Meine Tochter ist ein Messie (Angehörige)

Chaotin, Freitag, 10.08.2007, 09:52 (vor 6110 Tagen)

Hallo zusammen,
ich bin so entsetzt darüber, wie sich meine Tochter immer weiter zumüllt und immer neue Dinge kauft, weil sie die bereits vorhandenen nicht mehr findet, nicht gewaschen oder abgespült hat usw. Das ganze Haus ist mittlerweile zugemüllt und ich darf wenig machen erst nach mehrmaligem Fragen irgendetwas Putzen. Dabei ist Ihre Küche so versifft, dass alles stinkt und überall liegen Klamotten rum, saubere, dreckige und wenn man irgendwo hin will, müß man bei jedem Schritt schauen und manchmal gehts doch nur, wenn man auf irgendwelche Klamotten draufsteigt.

Ich bin selbst nicht die ordentlichste, kann mich von vielem nicht trennen, aber
ich halte meine Wäsche und das Geschirr sauber und wenn ich es nicht schaffe, sauber zu machen, dann beauftrage ich eine Putzfrau.

Gerne würde ich meiner Tochter helfen, aber es ist alles verkehrt was ich mache und sage. Es ist ihr scheißegal, sie legt alle Dinge "derweil" mal wohin, dort wo schon andere Dinge der letzten Wochen und Monate "derweil" hingelegt wurden.
Ich bin ratlos und verzweifelt und ich kann auch mit niemandem darüber reden.

Kann mir irgendjemand sagen, was ein Messie von wem braucht, um seine Verdrängung aufzugeben?

Viele Grüße
Chaotin

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Jessi, Samstag, 11.08.2007, 02:04 (vor 6109 Tagen) @ Chaotin

Hallo zusammen,

Hallo, Chaotin!
Solange sie keine kleinen Kinder hat,
würde ich mich nicht einmischen.

Lade sie zu Dir ein,
dann mußt Du ihr Chaos nicht sehen.

Eventuell, wenn Du Dein Chaos in Ordnung bringst,
wirkt das ansteckend.

Grüßle,
Jessi

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Chaotin, Samstag, 11.08.2007, 23:10 (vor 6108 Tagen) @ Jessi

Hallo Jessie,

danke für Deine Antwort. Da sie kleine Kinder hat, bin ich eben
besonders besorgt. Viel Arbeit durch kleine Kinder zu haben ist aber
auch wieder ein gutes Argument, dass man keine Zeit zum Aufräumen hat.

Es ist einfach furchtbar, wenn man sieht, wie jemand, den
man sehr liebt, so den Abgrund ansteuert und nicht wirklich etwas tun
kann.

Das Chaos wirkt sich ja auch auf das Wohlbefinden der ganzen Familie
aus und wenn immer wieder etwas übersehen, vergessen, nicht gefunden
wird, dann ist das halt zusätzlich frustrierend.

Ich bin normalerweise nicht konfrontiert damit, weil wir zuweit voneinander
entfernt wohnen, diesmal bin ich zu Besuch und halt schon entsetzt, es
scheint immer weiter bergab zu gehen und sie will einfach keine Unterstützung.

Mich hat meine Mutter früher ja auch aufgeregt, weil sie eigenmächtig (in meiner
Abwesenheit) mein Chaos beseitigt hat, das fand ich auch ziemlich link, finde es nun aber schade, dass ich nichts tun kann.

Mal sehen, sie hat nun doch angefangen, etwas aufzuräumen. Wäre der Hinweis auf
eine Messie-Selbsthilfegruppe nützlich oder führt das in der Regel zu noch mehr Verleugnung, was meint Ihr?

Viele Grüße
Chaotin

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Jessie, Sonntag, 12.08.2007, 21:46 (vor 6107 Tagen) @ Chaotin

Hallo Jessie,

Hallo, Chaotin,
wenn sie kleine Kinder hat,
ist das Ziel, daß es den Kindern besser geht.

Vielleicht können die Kinder einen Kindergarten besuchen.
Rede mit dem Vater.
Vielleicht kann die Mutter wieder arbeiten gehen, und er übernimmt den Haushalt.
Vielleicht kannst Du die Kinder regelmäßig zb 1mal im Monat nehmen, damit sie Spaß mit Oma haben.

