Was kann man denn noch tun? (Angehörige)

Judili, Donnerstag, 14.08.2008, 14:57 (vor 5757 Tagen)

Hallo!

Ich bin neu hier und insofern betroffen, als daß mein Schwiegervater ein Messie ist. Das ist ganz klar und gar nicht mehr zu leugnen. Das Haus, das er bewohnt, ist mehr oder weniger eine Bruchbude, er lebt in Dreck und Schimmel. Sein Privatleben bekommt er nur ganz schlecht überhaupt geregelt, wie es beruflich aussieht, wissen wir nicht genau. Da aber mittlerweile auch sein Büro sehr zugemüllt ist, kann ich mir nicht vorstellen, daß er da noch viel Durchblick hatVor einigen Monaten waren mein Mann und sein Bruder bereit und entschlossen, nach Möglichkeit zu helfen und den Alltag zu unterstützen. Seitdem kümmern sich beide um die Verwaltung der Immobilien, um die Steuer- und Finanzsachen und auch teilweise um Wäsche etc. Mit allem war mein Schiwegervater einverstanden und er äußerte sogar, daß die Unterstützung für ihn positiv und hilfreich sei. Da wir ein Kind erwarten, hatten wir den Eindruck, daß der Opa in spe dies als Grund sieht, was zu ändern. Er wollte sich sogar SHG anschauen. Ob er das gemacht hat, wissen wir natürlich nicht.
Mein Mann hat die letzten Monate das vergammelte Haus durchsucht nach relevanten Papieren, Kontoauszügen etc., um mit einem Steuerberater die Steuererklärungen der letzten Jahre zu erstellen. Dabei hatte er selbst keine Zeit, um sich um seine eigene Arbeit und seine privaten Angelegenheiten kümmern zu können. Wir dachten, es ist ein erster guter Schritt, wenn finanzielle Altlasten, die für meinen Schwiegervater nicht mehr zu überwinden waren, weggeschaft seien. Daß er dann selbst auch mitmacht, an seiner Situation etwas zu verändern. Und eben nicht nur im äußeren Umfeld, vielleicht sogar durch einen Umzug, sondern eben auch anfängt, an seiner inneren, verworrenen Situation zu arbeiten. Der Gedanke, daß endlich die ganze Familie Weihnachten zusammen verbringen kann, hat allle gefreut - auch ihn!
Die Steuererklärung wurde fertig, sie ist meinem Schwiegervater zur Unterschrift zugesandt worden, und er sollte sie lediglich beim Finanzamt abgeben. Das ist bis heute nicht passiert, obwohl er halt meinem Mann bei Nachfrage sagte, er hätte sie abgegeben... Heute kam der Brief vom Finanzamt, daß nichts eingegangen sei, und eine Androhung von Mahngebühr. Als nächstes kommt Zwangsgeld, und dann was-weiß-ich-noch-alles!
Mein Mann ist zu aller Enttäuschung und Trauer stinkewütend; mein Schwiegervater hat bei Konfrontation mit dieser Situation nicht viel gesagt, nur, daß er das Steuererklärungspaket nun abgeben werde... Keine Entschuldigung, keine Erklärung - nichts! Ich weiß, daß er eine Zwangskrankheit hat und da nicht drüber weg kommt, alleine. Aber es ist eben auch enorm schwer, ihm nun weiter zu helfen, wenn er diese Hilfe gar nicht annimmt!!
Mein Mann kann ja nicht sein ganzes weiteres Leben für den Vater opfern, seine eigene Arbeit vernachlässigen und sich selbst dabei auch!! Aber man kann seinen Vater ja auch nicht 'verschimmeln' lassen! Ich bin echt ratlos, weiß nicht, was wir machen können?
Was kann man denn noch tun?
Ich wäre froh, wenn mir jemand antworten und hilfreiche Tipps geben könnte. Ich bin echt ratlos und finde es schrecklich zu sehen, wie schlecht es meinem Mann dabei geht. Er tut mir so leid. Weil er ja nicht einfach jetzt mit diesen Arbeiten für seinen Vater weitermachen kann, ohne daß es irgendwie angenommen wird und fruchtet... Aber kann er seinen Vater einfach alleine lassen? Soll der erst ganz unten sein, um zu merken, daß er ein riesen Problem hat?? Wer weiß, was mit ihm passiert? Und soll mein Baby dann gar keine Möglichkeit haben, seinen einen Opa kennen zu lernen??

Grüße, Judili

Re: Was kann man denn noch tun?

Mira, Samstag, 23.08.2008, 11:03 (vor 5749 Tagen) @ Judili

Hallo,

es ist gut, dass ihr da bisher so zusammenhelft als Familei, um deinen Schwiegervater aus dieser Situation heraus zu bekommen. Bis zu einem gewissen Grad kann er ja offenbar die Hilfe auch annehmen und sieht sein Problem ein. Aber du hast recht, ihr könnt nicht weiterhin alles für ihn regeln. Mir fällt da als Stichwort Hilfe ur Selbsthilfe ein. Er möchte ja offenbar auch was ändern, aber er weiß nicht wie und ist zu blockiert, als dass er es könnte.
Vielleicht könntet ihr nach Wegen suchen, um ihm einen Weg zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Könntet ihr villeicht mit ihm gemeinsam nach einer SHG suchen und ihn vielleicht auch die ersten ein, zwei Male dorthin begleiten. Ihn dann anfangs noch dor hin fahren? Wäe er auch bereit sich mal einem Therapeuten anzuvertrauen? Dann könntet ihr gemeinsam nach einem suchen und ihn dann dort hin bringen.
Zuviel Hilfe auf einmal ist aber auch nicht unbedingt gut. Das kann denjenigen überfordern und ihn dann wieder blockieren. Geht kleine Schritte. Vielleicht sucht ihr etwas, was er täglich machen kann und soll. eine kleine Aufgabe. Vielleicht jeden Tag 15 min aufräumen oder jeden Tag 20 Blätter aus nicht mehr benötigten Papierkram wegwerfen oder einfach erstmal nach jedem Essen sein Geschirr abwaschen. Wenn eine Ecke frei ist, muss er erstmal üben, diese Ecke auch freigeräumt zu lassen, bevor die nächte Ecke dran ist. Erst wenn er eine Aufgabe als Routine verinnerlicht hat, kann die nächste Aufgabe dazukommen. denn man kann sich und seine Verhaltensweisen nicht komplett von einem Tag auf den anderen ändern. Das geht nur schrittweise.

LG, Miralis

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