Hilfe, ich weiß nicht weiter! (Angehörige)
Hallo,
Ich brauche ganz dringend einen Rat! Ich wohne zusammen mit meiner Familie in einem kleinen Haus. Eigentlich ist das Haus super ordentlich, wäre da nicht die Unordnung meines Bruders. Eigentlich ist Unordnung in dem Sinne kein Wort für diesen Zustand. Es liegt auch nicht wirklich daran, dass er nicht aufräumt, sondern daran, dass er einfach sein Essen nicht wegschmeissen kann. Er lässt es einfach komplett verschimmeln. An allen möglichen Orten liegen Essensreste oder sogar komplette Portionen. Wir haben ihm schon mehrmals geholfen und das ganze Zimmer ordentlich gemacht, leider ohne Erfolg. Immer wieder macht er das selbe. Er versteckt das Essen sogar, dass wir manchmal eben gar nicht wissen wo es liegt. Und ich bin einfach an einem Punkt angekommen, an dem ich es nicht mehr aushalte. Unser Haus stinkt schrecklich und überall sind irgendwelche Insekten. Ich schaffe das einfach nicht mehr. Nur weiß ich auch nicht, was ich tun soll. Vielleicht hat er irgendwelche Probleme, aber er verneint das. Ich habe ihm schon oft Angebote zum reden gemacht aber er nimmt das nie an. Und jetzt weiß ich einfach nicht mehr weiter. Bin komplett verzweifelt. Ich finde das total ekelig, bin den ganzen Tag am weinen, ich verzweifel einfach. Keine Ahnung was ich machen soll. Habt ihr einen Rat für mich?
Danke schon mal im Vorraus,
Liebe Grüße,
Anni
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Anni,
dass du verzweifelt und ratlos bist, kann ich gut verstehen! Gut, dass Du was unternimmst und Hilfe suchst.
Wie alt ist denn Dein Bruder und was sagen denn die Eltern dazu? Was unternehmen diese dagegen? Ist es also so, dass Dein Bruder Essen hortet,
was er von den Mahlzeiten abgezweigt hat oder kauft er es selber?
Was spricht dagegen, dass er einen eigenen kleinen Kühlschrank in seinem Zimmer aufstellt, damit das Essen
einen richtigen Platz hat und nicht mehr verdirbt?
Schreib doch etwas mehr, wenn Du magst!
Viele Grüße
Deborah
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Deborah,
dankeschön für deine schnelle Antwort! :) Ich bin sehr froh, dass du mich verstehst und auch, dass ich endlich mal darüber reden konnte, vor meinen Freunden trau ich mich gar nicht, weil ich denke, dass sie mich dann vorverurteilen und denken, dass ich auch so bin.
Mein Bruder ist 14 Jahre, meine Eltern sind total verzweifelt und wissen auch nicht mehr, was sie noch tun können. Die ganze Familie leidet unter dem Chaos meines Bruders. Er sagt auch selbst, dass es ihm Leid tut aber er ändert nichts. Sein Zimmer aufzuräumen geht wirklich total an meine Grenzen und mittlerweile habe ich auch keine Lust mehr dazu, ich weiß ja, dass sich sowieso nichts ändert. Innerhalb weniger Wochen ist alles wieder genau so schlimm. Ja er hortet sozusagen sein Essen. Und das liegt nicht daran, dass er nichts essen möchte, sogar im Gegenteil, er kauft sich am Tag bestimmt 4, 5 Mal richtig gute Portionen und isst diese dann auch. Ich weiß nicht genau was es für ihn ausmacht, ob er das Essen isst oder nicht, jedenfalls packt er manche Portionen einfach in sein Zimmer und lässt sie dort verschimmeln und kauft sich stattdessen lieber etwas anderes. Wenn er sich selbst Essen kauft, dann kommt es selten vor, dass er etwas davon verschimmeln lässt (zumindest ist das mein Eindruck), aber wenn es meine Eltern kaufen, dann kommt das eigentlich fast täglich vor. Und es ist ja nicht so, dass ihm die Sachen nicht schmecken, wir kochen eigentlich jeden Tag Sachen die er mag und fragen ihn auch, ob er damit einverstanden ist. Trotzdem verhält er sich so.
