Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg (Angehörige)

Andreas23, Sonntag, 06.04.2008, 19:56 (vor 5887 Tagen)

Hallo,

meine Mutter ist schon seit Jahren Messie. Ich bin inzwischen ausgezogen, aber sie hortet natürlich schön weiter und mein Vater ist machtlos. Das Chaos ist so schlimm, dass es inzwischen nur noch enge Fußwege in der fast 100qm Wohnung gibt, ganze Zimmer u.a. mein altes sind unzugänglich geworden. Am schlimmsten ist ihr Zeitungssammeln.
Ich hab wirklich schon vieles versucht...von reden über heimlich selbst aufräumen (meine Mutter ist dann an die Tonne und hat alle Zeitungen wieder herausgeholt, mit der Aurede...es könnten ja wichtige Papiere dazwischen sein), dann Bücher gezeigt, Bilder von anderen Messies. Sie sieht zwar, dass ihre Wohnung unordentlich ist, aber angeblich liegt das daran, das mein Vater und ich ihr so wenig im Haushalt helfen und irgendwann werden sie die Wohnung schon aufgeräumt kriegen. Natürlich wird es nur schlimmer, statt besser...
Nun hat mich letztens die Sendung "Einsatz-in-4-Wänden" inspiriert. Dort wurde ja sogar mit Zwangsenteignung gedroht. Ich dachte mir...was würde passieren, wenn man den Behörden (Frage 1 - an welche Behöre muss man sich da wenden?) steckt, dass dort eine ganz schlimme Messie Wohnung (im Haus voller Eigentumswohungen) ist, wo komischer Geruch heraus dringt (letzteres stimmt zwar nicht, aber man kann ja ruhig übertreiben). Reagieren die dann und wenn wie?
Meine Eltern würden niemals zulassen, denk ich, dass man ihnen die Wohnung (für die sie heute noch den Kredit abbezahlen) wegnimmt und deswegen notgedrungen aufräumen. Und dann würde meine Mutter vielleicht einsehen, dass es so nicht weitergehen kann und eine Therapie anfangen.

Bitte um zahlreiche Antworten.

Lieben Gruß,
Andreas

PS: Wer möchte, bekommt Wohnungsbilder per mail, damit er sich ein Bild von den Ausmaßen mach kann.

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Anja, Sonntag, 06.04.2008, 23:23 (vor 5887 Tagen) @ Andreas23

Hallo, Andreas,
ich vermute, die Behörde schickt jemanden vorbei,
der sich das ansieht,
feststellt, daß für die Nachbarn keine Gefahr (durch zb Ungeziefer) besteht,
und wieder geht.

Ich finde, Dein Vater muß handeln.
Er könnte zb eine Paartherapie anfangen, das geht erstmal auch alleine.
Oder eine Therapie für Co-Abhängige. Oder eine Familienberatung.

Er könnte auch zb die Scheidung einreichen, und dann innerhalb der Wohnung getrennt leben.
Dazu kann er sich von einem Rechtsanwalt beraten lassen.
Die Scheidung kann er später wieder zurückziehen.
viele Grüße von
anja

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Andreas23, Montag, 07.04.2008, 01:35 (vor 5887 Tagen) @ Anja

Also mein Vater ist überhaupt nicht der Typ für Scheidung....oder aktiv werden, er hat einfach resigniert.
Was wäre, wenn ich als Nachbar anrufe und behaupte Ratten auf dem Balkon gesehen zu haben. (Die Wohnung ist ganz unten).
Lieben Gruß,
Andreas

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Violine, Montag, 07.04.2008, 10:46 (vor 5887 Tagen) @ Andreas23

Hallo Andreas,

ich kann ja sehr gut verstehen, dass Du in Gedanken drastische Möglichkeiten erwägst.
Aber Denunziation (noch dazu gelogene) ist keine Lösung.
Selbst wenn es nun gelänge, die Wohnung in kurzer Zeit super ordentlich zu machen und zu entrümpeln, wäre das Problem damit nicht gelöst. Der alte Zustand wäre sehr schnell wieder erreicht.
Das eigentliche Problem liegt auf einer anderen Ebene. Das Chaos ist nur ein äußerliches sichtbares Symptom.
Solange das Innenleben Deiner Mutter nicht in Ordnung kommt, wird es auch im Außen keine Struktur geben.
Sie muss es selbst erkennen, dass sie ein Problem hat und das ändern wollen. Ansonsten bleiben selbst extremste Maßnahmen ohne Erfolg.
Du wohnst nicht mehr zu Hause. Warum willst Du etwas ändern, womit du nun eigentlich nichts mehr zu tun hast?
Messietum kann ganz verschieden aussehen. Aber so wie Du es beschreibst, handelt es sich bei den Dingen hauptsächlich um Papier, also um nichts, was gammelt und insofern gesundheitsschädlich wäre.

