 17:46 (vor 6196 Tagen)

Es geht um eine Freundin, mehrere Kinder von Kindergarten bis Grundschule. Sie ist nicht berufstätig, alleinerziehend, lebt von Sozialhilfe in einer zu kleinen Wohnung, Kinder den ganzen Tag in Fremdbetreuung.

Grob erklärt, sie bittet mich ab und zu, auf die Kids aufzupassen. Weil es was zu erledigen gibt am Wochenende,... kein Problem, mach ich gerne. Dabei sagt sie auch so Sätze wie "Wenn es dich nicht stört, könntest du bitte die Waschmaschine für mich anwerfen" - klar, wenn ich schon einen ganzen Tag in einer fremden Wohnung sitze, dann macht es mir nichts aus, dort auch was zu tun (kann ja schlecht nur in die Glotze starrren oder mit den Kindern den ganzen Tag einkaufen gehen,...).

Bloß: Ich komm ins Bad, da liegt die Wäsche überall, durcheinander, nicht sichtbar verschmutzte Teile und angepisster Bettwäsche und Pyjamas, dazwischen angekotzte Kleidungsstücke, an denen die Brocken kleben (sorry, is graulsig, ich weiß, aber wie soll ich das anders sagen),..... ned eine Waschmaschinenladung, ned drei oder so, eher sieben oder mehr, Beschäftigung für den ganzen Tag.

Im Wohnzimmer steht ein Wäschetrocknergestell mit staubtrockener Wäsche, im Kinderzimmer auch, wenn ich Pech habe, hängt auch trockene Wäsche in der Küche,..
Die Bettwäsche im Kinderzimmer - angepisst, aber ned etwa die Bezüge abgezogen oder zumindestens die Teile über den Trockner gehängt, nö, samt Pyjama als "Ball" auf dem Bett. Im Kasten Kleidung, und zwar in sämtlichen Größen, von ganz klein (gibt kein Baby) bis Teenager (gibt es auch ned),....

In der Küche: sämtliche Ablagen voll mit schmutzigem Geschirr, auf dem Tisch der Rest vom Frühstück, dazwischen ein halb verschimmelter Laib Brot (den sie nicht in den normalen Hausmüll geben kann, weil er in den Bio-Müll gehört,.....)

Schon klar, was ich meist mache? Meine Tochter bitten, mit den Kids zu spielen - und aufräumen, waschen, entsorgen, einräumen,..
Sie freut sich auch einen ab - bloß, nächstes Mal isses wieder dasselbe.

Gut, es gibt Leute, denen macht Unordnung nicht soviel aus wie anderen.

Bloß zieht sich bei ihr die Sache mittlerweile wie ein roter Faden durchs Leben, da werden Rechnungen nicht bezahlt, die Miete auch ned, sie wurde schon mehrmals aus Wohnungen rausgeworfen und mit hat dabei fast alles verloren, ihre Beziehungen schauen so aus, dass sich die Männer von ihr Geld geben lassen,.....

Meiner Meinung nach gehörte sie in eine Therapie - bloß, das will sie auch ned hören,..

Re: Wie verhalte ich mich in dem Chaos richtig?

Mia, Donnerstag, 17.05.2007, 15:33 (vor 6195 Tagen) @ kalamity

Meiner Schwester und mir geht es genauso. Wir haben noch zwei jüngere Geschwister im Alter von 13 und 14. Auch unsere Mam ist alleinerziehend. Allerdings lebt sie nicht von Sozialhilfe oder ALG II - sie ist berufstätig. Immer wieder bittet sie uns um Hilfe und sieht dabei nicht, dass wir zwei ein eigenes Leben meistern müssen und auch genug zu tun haben. Das größte Problem hierbei ist, dass sie ihr Problem auch nicht einsehen will und die Schuld immer wieder auf irgendwelche Krankheiten oder auf ihre Kinder schiebt, die ihr NIE helfen WOLLEN. Sicher sind wir die letzten, die sagen, wir helfen ihr nicht. Jedoch finden wir nie einen Anfang - wie auch, wenn nicht nur im Schlaf- oder Kinderzimmer Wäsche liegt sondern eben auch die Badewanne voll damit ist und im Wohnzimmer auch keiner Platz zum setzen findet. Außerdem traue ich mich nicht einmal, dort auf Toilette zu gehen - manche Tankstellentoilette ist hygienischer als ihre. An Essen bei ihr ist nicht zu denken - man weiß nicht, was für lustige neue Kulturen in ihrer Küche das Licht der Welt zum ersten Mal erblicken.
Neulich musste sie umziehen und wir dachten, dass dies endlich der Moment sei, in dem sie aussortieren und wegwerfen würde. So haben wir es ihr auch gesagt, passiert ist jedoch nichts. Im Gegenteil, der ganze Müll und Schrott wurde mitgenommen: "Kann sein, dass ich das noch brauche. Man weiß ja nie so genau." Das war ihr KommentarWo bekommt man denn wirklich Hilfe? Wir hatten uns überlegt, sie einfach zu "überraschen", wenn sie mal eine Woche bei ihren Eltern ist. Ob das funktionieren würde?