Die Idee mit einem eigenen Kühlschrank in seinem Zimmer finde ich ganz gut! Danke für den Tipp :) Er selbst hat ja auch keinen speziellen Platz für das Essen, er schmeißt es einfach irgendwo hin, wo gerade Platz ist, meistens packt er es sogar in Kartons oder anderes, nur dass wir es nicht merken. Wir riechen dann immer nur diesen widerlichen Geruch und sehen übeall die Insekten, können aber quasi gar nicht aufräumen. Wir haben ihm aber auch schon öfters angeboten, dass er sagen kann, wenn ihm das Essen nicht schmeckt, wenn er sein Pausenbrot nicht schafft, usw. dann ist das alles kein Problem, er soll es einfach nicht verschimmeln lassen, aber er redet nicht mit uns. Langsam bekomme ich leider schon den Eindruck, dass er sich wohl fühlt in seinem ganzen Dreck. Ich denke er weiß auch, wie sehr es uns allen, und ganz besonders mir, zu schaffen macht. Schließlich bin ich seine Schwester, ich mache mir ständig Vorwürfe, ob ich nicht irgendetwas falsch gemacht habe oder ob ich früher etwas merken hätte sollen. Ich möchte ihm ja helfen, aber ich weiß auch, dass es wieder ein großer Kampf mit mir selbst wäre, sein Zimmer in Ordnung zu bringen und wozu? Sieht doch sowieso bald wieder so aus wie jetzt.
Fakt ist, dass es so nicht weitergehen kann. Ich weiß nicht, wie er da leben kann aber ich kann es nicht. Es ist Zeit, dass sich etwas ändert! Ich bin so weit, dass ich sage, ich ziehe lieber hier aus und lebe in einem betreuten Wohnheim o.ä. als hier. Für mich ist das hier kein Zuhause, ich fühle mich einfach nicht mehr wohl.
Dankeschön nochmals für die Antwort,
Liebe Grüße,
Anni
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
dankeschön für deine schnelle Antwort! :) Ich bin sehr froh, dass du mich verstehst und auch, dass ich endlich mal darüber reden konnte, vor meinen Freunden trau ich mich gar nicht, weil ich denke, dass sie mich dann vorverurteilen und denken, dass ich auch so bin.
Hallo Anni,
das tut mir wirklich leid, dass du als Angehörige so unter diesem Zustand leiden musst und nicht nur die Belästigung durch den Gestank und die Gesundheitsgefahr durch den Schimmel hast, außerdem noch die eklige und frustrierende Aufräumarbeit im Zimmer des Bruders hast, sondern dich auch noch schämen musst und befrürchten musst, in dieselbe Ecke wie dein Bruder gestellt zu werden.
"Mein Bruder ist 14 Jahre, meine Eltern sind total verzweifelt und wissen auch nicht mehr, was sie noch tun können. Die ganze Familie leidet unter dem Chaos meines Bruders. Er sagt auch selbst, dass es ihm Leid tut aber er ändert nichts."
Wenn er erst 14 ist, sind seine Eltern ja noch die Erziehungsberechtigten und können Einfluss nehmen und von ihm verlangen, dass er sich an bestimmte Regeln hält des Zusammenlebens hält und diese auch durchsetzen, z.b. indem sie ihm das Taschengeld so sehr kürzen, dass er sich davon nicht mehr mehrere Mahlzeiten kaufen kann. Ich wunderte mich beim Lesen sowieso, woher er soviel Geld hat, um soviel zu kaufen.
Ferner sollten die Eltern vorübergehend, bis sich das bessert, verbieten, dass er sich Essen ins Zimmer holt. Am besten wären ja gemeinsame Mahlzeiten. Auf jeden Fall dürfte er solange keinen Zugang zur Küche und zu Vorräten haben, wie er damit nicht vernünftig umgehen kann.
Essen ist zum Essen da und nicht zum Vergammeln lassen oder wegschmeißen. Mir kommt es vor, als ginge es ihm zu gut, da er offenbar im Überfluss lebt und es sich erlauben kann, soviel Essen verderben zu lassen. Das muss wirklich nicht sein.
