Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe! (Angehörige)

Markus, Freitag, 06.01.2012, 03:33 (vor 4506 Tagen)

Hallo, heute war es wieder mal soweit! Ich bin um 00:35 aus unserem Haus geflüchtet, in mein aufgeräumtes Büro und denke ich brauch langsam Hilfe - und wenn nur zum Quatschen und Austauschen!

Ich bin seit über 18 Jahren mit einer Messie verheiratet. Wir sind schon viermal umgezogen, immer mit viel Müll, Gezänke, Szenen, Geschrei u.s.w.! Bei unserem letzten Umzug habe ich 7 Müllcontainer entsorgen lassen (Die großen, wie Sie auf Baustellen für den Bauschutt verwendet werden!). Davor habe ich im alten Haus dreimal unseren Keller entmüllt. Meine Frau versprach mir nach dem letzen Umzug, jetzt wird alles anders. Ich ließ im Keller, ganz neue Lagerragale einrichten (Richtig viele - Mache kleine Firma wäre neidisch auf die Lagerfläche!). Auch einen wirklich tollen Einbauschrank in der Waschküche (Das Lieblingsteil meiner Frau!). Dieser Raum wurde richtig toll und schick! Jetzt nach zwei Jahren hat meine Frau den Keller, das Gästezimmer (Mit einem 3 m großen Kleiderschrank!) und den begehbaren Kleiderschrank wieder zugemüllt. Unser Wohnzimmer ist perfekt - wird aber auch so gut wie nicht benutzt. Auf unseren teuren Ledercouch, die wir zum Einzug neu gekauft haben, darf ich nicht sitzen - max. 3 bis 4 mal im Jahr an Feiertagen. Wenn wir mal Fernsehen im Wohnzimmer, muss ich auf einem Essstuhl sitzen. Damit sich das Leder der Couch nicht verzieht. In zwei Jahren wurde auf dieser Couch vielleicht 25-30 Stunden gesessen. Sie ist noch neu!

Wir haben uns auch eine richtig teure Küche gekauft. Die durfte diesmal ich in Technik und Funktion aussuchen. Ich bin gelernter Koch und da ich beruflich nicht mehr koche, mache ich es gerne leidenschaftlich für meine Familie und Gäste, die wir aber nie haben! Das Design wählte meine Frau. Wenn ich aber mal kochen darf - passt Sie auf wie ein Schießhund, dass ich nicht's beschädige und Sie schimpft nur mit mir dass ich immer soviel "Dreck" mache! Mein Lehrmeister wenn das hören würde, welchen "Dreck" ich zwischenzeitlich beim Kochen mache, der würde sich krumm und schief lachen! Gleichzeitig sind aber der Auszug für die Lebensmittel proppenvoll. Der Tiefkühlschrank in der Küche, ich wollte Ihn nicht - ich wollte einen im Keller! Ist mit dem Argument angeschafft worden, dass man dann nichts an Lebensmitteln vergessen kann. Ist ebenfalls seit einem Jahr mit alten Sachen voll, die nicht mehr gegessen werden können. Wenn ich mal diese Schränke, inkl. Kühlschrank filze (Ich hab's ja schließlich gelernt!) gibt es nur Ärger und Geschrei mit meiner Frau! Daher lasse ich es zwischenzeitlich. Die Küche ist eigentlich sehr schon, aber meine Frau schafft es nicht die Arbeitsfläche von täglichen Kram (Wasserflaschen, leere Verpackungen, Handtücher, Brotzeitdosen der Kinder, verfaulte Basilikumstauden und was weis ich noch alles) frei zu halten. Hin und wieder, in der Regel vor Feiertagen, wenn ich koche, wird dies im Vorfeld weggeräumt. Dann wird die Arbeitsplatte mit Handtüchern abgedeckt, damit ich nix beschädige und alles was ich brauche wird mir gereicht. Damit ich nicht ausflippe mit dem Türmen in unseren Schränken!