Doch was ist mit Dir selbst? Du bist ja wahrscheinlich in diesem Zustand, in dieser Atmosphäre aufgewachsen. Ich nehme an, dass das auch bei Dir Spuren hinterlassen hat. Darum solltest Du Dich zuerst kümmern, finde ich.

Liebe Grüße

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Andreas23, Montag, 07.04.2008, 20:52 (vor 5886 Tagen) @ Violine

Nun...die Wohnung wäre dann erst mal aufgeräumt und es würde wieder ein paar Jahre dauern, bis es so schlimm wie heute ist. Und vielleicht sieht sie dann, wie schön ein ordentliches Leben ist und schafft es, sie einigermaßen sauber zu halten. Warum ich das mache? Mein Vater ist meiner Mutter sozusagen schutzlos ausgeliefert. Er arbeitet jeden Tag hart und ist danach einfach zu erschöpft, um noch groß gegen meine Mutter anzukämpfen. Er schuftet und meine Mutter sitzt stinkend faul daheim und kann die Bude nicht sauber halten *da geht mir der Hut hoch* Es handelt sich nicht nur um Zeitungen, in vielen Ecken schimmelt es schon. Wer weiß, wies erst hinter den vielen Kisten aussieht.
Um mein Problem habe ich mich gekümmert. Ich wohne nun mit meiner Freundin zusammen und bin froh, nicht mehr dort hausen zu müssen. Ich will aber nicht wie alle Verwandten einfach zuschauen, wie das Chaos seinen Lauf nimmt...und meiner Ansicht nach hab ich lange genug die "sanfte Tour" versucht, manchmal muss man Leute eben auch zu ihrem Glück zwingen.
Lieben Gruß,
Andreas

Hallo Andreas,
ich kann ja sehr gut verstehen, dass Du in Gedanken drastische Möglichkeiten erwägst.
Aber Denunziation (noch dazu gelogene) ist keine Lösung.
Selbst wenn es nun gelänge, die Wohnung in kurzer Zeit super ordentlich zu machen und zu entrümpeln, wäre das Problem damit nicht gelöst. Der alte Zustand wäre sehr schnell wieder erreicht.
Das eigentliche Problem liegt auf einer anderen Ebene. Das Chaos ist nur ein äußerliches sichtbares Symptom.
Solange das Innenleben Deiner Mutter nicht in Ordnung kommt, wird es auch im Außen keine Struktur geben.
Sie muss es selbst erkennen, dass sie ein Problem hat und das ändern wollen. Ansonsten bleiben selbst extremste Maßnahmen ohne Erfolg.
Du wohnst nicht mehr zu Hause. Warum willst Du etwas ändern, womit du nun eigentlich nichts mehr zu tun hast?
Messietum kann ganz verschieden aussehen. Aber so wie Du es beschreibst, handelt es sich bei den Dingen hauptsächlich um Papier, also um nichts, was gammelt und insofern gesundheitsschädlich wäre.
Doch was ist mit Dir selbst? Du bist ja wahrscheinlich in diesem Zustand, in dieser Atmosphäre aufgewachsen. Ich nehme an, dass das auch bei Dir Spuren hinterlassen hat. Darum solltest Du Dich zuerst kümmern, finde ich.
Liebe Grüße

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Violine, Montag, 07.04.2008, 22:10 (vor 5886 Tagen) @ Andreas23

Hallo Andreas,

Du schreibst:
"Nun...die Wohnung wäre dann erst mal aufgeräumt und es würde wieder ein paar Jahre dauern, bis es so schlimm wie heute ist. Und vielleicht sieht sie dann, wie schön ein ordentliches Leben ist und schafft es, sie einigermaßen sauber zu halten."

Ich bin sicher, sie weiss, dass es ordentlich um einen rum angenehmer ist.
Du musst verstehen: Messietum ist eine psychische Krankheit. Bzw. es ist Ausdruck eines psychischen Problems.
Messies sind auf gewisse Weise gelähmt, nicht körperlich, sondern seelisch (und das hat Gründe!). Wenn Deine Mutter eine körperliche Krankheit hätte, und deswegen die Dinge nicht geregelt bekäme, würdest Du Dich wahrscheinlich nicht ärgern und anders mit der Angelegenheit umgehen.