" Sein Zimmer aufzuräumen geht wirklich total an meine Grenzen und mittlerweile habe ich auch keine Lust mehr dazu, ich weiß ja, dass sich sowieso nichts ändert. Innerhalb weniger Wochen ist alles wieder genau so schlimm."
Völlig richtig und verständlich, dass du dazu keine Lust mehr hast! Das ist auch wirklich nicht deine Aufgabe! Im Gegenteil, er wird dadurch nur weiterhin zur Verantwrtungslosigkeit erzogen, wenn man ihm das abnimmt. Hilfe anbieten, ja, aber machen muss er es selber. Und wenn er das noch nicht kann, darf er eben keine Gelegenheit kriegen, Verderbliches zu horten.
Schimmlige Lebensmittel sind ja auch eine Gesundheitsgefahr für euch alle. Es ist sehr ungesund, Schimmelsporen, die dann in der Luft sind, einzuatmen! Und das Ungeziefer kann auch Krankheiten übertragen. So geht es absolut nicht weiter.
Wenn deine Eltern kein Machtwort sprechen können (am einfachsten wäre es ja über Geld und Küche abschließen zu erreichen), dann sollten sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
"Ja er hortet sozusagen sein Essen. Und das liegt nicht daran, dass er nichts essen möchte, sogar im Gegenteil, er kauft sich am Tag bestimmt 4, 5 Mal richtig gute Portionen und isst diese dann auch. Ich weiß nicht genau was es für ihn ausmacht, ob er das Essen isst oder nicht, jedenfalls packt er manche Portionen einfach in sein Zimmer und lässt sie dort verschimmeln und kauft sich stattdessen lieber etwas anderes. Wenn er sich selbst Essen kauft, dann kommt es selten vor, dass er etwas davon verschimmeln lässt (zumindest ist das mein Eindruck), aber wenn es meine Eltern kaufen, dann kommt das eigentlich fast täglich vor. Und es ist ja nicht so, dass ihm die Sachen nicht schmecken, wir kochen eigentlich jeden Tag Sachen die er mag und fragen ihn auch, ob er damit einverstanden ist. Trotzdem verhält er sich so."
Auch das kommt mir so vor, als sei er reichlich verwöhnt worden von euch. Er soll froh sein, dass er überhaupt genug zu essen kriegt und das Glück hat, in einem Land zu leben, wo man nicht hungern muss. Wenn er es sich leisten kann, soviel vergammeln zu lassen, geht es ihm einfach zu gut!
"Die Idee mit einem eigenen Kühlschrank in seinem Zimmer finde ich ganz gut! Danke für den Tipp :) Er selbst hat ja auch keinen speziellen Platz für das Essen, er schmeißt es einfach irgendwo hin, wo gerade Platz ist, meistens packt er es sogar in Kartons oder anderes, nur dass wir es nicht merken. Wir riechen dann immer nur diesen widerlichen Geruch und sehen übeall die Insekten, können aber quasi gar nicht aufräumen. Wir haben ihm aber auch schon öfters angeboten, dass er sagen kann, wenn ihm das Essen nicht schmeckt, wenn er sein Pausenbrot nicht schafft, usw. dann ist das alles kein Problem, er soll es einfach nicht verschimmeln lassen, aber er redet nicht mit uns. Langsam bekomme ich leider schon den Eindruck, dass er sich wohl fühlt in seinem ganzen Dreck."
Zumindest scheint er nicht so drunter zu leiden wie ihr und außerdem kann er sich ja immer drauf verlassen, dass ihr irgendwann den Mist rausschafft, also muss er keinen Finger krumm machen.
" Ich denke er weiß auch, wie sehr es uns allen, und ganz besonders mir, zu schaffen macht. Schließlich bin ich seine Schwester, ich mache mir ständig Vorwürfe, ob ich nicht irgendetwas falsch gemacht habe oder ob ich früher etwas merken hätte sollen."
