Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich? (Angehörige)

Xandria, Donnerstag, 30.09.2010, 15:21 (vor 4969 Tagen)

Hallo,

obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.

Ich würde es einfach gerne mal wissen.

LG Xandria

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Wolfram, Donnerstag, 30.09.2010, 23:45 (vor 4969 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria

ich denke grad nach. Was erwarten wir Messies von den Angehörigen, damit wir wieder zufriedener mit unserem Leben sind?

Viele Grüße
Wolfram

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Xandria, Freitag, 01.10.2010, 02:03 (vor 4969 Tagen) @ Wolfram

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria
ich denke grad nach. Was erwarten wir Messies von den Angehörigen, damit wir wieder zufriedener mit unserem Leben sind?
Viele Grüße
Wolfram

Das ist aber nicht meine frage.

Ich möchte von den Angehörigen wissen, was sie von uns erwarten und nicht umgekehrt.

LG Xandria

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Violine, Freitag, 01.10.2010, 10:59 (vor 4968 Tagen) @ Xandria

Ich habe jetzt lange nachgedacht, wie ich antworte, ohne dass es ein halber Roman wird.
Ich will einen sprachlichen Kniff benutzen, in vollem Bewusstsein, dass man die Dinge nicht vergleichen kann.
Also dreht mir bitte nicht die Worte im Mund rum:

Ersetzt das Wort "Messie" durch "Alkohol", "Heroin", "Tabletten" oder "Putzzwang" oder "Waschzwang" u.s.w.

Stellt Euch vor, Euer Partner hätte irgendeines dieser Probleme. Was würdet ihr erwarten oder Euch wünschen?
Man kann nichts "erwarten", das ist m.E. ein falscher Begriff. Man kann es sich nur wünschen.

Auf der praktischen Ebene sieht es so aus: Ich bewohne ein Haus, das nur zu einem Drittel bewohnbar ist (auch für meinen Mann). Der Rest des Platzes ist nicht für die Menschen, sondern Lagerraum für Dinge.
Ein Lagerraum ist zum lagern für Dinge.
Ein Wohnraum ist für das Bewohnen durch Menschen da.
Für mich ist dieser Unterschied ganz klar. Für meinen Mann nicht.
Für mich sind Gegenstände zum Benutzen da, für meinen Mann sind sie Selbstzweck (nur den geringsten Teil braucht und benutzt er tatsächlich).

LG

@Violine, was wünscht du dir denn?

Xandria, Freitag, 01.10.2010, 11:48 (vor 4968 Tagen) @ Violine

Hallo Violine,

wenn du dir wünschen könntest, dass sich bei deinem Mann was ändert, was wäre das?

LG Xandria

Re: @Violine, was wünscht du dir denn?

Violine, Freitag, 01.10.2010, 13:59 (vor 4968 Tagen) @ Xandria

Hallo,

ich wünsche mir, dass unsere Wohnräume eben Wohnräume sind und keine vollgestopften Rumpelkammern, wo bestenfalls noch Spinnen sich wohl fühlen.
Ich wünsche mir von meinem Mann, dass er entrümpelt. Nützliches und Gebrauchsgegenstände können behalten werden, aber das auf eine strukturierte (= zugreifbar, wieder auffindbar) Weise.
Das ist alles.

LG

Re: @Violine, was wünscht du dir denn?

Xandria, Freitag, 01.10.2010, 15:35 (vor 4968 Tagen) @ Violine

Hallo,
ich wünsche mir, dass unsere Wohnräume eben Wohnräume sind und keine vollgestopften Rumpelkammern, wo bestenfalls noch Spinnen sich wohl fühlen.
Ich wünsche mir von meinem Mann, dass er entrümpelt. Nützliches und Gebrauchsgegenstände können behalten werden, aber das auf eine strukturierte (= zugreifbar, wieder auffindbar) Weise.
Das ist alles.
LG

Danke Violine,

wie ich schon an Viola schrieb: Ist das ein Versuch meinerseits einen gemeinsamen Nenner zu finden, mit denen beide Seiten leben können.

Ich erkenne bei deiner Antwort schon ein paar Fallstricke, z. B.

Wie definiert/unterscheidet MAN:

Wohräume und Rumpelkammern,
Nützliches und Unnützlichem
Gebrauchsgegenstände und Schrott.

Diese Dinge definiert jeder anders und ein Messie mit Sicherheit um ein Vielfaches anders als ein Nichtmessie.

Für mich wäre ein Wohraum z. B. ringsrum and den Wänden Regal (mit Ausnahme von Fenstern und Türen) in denen sich Kisten befinden, in denen sortiert nach Sinn und Zweck meine Sachen aufbewahrt werden. Alles schön bunt und mit unter mit schönen Stoffen behangen. In der Mitte des Raumes eine kleine Sitzecke und davor Fernseh und Stereoanlage.

Für viele wäre das aber schon eine Rumpelkammer, aber ich z. B. mag keine leeren Räume.

Wie definierst du obige Begriffe?
Wie definiert sie dein Mann?
Könnt ihr Gemeinsamkeiten finden?

Übrigens: Kennst du schon den Trick mit der 1-Jahres-Frist?

LG Xandria

Re: @Violine, was wünscht du dir denn?

