Keine Lösung in Sicht :-( (Angehörige)

Violine, Donnerstag, 10.09.2009, 17:27 (vor 5365 Tagen)

Hallo,

ich habe mir ja schon gelegentlich hier Luft verschafft.Ich fürchte, dass ich langsam selbst zum Messie werde.
Aber nicht, weil ich sammle und/oder horte, sondern, weil ich dem Chaos, das mein Mann veranstaltet, nicht mehr Herr werde. Es übersteigt meine Leistungsfähigkeit. So schnell, wie mein Mann Chaos anrichtet und Sachen anschleppt, kann man gar nicht aufräumen. Mal davon abgesehen, dass man manche Räume des Hauses gar nicht mehr bewohnen und sauber machen kann, wegen Überfüllung.
Paladin spricht ja immer von Geduld haben. Ich habe mittlerweile 18 Jahre Geduld aufgebracht, alle möglichen Strategien probiert, mir eine Million Versprechungen angehört, dass "jetzt" alles besser wird.Aber es wird immer schlimmer, objektiv gesehen.
Meine neuste Strategie ist "Zuspitzung" . Alles, was an unpassender Stelle deponiert wird, verlagere ich in die ohnehin schon zugestellten Räume.
Ich werfe Dinge weg - und mein Mann guckt in den Müll und holt es oft wieder raus - und versteht nicht, dass dieses Verhalten - ich sage mal - nicht ganz normal ist.
Ich fürchte mich wirklich davor, selbst zum Messie zu werden, auch wenn es sich dabei nicht um meine Sachen handelt (mit dem Kram, den mein Mann anschleppt, kann ich mich in keinster Weise identifizieren).

Was soll ich nur tun ? Ich habe absolut keinen Plan mehr. Ich möchte meinen Mann eigentlich nicht verlassen, denn er ist, von seinem Chaos abgesehen, ein liebenswerter Mensch. Aber mit seinem Verhalten zwingt er mich geradezu dazu, eine innere Distanz aufzubauen, denn das ist kein Leben. Seine Freizeit verbringt er sehr oft damit, das Chaos von einem Ort zum anderen zu verlagern und nennt das dann "aufräumen". Ein vernünftiges Gespräch ist nicht möglich, bzw. fruchtet nicht.

Ich komme mir allein und verlassen und total überfordert vor.
LG

Re: Keine Lösung in Sicht :-(

Xandria, Freitag, 11.09.2009, 13:06 (vor 5365 Tagen) @ Violine

Hallo Violine,

Ich hoffe du weißt, dass du das Recht hast, dich selbst zu schützen!?

Wenn dein Mann keine Einsicht zeigt bzw. zeigen kann und du langsam aber sicher selbst an dem Chaos zu Grunde gehst! Das Recht zu gehen hast du auf jeden Fall. Man kann nur sich selbst ändern, aber nie einen anderen.

In bin selber Messie und lebe allein. Mich selbst würde es stören, wenn jemand anderes in meinem Mess herumfuhrwerkt und hinter mir aufräumt. (MEINE SACHEN!!!!).

Ich vergleiche, dass mal mit einem Alkoholiker, wenn du einen Alkoholiker alles abnimmst und ihn bemutters, wie man das ja nunmal mit Kranken so macht, wird er sich nicht ändern, weil er mit den Folgen seiner Sucht nicht richtig konfrontriert wird. Verstehst Du was ich meine?

Auf mich als Messie bezogen: Wenn mir von Anfang an jemand meinen Mess aufgeräumt/hinterhergeäumt hätte und mir somit (wenn auch ungewollt) neuen Abstellplätze geschaffen hätte, hätte ich niemals Handlungsbedarf erkannt und selbst die Verantwortung für mich übernommen.

Wenn du bei deimen Mann, ständig alles "wieder in Ordnung bringen" willst und das vielleicht auch noch schaffst, passieren meiner Meinung nach 2 Dinge:

Er wird nie zur Einsicht kommen,

du gehst langsam aber sicher an dem immer größer werden Kraftaufwand zu Grunde.

Die Verantwortung für den Mess hat er nicht du - lass sie ihn auch mal übernehmen - auch wenn das bedeutet, dass du dich räumlich trennen müsstes.

Liebe funktionier auch auf Distanz und bei sehr vielen Messie nur auf Distanz - meiner Meinung nach!

Gruß Xandria

Re: Keine Lösung in Sicht :-(

Violine, Sonntag, 13.09.2009, 13:44 (vor 5363 Tagen) @ Xandria

Hallo Xandria,

ich muss mal etwas mehr ins Detail gehen. Ich bin nur darum bemüht, in den allgemeinen Räumen wie Bad, Küche und Esszimmer (also Räume, wo auch mal Besuch rein kommt) Ordnung zu halten. Einige Räume des Hauses habe ich bereits meinem Mann komplett überlassen und da kann er Chaos haben wie er will und braucht. Ich versuche das zu ignorieren.
Das heisst, es ziehen sich meterlange Spinnweben an der Decke entlang und manche Fenster wurden schon 8 Jahre lang nicht mehr geputzt, weil man nicht dran kommt.
Zumindest käme man nicht dran, ohne in das Chaos einzugreifen.