Auf KEINEN FALL HAST DU IRGENDEINE SCHULD DARAN! zieh dir das bloß nicht an. 1.bist du nicht für seine Erziehung zuständig, sondern seine Eltern und 2.sind Eltern auch nicht für alles verantwortlich, was ein Kind tut oder lässt, es gibt auch noch viele andere Einflüsse.
"Ich möchte ihm ja helfen, aber ich weiß auch, dass es wieder ein großer Kampf mit mir selbst wäre, sein Zimmer in Ordnung zu bringen und wozu? Sieht doch sowieso bald wieder so aus wie jetzt."
Richtig so! Du solltest dich auch nicht mehr überwinden, SEINEN Dreck wegzumachen! Dafür ist er zuständig und seine Eltern müssen es durchsetzen!
"Fakt ist, dass es so nicht weitergehen kann. Ich weiß nicht, wie er da leben kann aber ich kann es nicht. Es ist Zeit, dass sich etwas ändert! Ich bin so weit, dass ich sage, ich ziehe lieber hier aus und lebe in einem betreuten Wohnheim o.ä. als hier. Für mich ist das hier kein Zuhause, ich fühle mich einfach nicht mehr wohl."
Kann man wirklich verstehen und es zeigt, wie ernst es Dir geworden ist, indem du sogar schon überlegst, zu fliehen. Das sollte aber wirklich nur die letzte Möglichkeit sein. Vorher kannst du verlangen, dass sich zuhause was ändert. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Du selber zum Jugendamt gehst und dort Rat und Hilfe suchst. Dann wird deinen Eltern vielleicht geholfen, sich gegenüber deinem Bruder durchzusetzen. Denn es ist auch Aufgabe der Eltern, dass DU nicht in so einer ungesunden Umgebung leben musst und dass du nicht so ausgenutzt wirst, um immer wieder eine vergebliche und sinnlose Hilfe für deinen Bruder zu leisten.
Aber vielleicht klappt es ja erst mal mit dem Taschengeldentzug, so dass weitere Schritte erstmal noch nicht überlegt werden müssen.
Viele Grüße
von Deborah
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Deborah, dankeschön für deine liebe Antwort! :) Ich weiß natürlich nicht, wie meine Freunde reagieren würden aber ich möchte es auch gar nicht wissen. Leute nach Hause einzuladen ist schon lange unmöglich weil ich mich zu sehr für das Zimmer meines Bruders schäme. Obwohl mein Zimmer total ordentlich und immer aufgeräumt ist... Ich leide wirklich wahnsinnig unter diesem Zustand, schon seit längerem habe ich selbst Probleme damit überhaupt etwas zu essen, weil mich Essen allgemein immer wieder daran erinnert. Außerdem muss ich immer daran denken, dass auf der anderen Seite der Welt Menschen und schon kleine, unschuldige Kinder verhungern weil sie einfach nichts zu essen haben und mein Bruder lässt es einfach so verschimmeln :'( tut mir leid ich klinge vielleicht wie eine große Heulsuse aber genau das ist, was ich momentan empfinde.
Ja meine Eltern könnten ihn erziehen, haben aber schon immer in der Erziehung versagt (meiner Meinung nach) wir hatten eigentlich nie klare Grenzen. Okay ich habe gelernt was ich darf und was nicht, aber das hat meiner Meinung nach eher mit meinen Freundinnen zu tun als mit der Erziehung. Meine Mutter hat auch gesagt, dass sie ihm das Taschengeld kürzen will, aber er sagt, das macht ihm nichts aus, zur Not verkauft er eben Sachen die er nicht mehr braucht oder leiht sich Geld (mal abgesehen davon dass er in dem Chaos überhaupt etwas findet). Wenn er sich die Mahlzeiten nicht vom eigenen Geld kauft dann schaut er eben in den Kühlschrank oder ins Gefrierfach ob noch Fertigpizza oder ähnliches da ist. Er frägt auch gar nicht um Erlaubnis, er macht sich das eben einfach. Und da nicht immer jemand zuhause ist, kann das leider auch nicht kontrolliert werden. Das mit dem verbieten wäre schon mal eine gute Lösung, es gibt bei uns ja auch oft gemeinsame Mahlzeiten, wenn eben alle Zuhause sind, aber z.B. ob er seine Brotzeit aus der Schule gegessen hat, kann keiner kontrollieren, weil mein Bruder meist als erster daheim ist und dann kann er alles gleich in seinem Zimmer "verstecken". Das klingt wirklich gut, ich werde es auf jeden Fall mal meinen Eltern vorschlagen, vielleicht können sie das ja wirklich umsetzen. Und hoffentlich hält mein Bruder sich daran, denn meine Eltern können sich oft gar nicht durchsetzen.