Violine, Freitag, 01.10.2010, 18:03 (vor 4968 Tagen) @ Xandria

Hallo,

da wir ja ein Haus haben, gibt es auch einen (kleinen) Keller und einen (großen) Dachboden. Außerdem gibt es eine Abstellkammer, einen gemauerten Schuppen vor dem Haus. Drei große Holzschuppen im Garten, alle voll, so voll, dass sich die Dinge auch auf dem Rasen befinden. Es gibt also großzügig Stauraum. Da passt aber inzwischen nichts mehr rein und man hat keinen Zugriff auf Sachen. Wer weiss schon, was in den vielen 100 Bananenkisten und anderen Kartons drin ist. Jedenfalls nichts, was man vermisst (auch mein Mann nicht).
Er müsste es auch mal schaffen, an abgestelltem Sperrmüll an der Straße vorbeizufahren, anstatt anzuhalten und immer neues nutzloses Zeug anzuschleppen. Er hat seit 2 Jahren angefangen, das Schlafzimmer zu füllen (was will man z.B. mit 5 etwa gleichen Stehlampen/Deckenflutern, teils o.k. und teils kaputt....)

Nein, von einer 1-Jahres Frist habe ich noch nicht gehört. Erzähl mal!

LG

Hallo alle zusammen

Xandria, Montag, 04.10.2010, 12:43 (vor 4965 Tagen) @ Violine

Danke erst einmal für die Rückmeldungen!

Bin momentan etwas in Zeitdruck geraten und werde mich später dazu äußern. Voraussichtlich Mittwoch/Donnerstag. Nicht, dass ihr denkt, ich hätte euch vergessen. Dann erkläre ich euch auch die Sache mit der 1-Jahres-Frist.

LG Xandria

Antwort und Erklärung

Xandria, Sonntag, 10.10.2010, 19:00 (vor 4959 Tagen) @ Xandria

Hallo,

Sorry, hat etwas länger gedauert!

Ich kann schon verstehen, was ihr erwartet. Ihr möchtet in einem genauso schönen menschenfreundlichen Umfeld leben, wie alle anderen das auch tun. Wie Buchling schon schrieb, möchten zumindest die Messies, die im Forum schreiben, genau das auch.

Mein 1. Vorschlag wäre, dass ihr euren Angehörigen auf diese Forum aufmerksam macht. Vielleicht verhilft der Austausch mit anderen Messies euren Messies ja zur Einsicht. Zugegeben durch die derzeitigen Probleme mit unserem Forumspoltergeist ist es momentan etwas ungünstig, aber es kommen ja auch wieder andere Zeiten.

Das zweite was ich euch gerne mal ans Herz legen möchte, wäre eine möglichst genaue Formulierung, dessen was ihr wollt. Ich habe in diesem Thread extra mehrmals nachgefragt, was ihr erwartet. Es passiert wirklich immer wieder, dass das was wir als klar und genau empfinden, beim Gegenüber unklar ankommt. Wenn man sagt:"räum doch mal das Gerümpel weg!" Kann es sein, dass der Gegenüber sich fragt:"Welches Gerümpel?". Besser finde ich die Lösung die Viola gefunden hat: Gemeinsam genau festgelegte Bereiche, die freibleiben. Nur nicht zu viel auf einmal. Für den Anfang kann man ja mit einem freigeräumten Wohzimmertisch anfangen. Viele Messies gehen so vor unter anderem ich auch. Ich stell die Küchenuhr auf 15 Min. und widme mich nur einem Bereich meiner Wohnung.

Der Weg raus aus dem Mess geht nur Schrittchen für Schrittchen!

Die-1-Jahres-Frist-Kiste

Auch so ein Trick von Messies. Vielen fällt es leichter, Dinge loszulassen, von denen sie gar nicht mehr wissen, dass sie sie haben.

Man packt eine Kiste (Umzugskarton) voll mit Sachen schreibt den Tag drauf, an dem man sie gepackt hat und stellt sie an einen Ort, wo man sie nicht ständig sieht, vorzugsweise Keller (sofern möglich). Wenn möglich notiert man sich irgendwie eine Wiedervorlage ein Jahr später. Wenn man 1 Jahr lang nichts aus der Kiste braucht ist es sehr wahrscheinlich, dass man die Sachen darin garnicht mehr braucht. Dann schmeisst man die Kiste vollständig und OHNE DASS MANN NOCHMAL REINGUCKT weg.

Vielleicht schafft ihr es ja mit euren Partnern zumindest einen Raum freizuräumen, der dann nur für euch freibleibt. Damit ihr einen Rückzugsort habt, an dem ihr Kraft tanken könnt.

LG Xandria

Re: Antwort und Erklärung

Violine, Montag, 11.10.2010, 10:31 (vor 4958 Tagen) @ Xandria

Hallo Xandria,

danke für Deine Erklärungen,ich war echt drauf gespannt.
Zunächst so ein paar Gedankengänge, die ich in einem ganz anderen Zusammenhang hatte:
Ich schaue mir regelmäßig die Sendung "Dominan" im WDR an. Dort rief kürzlich eine Frau an, die aufgrund ihres Diabetes innerhalb von 4 Monaten komplett erblindete. J. Domian fragte sie (natürlich), wie sie denn im Alltag und in ihrer Wohnung zurecht komme. Die Frau antwortete, dass sie ohnehin schon immer Ordnung hatte und weiss, wo die Dinge sich befinden und sie diesbezüglich keine Probleme habe.
Da habe ich so für mich überlegt: Wenn einem Messie sowas passieren würde(Erblindung), wäre er absolut verloren.
Ich habe diese Ankdote auch meinem Mann erzählt, nebst meinen Überlegungen dazu. Er hat es einfach ignoriert, denn das "hat ja nix mit ihm zu tun".
Zu Deinem ersten Vorschlag: Ich habe meinen Mann schon sehr lange auf das Forum aufmerksam gemacht, und ihm auch so verschiedenes Nützliches ausgedruckt. Er beteiligt sich nicht an Foren. Zu dem Gedruckten hörte ich nur: "Das weiss ich doch schon alles".