Ich führe irgendwie ein Doppelleben - in meiner Firma. Vor zwei Jahren nach unseren Umzug habe ich begonnen, mich aus meinem Hauptunternehmen langsam heraus zu nehmen, und ein zweites neue Unternehmen an einem neuen Standort aufzubauen. Hier gehe ich meiner Leidenschaft nach und vermiete Oldtimer, da ich noch klein bin, bin ich dort auch alleine. Hier habe ich, neben meine aufgeräumten Lagerflächen, ein sehr schönes Büro mit einem Museum für meine Sammlung. Das ist sicherlich auch eine Art "Messietum" - aber halt s e h r o r d e n t l i c h! Ich habe eine sehr große Sammlung von Modellfahrzeugen, Helmen und Geräten. Aber eben in einer Sammlung. Ordentlich archiviert und in Vitrinen aufgehoben! Alles steh auf seinem Platz, oder ist in Ordnern und Hängeregister verstaut und mit einem Griff zu finden. Ich finde nämlich nix im Chaos! Ich brauche leider Ordnung - nur so finde ich meine Sachen! Wenn ich was verlegt haben - beginnt bei mir das Chaos! Ich bin nicht zu faul zum Suchen - ich kann und mag es einfach nicht!

Meine Frau hat mir immer versprochen alles aufzuräumen - da ich festgestellt habe, das wenn ich das mache es nix bringt - habe ich damit aufgehört und jetz gehofft das wir da vorankommen. Aufgrund der ordentlichen Räume die wir haben, habe ich mir auch keine Kopf mehr gemacht. Gab es im Keller ja noch einen Raum für mich, mein Bastelzimmer. Das ich aber z.Z. nicht nutzen, da ich ja mit der zweiten Firma beschäftigt bin. Der Vorraum im Keller war eigentlich immer in Ordnung und die restlichen Räume, wenn ich Sie betreten musste (Immer vor dem Urlaub, damit ich die Heizung einstellen) wurden vorher entsprechend "aufgeräumt". Seit ca. 3 Monaten, darf ich den Keller nicht mehr betreten. Also, es gibt kein Verbot - es ging eher immer - "Ich hol dir das!" Ich ahnt fürchterliches, aber meine Frau versprach mir wieder, das alles die nächsten Wochen zu regeln - da Sie zur Zeit so im Stress ist! Nur zur Info: Meine Frau arbeitet nix! Nur Haushalt - hat Sie selbst gewählt und gewollt! Ich hatte gerne das Sie sich anderweitig beschäftigen würden - will und kann Sie aber nicht! Meine Söhne stehen kurz vor der Volljährigkeit - brauchen Mama deshalb auch nur noch zum Waschen! Den Chauffeursdienst macht ja Papa, hat ja die richtig Firma dafür!

Nun aber was ist passiert:
Heute Abend viel die Heizung aus! Ich musst also in den Keller! Ich bekam noch ein: "Sieht ein bisschen schlimm aus!" - Nein es war eine Katastrophe!

Meine Frau hat es geschafft, alle Räume inkl. mein Bastelzimmer und dem Vorraum vollzumüllen! Vier Räume sind quasi nicht mehr betretbar. Wie meine Frau noch Wäsche waschen konnte, ist mir ein Rätsel! Aber es erklärt auch die Tatsache, dass meine Söhne und ich unsere Wäsche nur noch "Just in Time" erhalten! Ich dachte das liegt an dem immensen Wäscheverbrauch meiner Endpubertierenden und sich den Mädels hingezogenen Söhnen. Was ich alles in diesen Räume wieder gesehen und gefunden habe, hat mich an das schlimmste beim letzen Auszug erinnert und an das viele Geld das wir vernichten.

Ich bin mit meinem Unternehmen ziemlich erfolgreich. Meine Frau hat einen sehr großen Anteil daran. Sie arbeitet zwar nichts - seit 18 Jahren! Aber Sie hat mir familiär und im Haus immer den Rücken frei gehalten und alle Entscheidungen die ich als Firmenpatriarch gefällt haben, immer mitgetragen. Ich bin Kaufmann und Unternehmer - daher habe ich meine Berechnungen und Kalkulationen was das Messietum meiner Frau mich kostet. Es sind riesige Summen die hier vernichtet wurden. Davon könnten manche Familien eine Zeit leben, oder in mach einer Regionen ein kleines Haus kaufen!

Ich habe nach langer Zeit mal wieder geschrien und bin ausgeflippt! Ich bin schon ein impulsiver Mensch, aber ich arbeite daran und bin vor allem seit zwei Jahren hier sehr ruhig geworden. Jetzt kam es aber wieder raus, was besonders ärgerlich ist, mein ältester Sohn hatte ca. 1 Stunden nach meine Tobsuchtsanfall seine Volljährigkeit erreicht. Sprich es ist sein Geburtstag! Ich habe mich bei Ihm entschuldigt, musste aber jetzt aus meinem Haus raus! Daher bin ich in mein aufgeräumtes Büro und habe einiges in diesem Forum gelesen!

