Vermute, dass mein Freund Messi ist... (Angehörige)

anywhere, Freitag, 27.07.2007, 01:15 (vor 6124 Tagen)

Hallo!
Brauche ganz dringend Rat. Ich bin mit meinem Freund seit 7 Monaten zusammen. Wir sind sehr glücklich und auch sehr sicher darin, dass wir unser restliches Leben zusammen verbringen möchten.
Als ich ihn kennenlernte, sagte er mir, dass er seit ca 1 Jahr auf Suche nach einem Eigenheim ist. Da er beruflich sehr gebunden ist, half ich ihm bei der Suche. Es ging mir in erster Linie nicht darum, mit ihm zusammen zu ziehen, sondern ich sah in seiner Suche eine gewisse Ernsthaftigkeit. Er sagte dann, bevor er alleine in einem Haus wohnt, könnte ich ja auch mit einziehen, was mich natürlich freute. Ungefähr 20 Objekte zeigte ich ihm, doch keines war passend. Unter diesen Objekten war dann ein Haus, welches perfekt war. Er wollte ein Haus, das relativ neu, günstig, und bezugsfertig ist. All das brachte das Haus mit sich, doch dann kam der Hammer: Es war ihm zu teuer! Obwohl es noch 3000€ unter seinem Preislimit lag. Enttäuscht und verarscht gefühlt hab ich dann alle Exposes weggeheftet und bis jetzt nicht mehr herausgeholt.
Da das mit dem Hauskauf in nächster Zeit nichts wird, machte ich ihm den Vorschlag, dass wir doch zusammen in eine Mietwohnung ziehen können. Er bezahlt für seine Wohnung viel zu viel, daher liegt es doch nahe, dass wir uns etwas gemeinsam suchen, dass schöner und günstiger ist. Doch auch hier blockt er ab.
Seit wir zusammen sind, ist er ständig bei mir. Ich finde aber die Situation nicht ganz optimal, da ich noch zu Hause wohne. Wir sind also so gut wie nie allein.
Theoretisch könnten wir ja zu ihm nach Hause, doch er lässt niemanden herein. Zu Beginn dachte ich, es läge an mir, doch dann hab ich erfahren, dass er seit 6 Jahren niemanden in seine Wohnung lässt, was mich schon sehr stutzig macht. Wenn ich ihm vorschlage, dass er mir mal seine Wohnung zeigt, blockt er ab und lenkt vom Thema ab. Gehe ich wieder auf das Thema ein, spricht er gar nicht mehr.
Er ist zudem seit 6 Jahren mit seiner Exfreundin auseinander. Er hat in der ganzen Zeit hinter ihr hinterher getrauert, ich bin die erste Freundin seit 6 Jahren. In der Zeit hat er emotional schlimmes durchgemacht. Er hat sich mit Alkohol fast tot "gesoffen", hat mehrere Suizidversuche hinter sich, war depressiv, hat sich jeden Abend in den Schlaf geweint und hatte jede Nacht Alpträume.
Er hat sich nie professionelle Hilfe genommen, hat sich nur an Gott (er ist sehr gläubig) gewandt.
Er sagt, dass das alles zu Ende ist, seit wir zusammen sind. Die Beziehung ist sehr schön. Wir sind sehr glücklich und verstehen uns sehr, sehr gut. Doch es zerrt an mir, dass er mir seine Wohnung nicht zeigt! Ich möchte wissen, wie er sich eingerichtet hat, wie er lebt, wer er ist. Selbst als ich ihm den Vorschlag machte, mir zu sagen, wie er sich eingerichtet hat, gab er nur widerwillig Antwort.
Ich mache mir große Sorgen. Denn ich spüre, dass die Situation auch ihn belastet. Gerne würde ich ihm die Last nehmen.
Dass es mit dem Hauskauf nicht geklappt hat und dass er abblockt, wenn ich ihm den Vorschlag mache, mit mir zusammen zu ziehen, hängt meiner Meinung nach mit seiner Wohnsituation zusammen.
Die Vermutung, dass er an dem Messi- Syndom leidet hab ich seit einigen Wochen: Wir haben über Ostern ein paar Tage an der See, in einer Ferienwohnung verbracht. Dort habe ich ein paar Lebensmittel für das Frühstück besorgt. Als wir wieder zu Hause waren, machte ich ihm den Vorschlag, dass er die Lebensmittel mitnehmen soll, da ich alles habe. Ein paar Wochen später kam ich zufälllig an seinen Kofferraum und da sah ich noch alle Lebensmittel so, wie ich sie eingeladen hatte. Immer wieder sagte ich ihm, er solle endlich die Lebensmittel wegwerfen, doch er tat es nicht. Erst als er vor 14 Tagen das Auto seinen Eltern leihte, packte er sie in einen blauen Sack. Allerdings hat er auch diesen noch nicht weggeworfen, sondern bei seinen Eltern "gelagert".
Auf mehreren Internetseiten bezüglich des Messi-Syndoms hab ich mir Rat gesucht. Doch dort steht für Angehörige nichts anderes, als dass man nicht tun soll, dass der Betroffene den ersten Schritt gehen muss. Wenn ich aber diesen Rat beherzige, dann wird sich die Katze in den Schwanz beißen. Er wird den ersten Schritt nicht wagen, dass weiß ich. Doch ist dies keine Situation, die unsere Beziehung auf Dauer aushalten wird. Ich brauche dringend Rat, ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Oder ob ich ihm überhaupt helfen kann. Leider hält er nichts von professioneller Hilfe.
Nun ist es nur eine Vermutung, ob er an dem Messi- Syndrom leidet. Es kann auch etwas ganz anderes sein. Doch er läßt mich diesbezüglich nicht an sich heran. Ich möchte jetzt wissen, was ich tun kann!