Und zu der 1-Jahres Frist: Mein Mann entsorgt die Kisten auch nach 20 Jahren nicht.
Von der Messie Problematik abgesehen, halte ich diese Idee für nicht so gut. Man kann nicht alles unbesehen wegwerfen. Man muss den Müll trennen. Wenn beispielsweise eine kaputte Energiesparbirne im Karton ist, muss diese richtig entsorgt werden, denn sie enthält Quecksilber. Genau so verhält es sich mit Elektronikschrott, dieser muss ebenfalls gesondert entsorgt werden, das Gleiche gilt für leere Batterien, Papier, Plastik, Metall usw, usw. Einfach alles wegzuwerfen, ohne Mülltrennung, halte ich für eine Sauerei.
Xandria, Du schreibst:
"Vielleicht schafft ihr es ja mit euren Partnern zumindest einen Raum freizuräumen, der dann nur für euch freibleibt. Damit ihr einen Rückzugsort habt, an dem ihr Kraft tanken könnt."
Genau das meine ich mit Wahrnehmungsverzerrung. Beispiel: Zwei Leute haben eine Wohnung von 100 qm. Dann steht jedem die Hälfte, nämlich 50 qm zu. So einfach - für den "Normal"mensch. Der Messie meint aber, dass z.B. (so war es in unserer alten Wohnung) ein aufgeräumtes Zimmerchen von 8 qm für den Partner ausreichend und angemessen sind.
SO GEHT DAS NICHT!
Und im übrigen will ich auch mal spontan Besuch bekommen können, ohne mich für meinen Mann in Grund und Boden fremdschämen zu müssen. Allgemeine Räume wie Wohnzimmer, Küche, Bad, dort wo auch mal Besuch hinkommen könnte, müssen (relativ) chaosfrei sein. Das ist das Mindeste, was ich erwarte. Und es kostet mich sehr viel Mühe, das durchzusetzen. Bzw. ich setze das nicht durch, ich sorge durch meinen Arbeitsaufwand dafür, dass das so ist. Diese Zeit, die ich dafür brauche, habe ich dann nicht mehr für andere Dinge zur Verfügung. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden. Der Messie raubt mir also nicht nur den Raum, sondern auch noch die Zeit. Das empfinde ich auf gewisse Weise als übergriffig (und wenn ich nicht wüsste, dass eine ernste Störung dahintersteckt, würde ich sogar sagen unverschämt).

LG

Re: Antwort und Erklärung

Monella, Mittwoch, 17.11.2010, 17:08 (vor 4921 Tagen) @ Violine

Hallo Violine!

Ich bin neu in diesem Forum und bin zufällig darauf gestossen, weil ich verzweifelt bin und das Gefühl habe, so nicht mehr weiter leben zu können.

Ich bin Ehefrau eines "Papiermessies". Als ich ihn vor 26 Jahren kennengelernt habe, wußte ich noch nichts über das Phänomen "Messie". Er war frisch getrennt, wohnte weit weg, und ich bin nie in seiner Wohnung gewesen. Immer kam er am Wochenende zu mir zu Besuch. Nach 3 Jahren zogen wir zusammen und als ich sein Umzugsgut sah und die vielen Bücherkisten, gefüllt mit Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, da schwante mir nichts Gutes.

Seitdem sind wir 3 x umgezogen, immer benötigten wir eine größere Wohnung bzw. ein größeres Haus und immer glaubte ich meinem Mann, daß sein Chaos besser würde, sobald er mehr Platz für mehr Regale und Stellmöglichkeiten habe. Ich glaubte seinen Beteuerungen, nach der Pensionierung würde alles besser. Dann war er pensioniert, aber noch immer hat er angeblich keine Zeit zum Aufräumen. Er sitzt den ganzen Tag und liest und liest und liest
Heute weiß ich, daß ein Messie um so mehr sammelt, je mehr Platz und Aufbewahrungsmöglichkeiten er hat. Inzwischen haben wir ein Haus mit 240 qm Wohnfläche und fast das gesamte Souterrain (50qm), die Einliegerwohnung (53 qm))und ein weiteres Zimmer (12qm) sind so voll mit Papier, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Katalogen, Fernsehprogrammen, daß man die Räume kaum begehen kann. Was ich aber durchsetzen konnte ist, daß alle gemeinsam bewohnten Räume weitgehend müllfrei bleiben.

Es war sehr tröstlich für mich, Deinen letzten Beitrag zu lesen und wenn ich nicht sicher wäre, daß er von Dir stammt, würde ich glauben, es sei ein Beitrag von mir. Genau so, wie Du die Reaktionen Deines Mannes beschreibst, reagiert auch mein Mann. Endlich mal jemand, der das gleiche "Schicksal" erlebt wie ich, endlich jemand, der nachvollziehen kann, wie sehr ich als Angehörige leide (Schlafstörungen mit zunehmendem Alter, depressive Gedanken aus Verzweiflung).

