Individualität (Angehörige)

Astarte, Samstag, 19.04.2008, 22:43 (vor 5874 Tagen)

Ich habe nun einige Beiträge hier gelesen, und es ist erschreckend, wie ähnlich sich unsere Messi's alle sind.

Messitum hat ja nichts nur mit Ordnung zu tun, sondern dahinter steht eine ganze Reihe psychischer Schwierigkeiten.

Im Endeffekt wird für mich klarer, dass z.B. meine Eheprobleme nichts individuelles oder persönliches haben. Er ist ein Messi, und ich fühle und verhalte mich wie eine typische Angehörige. Punkt. Und da Messi's nun mal schwer zu ändern sind, weil diese "Handlungsunfähigkeit" wohl Teil des Syndroms sind trotz aller guten Vorsätze, ist es einmal so und bleibt so.

Da liest man von Beziehungen von 7 Monaten, und der Text klingt, als hätte ich ihn nach 12 Jahren geschrieben. Die Zeit scheint völlig egal.

Aber wo bleibt da die Individualität? Die Persönlichkeit? Messi zu sein scheint zu bedeuten, dass ein Programm abläuft und ende. Und die Angehörigen reagieren ebenso sterotyp.

Eine Definition von Krankheit ist, neben dem Leidensdruck, wenn man sich selbst an der Auslebung des eigenen ICH's im Wege steht. Was bei Messi's ja der Fall zu sein scheint.

Ich kann das alles höchsten mit dem Verstand nachvollziehen, aber nicht nachempfinden. Am Ende ist es NUR das Messi-Syndrom, sonst nichts. Sonst gar nichts.

Ein wenig gruselig. Da wünschte ich mir fast (aber nur fast), ich könnte meinen Gemahl aus ausnahmsloses A**** ansehen, dem eben alles egal sei. Aber dem ist natürlich nicht so. Aber dass er nur ein Programm ist, dass abläuft, ohne wirkliche Individualität...

Nun ja, Individualität mag es geben. Aber eben unter den ganzen atypischen Symptomen meist verschüttet.

Soweit meine Gedanken dazu.

Astarte

Re: Individualität

Paladin, Sonntag, 20.04.2008, 14:43 (vor 5873 Tagen) @ Astarte

Moin Astarte,

Individualität und Messietum schließen sich keineswegs aus... Ein Messie kann sehr wohl ein ausgeprägter Individualist sein, aber er kriegt trotzdem Dinge nicht auf die Reihe, die für anderer kein Problem sind. Hier spielt häufig ADS im Erwachsenenalter eine tragende Rolle.

Er kann dann durchaus Räumaktionen beginnern, aber sobald auch nur die kleinste Ablenkung da ist oder etwas Interessantes bei der Aktion gefunden wird, ist es aus mit dem guten Willen... Hier spielt in erster Linie die Unfähigkeit eine Rolle, sich lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren, und wenn die noch monoton ist (z.B. aufräumen), dann dauert es in der Regel nicht lange, bis die nächstbeste Ablenkung zum Ausstieg verwendet wird.

Hier solltest du mal prüfen, ob ADS bei ihm eine Rolle spielen kann. Das muß keineswegs der Fall sein, ist aber bei Messies auch keine Seltenheit
LG vom Paladin

Re: Individualität

Astarte, Sonntag, 20.04.2008, 18:22 (vor 5873 Tagen) @ Paladin

Moin Astarte,
Individualität und Messietum schließen sich keineswegs aus... Ein Messie kann sehr wohl ein ausgeprägter Individualist sein, aber er kriegt trotzdem Dinge nicht auf die Reihe, die für anderer kein Problem sind. Hier spielt häufig ADS im Erwachsenenalter eine tragende Rolle.
Er kann dann durchaus Räumaktionen beginnern, aber sobald auch nur die kleinste Ablenkung da ist oder etwas Interessantes bei der Aktion gefunden wird, ist es aus mit dem guten Willen... Hier spielt in erster Linie die Unfähigkeit eine Rolle, sich lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren, und wenn die noch monoton ist (z.B. aufräumen), dann dauert es in der Regel nicht lange, bis die nächstbeste Ablenkung zum Ausstieg verwendet wird.
Hier solltest du mal prüfen, ob ADS bei ihm eine Rolle spielen kann. Das muß keineswegs der Fall sein, ist aber bei Messies auch keine Seltenheit...
LG vom Paladin

ADS spielt bei meinem Gemahl ganz sicher eine Rolle. Was es noch schlimmer macht: Seit Kindheit an prägten sich soziale Verhaltensmuster ein, die sich bei allen Betroffenen sehr ähneln. Die evt. sogar die Persönlichkeit geprägt haben. Oder sie von jeher überlagern.