Vielleicht gibt es ja Hilfe! Ich liebe meine Frau und meine Familie und ich bin wirklich auch kein einfacher Mensch! Aber irgendetwas muss passieren. Es tat mir jetzt auch wirklich gut, hier alles niederzuschreiben! Danke dafür und freue mich auf den Austausch mit "Leidensgenossen"! Jetzt fühle ich mit zu mindestens wieder so gut, dass ich nach Hause fahre.

Ich wünsche eine gute Nacht!
Markus

Re: Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe!

Violine, Freitag, 06.01.2012, 15:16 (vor 4506 Tagen) @ Markus

Hallo Markus,

alles was Du beschreibst, ist für einen Messie-Haushalt typisch. Z.B. die Strategie Deiner Frau "Angriff ist die beste Verteidigung". Das können Messies besonders gut, um von sich selbst abzulenken und es geht so weit wie bei Dir, dass Du Dich selbst schuldig fühlst. Aufräumen ist halt leider nicht die Lösung, auch wenn man sich das auf den ersten Blick eigentlich denkt.
Das Problem kann nur Deine Frau allein lösen und zwar indem sie sich der Verletzung stellt, die das Messie-Syndrom ausgelöst hat. Das können unterdrückte Gefühle sein (gelegt in der Kindheit), Gefühlskälte der Eltern, erwarteter Perfektionismus, und ganz oft, dass diese Kinder nur für das anerkannt wurden, was sie leisteten, die aber keine Anerkennung "einfach so" bekamen. Das Chaos außen reflektiert das Chaos innen. So einfach und zugleich so schwierig. Nun habe ich zu Therapeuten ein zwiespältigen Verhältnis, denn es gibt nur wenige gute, darum sage ich auch nicht, Deine Frau soll zu so einer Person gehen. Natürlich sollte sie das, aber ich habe keine Ahnung, wie man wirklich einen kompetenten Therapeuten findet. Das was da in den (grausligen) Fernsehsendungen zu diesem Thema gezeigt wird, ist Schmarren. Es gibt da keine schnelle Lösung.
Und in diesem Forum haben sich auch noch nie Angehörige gemeldet, die erzählt hätten, dass und wie sich das Problem gelöst hätte. Oft führt die Problematik zur Trennung, was total nachvollziehbar ist. Oder es geht wie bei uns, man lebt mit einem Kompromiss. Irgendwann war ich psychisch zu erschöpft, um dagegen anzukämpfen. Und jetzt ist es so, dass mein Mann seine Chaos Räume hat, die ich nicht betrete (oder nur wenn unumgänglich, dann aber mit Scheuklappen) und wo er seinen Drang nach Chaos voll ausleben kann und dann gibt es den Bereich des Hauses, wo andere Regeln gelten. Das ist nicht optimal und schade um die unbewohnbaren Räume und ist auch kein Patentrezept, es ist wie gesagt ein Kompromiss. Was besseres ist mir nicht eingefallen.
Man will ja schließlich nicht mit dem Partner im Dauerkrieg leben, das wäre ja die Hölle auf Erden und kaum durchzuhalten und ist auch nicht Sinn der Partnerschaft.

Du schreibst Dir die Dinge von der Seele und das ist gut so! Aber es bringt nichts, wenn Du alles aufrechnest, siehe Deinen Beitrag. Wer macht was und was nicht und wie ist das jeweils zu bewerten...das ist zwar ein menschlicher Zug, führt aber zu nichts, löst nichts. Wenn man sich entscheidet, mit einem Messie zusammenzuleben, muss man sogenannte "normale" Maßstäbe über Bord werfen. Das ist ein Leben mit anderen Spielregeln. An erster Stelle stünde, dass Deine Frau sich selbst und Dir eingesteht, dass sie ein Problem hat. (Selbst bis dahin kann es ein weiter Weg sein).
Mein Rat: Höre auf zu kämpfen. Und erkenne, dass Deine Frau ein dickes psychisches Problem hat (dessen Ursprung weit zurckreicht). Es geht nicht ums Aufräumen, das ist Nebensache. Hätte Deine Frau ein gebrochenes Bein, wäre die Sache klar und wie man sich zu verhalten hat ebenso. Aber ein psychisches Problem ist wie ein gebrochenes Bein, man sieht es nur nicht und es dauert sehr viel länger, dass es im besten Fall heilt.
Etwas zu sammeln, bedeutet nicht, Messie zu sein!
Es ist immer gut, wenn man sich Ordnungsinseln schafft, das habe ich auch getan, in Form eines eigenen Zimmers und die Ordnung darin habe ich vehement verteidigt, da dulde ich noch nicht mal eine Socke, die nicht mir gehört. Diese Ordnungsinseln kann man dann weiter ausdehnen, aber immer nur gemeinsam. Aber das Chaos lauert trotzdem, wenn man nicht hinterher ist, aber ein Messie kann wohl oft nicht anders, selbst wenn er es sich wünscht. Auch heute sehe ich noch so, mein Partner ist halt auf einer bestimmten Ebene krank oder angeschlagen, nichts, was man zum Vorwurf machen kann...
LG