Deine Mutter ist bestimmt nicht faul oder böswillig, auch wenn Du das so interpretierst.
Und auch "dagegen ankämpfen" nützt überhaupt nichts.
Der erste Schritt besteht darin, dass jemand überhaupt erst einmal einsieht, es sich eingesteht, dass er/sie ein Problem hat. Und auch dann kehrt fürs erste keine Ordnung ein. Der Einsicht muss ein zweiter Schritt folgen: Eine Therapie oder Besuch bei einer Selbsthilfegruppe.
Schau dich doch mal im Messie-Forum um, was da so von Betroffenen geschrieben wird.
Niemand kann einen anderen Menschen ändern, wenn der es nicht auch selbst möchte. Man kann niemand zu "seinem Glück" zwingen.
Und warum sollte Dein Vater Deiner Mutter 'schutzlos' ausgeliefert sein? Er könnte ausziehen, sich eine eigene Wohnung mieten. Er hat seine Gründe, warum er das nicht tut, sondern in der Situation verharrt.

Man kann als Angehöriger wirklich nur wenig tun, ich weiss, wovon ich rede.

Liebe Grüße

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

EvaM, Dienstag, 08.04.2008, 20:36 (vor 5885 Tagen) @ Andreas23

Hi Andreas,

Mein Vater ist meiner Mutter sozusagen schutzlos ausgeliefert. Er arbeitet jeden Tag hart und ist danach einfach zu erschöpft, um noch groß gegen meine Mutter anzukämpfen.

Der arme, tsts [image]

Er schuftet und meine Mutter sitzt stinkend faul daheim und kann die Bude nicht sauber halten

Ja, auf so eine gaaaanz einfache Gleichung kann man das Ganze bringen. Ist aber nicht so einfach. Deine Mutter hat ein ganz ganz großes Problem. Und Dein Vater ist zu bequem und hält die Konfrontation nicht aus. Genauso halbwahr, oder? Nein, die Wahrheit ist komplizierter. Da ist so einiges verwoben und verstrickt.

Wenn Dein Vater anders leben wollte, müßte er schon selbst dafür sorgen. Es gibt Möglichkeiten und Wege, wenn es einem wichtig genug ist.

Bleibt die Frage, was DU tun kannst. Du kannst ebenfalls einen Psychologen aufsuchen und Dir dort Rat holen.
Wichtig ist aber, daß Du Kontakt hältst zu Deinen Eltern, und zwar möglichst positiven. Und daß Du versuchst zu lernen, daß das Chaos nicht Dein Problem ist sondern das Deiner Eltern. Du hast eben keine Vorzeige-Eltern in der Vorzeige-Wohnung. Also schau auf ihre anderen Qualitäten. Sie sind keine guten "Homemanager". Was sind sie dann? Was ist positiv an ihnen?

Schlimm wäre es, wenn Du und Deine Eltern sich voneinander entfernen. Kontakt zur Außenwelt ist lebenswichtig.

..und meiner Ansicht nach hab ich lange genug die "sanfte Tour" versucht, manchmal muss man Leute eben auch zu ihrem Glück zwingen.

Ich fürchte, daß das rundum nach hinten los gehen wird. Aber ruf doch einfach Mal beim Ordnungsamt an und erkundige Dich, ob überhaupt etwas unternommen würde, jetzt, wo keine minderjährigen Kinder mehr in der Wohnung leben.
Auch das Fernsehen kann übrigens nicht einfach einen Messie in der Wohnung überraschen und in die Öffentlichkeit zerren. Nicht mal unter dem Deckmäntelchen, ihm etwas Gutes tun zu wollen (wo es tatsächlich um Sensationsgier und Quoten geht).

Was Du auf jeden Fall tun kannst: Wenn Du Deine Eltern besuchst, erwähne ruhig immer wieder mal, was Du Dir wünscht oder auch, was Du gut findest. Aber freundlich und ehrlich und ohne Häme. Sag, daß Du es schön finden würdest, wenn Du ohne zu stolpern zum Tisch kommst, wenn ein Stuhl für Dich frei ist, damit Du Dich willkommen fühlst. Erinnere immer wieder sanft an Deine Bedürfnisse als Gast und als Kind.

Ich WEISS, es nervt und es liegen einem so viele entnervte Worte auf der Zunge oder man möchte nur noch niederknien und betteln, daß sich etwas ändert. Aber das ist sinnlos. Du wirst Deine Eltern so nehmen müssen, wie sie sind. Du bist ein erwachsenes Kind. Du kümmerst Dich jetzt um DEIN Leben und schlüpfst nicht in die Rolle, Erzieher und Aufpasser Deiner eigenen Eltern zu sein. Das wäre unnatürlich und wird nicht funktionieren.

