Meine Tochter ist ein Messie (Angehörige)

Lisa, Montag, 17.09.2007, 11:29 (vor 6072 Tagen)

Hallo und guten Tag,

lange wollte ich es nicht wahrhaben, aber nach all dem, was ich über Messie-Symptome gelesen habe, weiß ich, meine 24jährige Tochter ist einer.
Sie selber will das nicht wahrhaben, schämt sich aber inzwischen, außer ihrer Schwester jemand in die Wohnung zu lassen.
Nun mache ich mir Riesensorgen, dass sie in absehbarer Zeit aus der Wohnung fliegt u. mit ihrem Hund auf der Straße steht, denn sie wohnt seit 1 1/2 Jahren in einem 6-Familien-Haus, in dem auch der Vermieter wohnt.
Mich lässt sich schon seit über einem halben Jahr nicht mehr rein, wenn wir uns treffen, passt sie mich immer an der Haustür ab, aber meine andere Tochter hat bei mir einen Hilferuf losgelassen u. mir beschrieben, dass es jetzt bereits in der gesamten Wohnung nach Müll stinkt u. die Küchentür vor lauter Abfall kaum noch aufgeht.
Was kann oder darf ich tun??? Ich habe Angst, dass sie, wie gesagt, rausfliegt u. auf der Straße steht, womöglich dann ihren geliebten Hund abgeben muss, um überhaupt eine neue Wohnung zu finden u. sich vielleicht dann vor lauter Kummer umbringt.
Ich habe in den vergangenen Jahren schon häufiger mit ihr über das Thema Müll/Unordnung gesprochen u. mich beim letzten Umzug auch geweigert, mitzuhelfen. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe, mich aber nicht überwinden könne, all das schmutzige Gerümpel anzufassen. Sie weiß also, wie ich darüber denke, behauptet aber, kein Messie zu sein, sie sei halt nur faul u. habe einen stressigen Job (sie arbeitet in der Altenpflege im Schichtdienst).
Bis jetzt habe ich immer gehofft, es würde mal besser, aber offenbar versumpft die Wohnung immer mehr.
Was kann ich tun???

Vielen lieben Dank für eure Tipps!
Lisa

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Pure, Mittwoch, 26.09.2007, 02:29 (vor 6063 Tagen) @ Lisa

Liebe Lisa!

Zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass mir Eure Situation leid tut.

Hm, was kannst Du tun?

Meine erster Gedanke war: Appelliere an ihre Moral! Sie hat die Verantwortung für ein Lebewesen übernommen und sollte sich dementsprechend verhalten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein Hund in einer verdreckten Wohnung wohl fühlen kann. Es ist also nicht allein ihre Sache, dass sie die Wohnverhältnisse nicht in Ordnung bringt. Hinzu kommt, dass ein Hund auch noch enorm viel Zeit und Kraft kostet (Pflege, Bespielung, Hundehaare, etc.). Wenn sie ihren Hund wirklich liebt, dann wird sie sich überwinden müssen!
Es kommt ja noch hinzu, dass sie wohl einen sehr anstrengenden Beruf zu bewältigen hat. Das ist natürlich stressig -dies ist jedoch bei dem Großteil der Bevölkerung so. Hm, ich habe eher das Gefühl, dass sie ein Organisationsproblem hat. Ein Messie würde ja eigentlich keinen „Hilferuf loslassen“. Mir scheint es eher, dass sie mit ihrer alltäglichen Situation völlig überfordert ist und eben das nicht gegenüber Euch eingestehen möchte. Sie selbst weiß es ganz bestimmt. Ich finde es allerdings sehr heftig von Selbstmord zu sprechen. Sind das Deine Befürchtungen oder hat sie diesbezüglich etwas erwähnt?
Vielleicht wäre es das Beste, wenn Ihr noch einmal das Gespräch sucht und gemeinsam eine Lösung ausarbeitet - ganz in Ruhe und an einem neutralen Ort.
Also, ich denke, dass sie kein Messie ist-sie schafft es einfach nicht sich zu organisieren. Das Gute daran ist: es lässt sich ändern! Bei einem wirklichen Messie ist das ja alles noch etwas schwieriger und eher über einen längeren Zeitraum zu planen.
Was sagt eigentlich ihr Vermieter zu der Situation? Ahnt er etwas oder weiß er es bereits und deutet an sie aus dem Mietverhältnis zu entlassen? Auch hier solltest Du an ihre Moral appellieren! Schließlich hat auch ein Vermieter das gute Recht, dass sein Eigentum nicht nachhaltig geschädigt wird! Man will ja auch selber nicht, dass jemand anderes die eigenen Dinge zerstört und nichts anderes ist das leider bei diesen Mietverhältnissen.
Was Du also tun kannst ist mit ihr reden. Keine Vorwürfe aber klares Statement mit Lösungsansätzen. Falls sie sich nicht dagegen wehren würde: Freunde zusammen trommeln und Wohnung ausmisten. Ich kann mir jedoch auch gut vorstellen, warum sie das vielleicht noch nicht selber getan hat: Sie befürchtet sicherlich, dass ihr Vermieter große Augen machen würde, wenn „dreitausend“ Mülltüten auf einmal aus der Wohnung getragen werden müssen. Sie kann dann ja locker sagen es wäre der neue Trend asketisch zu leben :) und sie wollte eh` neu streichen. Bei der Gelegenheit müsste auch mal der überflüssige Krimskrams entsorgt werden. Ich denke, dass sie unter diesem Aspekt doch noch Hilfe in Anspruch nehmen würde. Sie leidet ja selbst unter ihrer Wohnsituation. Das heißt jedoch nicht, dass die liebe Familie alles organisieren und machen sollte!