Naja meine Familie sieht das anders. Bei uns heißt es immer "Wir sind eine Familie, wir halten zusammen und wir helfen uns!" und somit wäre das die Entschuldigung dafür, dass wir auch sein Zimmer aufräumen. Ich habe auch probiert ihn zu kontrollieren aber irgendwann übersteigt das auch meine Grenzen. Man kann sowieso nur schwer laufen dort und vor allem sehr schwer atmen. Und ich traue mich auch gar nicht in jeden einzelnen Karton, Schub oder sonst was rein zu schauen. Dass es sehr ungesund ist weiß ich, man bekommt wirklich kaum Luft dort. Und schlimmerweiße denke ich immer noch, dass es ihm am allerwenigsten von uns ausmacht obwohl er ja in dieser Unordnung lebt.
So etwas habe ich auch schon angesprochen, aber meine Familie möchte nicht die Hilfe irgendwechler Ämter. Ich fände es ja auch einen richtigen Weg... Ich glaube manchmal wollen sie sich nicht eingestehen, in der Erziehung versagt zu haben. Tut mir leid aber es ist so. Ich bin mittlerweile alt genug um das zu wissen.
Ja du hast Recht, er wurde (und wird immer noch) von meinen Eltern verwöhnt. Allerdings muss ich dazu sagen, dass meine Eltern bei mir (zumindest nach meinen Empfindungen) nie so waren. Aber könnte auch daran liegen dass er, im Gegensatz zu mir, ein Wunschkind war. Ja ganz genau das ist ja auch mein Grund warum ich schon seit längerem vieles Essen komplett verweigere. Ich kann nicht essen während ich weiß, dass andere, arme, unschuldige Kinder verhungern und während ich weiß, dass bei uns zuhause Essen am verschimmeln ist. Das ist so absolut ungerecht! :(
Ich weiß nicht... ich glaube schon, dass ich Schuld daran habe. Immerhin bin ich doch seine Schwester. Als wir noch kleiner waren haben wir jeden Tag zusammen gespielt oder etwas unternommen. Ich habe von der ganzen Essenshorterei auch erst viel zu spät etwas mitbekommen! Wieso habe ich nicht vorher etwas gemerkt? Mittlerweile ist unser Geschwisterverhältnis total zerbrochen. Wir reden kaum noch ein Wort miteinander, ich bin froh wenn ich ihn nicht sehen muss. Wenn ich nicht Schuld bin, wer dann?
Ich bin schon einmal "geflohen" weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Aber nur für einen kurzen Zeitraum... leider hat das nichts geändert. Aber es ändert sich so ja auch nichts und wenn sich sowieso schon nichts ändert, dann möchte ich wenigstens wo anders wohnen, es ist mir eigentlich ganz egal wo, hauptsache weg von hier! Ich bin an meinen Grenzen, ich kann nicht mehr!!! Ich weiß nicht ob mich das Jugendamt ernst nehmen würde. Außerdem würden sie sicher jemanden vorbei schicken um sich die Situation vor Ort anzusehen und ich habe schreckliche Angst, dass mich meine Familie dann hasst weil ich ja zu einem Amt gegangen bin :( ich will doch nur helfen... Ich bin dir wirklich sehr dankbar für alles! Und ehrlich gesagt möchte ich auch gerne weiterhin Kontakt zu dir halten (falls du das möchtest) daher wollte ich noch fragen ob du vllt. icq oder so hast. Denn du hilfst mir wirklich sehr, du unterstützt mich und du hast sehr hilfreiche Tipps für mich! ... ich hoffe, dass meine Eltern den Taschengeld-Entzug durchsetzen werden, habe aber keine Ahnung ob das etwas hilft, er hat auch gesparrtes Geld, an das er ran kommt und außerdem möchte er ja Sachen verkaufen, sich Geld leihen...
