Ich vermute, er ist ein Messie (Angehörige)

B-tina, Samstag, 31.10.2009, 08:08 (vor 5325 Tagen)

Hallo zusammen,

ich habe zusammen mit meinem Freund ein kleine Tochter eineinhalb Jahre alt. Wir sind beide schon älter, haben uns erst vor ~2 einhalb Jahren kennengelernt und da ich dachte, er sei genau der Richtige um eine Familie zu gründen, bin ich auch gleich nach 3 Mon. schwanger geworden (von uns beiden gewollt)... ziemlich schnell auch zusammen gezogen, in ein wunderschönes Haus, sogar mit der Möglichkeit in den unteren Etagen die sogenannte Selbstständigkeit von ihm zu leben...Musikunterricht. Wir haben alles, was man sich nur wünschen kannAls ich ihn kennenlernte lebte er vorrübergehend in einem Wohnwagen, mitten in der Pampa, so zur Selbstfindung. Im Nachhinein, kann ich mir denken warum. Dort mußte er keine Miete aufbringen, konnte nur im kleinen Raum Müll produzieren, konnte bei Mama die Wäsche waschen lassen. Das war eigentlich sein kleines Messiereich. Jetzt sind es die unteren Etagen, einschließlich dem Musik-raum (leider)...wir haben demnächst einen Workshop, von mit angezettelt, damit endlich mal was läuft. Ach er hätte schon Möglichkeiten gehabt Schüler heranzubekommen. Aber er ist absolut ohne Organisation, fäng irgendwas gaaaanz wichtig an und schon bald ist etwas anderes gaaaanz wichtig. Ich habe ihm mehr oder weniger drohen müssen, dass er bis dieses Jahr Herbst zumindest einen 400 Euro Job hat, ansonsten muss ich leider ausziehen...Er hat ihn tatsächlich, bei einem Freund ist er angestellt, der hochgradig Alkoholiker ist (mein Freund tendiert auch zum Alkohol trinken). Er meint aber, ich müsse mir da keine Sorgen machen. Gut, da vertraue ich ihm. Bisher passt das auch. Trotalledem hat er mir 4 Monate kein oder kaum Geld überwiesen, somit habe ich überbrücken müssen, was nur mit Dispo möglich ist. Ich kümmer mich auch ansonsten um die ganzen Zahlungen und sowieso ist alles über mich angemeldet. Er hat im Backround ein haufen Schulden und sollte seit ~9 Jahren ein priv.-Insolvenz einleiten...was er bis jetzt trotz tausendmal Versprechungen nicht gemacht hat. In Abständen kommt immer mal ein Gerichtsvollzieher vorbei :-( Ein ganz scheiß Gefühl für mich.
Zur Zeit hängt es an ihm, dass wir das Landeserziehungsgeld für unsere Tochter bekommen.

Nachdem ich unsere Tochter abends ins Bett gebracht habe, bin ich kurz danach auch verschwunden, total müde.

Er schläft meistens auf dem Sofa ein, vor der Glotze, kommt dann irgendwann gegen 4 Uhr und dann kuschelt er sich an mich.
Sex haben wir im Durchschnitt 2 mal im halben Jahr. Ich bin zwar nicht Sexgeil, aber für mich ist es wichtig für das Partnerschaftliche Gefühl
momentan ähneln meine Gefühle, die einer Mutter.

Gestern habe ich ihm das alles nochmal geschildert, aus meiner Sicht...ich konnte meine Tänen nicht zurückhalten und ich war erstaunt, wie meine Stimme am beben war. Ich wollte, dass er sich Gedanken macht, wie es nun weiter geht und mir das bis gestern abend sagen...denn wenn es so weiter geht, muss ich mich wohntechnisch trennen.

Gestern Abend ist er heimgekommen und hat kein Wort verloren, ist irgendwann am Computer gehockt und hat die Nacht ganz auf dem Sofa geschlafen...ich tendiere dahin ein schlechtes Gewissen zu bekommen...hauptsächlich, weil ich wenn ich tatsächlich die Konsequenz ziehe, irgendwie die Familie kaputt mache, sprich ihm seine Tochter nehmen würde.

Mein Freund ist ein herzensguter Mensch und er bemüht sich auch ständig alles 'richtig' zu machen, oft eben nur durch meine Anleitungohne meine Arbeitsstelle würde ich das vielleicht noch schaffen, aber alles zusammen geht irgendwie nicht.

Ach ich könnt heulen.

Ich weiß nicht, ob ihr mir etwas raten könnt, ausser dass man sich gleich trennen muss. Ich habe hier schon ein wenig gelesen und da war oft der Vorschlag, dass man sich trennen sollte. Ich würde das so gerne umgehen, unserer Tochter zuliebe.

Lieben Gruß die B-tina

Re: Ich vermute, er ist ein Messie

Janna, Sonntag, 01.11.2009, 12:02 (vor 5324 Tagen) @ B-tina

Hallo B-tina,

spontan fällt mir ein (für das Kind):
<font color=green>Lieber bei einem Elternteil in Frieden leben, als immer zwischen zwei Stühlen stehen.</font color>

Ich stand immer zwischen zwei Stühlen (sprich: zwischen meinen Eltern), da meine Mutter nur "der Kinder wegen" bei meinem Vater geblieben ist. Von Familienfrieden war da keine Spur.

Es ist ja auch nicht so, dass Du dem Vater die Tochter entziehst.
Habt Ihr gemeinsames Sorgerecht?
Er hat auf jeden Fall Besuchsrecht, und Ihr könnt da etwas absprechen, so dass Deine Tochter den Vater jederzeit sehen kann.

Meiner Meinung nach kann (muss aber nicht unbedingt) eine Trennung für das Kind besser sein.

Und bitte denke auch an Dich:
Wie lange kannst Du diesen Zustand noch aushalten, finanziell und emotional "stemmen"?

Vielleicht hilft es Dir, mal aufzuschreiben, was Dir an Gedanken so kommt.
Eine Liste machen mit pro und contra.
Und eine Liste: "was müsste sich ändern, damit ich es aushalten kann?"
Und dann abwägen.

Du kannst auch mal beim Caritas oder der Diakonie nach einer Beratung fragen. Die gibt es dort kostenlos. Einfach mal übers Internet nach Caritas-Verband oder Diakonie suchen und dann die Zweigstelle Deiner Stadt.
Auch bei der Telefonseelsorge sind oft gute Leute, die -aus einem Abstand heraus- Rat oder Ideen (Input) geben können.

Ich wünsche Dir, dass sich alles zum Guten wendet
(wobei "zum Guten" beides heißen kann: zusammen bleiben oder Trennung).

Viele Grüße
<font color=darkteal>Janna</font color>

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