Re: Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe!

Markus, Freitag, 06.01.2012, 18:35 (vor 4505 Tagen) @ Violine

Liebe Violine,

vielen Dank für deine Antwort - es ist das was ich lesen wollte - ein Austausch unter Gleichgesinnten!

Ist ja nicht so dass ich hier erstmals vor einem neuen Problem stehe. Das Problem ist so alt wie meine Ehe! Beim Ausräumen der Jungesellenwohnung meiner "damaligen Verlobten", habe ich es eigentlich schon erkannt. Ich kannte das Problem auch von meiner Mutter, Erinnerungsstücke aufzuheben! Nur nicht so extrem! Es ist auch nicht so dass meine Frau ein typischer Messie ist, mit meterhohen Stapeln voller Plastiktüten mit Müll, schmutzigen Geschirrstapeln, Essensreste und sonstigen Exkremente. Nein es wird einfach alles Aufgehoben wo Erinnerung dranhängen, und das nicht ordentlich sondern chaotisch! Zeitungen, Wäsche und vor allem Reinigungs- und Waschmittel und Körperpflegeprodukte. Volle wie auch leere! Auch Leergut und Flaschen können nicht zurückgegeben werden. Wir haben aber eine saubere Küche, das Geschirr wird gespült und die Wäsche ist wirklich top gewaschen und gepflegt! Der erste und zweite Stock (Bis auf das Gästezimmer) sind vollkommen o.k. und zeigefähig. Die Zimmer der Buben, sind wie Zimmer von 17 und 18 Jährigen halt sind! Aber eigentlich o.k. Das Dachgeschoß wo wir unser Reich haben, würde ich als normal bezeichnen. Die Betten sind immer gemacht und werden regelmäßig alle 14 Tage gewechselt (Bei meiner Mutter war es auf jeden fall viel viel seltener!). Der begehbare Kleiderschranke (Ein langgehgter Traum meiner Frau) ist halt voll, aber nicht dreckig. Ausser den Einkaufstaschen voll wie leer, den aufgerissenen leeren Packungen von Süßigkeiten und die leeren Adventskalender der letzen zwei Jahre und wir haben ja nicht nur jeder einen sondern immer mehrere!

Wir/Ich glauben auch zu wissen wo der Ursprung dieser Krankheit liegt. Natürlich in der Kindheit, bei dem Verhalten meiner Schwiegereltern Ihrer ungeliebten Tochter gegenüber! Dem Mädchen das für alles zu dumm war, dem man alles verboten hat, der man nichts zugetraut hat, die zum Ficken zu blöd ist und die nur in der Gosse landen konnte. Gerade dieses Mädchen hat das Kaff im Saarland hinter sich gelassen, sich einen Job in München gesucht. Einen tollen Mann (da meine ich mich!) gefunden, eine Familie gegründet mit wirklich gut gewordenen Buben (nach 17/18 Jahren denke ich, kann man das beurteilen - wir sind wirklich Stolz auf unsere zwei Buben! Nichtraucher, keine Drogen, keine Alkoholexzesse und machen bis auf kleine Ausnahmen Ihrem schulischen Weg!). Ihrem Mann bei der Unternehmsgründung unterstützt und wirklich erfolgreich geworden. Keine Seitensprünge, keine Anzeichen von Trennung von dem Typen der Sie immer noch liebt! Alles was Ihren Cousinen und großer Schwester, die immer bevorzug wurden, verwehrt bleib. Hier gab es alles was man meiner Frau prophezeit hat. Aber dennoch ist Sie immer noch das ungeliebte Kind und wir werden dafür regelmäßig angebettelt!