Re: Versuche nüchtern zu bilanzieren

Herbert, Samstag, 28.07.2007, 11:59 (vor 6123 Tagen) @ anywhere

Ich weiß natürlich auch nicht, ob Dein Freund Messie ist (ich bin kein Fachmann), Deiner Beschreibung nach hast Du es aber zumindest mit einem sehr labilen Menschen zusammen.
Du solltest versuchen, Deine Beziehung zu ihm nüchtern zu bilanzieren und Dir ganz klar überlegen, auf was Du Dich einläßt, wenn Du Dich langfristig an ihn bindest (ich z. B. habe an dieser Stelle einen Fehler begangen).
Bitte unterschätze nicht, was in diesem Fall auf Dich zukommen kann - eine Veränderung dauert - wenn sie denn überhaupt stattfindet - Jahre. Da kommt es dann auf Deine Kraft als Partner an. Du wirst ihn niemals therapieren können und wenn er sich auf eine Therapie erfolgreich einlassen wird, dann nur wenn er sein Problem sieht (und das ist die größte Schwierigkeit). Du wirst auch mit Druck nichts erreichen.
Achte auf Dich es ist Dein Leben - ich würde noch nicht mit ihm zusammenziehen - das macht Deine Situation ungleich schwerer.
Vielleicht solltest Du Deine Bedenken offen bei ihm ansprechen und versuchen mit ihm einen Lösungsweg aufzustellen (z. B. über klare Vereinbarungen)- aber Vorsicht, Messies (so er denn einer ist) sind Meister im sich herausreden, im ausblenden, im verharmlosen und im "Spieß umdrehen" (immerhin müssen sie ja irgendwie mit sich klarkommen).
Du könntest Dir auch professionellen Rat bei einem Psycholgen holen - denn wahrscheinlich geht man durch derartige Phasen nicht ohne Selbstzweifel und Verletzungen.

Viel Glück wünscht Dir jemand, der seit 11 Jahren mit einer Messie - Frau zusammenlebt.

Re: Versuche nüchtern zu bilanzieren

anywhere, Dienstag, 31.07.2007, 21:41 (vor 6120 Tagen) @ Herbert

Ich weiß natürlich auch nicht, ob Dein Freund Messie ist (ich bin kein Fachmann), Deiner Beschreibung nach hast Du es aber zumindest mit einem sehr labilen Menschen zusammen.
Du solltest versuchen, Deine Beziehung zu ihm nüchtern zu bilanzieren und Dir ganz klar überlegen, auf was Du Dich einläßt, wenn Du Dich langfristig an ihn bindest (ich z. B. habe an dieser Stelle einen Fehler begangen).
Bitte unterschätze nicht, was in diesem Fall auf Dich zukommen kann - eine Veränderung dauert - wenn sie denn überhaupt stattfindet - Jahre. Da kommt es dann auf Deine Kraft als Partner an. Du wirst ihn niemals therapieren können und wenn er sich auf eine Therapie erfolgreich einlassen wird, dann nur wenn er sein Problem sieht (und das ist die größte Schwierigkeit). Du wirst auch mit Druck nichts erreichen.
Achte auf Dich es ist Dein Leben - ich würde noch nicht mit ihm zusammenziehen - das macht Deine Situation ungleich schwerer.
Vielleicht solltest Du Deine Bedenken offen bei ihm ansprechen und versuchen mit ihm einen Lösungsweg aufzustellen (z. B. über klare Vereinbarungen)- aber Vorsicht, Messies (so er denn einer ist) sind Meister im sich herausreden, im ausblenden, im verharmlosen und im "Spieß umdrehen" (immerhin müssen sie ja irgendwie mit sich klarkommen).
Du könntest Dir auch professionellen Rat bei einem Psycholgen holen - denn wahrscheinlich geht man durch derartige Phasen nicht ohne Selbstzweifel und Verletzungen.
Viel Glück wünscht Dir jemand, der seit 11 Jahren mit einer Messie - Frau zusammenlebt.