Mein Mann weigert sich, die Bücher von Sandra Fulton auch nur wenigstens mal anzusehen, die ich ihm zum Problem "Messie" gekauft habe. Er glaubt, das Problem liege bei mir. Er empfiehlt mir, eine Psychotherapie zu machen, denn ich sei "wegwerfkrank". Wenn ich bei meinem Mann eine Quittung finde, weil er vor 36 Jahren für seinen damaligen Hund ein Medikament in der Apotheke gekauft hat und er sich dann darüber aufregt, daß ich ihm empfehle, so einen Zettel wegzuwerfen, dann bin ich "wegwerfkrank"!

Mein Mann ist sehr gebildet, er liest unheimlich viel, er hat studiert, einen Uni-Abschluß mit Prädikat, er hält sein Auto pico-bello sauber, auch er selbst duscht täglich und pflegt sich. Er hat sich in einem unserer Zimmer eine Bibliothek eingerichtet, Hunderte von Büchern nach Themen sortiert, ordentlich Rücken neben Rücken, aber in jedem Buch stecken ausgerissene Seiten von Zeitungen, die zu den jeweiligen Themen passen. Er hat alle seine Bücher im Kopf und würde das Fehlen eines einziges Buches sofort merken. Und so ein kluger und gebildeter Mensch schafft es nicht, ein Stück Papier wegzuwerfen, das schon fast 40 Jahre alt ist? Oder Zeitungen, Fernsehprogramme und Versandkataloge, die nach über 20 Jahren nicht mehr aktuell sind? Er schafft es auf Urlaubsreisen nicht, Touristeninfos oder Infomaterial in Kirchen liegen zu lassen und nicht in mehrfacher Ausfertigung mitzunehmen? Am Ende einer Urlaubsreise ist unser Wohnmobil gefüllt mit Papier, Prospekten, Zeitungen, auch wenn mein Mann die Sachen mangels Sprachkenntnissen garnicht lesen kann.

Da wir bereits in fortgeschrittenem Alter sind, denke ich an später und an unsere Kinder, die einmal diesen Müll entsorgen müssen. Manchmal ertappe ich mich dabei, daß ich mir wünsche, eines Tages meinen Mann zu überleben. Dann könnte ich noch aufräumen und entsorgen und müsste mich nicht schämen, daß ich es nicht geschafft habe, dieses Chaos zu vermeiden.

Niemand in unserer Familie, in unserem Freundeskreis, in unserer Nachbarschaft, in unserem Bekanntenkreis hat Verständnis für meinen Mann. Jeder ist einfach sprachlos, wenn er sein Chaos mal zu Gesicht bekommt. Und ich? Ich verteidige ihn dann auch noch, denn - so seltsam es klingt - ich liebe ihn trotzdem. Aber ich gehe an diesem Problem früher oder später kaputt.

Ich brauche Trost und Zuspruch!

Liebe Grüße

"Monella"

Re: Antwort und Erklärung

Violine, Donnerstag, 18.11.2010, 11:44 (vor 4920 Tagen) @ Monella

Hallo Monella,

Papier ist echt ein Problem. Und das nicht nur für Messies. Ich bekomme jede Woche so dermaßen viel Papier in den Briefkasten, dass sich das wahnsinnig schnell anhäuft, selbst wenn man ständig was in die Tonne kloppt.
Mein Mann hatte auch so einen Papiersammelwahn. Hauptsächlich Kataloge und sonstige Infos. Aber mit dem Internet hat sich das zum Glück gelegt. Denn heute kann man nahezu jede Information zu nahezu allen Dingen im Netz nachlesen. Wir sind beide Viel-Leser und haben auch etliche Regalmeter Bücher. Aber da kommt in den letzten Jahren gar nicht mehr so viel dazu. Mein Mann hat es mehr mit Technik und Elektronik. In meinem wie in Deinem Fall könnte man sogar sagen: Zum Glück, denn diese Sachen vergammeln nicht.
"Wegwerftick" - das musste ich mir zum Glück noch nie anhören. Mein Mann weiss ja, dass er ein Problem hat. Das hat aber sehr lange gedauert, bis er zumindest mal an diesem Punkt der Erkenntnis war. Aber dort stagniert es auch bis heute und bis auf weiteres. Mein Eindruck ist, das Chaos ist sein Schutzwall (wovor auch immer). Er signalisiert mir damt "komme mir nicht zu nahe". Und so halte ich eine gewisse innere und äußere Distanz. Das ist auch Selbstschutz.
Aber eine Lösung? Wie Du hier im Forum siehst, hat die niemand von uns Co-Messies.

LG

Re: Antwort und Erklärung

Monella, Donnerstag, 18.11.2010, 14:48 (vor 4920 Tagen) @ Violine

Liebe Violine,
danke für Deine Antwort. Es hat mir schon geholfen, zu erfahren, daß ich nicht die Einzige bin, die als Co-Messie leben muß.

Leider ist mein Mann kein Technik-Freak, er kann mit Mühe und Not E-Mails lesen und schreiben. Aber selbst seine E-Mails sammelt er seit Jahren, auch alle Spams und Werbungsmails, sofern sie nicht vorher ausgefiltert werden. Und wundert sich, weshalb sein PC so langsam hochfährt. Gegen meine Ratschläge wehrt er sich vehement.

Ich habe schon alle kostenlosen Zeitungen abbestellt, bei denen die Werbungen und Prospekte haufenweise beigelegt werden, aber mein Mann findet immer wieder Papier. Bei jedem Tankstopp kauft er sich Zeitschriften und Zeitungen.