Aber ich will keine mit Haaren volle Haarbürste in der Obstschale, keine leere Verpackungen überall verstreut. Und ich finde es gelinde gesagt absurd, dass er manche leere Verpackungen wieder aus dem Müll rauskramt.
Ich habe mich ja schon damit abgefunden, dass es ihn in keinster Weise stört, wenn das Waschbecken im Bad total versifft ist. Da es mich stört, mache ich es sauber und ich empfinde das auch nicht als "hinter ihm her räumen".

Er hat die fantastische Eigenschaft, dass er das Chaos nicht als solches wahrnimmt. Er sieht etwas anderes als ich.
Ich sehe was ist. Er sieht einen imaginären Zustand, den er "bald" im Griff hat.

Angeblich fühlt er sich nicht wohl, mit dem wie es ist. Aber da klafft eine Riesen-Lücke zwischen Theorie und Praxis.

Und ich bin nicht so weit, ihn zu verlassen. Ganz ehrlich, ist mir dieser Preis zu hoch. Denn das würde letztlich bedeuten, dass ich auch meine komplette Existenz aufgebe. Vom Chaos abgesehen, bin ich mit meinem Leben ansonsten weitestgehend zufrieden. Und: Warum sollte ICH gehen? Wenn schon, soll er gehen und seien Krempel mitnehmen.
So könnte man die Sache nämlich auch betrachten.

LG

Re: Keine Lösung in Sicht :-(

Jenny, Montag, 14.09.2009, 11:19 (vor 5362 Tagen) @ Violine

Hallo Violine,

sicher wirst du nicht zum Messi. Deine Verzweiflung kann ich aber gut nachfühlen.
Gelegentlich geht es mir auch so, aber ich will und werde mich nicht unterkriegen lassen! Ich halte es so ähnlich wie du, die Räume meines Mannes sind tabu, dort lass ich ihm sein Chaos. Aber die Gemeinschaftsräume halte ich frei, ich pack in sein Zimmer rein, was reingeht, aber nur vorn, weiter kommt man ja auch nicht und ich habe keine Lust, wie nem kleinen Kind ihm seine Ordnung zu schaffen. Sachen auf dem Fußboden betrachte ich als Müll und tu es in die Tonne. Nachdem er auch vieles wieder da raus geholt hat, mach ich alles vorher klein. Wenn jetzt jemand der Meinung ist, ich gehe an seine Sachen - nein, ich verteidige nur meinen freien Raum. Mein freier Raum ist für mich mein Bereich aller Möglichkeiten! Jedes Vollpacken der Familienräume betrachte ich als Grenzverletzung, wobei ich viele Dinge über einen gewissen Zeitraum akzeptiere. Ich bin bei mir ja auch nicht ständig penibel hinterher. Aber alles hat seine Grenzen.
Im letzten Jahr habe ich in seinem Zimmer ein 6 Jahre lang verdrecktes Fenster geputzt. Es war nicht einfach, dran zu kommen, aber unser Haus ist unsere Alterssicherung und ich werde es nicht verkommen lassen, weil der Dreck schon Schimmel angesetzt hat. Da meine Kinder erwachsen sind, wenn auch noch hier wohnen, hätte ich Unterstützung, wenn mal die Chance wäre, aufzuräumen. Das gibt mir eine Menge Halt. Außerdem kann ich seit Jahren prima mit der Kreissäge umgehen, um den Garten freizuhalten und staune immer wieder, wie schnell es geht, annehmbare Verhältnisse draussen herzustellen. Demnächst mache ich mal einen Kurs in Kettensägesägen mit. Leere Verpackungen machen mir nichts aus, da ich Hausfrau bin und das als meinen Job ansehe. Ich bin schon froh, wenn ich die wegtun kann, ohne dass Göga anfängt zu toben. Wenn er Geschrei anfängt, gehe ich aus dem Haus. Inzwischen bin ich an dem Punkt zu glauben, dass es mir ohne ihn besser gehen würde, wenn auch nicht finanziell. Ich suche nach Möglichkeiten, mich finanziell auf eigene Füße zu stellen und werde schauen, wie es mir besser geht. Ich denke, dass du auch woanders dein Leben neu aufbauen kannst und sicher wirst du deine Entscheidungen treffen, die richtig für dich sind.Ich denke, das alles ist ein langer Entwicklungsprozess, der viel Zeit braucht, wie immer du dich auch entscheidest. Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen. Lass dich nicht unterkriegen von nem Haufen Müll,der eigentlich relativ schnell entsorgt, verschenkt oder sonstwie beseitigt ist.