Ich wünsch Dir und Deinen Eltern alles Gute!

Eva

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Jenny, Mittwoch, 09.04.2008, 09:59 (vor 5885 Tagen) @ Andreas23

Hallo Andreas,

von falschen Aussagen wie Ratten halte ich gar nichts. Warum probierst du nicht mal die sanfte Tour. Nicht heimliches Ausräumen, sondern das Angebot an deine Mutter, ihr zu helfen. Du schreibst ja, dass sie euren Mangel an Hilfe dir und deinem Vater zum Vorwurf macht. Da dein Vater nicht kann oder will, geh du doch ran. Du könntest mir ihr gemeinsam ein Zimmer aussuchen, das ihr in Ordnung bringen wollt. Dabei wirst du schnell merken, ob sie beim Wegwerfen in Panik gerät. Dann kannst du sicher nicht viel ausrichten und deine Hilfe wäre verschwendete Zeit. Aber vielleicht klappt es ja auch und sie ist froh, wenn ihr jemand zur Hand geht. Denk dran, es ist ihr Haushalt und bei so einer Aktion ist deine Mutter der Chef, du der Helfer. Du kannst das nur ausprobieren auf die offene, ehrliche Art. Aus deinem Schreiben geht hervor, dass du ganz schön wütend bist, es wäre doch schön, wenn ihr euer Verhältnis aber verbessern könntet.

Viel Glück, Jenny

Re: Messie-Mutter-Hilfe...der etwas ´brutalere´ Weg

Christoph, Dienstag, 17.06.2008, 17:20 (vor 5815 Tagen) @ Andreas23

Sehr geehrte Angehörige!
Wir sind eine TV-Produktionsfirma aus Köln und suchen Mitwirkende für ein neues, seriöses Aufräum-Format. Ein Team bestehend aus einem ausgebildeten Coach und einer psychologischen Beraterin sollen helfen, das Leben zwischen Stapeln und Kisten ein für allemal zu beenden. Nicht durch überfallartiges Ausmisten sondern gemeinsames Erarbeiten einer Strategie. Interesse? Dann melden Sie sich unter aufraeumen@netcologne.de


Hallo,
meine Mutter ist schon seit Jahren Messie. Ich bin inzwischen ausgezogen, aber sie hortet natürlich schön weiter und mein Vater ist machtlos. Das Chaos ist so schlimm, dass es inzwischen nur noch enge Fußwege in der fast 100qm Wohnung gibt, ganze Zimmer u.a. mein altes sind unzugänglich geworden. Am schlimmsten ist ihr Zeitungssammeln.
Ich hab wirklich schon vieles versucht...von reden über heimlich selbst aufräumen (meine Mutter ist dann an die Tonne und hat alle Zeitungen wieder herausgeholt, mit der Aurede...es könnten ja wichtige Papiere dazwischen sein), dann Bücher gezeigt, Bilder von anderen Messies. Sie sieht zwar, dass ihre Wohnung unordentlich ist, aber angeblich liegt das daran, das mein Vater und ich ihr so wenig im Haushalt helfen und irgendwann werden sie die Wohnung schon aufgeräumt kriegen. Natürlich wird es nur schlimmer, statt besser...
Nun hat mich letztens die Sendung "Einsatz-in-4-Wänden" inspiriert. Dort wurde ja sogar mit Zwangsenteignung gedroht. Ich dachte mir...was würde passieren, wenn man den Behörden (Frage 1 - an welche Behöre muss man sich da wenden?) steckt, dass dort eine ganz schlimme Messie Wohnung (im Haus voller Eigentumswohungen) ist, wo komischer Geruch heraus dringt (letzteres stimmt zwar nicht, aber man kann ja ruhig übertreiben). Reagieren die dann und wenn wie?
Meine Eltern würden niemals zulassen, denk ich, dass man ihnen die Wohnung (für die sie heute noch den Kredit abbezahlen) wegnimmt und deswegen notgedrungen aufräumen. Und dann würde meine Mutter vielleicht einsehen, dass es so nicht weitergehen kann und eine Therapie anfangen.
Bitte um zahlreiche Antworten.
Lieben Gruß,
Andreas
PS: Wer möchte, bekommt Wohnungsbilder per mail, damit er sich ein Bild von den Ausmaßen mach kann.

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