Kurioserweise lebt neben uns ein Messie der schlimmsten Sorte. Sein 3-Familien-Haus ist nicht mehr bewohnbar,weil er auf 540 qm Wohnfläche alles sammelt, was er so beim Sperrmüll gefunden hat und noch immer findet im Lauf der letzten 20 Jahre. Er lebt in einer selbst gebauten Hütte auf seinem Grundstück. Sein Garten ist gefüllt mit Gasflaschen, Fahrrädern, Betonmischern, Booten, Fenstern und Türen aus Abbruchhäusern etc., so was muß man gesehen haben, sonst glaubt man es nicht. Und diesen Mann, der eigentlich sehr nett ist, stellt mir mein Mann dann immer als Beispiel hin und meint: "Schau, so schlimm bin ich ja doch wieder nicht". Die Frau dieses Nachbarn hat ihm - so wie ich meinem Mann - über viele Jahre hinweg geglaubt, er werde nach der Pensionierung aufräumen. Diese Frau lebt längst in einer eigenen Wohnung und wird von ihrem Mann nur noch an den Wochenenden besucht. Er nennt sein Chaoshaus "mein kleines Paradies" und darin ist er so glücklich, daß er mit seiner Frau noch nicht mal in Urlaub fahren mag.

Insofern muß ich ja eigentlich wieder froh sein, daß ich "nur" in einem Papierchaos leben muß.

Hast Du auch schon daran gedacht, Dir eine eigene Wohnung zu nehmen? Wie motivierst Du Dich, durchzuhalten? Wirfst Du gelegentlich heimlich Sachen von ihm weg? Wird er auch böse, wenn er das merkt?

LG
"Monella"

Re: Antwort und Erklärung

Violine, Freitag, 19.11.2010, 11:16 (vor 4919 Tagen) @ Monella

Liebe Monella,

Du hast mein ganzes Mitgefühl, ganz aufrichtig!
Nebenbemerkung zu Eurem Computer: An der Anzahl der Dateien liegt es nicht, dass der Compi so lange braucht um hochzufahren. Ihr müsstet mal eine sogenannte Defragmentierung ausführen und unnötige Dienste abschalten.
Übrigens sammelt mein Mann auch Daten. Ich glaube er hat an die zwanzig Festplatten. Aber das finde ich jetzt nicht so schlimm, so ne Festplatte braucht ja kaum Platz.

Und noch ne Parallele: Ein Bekannter von uns ist auch ein ganz furchtbarer Messie. Da argumentiert mein Mann auch genau wie Deiner. So von wegen "bei mir gammelt nix, bei dem ist das viel schlimmer..." usw.
Aber ja, ich habe schon oft überlegt, ob es für mich nicht besser wäre, in einer eigenen Wohnung zu leben. Aber das geht nicht so ohne weiteres. Da gibt es tausend Verwicklungen.
Meine Motivation ist die Hoffnung, dass mein Mann noch einen Schritt weiter geht und der theoretischen Erkenntnis die praktische Tat folgen lässt.
Außerdem ist mein Mann zwar Messie, aber er ist ein sehr liebenswerter Mensch. Wir verstehen uns sehr gut.
Und ich kann mit der erreichten Kompromiss zur Zeit ganz gut leben. Also: Die allgemeinen Räume sind soweit in Ordnung. Bei mir wird es eh nie aussehen wie im Möbelkatalog, das würde mir auch nicht gefallen, ich mag Wohnungen, denen man ansieht, dass jemand darin lebt.
Nein, seine Sachen werfe ich nicht weg. Umgekehrt würde ich auch nicht wollen, dass jemand meine Sachen wegwirft.
Aber manchmal stelle ich ihm die Frage "Brauchst Du das noch und wofür?" Wir haben ja auch zwei Sperrmülltermine im Jahr, die wir auch in Anspruch nehmen. Aber es kommt halt immer wieder was dazu, mein Mann kommt an keinem Sperrmüllhaufen vorbei.
Ich kenne mich mit dem ganzen Elektronikkram nicht gut genug aus, um zu unterscheiden, was Schrott ist und was nicht.
Zur Zeit verkauft mein Mann auch wieder Sachen (in einem Auktionshaus). Das hat uns schon öfter in finanziell klammen Zeiten weitergeholfen. Und er hat auch Ersatzteile für alle unsere Maschinen (Wasch-, Spülmaschine usw.), die er ja alle selbst reparieren kann (wir brauchen für nix einen Handwerker).
Man müsste also die Spreu vom Weizen trennen, Nützliches von Überflüssigem. Mein Situation ist sehr ambivalent.

LG

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Buchling, Freitag, 01.10.2010, 21:18 (vor 4968 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria
ich denke grad nach. Was erwarten wir Messies von den Angehörigen, damit wir wieder zufriedener mit unserem Leben sind?
Viele Grüße
Wolfram
Das ist aber nicht meine frage.
Ich möchte von den Angehörigen wissen, was sie von uns erwarten und nicht umgekehrt.
LG Xandria

Liebe Xandria,

leider habe ich nur kurz Gelegenheit hier jetzt zu schreiben, aber ich kann auch Nicht-Messies gut verstehen. Gerade Sammelmessis vermüllen die ganze Wohnung - sie sehen Dinge nicht als Müll an, die jeder "normale" Mensch schon lange entsorgt hätte. Das beeinträchtigt natürlich die Lebensqualität.