Danke für deine tolle Antwort nochmals!
Liebe Grüße,
Anni
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Anni,
oh,das ist ja noch viel schlimmer als ich dachte. es ist wirklich deutlich zu merken, dass du am Ende deiner Kraft, was dieses Thema angeht, bist. Du wirst ja schon krank davon, denn dass du selber schon kaum noch essen magst, kann schon der Beginn einer Essstörung sein.
Vielleicht weil du dich so hilflos und machtlos und ausweglos fühlst.
Du hast aber das Recht, dir für dich Hilfe zu suchen!
Ich bin völlig davon überzeugt, dass Du gar keine Schuld hast am Verhalten deines Bruders, denn worin sollte diese bestehen? Du hast ihm ja nicht ständig das Essen weggegessen, so dfass er Angst haben musste zu verhungern und deshalb Essen hortet!
Und merken kannst du auch nicht alles, denn du bist ja auch nicht sein Kindermädchen und hast eigene Ziele und Aufgaben und Probleme wie jeder Mensch. Und er ist auch kein Kleinkind, was beschützt und gepäppelt werden muss.
Wenn Deine Eltern sagen: "Wir sind eine Familie, wir halten zusammen und wir helfen uns!", dann ist das zwar im Prinzip richtig, aber das muss dann aber auch für alle gelten, auch für deinen Bruder, denn auch er muss mithelfen, damit ihr euch in der Wohnung wohlfühlen könnt und saubere Luft atmen könnt und nicht von ekligen Anblicken und Ungeziefer geplagt werdet. Es kann ja nicht sein, dass einer sich da völlig rauszieht und die anderen ihn bedienen und hinter ihm herräumen.
Ich kann nicht beurteilen, ob dein Bruder einfach nur verwöhnt ist und zuviel Geld zur Verfügung hat oder ob er eine seelische Krankheit hat, weshalb er sich so verhält.
Da er aber nicht reden will und auch kein Problem für sich sieht, so soll er eben Vorschläge machen, wie dieser Unhygienische Zustand beendet werden kann.
Deine Eltern sollten sich klarmachen, dass es keine Schande ist, wenn man mal Hilfe von Ämtern und Behörden in Anspruch nimmt, denn dafür sind die da. Und es bedeutet auch noch lange nicht, dass sie als Eltern versagt haben, falls sie das denken.
Dass das eigene Kind sich anders entwickelt als erhofft und seltsame Verhaltensweisen zeigt oder gar psychisch krank wird (falls es das ist) kann allen Eltern passieren und auch wenn sie noch so viel richtig machen und sich noch so viel Mühe geben!
Es ist nicht alles die Schuld der Eltern und der Familie! Es gibt ja noch so viele andere Einflüsse wie Freundeskreis, Medien, Internet, Spiele, aber auch Infektionen, Hormonstörungen und vieles mehr.
Deswegen muss man sich nicht für alles, was das eigene Kind tut, schuldig fühlen, man kann oft gar nichts dafür und das Kind selber auch nicht.
Aber man sollte sich ruhig helfen lassen, damit es wieder aufwärts geht.
Deshalb finde ich es gut, dass du den ersten Schritt machst und Dir Hilfe holst.
ICQ habe ich nicht und ich chatte auch nie, aber wir können gerne weiter hier schreiben.
Viele Grüße
Deborah
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Deborah, dankeschön für die Antwort!Ja es macht mir wirklich sehr zu schaffen, daher möchte ich auch unbedingt etwas an der Situation ändern, weil ich einfach total am Ende bin! Danke das ist wirklich lieb von dir! :) Ja du hast Recht, ich habe ihm natürlich nicht sein Essen weggegessen oder so, damit er es verstecken muss. Wieso er das tut weiß ich leider nicht... wenn ich das wüsste, dann wäre es ein guter Anfang daran zu arbeiten. Ich habe keine Ahnung ob er selbst überhaupt weiß, warum er das macht.