Ich meine sicherlich nicht solche Dinge wie Konzentrationsfähigkeit oder Ordnung als solches, sondern Vermeidungs- und Abwehrstrategien, vor allem im sozialen Bereich. Vor allen gegenüber jenen, die sie eigentlich lieben.

Auf anderen Messi-SHG-Seiten las ich sehr viel über die wahren Symptome, die dahinter stehen. Nicht nur ADS, sondern auch die Unfähigkeit, die eigenen Gefühle zu kommunzieren.

Natürlich gibt es eine Individualität. Aber vor allem in schweren Fällen wird diese doch vom Messi-Syndrom überlagert. Was für mich wie gesagt eine Definition von Krankheit ist neben dem Leidensdruck, mit der man gut leben kann: Krank ist, wer a) leidet b) sich in seiner Selbstverwirklichung im Weg steht.

Ein spontanes Beispiel meines Gemahls sind seine ständigen Aussagen: "Ich brauche keine Freunde. Hatte noch nie welche und will auch keine!" Für einen Messi und/oder jemand der schon seit Kind mit ADS Schwierigkeiten hat, ist der Isolationsverhaltens leider relativ normal. Leider. Ist das nun sein Charakter, ist er wirklich sooo ein extremer Einzelkämpfer? Aber braucht nicht jeder Freunde? Oder ist das ein tiefsitzende Auswirkungen der ganzen Probleme?

Ich schätze, je nach Schwergrad und Entwicklung wird man diese Aussage bei vielen Messi finden. Spätestens wenn sie alles verloren haben, was ihnen mal heilig war. Ich habe bis dato von noch keinen Fall gehört von einem Messi, der in letzter Minute das Ruder rumriss und anfing zu kämpfen, was er liebt und schätzt. Eher abblocken, sich im Bett zwischen den Mülltüten eingraben... aber eben unfähig die eigene Gefühle auch umzusetzen. Und irgendwann kommt der Block: "Ich brauch auch niemamden. Lasst mir doch alle meine Ruhe!" Bei dem einem früher, bei anderem später.

Teil des Syndroms? Schema F oder Charakter?

Gruß,
Astarte

Re: Individualität

Christoph, Dienstag, 17.06.2008, 17:18 (vor 5815 Tagen) @ Astarte

Sehr geehrte Angehörige!
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Ich habe nun einige Beiträge hier gelesen, und es ist erschreckend, wie ähnlich sich unsere Messi's alle sind.
Messitum hat ja nichts nur mit Ordnung zu tun, sondern dahinter steht eine ganze Reihe psychischer Schwierigkeiten.
Im Endeffekt wird für mich klarer, dass z.B. meine Eheprobleme nichts individuelles oder persönliches haben. Er ist ein Messi, und ich fühle und verhalte mich wie eine typische Angehörige. Punkt. Und da Messi's nun mal schwer zu ändern sind, weil diese "Handlungsunfähigkeit" wohl Teil des Syndroms sind trotz aller guten Vorsätze, ist es einmal so und bleibt so.
Da liest man von Beziehungen von 7 Monaten, und der Text klingt, als hätte ich ihn nach 12 Jahren geschrieben. Die Zeit scheint völlig egal.
Aber wo bleibt da die Individualität? Die Persönlichkeit? Messi zu sein scheint zu bedeuten, dass ein Programm abläuft und ende. Und die Angehörigen reagieren ebenso sterotyp.
Eine Definition von Krankheit ist, neben dem Leidensdruck, wenn man sich selbst an der Auslebung des eigenen ICH's im Wege steht. Was bei Messi's ja der Fall zu sein scheint.
Ich kann das alles höchsten mit dem Verstand nachvollziehen, aber nicht nachempfinden. Am Ende ist es NUR das Messi-Syndrom, sonst nichts. Sonst gar nichts.
Ein wenig gruselig. Da wünschte ich mir fast (aber nur fast), ich könnte meinen Gemahl aus ausnahmsloses A**** ansehen, dem eben alles egal sei. Aber dem ist natürlich nicht so. Aber dass er nur ein Programm ist, dass abläuft, ohne wirkliche Individualität...
Nun ja, Individualität mag es geben. Aber eben unter den ganzen atypischen Symptomen meist verschüttet.
Soweit meine Gedanken dazu.
Astarte

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