Violine wünscht sich vermutlich, daß ihr Mann all das nutzlose Gerümpel entsorgt und sie in einer menschenwürdigen Umgebung wohnen kann ohne ständig über irgendwelche völlig mysteriösen Schachteln mit sinnfreiem Zeug zu stolpern.

Ein für mich völlig nachvollziehbararer Wunsch. Die meisten der hier schreibenden Messies wären nicht hier, wenn sie nicht auch unter ihrer Sammelwut leiden würden.
Wie es Wolfram mal so nett geschrieben hat, bin ich dann wohl eher eine Rumschmeißerin. Mein ADS macht es mir fast unmöglich halbwegs organisiert zu leben - Aufräumen bedeutet für mich dann auch wegwerfen - ich mach das ohne große Probleme.

Es gibt auch Angehörige, die einfach nur ein Essen zu sich nehmen wollen, ohne über vergammelte Sachen zu fliegen, ohne vorher endlos schimmelige Lebensmittel entsorgen zu müssen, ohne sich schlicht zu ekeln.

Dann gibt es Angehörige, die sich nicht immer schämen möchten, sei es aus Finanzmess, weil regelmäßig der Gerichtsvollzieher kommt, oder Zeitmess, weil man sogar zur Hochzeit der eigenen Kinder zu spät erscheint.
Also mir ist klar, was die Angehörigen wollen... Ein normales Leben ohne Müll, unnütze Dinge, die die Lebensqualität beeinträchtigen, ohne Schuld- und Schamgefühl.

Ich kann beide Seiten gut verstehen. Und wir Messies wären nicht im Messieforum, wenn wir das nicht auch irgendwie wollten.

So, ich könnte jetzt noch weiter schreiben, habe aber Besuch - um den ich mich jetzt kümmern muß.

Wenn mir jemand, ob Messie oder Angehöriger widersprechen will, dann habe ich kein Problem damit.

Liebe Grüße und ein wunderschönes Wochenende

Buchling

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Viola, Freitag, 01.10.2010, 15:10 (vor 4968 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria

Hallo Xandria,

ich finde das Wort "erwarten" nicht unpassend, denn es steckt ja "warten" darin. Ich warte also, dass
etwas geschieht, dass sich etwas ändert an dem jetzigen Zustand.

Der Vergleich mit Alkis, Drogenabhängigen und Zwangskranken passt ganz gut, finde ich.

Im Grunde war meine Erwartung, dass der Messie sich während unserer Beziehung ändert, unrealistisch. Es kommt auch darauf an, ob der Messie schon von Beginn unserer Beziehung an Messie war oder ob er es erst geworden ist im Laufe der Zeit oder ob es schlimmer geworden ist im Laufe der Zeit. Kann ich erwarten, dass es wenigstens nicht schlimmer wird als es zu Beginn des Kennenlernens war? Erwarten darf ich alles, aber die Frage ist, ob ich nicht vergeblich warte.

Wenn Messiesein eine Krankheit wie Sucht oder Zwang ist, ist der Betroffene ja relativ machtlos dagegen, d.h.mit reiner
Willensanstrengung wird er sich nicht ändern können.

Mein Fehler im Nachhinein war, dass ich überhaupt einen gemeinsamen Haushalt mit meinem Messie
gegründet habe. Das war wirklich dumm, denn dadurch habe ich riskiert, dass mein lebens-und Wohnumfeld durch
die Krankheit versaut wird.
Es ist ja das gleiche, als wenn ich z.b. gerne Bergtouren mache und Aktivurlaub mache, überhaupt ein Bewegungsmensch bin, aber mich mit einem sehr dicken Menschen zusammen tu. Dann kann ich doch auch nicht von ihm verlangen,dass er mir zuliebe abnimmt, damit ich gemeinsam mit ihm all diese sportlichen Aktivitäten machen kann und nicht alleine in Urlaub fahren muss.

Ein Dicker kann genauso wenig allein mit Willenskraft abnehmen wie ein Messie seinen ganzen Kram wegwerfen kann oder reduzieren kann.
Für mich besteht die Lösung also darin, getrennten Urlaub machen (im einen Fall) oder getrennte Wohnungen haben (im anderen Fall)Dann muss ich auch nichts mehr erwarten und auf nichts mehr warten und habe den Stress nicht mehr.

Viola

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Xandria, Freitag, 01.10.2010, 15:25 (vor 4968 Tagen) @ Viola

Hallo Viola,

danke, dass du von deinen Erlebnissen berichtest. Ja, der Vergleich mit Süchtigen/Zwangskranken passt recht gut.

Allerdings, weiß ich immer noch nicht was du von deinem Messie erwartest.

Es ist immer wieder ein Phänomen (nicht nur hier und es passiert mir auch), dass am immer, wenn man fragt, "was erwartest du?" als Antwort bekommt, was man nicht erwartet (erwarten kann).

Ich versuche, vielleicht eine Schnittmenge herauszukristallisieren, mit den beiden Seiten leben können.

Ich denke, wenn wir einander verstehen wollen (was wir zweifelsfrei müssen, wenn wir zusammenleben wollen) mussen wir uns austauschen. Es nütz nichts, wenn jeder von uns alleine vor sich hindümpelt.

Es ist ja auch nur ein Versuch.

LG Xandria

PS: Was erwartest/wünscht du dir nun?

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Viola, Freitag, 01.10.2010, 22:53 (vor 4968 Tagen) @ Xandria

Hallo Xandria,

ja, das stimmt: "Es ist immer wieder ein Phänomen (nicht nur hier und es passiert mir auch), dass am immer, wenn man fragt, "was erwartest du?" als Antwort bekommt, was man nicht erwartet (erwarten kann)."