Wichtig ist, daß Du Deiner Tochter keinerlei Vorwürfe entgegenbringst.

viele Grüße von
Jessie

Re: wenn Kinder im Spiel sind, ist der Tipp"keine Vorwürfe" aber unangebracht

Darinka, Montag, 13.08.2007, 11:46 (vor 6107 Tagen) @ Jessie

- kein Text -

Vorwürfe sind IMMER unangebracht....

Odille, Dienstag, 21.08.2007, 08:08 (vor 6099 Tagen) @ Darinka

...denn ein VORWURF wird meist als Anklage empfunden. Etwas, vor dem man sich verteidigen muss.

Viel besser ist es, die eigene Sorge um den Sachverhalt bei dem anderen auszudrücken. Anteilnahme, konkrete Hilfestellung anbieten, wenn gewünscht.

Wenn mir jemand sagt "Wieso hast Du nicht aufgeräumt? Das sieht ja ätzend aus!" fühlt ich mich eher klein gemacht und in die Ecke getrieben und blocke jedes Gespräch ab.

Wenn mir aber jemand sagt "Ich mache mir Sorgen um Dich. Ich verstehe nicht, warum Du es - in meinen Augen - nicht hinbekommst, Ordnung zu halten. Mich macht der Zustand Deiner Wohnung traurig" - so sind das klare Botschaften, die keine Vorwürfe beinhalten.

LG, Odille

Re: Es soll auch Menschen geben, die sich Vorwürfe mal zu Herzen nehmen .

Darinka, Dienstag, 21.08.2007, 16:57 (vor 6099 Tagen) @ Odille

...denn ein VORWURF wird meist als Anklage empfunden. Etwas, vor dem man sich verteidigen muss.

Nicht alle schalten nur auf stur und verteidigen sich zwangsläufig.

Wenn Kinder im Spiel sind, darf man ruhig mal jemanden an seine Verantwortung erinnern und auch mal einen Vorwurf machen. Die 2.Version ("mich macht das traurig....") finde ich davon abgesehen noch viel bedrückender, da dieses ein viel schlechteres Gewissen hervorruft als die wertende Feststellung "das sind hier ätzend aus")

Viele Grüße
Darinka

Re: Es soll auch Menschen geben, die sich Vorwürfe mal zu Herzen nehmen .

Schwangere, Dienstag, 28.08.2007, 19:14 (vor 6092 Tagen) @ Darinka

Hallo,

hm, ich finde es schwierig, gerade einem Messsie noch mit Vorwürfen zu kommen... wobei das natürlich auf den Einzelfall ankommt.

Ich würde eher meine Hilfe anbieten - aber direkte Vorwürfe machen? - Das bringt doch nichts, was bringen einem Vorwürfe?

Kritik finde ich zwar ok, aber... nur wenn sie nicht einfach so in den Raum geschmissen wird. Sie muss konstruktiv sein.

Wenn mir jemand sagt "Hm, meinst Du nicht, es wäre schön, wenn Du den Boden richtig frei hättest, dann hätten die Kinder mehr Platz zum spielen"? oder "Hast Du schon mal drüber nachgedacht, die Zimmerecke da für ein weiteres Regal zu nutzen, damit Ihr Eure Sachen besser sortieren könnt?" ist das für mich konstruktiver als "Wäh, sieht das ätzend bei Dir aus!"

Konstruktive Kritik darf sich meines Erachtens nie in wertenden Sätzen erschöpfen... sondern muss echte Vorschläge machen.

Ansonsten ist sie schlichtweg nicht konstruktiv
LG

Schwangere

die gerade sehr darum kämpft, ihre Altlasten zu beseitigen bevor ihr Baby zur Welt kommt - und die das ganz gut schafft :-)

Re: Es soll auch Menschen geben, die sich Vorwürfe mal zu Herzen nehmen .

Odille, Donnerstag, 30.08.2007, 16:45 (vor 6090 Tagen) @ Darinka

Wenn Kinder im Spiel sind, darf man ruhig mal jemanden an seine Verantwortung erinnern und auch mal einen Vorwurf machen.

sehe ich nach wie vor immer noch komplett anders als Du. Ein Vorwurf ist so etwas wie eine Vor-Verurteilung, ein "das ist schlecht wie DU das machst" und definitiv allein schon per Definition immer eine Art Anklage - mal völlig unabhängig davon, ob sich der andere angegriffen fühlt oder nicht.