Re: Wie verhalte ich mich in dem Chaos richtig?

Violine, Sonntag, 20.05.2007, 12:54 (vor 6192 Tagen) @ Mia

"Wir hatten uns überlegt, sie einfach zu "überraschen", wenn sie mal eine Woche bei ihren Eltern ist. Ob das funktionieren würde?"

Das würde ich auf keinen Fall tun! Das finde ich distanz- und respektlos. Sie muss sich aus freien Stücken von ihrem Zeug trennen, alles andere nützt nichts, denn innerhalb kürzester Zeit wäre wieder alles beim Alten. Denn das Problem muss zuerst im Kopf bzw. in der Psyche gelöst werden.
Z.B. mein Mann macht seit einer Weile Fortschritte, wenn auch nur (für mein Empfinden) in ganz kleinen Schritten.
Der große "Rundumschlag", also einmal alles entrümpeln und gut is, ist eine Vorstellung von "Normalos". So funktioniert das aber nicht.
Witzig finde ich, dass er schon seit einer Weile sehr gerne Hausarbeit macht. Also Geschirrspülmaschine aus- und einräumen und andere Tätigkeiten. Er weiss jeweils genau, wo er alles verstauen muss, denn in diesem Bereich gibt es Struktur und Ordnung. Er genießt das und anscheindend lernt er dabei.Vielleicht lohnt sich am Ende meine Geduld und meine Hartnäckigkeit doch noch...zur Zeit sieht es ganz hoffnungsvoll aus
Zum Thema Hilfe: Der Leidensdruck muss für den messie so groß sein, dass er innerlich bereit ist für Hilfe. Von außen kann man da nichts überstülpen.

Liebe Grüße

Re: Wie verhalte ich mich in dem Chaos richtig?

Schwangere, Freitag, 24.08.2007, 12:29 (vor 6096 Tagen) @ Violine

"Der große "Rundumschlag", also einmal alles entrümpeln und gut is, ist eine Vorstellung von "Normalos". So funktioniert das aber nicht."

Das sehe ich ganz genauso.

Zumal der "Klick" von innen her kommen muss, denn an "Messie" hängt zumindest nach meiner Ansicht ein ganz bestimmtes Verhaltensmuster - soll heißen, es ist nicht einfach nur "Unordnung, über die man sich ärgert" - sondern zum Beispiel kann man aus Verlustangst nichts wegwerfen.

So ging es mir - nach dem Tod meines Vaters als ich 13 war konnte ich auf einmal nichts mehr wegwerfen, erst jetzt, mit 30, schaffe ich es endlich, Dinge "loszulassen".

Für mich war es immer -auch wenn ich eine tolle Großfamilie habe und nicht wirklich alleine bin - ein Gefühl von "Sachen kann man mir nicht so leicht nehmenm, die können nicht sterben"

Das ging irgendwann soweit, dass ich wirklich nichts mehr wegwerfen konnte.

Wenn da irgendwer gekommen wäre und gesagt hätte "Lass uns doch mal entrümpeln" - ich hätte entsetzt abgeblockt, auch wenn ich andererseits unter der Situation gelitten habe.

Und wenn jemand einfach so losgelegt hätte - ich wäre tief verletzt gewesen, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen - und zwar egal wie sehr mich mein Chaos bedrückt hat!!!!!!!!!!!!!

Also: BLOSS NICHT einfach so loslegen. Das könnte *ganz schlimm* nach hinten losgehen!!!

Hilfe von Außen bringt erst was, wenn der Messie selbst signalisiert, dass er si möchte. Und auch dann bitte nur in der Form in der es auch gewünscht ist, nicht gleich übertreiben!!!!

Messie-Sein ist nummal mehr als einfach nur "in Unordnung leben"

Re: Wie verhalte ich mich in dem Chaos richtig?