Ich hatte tatsächlich vergessen, am Ende zu schreiben, was ich denn nun erwarte.
Ich erwarte (und diesmal ist es im Sinne von "ich verlange"), dass ich die gleichen Rechte wie mein
Messie habe, was die Wohnung betrifft, dass also die Hälfte der Räume nach meiner Vostelleung eingerichtet
sind, während mein Partner die andere Hälfte "gestalten" oder voll"messen" darf.

Verhandelt werden muss noch über die Gemeinschaftsräume, weil die ja auch zur Wohnfläche gehören.
Da suche ich noch eine Lösung und habe schon verschiedenes ausprobiert.

Konkret sieht es also z.Zt. so aus, dass
er in den Gemeinschaftsräumen seine Sachen nach einer bestimmten Stundenzahl wegräumen muss. Das legen wir
im Einzelfall fest. Ich selber muss mich natürlich auch an die Regeln halten, darf z.b. nur Sachen
wegwerfen, von denen eine Gefahr ausgeht (Schimmeliges z.b., gebrauchte Tempos, Organischer Müll)

Mein Partner muss von mir
aus keine Therapie machen und seine Einstellung nicht ändern.
Es reicht mir, wenn er sich auf der
Verhaltensebene an (unsere gemeinsam ausgehandelten) Regeln hält.

Wenn Du noch Fragen hast, frage ruhig!:)

Viola

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Gabi, Dienstag, 21.12.2010, 21:50 (vor 4887 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria

Hallo Xandria,
ich habe auch mit einem Messie zu tun und würde mich gern mal ganz bequem zu einer Tasse Kaffee auf der Couch hinsetzen und über Gott und die Welt reden zu können. Geht aber leider nicht, weil immer alles voll liegt - Couch, Sessel, Boden. Und zudem fühle ich mich etwas unwohl, weil der Durcheinander ja für mich nicht gerade sauber wirkt.
Gruß
Gabi

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Xandria, Donnerstag, 23.12.2010, 20:47 (vor 4885 Tagen) @ Gabi

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria
Hallo Xandria,
ich habe auch mit einem Messie zu tun und würde mich gern mal ganz bequem zu einer Tasse Kaffee auf der Couch hinsetzen und über Gott und die Welt reden zu können. Geht aber leider nicht, weil immer alles voll liegt - Couch, Sessel, Boden. Und zudem fühle ich mich etwas unwohl, weil der Durcheinander ja für mich nicht gerade sauber wirkt.
Gruß
Gabi
Hallo Gabi,

das ist mal eine klar formulierte Aussage.

Hast du das deinem Messie-Angehörigen so gesagt?

Wenn ja, wie hat er darauf reagiert?

LG Xandria

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

hansihugo, Sonntag, 09.01.2011, 00:16 (vor 4869 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria

Ich schreibe das als Angehöriger einer (Ex?) Messie Frau. Einen Messie kann man mit einem Alkoholiker vergleichen. Das Sammeln, vermüllen oder sonstige Auswirkungen entspringen immer einem in der Kindheit erlittenem Defizit oder Verlust. Messie ist Kompensation!!
Es ist ganz einfach, leider aber völlig unbefriedigend:

Nicht-Messies haben ein anderes Gefühl von Ordnung und Sauberkeit als Messies. Meiner Erfahrung nach hat ein Messie einen selektiven Blick. Er blendet das aus, was ihn eigentlich selbst stört. Der Nicht-Messie erfasst das Gesamtbild eines Zimmers. Er sieht Müll. Der Messie sieht die aufgeräumte und sortierte Ecke der Dinge, die er noch gebrauchen kann oder die für ihn wichtig sind. Den Rest nimmt er nicht wahr, denn das erledigt er als nächstes. Leider kommt es nicht dazu, weil er neue "nützliche" oder "wichtige" Dinge heranschaffen muss. Das beschreibt klar das Dilemma. Dem Messie fehlt es immer an Zeit um das zu erledigen, was er noch vor sich hat. Idealerweise sind immer die anderen Schuld, die den Messie am ordnen stören. Der Nicht-Messie möchte sich in seiner Wohnung wohlfühlen. Er möchte sich keinen "Pfaden" entlang schlängeln, er möchte es für seine Begriffe übersichtlich haben.
Er braucht es, daß der Partner den gleichen Sinn für Ordnung hat. Genau hier liegt der Sprengstoff in der Beziehung zwischen Messies und Nicht-Messies. Einer der beiden fühlt sich in der gemeinsamen Wohnung nicht wohl. Differenziert gesagt: Der Messie fühlt sich in seiner Psyche nicht wohl, der Nicht-Messie mag das Chaos nicht, das den Messie umgibt.