Ja, ich habe natürlich eigene Probleme, trotzdem dachte ich, dass er weiß, dass ich immer ein offenes Ohr für ihn habe und ihm helfe wenn etwas nicht in Ordnung ist. Aber er ist ja nie gekommen ._. Mein Bruder möchte ja selbst auch nicht mehr, dass wir sein Zimmer aufräumen, es ist meistens eine Zwangsmaßnahme weil es einfach nicht mehr geht wegen dem Gestank und der ganzen Insekten. Da gebe ich dir vollkommend Recht, er sollte sich natürlich auch an dem Wohl der Familie beteiligen, aber irgendwie bekommt er das ganz und gar nicht in den Griff. Ich kann das selbst nicht beurteilen, ob er es macht weil er Verwöhnt ist oder sonst was oder ob da ernsthafte Probleme dahinter stecken. Er selbst streitet ja ab Probleme zu haben :/ teilweise glaube ich das aber nicht, denn ich kann mir das nicht anders erklären. Wir haben ihn ja auch schon öfters gefragt, wie er die Sache sieht und was er unternehmen möchte. Dann gibt er aber nur zur Antwort, dass er sich darum kümmern wird und sein Zimmer aufräumen wird. Das passiert aber nie, auch trotz zahlreicher Versprechen auf die Art "Ich verspreche, dass ich morgen anfange und innerhalb von 2 Wochen ist alles sauber" es bleibt immer ein Chaos und er macht einfach gar nichts.
Ganz genau das denken meine Eltern, wenn sie Hilfe von Ämtern annehmen, dass sie versagt haben. Und das möchten sie natürlich nicht. Ich habe nur keine Ahnung wie ich es ihnen noch erklären soll. Und wenn ich selbst etwas unternehme ist trotzdem die Angst da, dass sie mich dann hassen werden und gar nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, obwohl ich eigentlich nur helfen möchte. Ich mache meinen Eltern natürlich auch keinen Vorwurf, dass mein Bruder so geworden ist, aber ich glaube sie selbst tun es. Okay Erziehung war da noch nie wirklich vorhanden aber das alleine kann doch kein Grund sein. Stimmt, er hat ja noch zahlreiche andere Einflüsse als den der Familie. Das finde ich wirklich gut, darauf wäre ich nie aufmerksam geworden, ich glaube so kann ich es unseren Eltern auch einigermaßen erklären und hoffen, dass sich dann endlich was ändern wird.
Ja klar ist ja kein Problem, ich freue mich, dass du hier so fleißig und lieb mit mir schreibst! :)
Ganz liebe Grüße,
Anni
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Anni und Deborah,
ich bin tief berührt von dem einfühlsamen Austausch, den ihr beiden habt. Ich kann Deborah nur zustimmen und ihre Aussagen zur Schuldfrage 100%ig bestätigen.
Ich selbst bin auch Schwester eines Messies. Mein Bruder und ich sind zwar beide schon deutlich über 30 Jahre alt. Aber die Erkenntnis, dass mein Bruder ein Messie-Syndrom hat, ist für mich sehr frisch. Ich selbst bin schon seit längerer Zeit in Therapie wegen Phasen von schweren Depressionen, die mir sehr weitergeholfen hat und auch noch weiterhilft.
Anni, bitte glaub' Deborah: Du hast überhaupt keine Schuld an dem Verhalten deines Bruders. Wie alt bist du denn eigentlich? Du klingst sehr erwachsen, was mit deinem starken Verantwortungsbewusstsein zu tun haben kann.
Deborah, welchen eigenen Hintergrund hast du zu diesem Thema? Ich lese so viel Verständnis aus deinen Beiträgen heraus, dass ich mir wünschte, mich mit jemanden wie dir in der Anfangszeit meiner Therapie oder auch jetzt austauschen zu können.