Sie hatte schon auch einige Therapeuten, weil das Messietum auch nur ein Ableger von den Angstzuständen ist, unter der meine Frau leidet. Auch ein Produkt meiner Schwiegereltern und der verkorksten Kindheit. Meistens war aber der Lösungsvorschlag der Therapeuten: Trennen Sie sich von Ihrem Mann - der macht Sie kaputt! Diese Therapeuten, haben nie mit mir gesprochen! Ich sage dazu "König Ludwig-Syndrom" - jemanden für Geistesunfähig zu halten, ohne Ihn je gesehen zu haben. Meine Frau hat das meistens erkannt, die Notbremse gezogen, ist aus der Therapie ausgestiegen und das getan was für Sie gut war - und meistens mir Vertraut! Das ging immer und geht auch heute noch gut. Wenn Sie mit mir schimpft weil ich etwas weggeschmissen habe - dann ist das eigentlich auch immer "örtlich - aktuell". Später, eine Stunde, ein Woche oder gar Jahre später sagt Sie mir: "Es war gut, das du das weggeworfen hast!" - "Ich dachte wenn dieses Teil weg ist, geht es mit schlecht, weil ich doch an diesem Tag eine gute Erinnerung habe!" - "Aber ich hatte ein gute Woche - und daher ist es gut dass das Teil jetzt endlich weg ist!". Was halt immer nur nervt, sind die Vorwürfe und die Streitereien wenn ich was wegwerfe, oder eben mir nicht sicher bin soll ich das, darf ich das oder ist es ein Verbrechen!

Wir haben vor Jahren auch eine Familientherapie gemacht, ursprünglich wegen den Lernschwächen unseres ältesten Sohnes. Die Aktion wurde schnell auf die ganze Familie ausgeweitet. Und da ich die Frau Therapeuten nicht schlecht fand, habe ich, was ich immer mache, meinen Geldbeutel aufgemacht und eine große Familien- und Paartherapie daraus gemacht. Mir persönlich hat es einiges gebracht. Auch finde ich das es unserer Beziehung und die Beziehung zu meinen zwei Buben verbessert hat. Nur mit meiner Frau und Frau Therapeutin klappe es dann nicht mehr. Das lag aber wieder an Frau Therapeutin, die begann nämlich sich von Ihrem Mann und Familie zu trennen und hat das irgendwie in die Sitzungsstunden meiner Frau gebracht. Meine Frau mit Ihren ausgezeichneten Antennen hat den die Angelegenheit beendet - es waren aber eh nicht mehr viele Stunden angesetzt. Den Ursprung der Angstzustände und des Messietums haben wir zu mindestens einigermassen herausgearbeitet.

Im Grunde ist es so ähnlich wie bei dir, wir haben unseren Kompromiss gefunden. Ich dachte auch, dass wir hier langsam zu einem mehr oder weniger gutem Ende kommen! Der Rückschlag gestern, war sehr bitter in unseren Bemühungen! Ich weiß zur Zeit auch nicht ob er endgültig ist oder nur ein Stehenbleiben auf dem weiteren Weg. Was gestern geschah und mich erschrak, war mein erneuter Tobsuchtsanfall (ich hatte schon lange keinen mehr!), gepaart mit der Volljährigkeit meines Sohnes und meiner nächtlichen Fluch in mein geliebtes, ordentliches Büro! Mir kam als Lösung der Probleme ernsthaft die Trennung in den Sinn. Unsere Buben sind fast selbstständig und brauchen prinzipiell Ihren Vater mehr als Finanzier wie als Spielkumpel und Fürsorger. Ich bin vielleicht noch nicht zu alt für eine neue Beziehung und meine Frau kann mir dann egal sein. In der Öffentlichkeit sieht es dann zwar nach "Midlifekrise" aus - aber das ist ja in unserer Gesellschaft fast schon geadelt und ist leichter zu erklären als das Messietum.

Ich weiß das ich meiner Frau nicht damit helfe wenn ich aufräume, ich habe daher auch meinen Rückzugsraum und meine Befriedigung. Meine Frau aber nicht! Das ist zwar sicherlich von Ihr so gewollt bzw. selbst gewählt.