Es gibt genau 2 Lösungsmöglichkeiten: Trennung (empfehle ich bei Partnerschaften mit Kindern zumindest auf Zeit) und/oder Therapie für den Messie. Falls der Zerrüttungsgrad der Beziehung noch nicht so hoch ist kann ein Kompromiss sein, daß der Messie einen Raum hat um dort seine Wunden lecken kann. Dort kann der Messie seinen Drang ausleben. Ist aber auf Dauer auch nervig, denn der Messie hat meiner Erfahrung nach immer den Drang, seinen Aktionsradius aus zu weiten, denn in dem Raum wird ihm der Platz ausgehen.
Ich habe von meiner Messie Frau erwartet, daß sie sich endlich ihrem Problem stellt. Nach 12(!!) Jahren hat sie Ihre Wunden im Griff. Aber es erfordert auch nach erfolgreichem Therapieren Toleranz der Nicht-Messies, die Reste des Nicht-Organisationsvermögens des Messies auszugleichen. Das sollte dann aber kein Problem mehr sein, denn Messies sind meiner Erfahrung nach in ihrem Kern sehr liebe Menschen, die mit dem Nicht-Messie durch dick und dünn gehen. Der Preis ist zusammengefasst:

- Sehr viel Geduld, bestimmtes Eintreten für Ordnung sowie Durchhaltungsvermögens des Nicht-Messies (es wird Jahre brauchen)
- Therapierung (muß kein Psychologe sein)des Messies.

Wenn eines der beiden Dinge nicht vorhanden ist, geht nur eine Trennung.

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Wolfram, Dienstag, 11.01.2011, 14:47 (vor 4866 Tagen) @ hansihugo

danke,
das ist recht gut geschrieben. So etwa hatte ich mir eine gemischte SHG aus Messies und Angehörigen vorgestellt.

Dazu einige Anmerkungen eines Messies:
der selektive Blick ist erst durch das Chaos entstanden und war nicht schon seit den Kindheitserlebnissen vorhanden. Das Ausblenden ist nur temporär, denn mich als Messie stört das Chaos fast genauso und ich weiß auch theoretisch, wie ich aufräumen kann, wenn sich der Platz mit dem Sammeln auch vergrößern würde. Das geht nur nicht. Der Messie sieht die Bedeutung der aufgehobenen Dinge und der Angehörige weiß nicht, wozu die Dinge gut sind. Kann man da nicht darüber sprechen? Bei einem Foto sehe ich die Dinge wie ein Angehöriger, weil ich das nicht so genau sehen kann, was das ist und mehr die Übersicht zum Vorschein kommt. Umgekehrt könnte der Angehörige erkennen, dass nicht alles Müll ist, was da rumliegt.
Es gibt keinen Schuldigen. Es gibt nur ein mangelhaftes Verständnis von allen Seiten. Der Angehörige hat es noch schwerer, weil er nicht das erlebt hat, was der Messie erlebt hat. Der Messie muß ja erstmal selber erkennen, wodurch seine Probleme entstanden sind und das kann ziemlich lange dauern.
Mir als Messie gefallen meine Pfade auch nicht. Deshalb ist das nicht das Problem, sondern,

wie schaffe ich es, Dinge wegzuwerfen und dafür den in der Kindheit erlittenen Verlust wiederherzustellen.

Frage an die Angehörigen:
Wo fängt das Chaos an? Wieviel Stühle im Wohnzimmer sind akzeptabel? Warum ist ein Tisch im Wohnzimmer kein Müll und ein Ablagetisch ist Müll?
Die 2 Lösungsmöglichkeiten empfinde ich als Müll. Trennung ist genau das Gegenteil von dem, was der Messie zur Überwindung braucht. In der Kindheit Verlust und dann Trennung? Das passt nicht zusammen.
Therapie für den Messie ist nur tlw. richtig. Der Angehörige sollte genauso die Therapie machen. Unter Therapie verstehe ich aber nicht nur die bei einem Therapeuten sondern das Erlebnis z.B. in einer SHG, wie ich sie näherungsweise auch hier so verstehe. Es ist wichtig dabei, dass viele Meinungen zusammenkommen, erst dann erfährt man von sich die Hintergründe.
Es ist auch falsch, den Messie in einen speziellen Raum "abzuschieben". Ich habe einen spez. Raum, der vollkommen voll ist. Dort steht aber nicht der Fernseher und nicht der PC. Denn ich will nicht in einem Nebenraum leben, sondern im Hauptraum, dem Wohnzimmer.

Re: Was erwartet ihr Angehörigen von uns Messies eigentlich?

Tanja, Donnerstag, 29.11.2012, 18:45 (vor 4178 Tagen) @ Xandria

Hallo,
obige Frage meine ich ganz ohne Vorwürfe usw.
Ich würde es einfach gerne mal wissen.
LG Xandria


Kurz und knapp: Respekt für die Mitbewohner/Angehörigen, deren Gesundheit und deren Nutzungsrechte an den Gemeinschaftsräumen - Messies sind eben keine Insel! - Lasst euch doch bitte helfen damit das Zusammenleben für alle stressfreier klappt.


Gemeinschaftsräume und deren Nutzung
1. Grundsatz:
Wohnraum und dazu gehörendes Nebengelass, Treppenhäuser, Gemeinschaftsräume (WZ, Bad, Küche, Durchgangszimmer) sind stets sauber zu halten zu pflegen und vor Beschädigungen oder Zerstörung zu schützen. Das gilt auch für die Außenanlagen.
2. Nutzung:
Gemeinschaftsräume sind zweckbestimmt zu nutzen und das Ablagern von anderen privaten Gegenständen ist untersagt. Verschmutzungen sind vom Verursacher zu entfernen.
3. Sicherheit in Treppenhäusern und Gemeinschaftsräumen:
Treppenhäuser und/oder Treppenflure sowie Kellergänge sind im Notfall Fluchtwege und daher frei zu halten, um Leben und Gesundheit nicht zu gefährden.


Die Antwort ist auch ohne Vorwurf gemeint. [image]

Tanja

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