Herzliche Grüße von Babsi
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Babsi, dankeschön für deine sehr nette Antwort! :) Es tut mir wirklich leid, dass auch du Schwester eines Messies bist, ich weiß wie schwer das ist. Darf ich fragen seit wann dieses Problem bei deinem Bruder vorliegt und was eure Familie dagegen unternommen hat bzw. ob ihr überhaupt etwas unternommen habt? Hast du noch Kontakt zu deinem Bruder? Das hört sich wirklich sehr schlimm an! Kamen die Depressionen wegen der Messie-Situation oder wegen anderen Sachen? Ich finde es super, dass du in Therapie bist und dir das weitergeholfen hat und auch jetzt noch tut! Ganz großes Lob an dich! :) Ich selbst habe meiner Familie auch schon sehr weh getan, weil ich auch mal ziemlich dumme Sachen gemacht habe (aber in ganz andere Richtungen) und die waren teils wegen der Situation Zuhause und teils wegen anderen Dingen. War aber bis jetzt nicht in Therapie. Die Messie-Situation bei mir daheim ist ja jetzt auch nicht frisch sondern schon seit über 3 Jahren. Danke Babsi, das ist lieb von dir, es kann natürlich sein, dass ich keine Schuld daran habe, trotzdem werde ich mir wohl immer Vorwürfe machen. Ich beziehe allgemein sehr leicht Sachen auf mich, aber ich glaube einfach als Schwester versagt zu haben. Vielleicht hätte ich auch einfach nicht zuschauen sollen, vielleicht soll ich auch einfach handeln, einfach sein Zimmer wieder sauber machen, ich weiß es nicht -_- Ich klinge wahrscheinlich erwachsener als ich eigentlich bin, liegt auch daran, dass ich schon sehr früh erwachsen werden musste... bin momentan 16 Jahre alt. Das ist zumindest das, was ich aus meiner Sicht dazu sagen kann. Ich bin dir wirklich dankbar für das Lesen der Beiträge und auch für deine liebevolle und mitfühlende Antwort! Ich lese aus Deborahs und auch deinem Beitrag wirklich viel verständnis heraus! Ich bin euch wirklich dankbar!!!
Ganz liebe Grüße und ein großes Dankeschön,
Anni
Re: Hilfe, ich weiß nicht weiter!
Hallo Anni,
nein, die Depressionen hatten nichts mit meinem Bruder zu tun. Sie hatten aber unter anderem damit zu tun, dass ich mir schnell die Schuld für alles mögliche gebe, mich zu stark verantwortlich für anderer Leute Wohlbefinden oder Nicht-Wohlbefinden fühle. Ich bin dabei zu lernen, dass jeder für sich und sein Leben selbst verantwortlich ist. Niemand, auch ich nicht ![[image]](/smilies/zwinker.gif alt=zwinker)
), kann andere Menschen oder deren Verhalten ändern - das kann nur jeder für sich selbst.
Das heißt, auf Messie-Brüder bezogen: Ich kann ihm nicht helfen, wenn er selbst nicht bereit ist, etwas zu tun. Wenn ich für ihn aufräume, verlängere ich dadurch die Zeit bis er (hoffentlich irgendwann) so weit kommt, für sich selbst zu erkennen, dass es so nicht mehr weitergeht.
Und für Schwestern von Messies heißt das: Sorgt für euch selbst. Liebe Anni, ich finde es am wichtigsten, dass du dir Unterstützung holst - und zwar möglichst schnell. Es gibt bestimmt verschiedene Möglichkeiten, folgendes ist nur eine Idee von mir: Hast du einen Hausarzt, zu dem du Vertrauen hast oder einen anderen Arzt, mit dem du darüber sprechen könntest? Ich hätte die Hoffnung, dass dir so jemand Anlaufstellen (Beratungsstellen, Therapeuten, etc.) in eurer Nähe empfehlen könnte, damit DU Unterstützung bekommst, um für DICH einen hilfreichen Weg in DEIN Leben zu finden. Da könnte es sein, dass sich ein Auszug (evtl. auf Zeit) als eine Möglichkeit erweist; bestimmt gibt es auch noch andere Möglichkeiten, die du dann mit einem guten (evtl. therapeutischen Begleiter) entwickeln kannst.
Bis bald, liebe Grüße von Babsi