Ich glaube zwischenzeitlich auch:
Wenn ich nichts mache > passiert nichts!
Wenn ich was mache > passiert auch nichts!
Beides ist mit vielen Emotionen, psychischen Stress und Ärger verbunden.
Möchte ich mich den noch weiter aussetzen - oder sage ich:

Jetzt ist Schluss!
Ich schütze mich selbst!
Ich verlasse dich!

Und wird dann alles für mich besser?

Für meine Frau bedeute es wahrscheinlich das Aus! Weil dann alles für das Sie die letzten 18 Jahre gelebt hat kaputt ist und Sie niemanden hat der Sie auffängt und Ihr hilft - Sie hat keine Freundin, keine Familie - Nur mich und die zwei Buben!
Kann, darf das oder soll mir das Scheißegal sein?

Danke liebe Violine für dein Lesen und deinen Austausch!

Liebe Grüß Markus

Re: Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe!

Violine, Mittwoch, 11.01.2012, 20:22 (vor 4500 Tagen) @ Markus

Hallo Markus,

wenn ihr einen Kompromiss gefunden habt, wo ist dann das Problem?
Anscheinend bist Du aber mit diesem Kompromiss nicht zufrieden, längerfristig. Oder aber Du hast/hattest insgeheim andere Erwartungen.
Das mit Deinem Tobsuchtsanfall war ja auch nicht schön. Keine Garantie für Dich, dass Dir das, selbst wenn Du andere Lebensumstände hättest, nicht passiert.
Denn egal wohin Du gehst, Du nimmst Dich selbst immer mit.De-Eskalation wäre ein besseres Rezept.

Du weisst nicht, ob Du eine Entscheidung treffen sollst und wenn ja, welche.
Wenn Dein Leidensdruck in der Situation zu gross ist, liegt die Antwort nahe.
Aber bedenke auch, was Du aufgeben würdest.
Schau Dir beide Seiten der Medaille an.

Man muss mit seinem Partner (Messie) Regeln aufstellen. Für "Normale" sind manche Sachen selbstverständlich, die für einen Messie nicht klar sind.
Zum Beispiel die Regel: Es werden keine leeren Verpackungen (egal ob die leere Shampooflasche oder anderes) aufbewahrt. Punkt.
Und man selbst, als Nicht-Messie, hält sich natürlich konsequent an diese Regel.
Ich hatte deswegen auch einen Kampf mit meinem Mann, überflüssigerweise. Ich habe sein Gemecker irgendwann einfach ignoriert und habe leere Verpackungen
wie sie kamen, entsorgt. Manchmal hat mein Mann manches wieder aus dem gelben Sack (z.B.) rausgeholt und bei nächster Gelegenheit warf ich es erneut weg.
Irgendwann im Monat ist dann Müllabfuhr und die Sachen sind dann weg.
Das geht alles nur in winzigen Schritten und es gibt Rückschläge.
Ich gehe davon aus, dass mein Mann immer Messie sein wird. Es muss nur in einem Rahmen bleiben, mit dem beide leben können.
Auch heute noch sammle ich täglich so im Vorbeigehen leere Verpackungen zusammen und wirf sie weg. Aber es gibt keinen Stress mehr deshalb.

Ich hoffe, Du hast Dich für Deinen Tobsuchtsanfall entschuldigt!

Alles Gute und viel Kraft!
LG

Re: Mein Leben mit einer Messie - Ich brauche Hilfe!

Kai, Dienstag, 27.03.2012, 15:26 (vor 4425 Tagen) @ Markus

Hallo Markus,

vielleicht kann ich dir ja helfen.
Bitte kontaktiere mich unter kai.moeremans@shinegermany.de
Ich hatte schon viel mir solchen Fällen zu tun und konnt meistens helfen.