Hallo!
Ich habe ihn letztes Wochenende nochmal darauf angesprochen. Seine Wohnung ist für ihn ein sehr schwieriges Thema. Aber ich habe es mit sanftem Druck doch noch geschafft, dass wir darüber geredet haben. Bei dem Gespräch konnte ich seinen Schmerz deutlich spüren. Ich nahm seine Hand und versprach ihm, dass ich bei ihm bleiben werde, dass er nie wieder allein sein wird. Außerdem versuchte ich ihm klar zu machen, dass wir seine Angst und seinen Schmerz zusammen besiegen können.
Ich bin ein sehr starker Mensch und kann mich selbst schützen. Doch liebe ich ihn und gerade deshalb ist es mir so wichtig, dass er versteht, dass ich ihm helfen kann und will. Natürlich kann ich die Arbeit eines professionellen Therapeuten nicht ersetzen, aber dennoch hoffe ich, dass er durch unsere Liebe wieder stark wird.
Ich hoffe, dass er mich demnächst in seine Wohnung lässt. Ich habe ihm auch zu verstehen gegeben, dass es mir nicht darum geht, wie es dort aussieht, sondern dass es mich einfach interessiert, wie er lebt.
Wir wollen am Wochenende in die Kirche gehen und dafür beten.
Ich weiß nicht, ob er ein Messie ist, doch was auch immer in ihm vor geht, ich weiß, dass wir es bewältigen können.
Lieben Gruß
anywhere

Re: Vermute, dass mein Freund Messi ist...

BigBird, Sonntag, 29.07.2007, 10:03 (vor 6122 Tagen) @ anywhere

Egal ob er Messi ist oder nicht - mich würde die Situation, daß er Dich nicht in seine wohnung lassen will und auch nichts davon erzählt, schon sehr stören und auch nachdenklich machen. Wie kannst Du Dir eine Zukunft mit ihm vorstellen? Was gehört für Dich unbedingt dazu? Was stört Dich an deinem Freund (wichtige frage - wenn Du nichts findest hast Du nicht genug gesucht ;-)) und, könntest Du mit den Dingen, die Dich stören, leben, auch wenn sich daran gar nichts ändert? Versuche mal, Dir diese Fragen ehrlich zu beantworten, das sollte Dir helfen, Deinen Weg zu finden.

Viele Grüße,
Christine

Re: Vermute, dass mein Freund Messi ist...

Gabi, Freitag, 18.01.2008, 15:23 (vor 5949 Tagen) @ anywhere

Hallo, mich würde mal interessieren, was hier weiter passiert ist? Die Situation ist ja ganz ähnlich zu meiner. Auch ich darf seit 7 Monaten nicht auf Besuch kommen. Ich weiss nicht wie er wohnt. Er geht bei mir ein und aus und ist in meinem Leben willkommen. Unser gemeinsames Leben spielt sich quasi innerhalb meines Lebens ab. Ich bin nahe daran, auszuflippen! Ich habe gestern endlich eine Grenze gezogen. Ihn nach Hause geschickt. Er ging ohne Widerspruch. Wie immer. Heute hilft er wieder in der Gemeinde und macht den Hampelmann für andere Leute. Wie immer.
Kann man helfen???? ICh glaube nicht. Es prallt alles ab. Man macht sich kaputt.



