Mein Mann und ich haben gestern unsere Tochter in ihrer Studentenwohnung besucht, wir waren über 1 Jahr nicht mehr dort. Sie war schon als Schülerin zu Hause sehr unordentlich und hielt nichts von Aufräumen. Die Wohnung sah - wie erwartet - sehr unordentlich aus, ziemlich ungepflegt (wahrscheinlich wie viele Studentenbuden).
Was uns aber "erschüttert" hat, waren Berge von Plastiktüten, Kartons etc. voller Papier (Zeitungen, Zeitschriften, Reklamezettel, Schreibtischabfall), aber nichts Vergammeltes, Speisereste oder so.
Wie man als - nichtsahnende - Eltern dann so sagt: kannst Du nicht mal deinen Müll entsorgen? Wann werden die Tonnen denn geleert? Sollen wir das gleich mal zu dritt erledigen? ... da versteifte sie sich total und sagte "das mache ích schon, das kann ich alleine, ich brauche dabei keine Hilfe". Das haben wir zwar nicht verstanden, aber haben es auf sich beruhen lassen.
Zu Hause bin ich ins Internet gegangen und habe mich über Messies belesen und nur gedacht: genau so ist es! Es traf so viel auf sie zu! Uns wurden einige "Merkwürdigkeiten" in der Vergangenheit klar.
Wenn es wirklich so ist, muss sie sich natürlich eingestehen, dass sie ein Messie ist und braucht professionelle Hilfe, die sie aber selbst wünschen muss. Aber wie können wir ihr jetzt helfen? Sagen "du bist ein Messie" ist ja wohl nicht der richtige Weg?!
Ich hoffe, hier kann mir jemand einen Rat geben
Ingrid

Hallo, Ingrid,
könntet ihr sie einfach öfter besuchen,
und dabei aber überhaupt keine Kommentare über ihre Unordnung machen?
Je nachdem angekündigte oder unangekündigte, was ihr lieber ist.
viele Grüße,
anja

Hallo, Anja,

das werden wir natürlich versuchen. Und wenn das mit dem Besuchen nicht so klappt, auf jeden Fall telefonisch "am Ball" bleiben, ohne die Wohnung zu erwähnen. Hoffentlich fasst sie (wieder)Vertrauen zu uns.

Ingrid

Hallo Ingrid,

kann mir vorstellen, dass ihr richtig schockiert ward, aber nicht jeder der unordentlich ist (auch wenn mal viel Papier- und anderer Müll herumsteht)ist ein Messie. Da gibt es einen himmelweiten Unterschied. Der liegt zu allererst im eigenen Empfinden.

Vielleicht habt Ihr sie einfach "auf dem falschen Fuß" erwischt. Du hast bei EINEM Besuch diese Unordnung festgestellt. Wie war es denn bei früheren Besuchen? Seit ihr vielleicht ohne Vorankündigung bei ihr reingeschneit? Es gibt viele Singles bei denen man aus ordnungstechnischen Gründen besser nicht unangekündigt reinschauen sollte.

Mein Vorschlag (als Betroffene): Geh sie öfters Besuchen und mach dir dann (nach ein paar Besuchen) ein Bild darüber. Wenns dann nicht besser wird, kannst du ja das Gespräch suchen. Aber, wie du schon richtig erkannt hast, falls deine Tochter Messie ist - muss sie selbst erstmal die Einsicht haben. Dabei solltest du darauf achten, ihr keine Vorwürfe zu machen und ihre Grenzen zu respektieren.

Darauf reagieren wir, wie alle anderen Menschen auch, sehr empfindlich.

Liebe Grüße Xandria

Hallo, Xandria,

nein wir hatten uns natürlich angemeldet.
Wir wollten mit ihr sprechen, weil sie den Anmeldeschluss für ihre Nebenfach-Nachschreib-letzte Möglichkeit-Klausuren "verpasst" hat. Warum "weiss sie nicht".
Geldschwierigkeiten hat sie auch schon gehabt (Konto kräftig überzogen, kam per Zufall raus).
Sie scheint ziemlich in der Klemme zu sein, vielleicht sind es auch Depressionen, wir wissen es nicht.
Es ist nur ziemlich hart für uns Eltern, wenn wir unser "Kind" so erleben und nicht wissen, wie wir an sie
rankommen können. Sie kommt am Wochenende vielleicht nach Hause um eine Freundin zu besuchen und anschliessend dann zu uns, hoffentlich!

Ingrid

Hallo Ingrid,

wenn du willst, kann ich dir einige Tipps geben. Ich gehe dabei allerdings von mir selbst als Betroffene aus, also von dem Verhalten, welches ich mir von anderen in dieser Situation wünschen würde.

nein wir hatten uns natürlich angemeldet.

Das zeugt ja schon mal davon, dass du den Privatraum deiner Tochter respektierst. Meine Eltern sind oft unangemeldet bei mir aufgetaucht, sie sind anfangs sogar direkt mit dem Zweitschlüssel in meine Wohnung geplatzt. Allerdings nur einmal, das gab nämlich Ärger. Das erstemal, dass ich mich mit meiner Mutter gestritten habe.

Sie kommt am Wochenende vielleicht nach Hause um eine Freundin zu besuchen und anschliessend dann zu uns, hoffentlich!

Hört sich für mich nach einem Gespräch zwischen Tür und Angel an - würde ich nicht so machen wollen. Ich würde so ein Gespräch eher planen. Warum ladet ihr sie nicht an einem anderen Wochenende mal auf Kaffee und Kuchen ein? Vielleicht sollte das Gespräch dann auch erst einmal von Frau zu Frau stattfinden, sie könnte sich sonst überfordert fühlen (zwei gegen einen).

Achte bei dem Gespräch darauf wie du ihr was sagst. Sätze wie: "Warum bist DU nur so unordentlich?" Enthalten immer einen Fingerzeig und einen Vorwurf! Bei solchen Sätzen mache ich z. B. dicht.

Wähle liebe so Formulierungen wie: "ICH habe den Eindruck bekommen, dass......... ICH habe die Befürchtung, dass es dir nicht gut geht. Können WIR dir bei irgendwas helfen, dich unterstützen?"

Grenzüberschreitung/Grenzverletzungen sind für mich als Messie das Schlimmste überhaupt, ich fühle mich dann nicht ernst genommen/überrumpelt und kleingemacht.

Man kann übrigens nur dann helfen, wenn die Person, der geholfen werden soll, auch bereit ist Hilfe anzunehmen. Sprich deine Tochter muss selber die Einsicht haben, dass sie Hilfe braucht und diese dann auch wollen. Wenn die Einsicht fehlt, kannst du leider nichts machen und mit Zwang schon mal gar nicht.

So, das wars von meiner Seite. Ich hoffe du liest das noch vor eurem Treffen und wünsche dir schon mal viel Glück..
einfach wird das nicht.

Ganz lieben Gruß Xandria