Viele Grüße,

Kai


Hallo, heute war es wieder mal soweit! Ich bin um 00:35 aus unserem Haus geflüchtet, in mein aufgeräumtes Büro und denke ich brauch langsam Hilfe - und wenn nur zum Quatschen und Austauschen!
Ich bin seit über 18 Jahren mit einer Messie verheiratet. Wir sind schon viermal umgezogen, immer mit viel Müll, Gezänke, Szenen, Geschrei u.s.w.! Bei unserem letzten Umzug habe ich 7 Müllcontainer entsorgen lassen (Die großen, wie Sie auf Baustellen für den Bauschutt verwendet werden!). Davor habe ich im alten Haus dreimal unseren Keller entmüllt. Meine Frau versprach mir nach dem letzen Umzug, jetzt wird alles anders. Ich ließ im Keller, ganz neue Lagerragale einrichten (Richtig viele - Mache kleine Firma wäre neidisch auf die Lagerfläche!). Auch einen wirklich tollen Einbauschrank in der Waschküche (Das Lieblingsteil meiner Frau!). Dieser Raum wurde richtig toll und schick! Jetzt nach zwei Jahren hat meine Frau den Keller, das Gästezimmer (Mit einem 3 m großen Kleiderschrank!) und den begehbaren Kleiderschrank wieder zugemüllt. Unser Wohnzimmer ist perfekt - wird aber auch so gut wie nicht benutzt. Auf unseren teuren Ledercouch, die wir zum Einzug neu gekauft haben, darf ich nicht sitzen - max. 3 bis 4 mal im Jahr an Feiertagen. Wenn wir mal Fernsehen im Wohnzimmer, muss ich auf einem Essstuhl sitzen. Damit sich das Leder der Couch nicht verzieht. In zwei Jahren wurde auf dieser Couch vielleicht 25-30 Stunden gesessen. Sie ist noch neu!
Wir haben uns auch eine richtig teure Küche gekauft. Die durfte diesmal ich in Technik und Funktion aussuchen. Ich bin gelernter Koch und da ich beruflich nicht mehr koche, mache ich es gerne leidenschaftlich für meine Familie und Gäste, die wir aber nie haben! Das Design wählte meine Frau. Wenn ich aber mal kochen darf - passt Sie auf wie ein Schießhund, dass ich nicht's beschädige und Sie schimpft nur mit mir dass ich immer soviel "Dreck" mache! Mein Lehrmeister wenn das hören würde, welchen "Dreck" ich zwischenzeitlich beim Kochen mache, der würde sich krumm und schief lachen! Gleichzeitig sind aber der Auszug für die Lebensmittel proppenvoll. Der Tiefkühlschrank in der Küche, ich wollte Ihn nicht - ich wollte einen im Keller! Ist mit dem Argument angeschafft worden, dass man dann nichts an Lebensmitteln vergessen kann. Ist ebenfalls seit einem Jahr mit alten Sachen voll, die nicht mehr gegessen werden können. Wenn ich mal diese Schränke, inkl. Kühlschrank filze (Ich hab's ja schließlich gelernt!) gibt es nur Ärger und Geschrei mit meiner Frau! Daher lasse ich es zwischenzeitlich. Die Küche ist eigentlich sehr schon, aber meine Frau schafft es nicht die Arbeitsfläche von täglichen Kram (Wasserflaschen, leere Verpackungen, Handtücher, Brotzeitdosen der Kinder, verfaulte Basilikumstauden und was weis ich noch alles) frei zu halten. Hin und wieder, in der Regel vor Feiertagen, wenn ich koche, wird dies im Vorfeld weggeräumt. Dann wird die Arbeitsplatte mit Handtüchern abgedeckt, damit ich nix beschädige und alles was ich brauche wird mir gereicht. Damit ich nicht ausflippe mit dem Türmen in unseren Schränken!
Ich führe irgendwie ein Doppelleben - in meiner Firma. Vor zwei Jahren nach unseren Umzug habe ich begonnen, mich aus meinem Hauptunternehmen langsam heraus zu nehmen, und ein zweites neue Unternehmen an einem neuen Standort aufzubauen. Hier gehe ich meiner Leidenschaft nach und vermiete Oldtimer, da ich noch klein bin, bin ich dort auch alleine. Hier habe ich, neben meine aufgeräumten Lagerflächen, ein sehr schönes Büro mit einem Museum für meine Sammlung. Das ist sicherlich auch eine Art "Messietum" - aber halt s e h r o r d e n t l i c h! Ich habe eine sehr große Sammlung von Modellfahrzeugen, Helmen und Geräten. Aber eben in einer Sammlung. Ordentlich archiviert und in Vitrinen aufgehoben! Alles steh auf seinem Platz, oder ist in Ordnern und Hängeregister verstaut und mit einem Griff zu finden. Ich finde nämlich nix im Chaos! Ich brauche leider Ordnung - nur so finde ich meine Sachen! Wenn ich was verlegt haben - beginnt bei mir das Chaos! Ich bin nicht zu faul zum Suchen - ich kann und mag es einfach nicht!
