ist mein sohn ein messie? (Angehörige)

Birgit @, Dortmund, Sonntag, 24.08.2008, 18:59 (vor 5747 Tagen)

wo ist die grenze zwischen unordnung und messie sein?????
mein sohn(22)ist vor 4 monaten in seine erste eigene wohnung gezogen und kommt überhaupt nicht zurecht,die umzugskartons sind immer noch nicht ausgepackt,alles liegt irgendwo rum,schmutzwäsche,leere flaschen,essenreste.aber er fühlt sich so wohl,ein großreine machen von mir hat er verboten.
ich weiß nicht so recht wie ich mich verhalten soll,doch aufräumen wenn er auf arbeit ist und einen vertrauensbruch riskieren oder ihn in seinen müll leben lassen!

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Re: sohn ein messie ?

Micha @, Montag, 25.08.2008, 10:32 (vor 5747 Tagen) @ Birgit

Hallo Birgit !

wo ist die grenze zwischen unordnung und messie sein ?

Ich würde sagen , bei Unordnung fühlen sich die Gäste unwohl .
Und beim Messie darf niemand zu Besuch kommen , weil er sich unwohl fühlt .

mein sohn (22) ist vor 4 monaten in seine erste eigene wohnung gezogen und kommt überhaupt nicht zurecht

Sagt "wer" ?

die umzugskartons sind immer noch nicht ausgepackt,
alles liegt irgendwo rum,schmutzwäsche,leere flaschen,essenreste.
aber er fühlt sich so wohl, ein großreine machen von mir hat er verboten.

ich weiß nicht so recht wie ich mich verhalten soll

Hast du ihn das gefragt ?

doch aufräumen wenn er auf arbeit ist

Wieso hast du seinen Wohnungsschlüssel ?

und einen vertrauensbruch riskieren

Du vertraust ihm .
Traust ihm zu , das er es schaffen kann .
Kanst du es aushalten , das er (es) seine Zeit braucht ?

oder ihn in seinen müll leben lassen !

Laß ihn , aber sei da ,
wenn er deine Hilfe annehmen kann .

Anderseits hast du die Möglichkeit zu sagen ,
was du dir als sein Gast wünscht , zb einen freien Sitzplatz .
Allerdings kann er sich auch entscheiden , das anspruchsvolle Gäste gehen können .

Würd mich freuen , wenn du hier weiter berichtest , wie es zwischen euch läuft / gelaufen ist .

Gruß ~ M i c h a

Re: ist mein sohn ein messie?

Lucy, Montag, 25.08.2008, 13:00 (vor 5747 Tagen) @ Birgit

wo ist die grenze zwischen unordnung und messie sein?????
mein sohn(22)ist vor 4 monaten in seine erste eigene wohnung gezogen und kommt überhaupt nicht zurecht,die umzugskartons sind immer noch nicht ausgepackt,alles liegt irgendwo rum,schmutzwäsche,leere flaschen,essenreste.aber er fühlt sich so wohl,ein großreine machen von mir hat er verboten.
ich weiß nicht so recht wie ich mich verhalten soll,doch aufräumen wenn er auf arbeit ist und einen vertrauensbruch riskieren oder ihn in seinen müll leben lassen!

Hallo!
Ich finde das recht schwer zu beurteilen. Kann sein, dass er erstmal seine neue Freiheit (bitte nicht falsch verstehen!) und sein eigenes Reich genießt. Dazu kann auch gehören, sämtliche Regeln zunächst über Bord zu werfen.
Kann auch sein, dass er vielleicht schon Hilfe möchte aber dein Vorschlag "Großreine machen" gut gemeint, aber für ihn zu radikal war. Ich würd ihm kleinere Dinge anbieten, z.B. dass du ihm hilfst die Wäsche zu waschen wenn er keine Waschmaschine hat oder ihm erklärst, wie das geht. (wieviel Grad für welche Wäsche, welches und wieviel Waschpulver usw.)
Wie ordentlich oder unordentlich war er denn, als er noch daheim wohnte? Oder war es nicht festzustellen, weil du ihm vielleicht (zu)viele Arbeiten abgenommen hast?
Vielleicht muss er erst selbst lernen wie man einen Haushalt organisiert. Das kommt nicht von heute auf morgen und kann sehr schwer fallen, wenn man es daheim nicht machen musste.

Liebe Grüße!

Re: ist mein sohn ein messie?