Die 2.Version ("mich macht das traurig....") finde ich davon abgesehen noch viel bedrückender, da dieses ein viel schlechteres Gewissen hervorruft als die wertende Feststellung "das sind hier ätzend aus")


für mich eben nicht. Ein "mich macht das traurig" ist eine ganz klare Gefühlsbekundung des einzelnen, er bleibt bei sich und seinen Gefühlen und greift nicht an, wertet nicht den Sachverhalt des Gegenübers. "Das sieht hier ätzend aus" hingegen ist eine allgemeine Feststellung und (Ab-) Wertung.

Dieses bei-den-eigenen-Bedürfnissen/Empfindungen bleiben und nicht in generellen "das ist so und so" oder "du bist so und so" - Aussagen sich verstricken, ist nebenbei bemerkt eine der wichtigsten Grundlagen der gewaltfreien Kommunikation.

LG, Odille [[winke]]

Re: wenn du mal deine eigenen Theorien beherzigen würdest ! ;))

Darinka, Freitag, 31.08.2007, 19:45 (vor 6089 Tagen) @ Odille

- kein Text -

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Redaktion, Dienstag, 21.08.2007, 17:32 (vor 6099 Tagen) @ Chaotin

Hallo Chaotin,

als Redakteurin arbeite ich für eine Fernsehproduktionsfirma in Köln, die eine neue Beitragsreihe über Familien in Deutschland realisiert. Unter anderem suche ich im Rahmen der Sendung eine Familie, in der ein Mitglied am "Messi-Syndrom" leidet. Die oder der Betroffene sollte den Wunsch haben, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, seine Problemen endlich anzugehen und neue Wege zu gehen. Ich würde mich daher freuen, wenn Sie sich bei Interesse bei mir melden würden! Gerne stehe ich für alle weiterführenden Informationen zur Verfügung.

Katharina Bücheler
Redaktion "Hallo Familie!"
Tel. 0221-71040140
kbuecheler@spin-tv.de
www.spintv.de

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Paladin, Donnerstag, 23.08.2007, 14:03 (vor 6097 Tagen) @ Redaktion

Beitrag ist echt und wurde von mir vor der Freischaltung verifiziert.

Gruß

Paladin

Re: Meine Tochter ist ein Messie

M-W, Mittwoch, 22.08.2007, 13:23 (vor 6098 Tagen) @ Chaotin

Ich weiß ja nicht, aber ich würde deiner Tochter ein Ulitmatum stellen, entweder geht sie zu einer SHG (HEUTE noch eine ausfindig machen und Termin absprechen) oder du musst das Jugendamt einschalten.

Wenn du schon schreibst, dass die Küche stinkt, weil da nicht sauber gemacht wird (womöglich vergammeln auch Lebensmittel???), keine saubere Wäsche da ist, nee, sorry, bei allem Verständnis für diese Erkrankung, es darf nicht sein, dass Kinder (oder Haustiere, Pflegebedürftige oder sonst was für Lebewesen) darunter leiden und auch verwahrlosen und auf diese Weise vernachlässigt werden!

Ich weiß, dass es eine Krankheit ist, mit der man sehr sensibel umgehen muss. Aber das muss man mit jeder dieser Art von Krankheiten. Und es kann nicht sein, dass diese Sensibilität auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird, das geht einfach nicht.

Ich habe heute sehr viel über das Messie-Syndrom gelesen und habe immer wieder gelesen, dass Angehörige Grenzen setzen sollen und ich finde, du musst nun diese Grenze setzen - zum Wohle deiner Enkelkinder.

Es geht nicht darum, deine Tochter für etwas zu bestrafen, das ist Quatsch. Es geht in erster Linie darum, den Kindern zu helfen, denn so können sie nicht fröhlich und unbeschwert aufwachsen und wenn du jetzt nicht einschreitest, werden diese Kinder mit Sicherheit in ihrem späteren Leben auch psychische Erkrankungen haben und darunter leiden.

Deswegen sag ich ja, gib deiner Tochter noch die Chance, sich helfen zu lassen. Aber wenn sie das nicht kann, finde ich, ist es deine Aufgabe, den Kindern zu helfen.

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