Meine Frau hat mir immer versprochen alles aufzuräumen - da ich festgestellt habe, das wenn ich das mache es nix bringt - habe ich damit aufgehört und jetz gehofft das wir da vorankommen. Aufgrund der ordentlichen Räume die wir haben, habe ich mir auch keine Kopf mehr gemacht. Gab es im Keller ja noch einen Raum für mich, mein Bastelzimmer. Das ich aber z.Z. nicht nutzen, da ich ja mit der zweiten Firma beschäftigt bin. Der Vorraum im Keller war eigentlich immer in Ordnung und die restlichen Räume, wenn ich Sie betreten musste (Immer vor dem Urlaub, damit ich die Heizung einstellen) wurden vorher entsprechend "aufgeräumt". Seit ca. 3 Monaten, darf ich den Keller nicht mehr betreten. Also, es gibt kein Verbot - es ging eher immer - "Ich hol dir das!" Ich ahnt fürchterliches, aber meine Frau versprach mir wieder, das alles die nächsten Wochen zu regeln - da Sie zur Zeit so im Stress ist! Nur zur Info: Meine Frau arbeitet nix! Nur Haushalt - hat Sie selbst gewählt und gewollt! Ich hatte gerne das Sie sich anderweitig beschäftigen würden - will und kann Sie aber nicht! Meine Söhne stehen kurz vor der Volljährigkeit - brauchen Mama deshalb auch nur noch zum Waschen! Den Chauffeursdienst macht ja Papa, hat ja die richtig Firma dafür!
Nun aber was ist passiert:
Heute Abend viel die Heizung aus! Ich musst also in den Keller! Ich bekam noch ein: "Sieht ein bisschen schlimm aus!" - Nein es war eine Katastrophe!
Meine Frau hat es geschafft, alle Räume inkl. mein Bastelzimmer und dem Vorraum vollzumüllen! Vier Räume sind quasi nicht mehr betretbar. Wie meine Frau noch Wäsche waschen konnte, ist mir ein Rätsel! Aber es erklärt auch die Tatsache, dass meine Söhne und ich unsere Wäsche nur noch "Just in Time" erhalten! Ich dachte das liegt an dem immensen Wäscheverbrauch meiner Endpubertierenden und sich den Mädels hingezogenen Söhnen. Was ich alles in diesen Räume wieder gesehen und gefunden habe, hat mich an das schlimmste beim letzen Auszug erinnert und an das viele Geld das wir vernichten.
Ich bin mit meinem Unternehmen ziemlich erfolgreich. Meine Frau hat einen sehr großen Anteil daran. Sie arbeitet zwar nichts - seit 18 Jahren! Aber Sie hat mir familiär und im Haus immer den Rücken frei gehalten und alle Entscheidungen die ich als Firmenpatriarch gefällt haben, immer mitgetragen. Ich bin Kaufmann und Unternehmer - daher habe ich meine Berechnungen und Kalkulationen was das Messietum meiner Frau mich kostet. Es sind riesige Summen die hier vernichtet wurden. Davon könnten manche Familien eine Zeit leben, oder in mach einer Regionen ein kleines Haus kaufen!
Ich habe nach langer Zeit mal wieder geschrien und bin ausgeflippt! Ich bin schon ein impulsiver Mensch, aber ich arbeite daran und bin vor allem seit zwei Jahren hier sehr ruhig geworden. Jetzt kam es aber wieder raus, was besonders ärgerlich ist, mein ältester Sohn hatte ca. 1 Stunden nach meine Tobsuchtsanfall seine Volljährigkeit erreicht. Sprich es ist sein Geburtstag! Ich habe mich bei Ihm entschuldigt, musste aber jetzt aus meinem Haus raus! Daher bin ich in mein aufgeräumtes Büro und habe einiges in diesem Forum gelesen!
Vielleicht gibt es ja Hilfe! Ich liebe meine Frau und meine Familie und ich bin wirklich auch kein einfacher Mensch! Aber irgendetwas muss passieren. Es tat mir jetzt auch wirklich gut, hier alles niederzuschreiben! Danke dafür und freue mich auf den Austausch mit "Leidensgenossen"! Jetzt fühle ich mit zu mindestens wieder so gut, dass ich nach Hause fahre.
Ich wünsche eine gute Nacht!
Markus

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