Hallo!
Brauche ganz dringend Rat. Ich bin mit meinem Freund seit 7 Monaten zusammen. Wir sind sehr glücklich und auch sehr sicher darin, dass wir unser restliches Leben zusammen verbringen möchten.
Als ich ihn kennenlernte, sagte er mir, dass er seit ca 1 Jahr auf Suche nach einem Eigenheim ist. Da er beruflich sehr gebunden ist, half ich ihm bei der Suche. Es ging mir in erster Linie nicht darum, mit ihm zusammen zu ziehen, sondern ich sah in seiner Suche eine gewisse Ernsthaftigkeit. Er sagte dann, bevor er alleine in einem Haus wohnt, könnte ich ja auch mit einziehen, was mich natürlich freute. Ungefähr 20 Objekte zeigte ich ihm, doch keines war passend. Unter diesen Objekten war dann ein Haus, welches perfekt war. Er wollte ein Haus, das relativ neu, günstig, und bezugsfertig ist. All das brachte das Haus mit sich, doch dann kam der Hammer: Es war ihm zu teuer! Obwohl es noch 3000€ unter seinem Preislimit lag. Enttäuscht und verarscht gefühlt hab ich dann alle Exposes weggeheftet und bis jetzt nicht mehr herausgeholt.
Da das mit dem Hauskauf in nächster Zeit nichts wird, machte ich ihm den Vorschlag, dass wir doch zusammen in eine Mietwohnung ziehen können. Er bezahlt für seine Wohnung viel zu viel, daher liegt es doch nahe, dass wir uns etwas gemeinsam suchen, dass schöner und günstiger ist. Doch auch hier blockt er ab.
Seit wir zusammen sind, ist er ständig bei mir. Ich finde aber die Situation nicht ganz optimal, da ich noch zu Hause wohne. Wir sind also so gut wie nie allein.
Theoretisch könnten wir ja zu ihm nach Hause, doch er lässt niemanden herein. Zu Beginn dachte ich, es läge an mir, doch dann hab ich erfahren, dass er seit 6 Jahren niemanden in seine Wohnung lässt, was mich schon sehr stutzig macht. Wenn ich ihm vorschlage, dass er mir mal seine Wohnung zeigt, blockt er ab und lenkt vom Thema ab. Gehe ich wieder auf das Thema ein, spricht er gar nicht mehr.
Er ist zudem seit 6 Jahren mit seiner Exfreundin auseinander. Er hat in der ganzen Zeit hinter ihr hinterher getrauert, ich bin die erste Freundin seit 6 Jahren. In der Zeit hat er emotional schlimmes durchgemacht. Er hat sich mit Alkohol fast tot "gesoffen", hat mehrere Suizidversuche hinter sich, war depressiv, hat sich jeden Abend in den Schlaf geweint und hatte jede Nacht Alpträume.
Er hat sich nie professionelle Hilfe genommen, hat sich nur an Gott (er ist sehr gläubig) gewandt.
Er sagt, dass das alles zu Ende ist, seit wir zusammen sind. Die Beziehung ist sehr schön. Wir sind sehr glücklich und verstehen uns sehr, sehr gut. Doch es zerrt an mir, dass er mir seine Wohnung nicht zeigt! Ich möchte wissen, wie er sich eingerichtet hat, wie er lebt, wer er ist. Selbst als ich ihm den Vorschlag machte, mir zu sagen, wie er sich eingerichtet hat, gab er nur widerwillig Antwort.
Ich mache mir große Sorgen. Denn ich spüre, dass die Situation auch ihn belastet. Gerne würde ich ihm die Last nehmen.
Dass es mit dem Hauskauf nicht geklappt hat und dass er abblockt, wenn ich ihm den Vorschlag mache, mit mir zusammen zu ziehen, hängt meiner Meinung nach mit seiner Wohnsituation zusammen.
Die Vermutung, dass er an dem Messi- Syndom leidet hab ich seit einigen Wochen: Wir haben über Ostern ein paar Tage an der See, in einer Ferienwohnung verbracht. Dort habe ich ein paar Lebensmittel für das Frühstück besorgt. Als wir wieder zu Hause waren, machte ich ihm den Vorschlag, dass er die Lebensmittel mitnehmen soll, da ich alles habe. Ein paar Wochen später kam ich zufälllig an seinen Kofferraum und da sah ich noch alle Lebensmittel so, wie ich sie eingeladen hatte. Immer wieder sagte ich ihm, er solle endlich die Lebensmittel wegwerfen, doch er tat es nicht. Erst als er vor 14 Tagen das Auto seinen Eltern leihte, packte er sie in einen blauen Sack. Allerdings hat er auch diesen noch nicht weggeworfen, sondern bei seinen Eltern "gelagert".
Auf mehreren Internetseiten bezüglich des Messi-Syndoms hab ich mir Rat gesucht. Doch dort steht für Angehörige nichts anderes, als dass man nicht tun soll, dass der Betroffene den ersten Schritt gehen muss. Wenn ich aber diesen Rat beherzige, dann wird sich die Katze in den Schwanz beißen. Er wird den ersten Schritt nicht wagen, dass weiß ich. Doch ist dies keine Situation, die unsere Beziehung auf Dauer aushalten wird. Ich brauche dringend Rat, ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Oder ob ich ihm überhaupt helfen kann. Leider hält er nichts von professioneller Hilfe.
Nun ist es nur eine Vermutung, ob er an dem Messi- Syndrom leidet. Es kann auch etwas ganz anderes sein. Doch er läßt mich diesbezüglich nicht an sich heran. Ich möchte jetzt wissen, was ich tun kann!

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