Alles Gute, Jenny

Re: Keine Lösung in Sicht :-(

Violine, Montag, 14.09.2009, 13:28 (vor 5362 Tagen) @ Jenny

Hallo Jenny,

Im Manchem beschreibst Du genau das, was hier auch abläuft. Sehr schön gesagt!

Das Chaos ist zwar allgegenwärtig, aber trotzdem möchte ich nicht, dass es mein Leben komplett dominiert.
NEBEN dem Chaos gibt es auch noch was.
Oh ja - finanziell würde ich auch gerne auf eigenen Füßen stehen. Aber mit zunehmendem Alter wird das immer unwahrscheinlicher. Es gab auch schon die Überlegung, zu studieren. Viele Frauen machen das ja nach der sogenannten Familienphase. Aber ehrlich, wer nimmt eine (dann) knapp 60-jährige als Berufsanfängerin unter Vertrag? Das scheint mir doch reichlich illusorisch.

Und noch mal neu anfangen? Bei diesem Gedanken sträubt sich alles in mir. Ich bin schon 30 Mal oder öfter umgezogen und habe oft bei Null angefangen. Mal war das gut, mal schlecht. Letztlich kam dabei raus, dass ich keinen wirklich vertrauten Freudeskreis habe, kein soziales Netz. Ich kann zwar sehr gut alleine sein und auch alleine leben (diesen Beweis habe ich mir selbst gegenüber abgegeben). Aber zu zweit macht es eben auch Spaß (dabei immer das Chaos ausgeblendet). Es ist ein wenig eine schizophrene Situation.

Du meinst, dass man selbst nicht zum Messie wird, werden kann? Ich hoffe nicht! Denn bei Alkoholikern kommt es doch vor, dass die Partner dann auch irgendwann zur Flasche greifen.

LG
Hallo Violine,
sicher wirst du nicht zum Messi. Deine Verzweiflung kann ich aber gut nachfühlen.
Gelegentlich geht es mir auch so, aber ich will und werde mich nicht unterkriegen lassen! Ich halte es so ähnlich wie du, die Räume meines Mannes sind tabu, dort lass ich ihm sein Chaos. Aber die Gemeinschaftsräume halte ich frei, ich pack in sein Zimmer rein, was reingeht, aber nur vorn, weiter kommt man ja auch nicht und ich habe keine Lust, wie nem kleinen Kind ihm seine Ordnung zu schaffen. Sachen auf dem Fußboden betrachte ich als Müll und tu es in die Tonne. Nachdem er auch vieles wieder da raus geholt hat, mach ich alles vorher klein. Wenn jetzt jemand der Meinung ist, ich gehe an seine Sachen - nein, ich verteidige nur meinen freien Raum. Mein freier Raum ist für mich mein Bereich aller Möglichkeiten! Jedes Vollpacken der Familienräume betrachte ich als Grenzverletzung, wobei ich viele Dinge über einen gewissen Zeitraum akzeptiere. Ich bin bei mir ja auch nicht ständig penibel hinterher. Aber alles hat seine Grenzen.
Im letzten Jahr habe ich in seinem Zimmer ein 6 Jahre lang verdrecktes Fenster geputzt. Es war nicht einfach, dran zu kommen, aber unser Haus ist unsere Alterssicherung und ich werde es nicht verkommen lassen, weil der Dreck schon Schimmel angesetzt hat. Da meine Kinder erwachsen sind, wenn auch noch hier wohnen, hätte ich Unterstützung, wenn mal die Chance wäre, aufzuräumen. Das gibt mir eine Menge Halt. Außerdem kann ich seit Jahren prima mit der Kreissäge umgehen, um den Garten freizuhalten und staune immer wieder, wie schnell es geht, annehmbare Verhältnisse draussen herzustellen. Demnächst mache ich mal einen Kurs in Kettensägesägen mit. Leere Verpackungen machen mir nichts aus, da ich Hausfrau bin und das als meinen Job ansehe. Ich bin schon froh, wenn ich die wegtun kann, ohne dass Göga anfängt zu toben. Wenn er Geschrei anfängt, gehe ich aus dem Haus. Inzwischen bin ich an dem Punkt zu glauben, dass es mir ohne ihn besser gehen würde, wenn auch nicht finanziell. Ich suche nach Möglichkeiten, mich finanziell auf eigene Füße zu stellen und werde schauen, wie es mir besser geht. Ich denke, dass du auch woanders dein Leben neu aufbauen kannst und sicher wirst du deine Entscheidungen treffen, die richtig für dich sind.Ich denke, das alles ist ein langer Entwicklungsprozess, der viel Zeit braucht, wie immer du dich auch entscheidest. Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen. Lass dich nicht unterkriegen von nem Haufen Müll,der eigentlich relativ schnell entsorgt, verschenkt oder sonstwie beseitigt ist.
Alles Gute, Jenny

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