Alles Gute für Euch! :)

Re: Meine Tochter ist ein Messie

LIsa, Montag, 08.10.2007, 12:35 (vor 6051 Tagen) @ Pure

Hallo Pure,

ich habe deine Antwort gerade erst gelesen - da ich so lange hier keine Antwort bekam, dachte ich schon, es käme nichts mehr [image]
Wahrscheinlich habe ich mich missverständlich ausgedrückt; nicht SIE hat einen Hilferuf losgelassen, sondern ihre jüngere Schwester, also meine jüngste Tochter. Die war vor kurzem in der Wohnung u. hat mich dann angesprochen u. gesagt, es würde immer schlimmer.
Ihren Hund liebt sie über alles, er ist ein geretteter Straßenhund aus Spanien. Wahrscheinlich denkt sie, der Hund sei sowieso ein Lotterleben gewöhnt.Nein, die Sorge bezüglich Selbstmord kommt ganz von mir allein. Sie war schon während der Pubertät sehr schüchtern und eher zurückgezogen. Außerdem hat sie seit ca. 6 Jahren keine feste Beziehung mehr gehabt, ist also insgesamt nach meinem Empfinden recht einsam. Sie hat nur 1 oder 2 feste Freundinnen, die aber schon über viele Jahre.
Ob und wieviel der Vermieter schon weiß oder mitbekommen hat, kann ich nicht sagen. Als wir uns vorige Woche vor ihrem Haus zwecks Spaziergang getroffen haben, war sie in ein sehr freundliches Gespräch mit dem Vermieter vertieft. Von außen, also fenstermäßig sieht die Wohnung auch ok aus, sie hat sogar im Wohnzimmer neue Gardnen angebracht.
Also wie gesagt, ein Hilferuf kam von ihr bisher nicht. Im Gegenteil, sie hat Gespräche hierüber immer abgeblockt. Mein Mann hat letzte Woche ihr gegenüber mal wieder Bemerkungen in der Richtung gemacht, vonwegen sie müsse sich klar sein, dass, wenn der Vermieter ihre Wohnung sieht, dass ihr die Kündigung droht, aber sie wiegelt sofort ab u. reagiert sehr verschlossen.

Liebe Grüße
Lisa

Liebe Lisa!
Zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass mir Eure Situation leid tut.
Hm, was kannst Du tun?
Meine erster Gedanke war: Appelliere an ihre Moral! Sie hat die Verantwortung für ein Lebewesen übernommen und sollte sich dementsprechend verhalten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein Hund in einer verdreckten Wohnung wohl fühlen kann. Es ist also nicht allein ihre Sache, dass sie die Wohnverhältnisse nicht in Ordnung bringt. Hinzu kommt, dass ein Hund auch noch enorm viel Zeit und Kraft kostet (Pflege, Bespielung, Hundehaare, etc.). Wenn sie ihren Hund wirklich liebt, dann wird sie sich überwinden müssen!
Es kommt ja noch hinzu, dass sie wohl einen sehr anstrengenden Beruf zu bewältigen hat. Das ist natürlich stressig -dies ist jedoch bei dem Großteil der Bevölkerung so. Hm, ich habe eher das Gefühl, dass sie ein Organisationsproblem hat. Ein Messie würde ja eigentlich keinen „Hilferuf loslassen“. Mir scheint es eher, dass sie mit ihrer alltäglichen Situation völlig überfordert ist und eben das nicht gegenüber Euch eingestehen möchte. Sie selbst weiß es ganz bestimmt. Ich finde es allerdings sehr heftig von Selbstmord zu sprechen. Sind das Deine Befürchtungen oder hat sie diesbezüglich etwas erwähnt?
Vielleicht wäre es das Beste, wenn Ihr noch einmal das Gespräch sucht und gemeinsam eine Lösung ausarbeitet - ganz in Ruhe und an einem neutralen Ort.
Also, ich denke, dass sie kein Messie ist-sie schafft es einfach nicht sich zu organisieren. Das Gute daran ist: es lässt sich ändern! Bei einem wirklichen Messie ist das ja alles noch etwas schwieriger und eher über einen längeren Zeitraum zu planen.
Was sagt eigentlich ihr Vermieter zu der Situation? Ahnt er etwas oder weiß er es bereits und deutet an sie aus dem Mietverhältnis zu entlassen? Auch hier solltest Du an ihre Moral appellieren! Schließlich hat auch ein Vermieter das gute Recht, dass sein Eigentum nicht nachhaltig geschädigt wird! Man will ja auch selber nicht, dass jemand anderes die eigenen Dinge zerstört und nichts anderes ist das leider bei diesen Mietverhältnissen.
Was Du also tun kannst ist mit ihr reden. Keine Vorwürfe aber klares Statement mit Lösungsansätzen. Falls sie sich nicht dagegen wehren würde: Freunde zusammen trommeln und Wohnung ausmisten. Ich kann mir jedoch auch gut vorstellen, warum sie das vielleicht noch nicht selber getan hat: Sie befürchtet sicherlich, dass ihr Vermieter große Augen machen würde, wenn „dreitausend“ Mülltüten auf einmal aus der Wohnung getragen werden müssen. Sie kann dann ja locker sagen es wäre der neue Trend asketisch zu leben :) und sie wollte eh` neu streichen. Bei der Gelegenheit müsste auch mal der überflüssige Krimskrams entsorgt werden. Ich denke, dass sie unter diesem Aspekt doch noch Hilfe in Anspruch nehmen würde. Sie leidet ja selbst unter ihrer Wohnsituation. Das heißt jedoch nicht, dass die liebe Familie alles organisieren und machen sollte!
Alles Gute für Euch! :)