Bruder, Sonntag, 20.05.2007, 13:28 (vor 6192 Tagen) @ Mia

Hallo erst mal und Lob an die Forumbetreiber.
Habe hier sehr interessante Sachen zum Thema Messie erfahren koennen.
Seit einigen Jahren befuerchten wir (Meine Eltern, meine Omas und meine Frau und ich) das mein Bruder ein Messie ist.
Mein Bruder lebt mit Ehefrau und gemeinsamen Sohn (knapp 2 Jahre) in einem sehr schoenen Einfamilienhaus in einer sehr sauberen Wohngegend.
Nach und nach wurde zuerst das Haus mit Sachen vollgestellt und langsam startet mein Bruder damit, weitere "unbrauchbare Sachen" auf der Auffahrt, im Carport und im Garten zu stapeln.
Es ist so weit, dass kein Auto mehr ins Carport passt, obwohl es fuer zwei Autos hergerichtet wurde.
Ein Satz Reifen mit Alufelgen (nicht fuer das Auto meines Bruders) liegt jetzt schon seit ca 3 oder 4 Jahren auf dem Hof und findet natuerlich keine Verwendung mehr (nur als Beispiel).
Mein Bruder schafft es nicht einmal mehr Holzverkleidungen des Hauses (Giebel) mit Holzschutzfarbe zu streichen um ein Verwittern zu verhindern.
Das Badezimmer ist seit Hausbaubeginn nie fertig geworden... das Haus steht seit ca 10 bis 12 Jahren... haben solche Verhaltensweisen Bezug zu "Messies"?
Im Kuehlschrank befinden sich Sachen, die ueber einen laengeren Zeitraum abgelaufen sindMein Problem besteht jetzt darin, meinen Bruder auf die Situation hinzuweisen, da ich mir vorstellen kann, dass er agressiv werden koennte und dass durch die Erlaeuterung dieser Situation ein Bruch in der Familie stattfinden koennte.
Allerdings muss ich auch sagen, dass wir (meine Frau, mein Sohn und ich) schon seit zwei oder drei Jahren nicht mehr bei meinem Bruder zu Besuch waren, weil es mir einfach unangenehm ist ihn in dieser Situation zu besuchen.
Wie soll ich meinem Bruder helfen?
Soll ich einfach mal mit ein paar Kumpels und grossem Container bei ihm vorbei fahren und den "Ellabeckerrundschlag" machen? ... meinte einfach anfangen Muell wegzuwerfen?
Ich moechte ihm helfen aber ich moechte keinen Familienkrieg ausloesen.
Wer hat Erfahrungen mit einer solchen Hau-Ruck-Aktion?
Gruesse
Bruder

Re: Wie verhalte ich mich in dem Chaos richtig?

Bella, Dienstag, 28.08.2007, 16:46 (vor 6092 Tagen) @ Mia

Ich habe eine eindeutige Messie-Schwester (inkl. Kaufsucht und ADS) und was Mia erzählt kommt mir sehr bekannt vor (Schuld von sich weissen, abstreiten etc.) und wir waren auch schon oft kurze davor einfach mal alles zu entrümplen. Jetzt weiss ich inzwischen auch genug darüber um es nicht zu tun.
Aber es heisst überall: der Druck muss so gross werden bis es der Messie selbst einsieht. Nun, darauf warten wir seit Jahren und es wird immer schlimmer. Selbst mehrere deshalb in die Brüche gegangene Partnerschaften/Ehe haben nichts verändert, die Männer sind dann eben kleinliche, spiessige Schweine und ich bin eine arrogante, elitäre Ziege wenn ich versuche auf sie einzuwirken.
Ein Umzug hat nichts genutzt, die Kisten stehen nach 2 Jahren noch rum und werden als Ablage für weiteres Gerümpel genutzt.
Das wäre ja alles nicht so schlimm, wären da nicht zwei Kinder betroffen. Meinem Neffen(17) ist es inzwischen sehr, sehr peinlich, er kann ja noch nicht mal Freunde/Klassenkameraden einladen in diese Müllhalde und meine Nichte(11) ist noch zu klein, sie mischt kräftig mit in dem Chaos und findet es wohl (noch) gut, dass zu Hause nie aufgeräumt werden muss und ihre Mutter Unmengen an billigem Plastik-Spielzeug nach Hause bringt.
Ich bin wirklich inzwischen kurz davor das Sozialamt einzuschalten aber wir möchten natürlich auch nicht, dass ihr die Kinder weggenommen werden.
Was kann man noch tun? Gibt es vom Sozialamt auch Unterstützung und die Kinder können bleiben? Wer kann Druck auf sie ausüben, dass sie was unternimmt?!
Das muss ja nur mal der "Falsche" sehen (auch andere Mütter kommen ja mal in das Haus) und dann steht doch eh das Sozialamt vor der Türe, da würde ich gerne vorbeugend schon was getan haben.

Re: Jugendamt einschalten, da kleine Kinder betroffen sind!

Hannes, Freitag, 18.05.2007, 15:16 (vor 6194 Tagen) @ kalamity

- kein Text -

Re: Jugendamt einschalten, da kleine Kinder betroffen sind!

anne, Sonntag, 20.05.2007, 20:05 (vor 6192 Tagen) @ Hannes

Hallo, Kalamity,
ich stimme Hannes ganz entschieden zu.
Wenn Du nicht zum Jugendamt gehen möchtest,
geh bitte wenigstens zum Kinderschutzbund, zum Gesundheitsamt,
zur Caritas oder zu einer ähnlichen Einrichtung.
alles Gute,
anne

Test

Paladin, Dienstag, 04.09.2007, 02:51 (vor 6085 Tagen) @ kalamity

Sorry, wenn ich den Beitrag mal als Test mißbrauche
LG vom Paladin

Re: Test

Paladin, Dienstag, 04.09.2007, 02:56 (vor 6085 Tagen) @ Paladin

Sorry, wenn ich den Beitrag mal als Test mißbrauche...
LG vom Paladin

Funzt auch

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