Andrea, Freitag, 29.08.2008, 03:59 (vor 5743 Tagen) @ Birgit

doch aufräumen wenn er auf arbeit ist
und einen vertrauensbruch riskieren

Falls Du gegen den Willen Deines Sohnes in seine
Wohnung eindringen willst, so planst Du einen
Hausfriedensbruch – also eine Straftat – gegen
Deinen Sohn.

Auch wenn die Wohnung danach erst einmal ein
paar Tage ordentlich sein sollte, ist es nicht
ersichtlich, wie ihm dies mittelfristig helfen
soll, zu lernen, Ordnung zu halten.

Personen, in deren Wohnung eingebrochen wurde,
begeben sich danach teilweise jahrelang in Therapie,
ähnlich wie bei einer Vergewaltigung:

„Ein Einbruch in die eigenen vier Wände verursacht
bei vielen Menschen einen grossen Schock. Dabei
machen den Betroffenen die Verletzung der Privatsphäre,
das verloren gegangene Sicherheitsgefühl und auch
mögliche psychische Folgen, die nach einem Einbruch
auftreten können, häufig mehr zu schaffen als der
materielle Schaden.“

http://www.kapo.sg.ch/etc/medialib/publikationen/kantonspolizei/sicherheitsberatung.Par...

„Waschzwang … Die meisten Opfer beginnen damit,
die Wäsche zu waschen, von der sie vermuten,
dass sie der Täter in der Hand gehalten hat.
Viele stellen die Möbel um oder tapezieren
die ganze Wohnung neu. "Man muss nicht 85 sein,
um durch einen Einbruch traumatisiert zu werden",
erläutert Jesionek. "Das ist auch bei jungen
Menschen oft der Fall." "Ich träume nachts davon,
wie der Mann vor dem Wäschekasten hockt und
jede Unterhose einzeln aus dem Kasten nimmt und
betrachtet", erzählt eine 41-Jährige. Unbekannte
sind über die Terrassentür ihres Einfamilienhauses
eingestiegen. Sie stahlen kaum Nennenswertes.
Viele Opfer stopfen nach einem Einbruch ihre
Wäsche in die Waschmaschine, noch bevor sie mit
den Aufräumarbeiten beginnen. Sie schrubben
den Boden, wischen Möbel ab, waschen das Geschirr.“

http://www.kripo-online.at/krb/show_sel.asp?sel=1&aus=67

Hier ist nicht die Wegnahme von Eigentum der eigentliche
Schaden, sondern die Vorstellung, daß eine andere Person
ohne Einverständnis oder Kontrolle in der eigenen Wohnung
alles Mögliche angefaßt oder betrachtet haben könnte.

Und falls die Persönlichkeit oder der Stil von Eltern
die Ordnungsstörung der Kinder mitverursachen sollte,
dann wird es vielleicht auch nicht weiterhelfen, wenn
dieser Einfluß dann nach einem Auszug fortgesetzt wird.

Schließlich kann sich hinter dem demonstrativen
Helfen-Wollen doch auch ein aggressiver Akt verbergen:
„Wenn Deine Wohnung nicht so aussieht, wie ich es will,
dann werde ich sie mit Gewalt so umformen.“

Damit will ich gar nicht in Abrede stellen, daß Dein
Sohn sich durch Unordnung selber schädigt. Aber es ist
nicht klar, ob eine zu aggressive Einmischung eine Hilfe
darstellt. Es hilft einem Alkoholiker ja auch nicht langfristig,
wenn man alle seine Schnapsvorräte einmal in den Ausguß kippt.
Und es gibt auch kein anderes Patentrezept.

Vielleicht muß Dein Sohn einfach selber erst einmal einen Tiefpunkt
erleben, um zu erkennen, daß er das Thema der Ordnung ernst
nehmen muß.

Es bedarf eigentlich zweier Schritte: Dein Sohn muß Ordnung
halten wollen, und er muß in der Lage sein, dann auch
selber aufzuräumen. Vermutlich wird keiner dieser beiden
dadurch gefördert, wenn jemand anders gegen seinen Willen
einmal oder wiederholt in seiner Wohnung aufräumt.

Natürlich könntest Du Deine Sohn auch vorher fragen, ob er
damit einverstanden wäre, wenn Du bei ihm aufräumst und sauber
machst. Das wird dann vielleicht wiederholt oder dauerhaft
nötig sein. Dann wärst Du seine unbezahlte Putzfrau. Das klingt
auch nicht so wünschenswert.

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