Re: Meine Tochter ist ein Messie

Uschi @, Sonntag, 14.10.2007, 15:59 (vor 6045 Tagen) @ Lisa

Hallo und guten Tag,
lange wollte ich es nicht wahrhaben, aber nach all dem, was ich über Messie-Symptome gelesen habe, weiß ich, meine 24jährige Tochter ist einer.
Sie selber will das nicht wahrhaben, schämt sich aber inzwischen, außer ihrer Schwester jemand in die Wohnung zu lassen.
Nun mache ich mir Riesensorgen, dass sie in absehbarer Zeit aus der Wohnung fliegt u. mit ihrem Hund auf der Straße steht, denn sie wohnt seit 1 1/2 Jahren in einem 6-Familien-Haus, in dem auch der Vermieter wohnt.
Mich lässt sich schon seit über einem halben Jahr nicht mehr rein, wenn wir uns treffen, passt sie mich immer an der Haustür ab, aber meine andere Tochter hat bei mir einen Hilferuf losgelassen u. mir beschrieben, dass es jetzt bereits in der gesamten Wohnung nach Müll stinkt u. die Küchentür vor lauter Abfall kaum noch aufgeht.
Was kann oder darf ich tun??? Ich habe Angst, dass sie, wie gesagt, rausfliegt u. auf der Straße steht, womöglich dann ihren geliebten Hund abgeben muss, um überhaupt eine neue Wohnung zu finden u. sich vielleicht dann vor lauter Kummer umbringt.
Ich habe in den vergangenen Jahren schon häufiger mit ihr über das Thema Müll/Unordnung gesprochen u. mich beim letzten Umzug auch geweigert, mitzuhelfen. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe, mich aber nicht überwinden könne, all das schmutzige Gerümpel anzufassen. Sie weiß also, wie ich darüber denke, behauptet aber, kein Messie zu sein, sie sei halt nur faul u. habe einen stressigen Job (sie arbeitet in der Altenpflege im Schichtdienst).
Bis jetzt habe ich immer gehofft, es würde mal besser, aber offenbar versumpft die Wohnung immer mehr.
Was kann ich tun???
Vielen lieben Dank für eure Tipps!
Lisa

Hallo Lisa!

Habe ähnliche Situation mit meinem Sohn. Er ist 23! Ich sehe z.Zt. keinen Ausweg,will ihm aber helfen. Aber wie. Sehe bei ihm ein totales Chaos. Von der Wohnung abgesehen auch sein Seelischer Zustand. Was Kann man nur tun???. In dem ganzen Chaos sehe ich nur die Auswirkungen aber nicht die Ursache für all das. er schafft es nicht sein Leben in den Griff zu bekommen. Rechnungen werden nicht bezahlt, es wird auf jedes Schreiben nicht geantwortet usw. er bringt sich in eine Ausweglose Situation. Er nimmt keine Hilfe an, es sei denn wenn die 3. Mahnung angekommen ist. Wir haben schon soviel bezahlt. Überlassen wir ihn sich selber verfällt er in Depression und droht mit Selbstmord. Ich vermute alte Krisen Situationen in seiner Kindheit in unserer Familie die ihn nicht los lassen. Habe das Gefühl er Die Seele weint. Das macht mich total Hilflos.
Weiß nicht weiter

Re: Meine Tochter ist ein Messie- nicht die Schuld bei sich suchen

Silke, Montag, 15.10.2007, 00:48 (vor 6045 Tagen) @ Uschi

Hallo,

die Eltern sind NICHT schuld daran, dass ein Kind Messie wird!Lasst euch nicht erpressen. Wenn mit Selbstmord gedroht wird, ruft einen Notdienst/Krankenwagen, damit professionelle Hilfe gegeben werden kann! Damit ist man als Angehöriger überfordert. Zahlt keinesfalls die Rechnungen und wenn doch, verlangt eine Gegenleistung.Rutscht nicht in die Co-Abhängigkeit.

Viele Grüße
Silke

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