Schwiegermutter ist Messi (Angehörige)

Sofinia, Sonntag, 29.04.2012, 20:12 (vor 4392 Tagen)

Hallo zusammen,
auch wir haben einen Messie in der Familie. Es ist meine Schwiegermutter.
Ich bin seit ca.18 Jahren mit meinem Mann zusammen. Als ich meine Schwiegerfamilie (Schwiegereltern + damals 14jähriger Schwester) kennengelernt habe, war der Fußboden noch zu sehen und man konnte im Wohnzimmer noch auf der Couch sitzen. Es sah zwar nicht 100% aufgeräumt aus, aber es war nicht zugemüllt. Mit der Schwester hab ich mich damals schon nicht so gut verstanden, aber das ist erst später wichtig. Der Vater meines Mannes war schon zur damaligen Zeit sehr dick, so dass er keine Gartenarbeit machen konnte. Er war damals zu Hause als Hausmann und meine Schwiegermutter ging arbeiten.
Die Wohnsituation sah damals so aus, dass das 2Familienhaus der Oma von meinem Mann gehörte. Oma und Opa wohnten unten und die Eltern wohnten oben. Die Mutter von meinem Schwiegervater hat ein Mietshaus in einem anderen Stadtteil was damals noch von ihr selbst verwaltet wurde. Nur zur Erklärung: Meine Schwiegermutter hat selbst in einer Hausverwaltungsgesellschaft gearbeitet.
Im Laufe der Jahre starb dann der Opa, der unten im Haus gewohnt hat. Damit hat es eigentlich erst richtig angefangen mit dem zu müllen. Der Opa hatte vorher den Garten und die dazu gehörigen Landschildkröten versorgt. Das alles musste nun meine Schwiegermutter erledigen. Mein Mann mähte den Rasen und den Rest machte meine Schwiegermutter. Dann wurde die Mutter meines Schwiegervaters krank und wurde ein Pflegefall und nun musste sich meine Schwiegermutter (nennen wir sie doch zur Vereinfachung Heidi) auch noch mit meinem Schwiegervater um das Mietshaus kümmern. Die Mutter meines Schwiegervaters lag ca.5 Jahre im Pflegeheim. Die ganze Zeit wurde die leerstehende Wohnung nicht angefasst. 5 Jahre war die Wohnung unbewohnt und alles war noch genauso als würde sie jeden Moment wieder nach Hause kommen. Schon das ist doch krank oder? Erst als sie starb, wurde sich um die Wohnung gekümmert. Zu dieser Wohnung gehörte auch ein Partykeller, der hinterher als Wohnung für meine Schwägerin dient. Also musste Heidi sich um ihren Mann (der zu dick und teilweise meiner Meinung nach zu faul irgendwas zu tun), um ihre Mutter und noch um das Mietshaus kümmern. Das ist zu viel für einen alleine. Die Mutter von Heidi hat nachts um 3 mit dem Besenstiel von unten gegen die Decke geklopft, weil sie auf Toilette musste.
Dann starb auch noch die Mutter von Heidi. Innerhalb von 3 Tagen wurde sie von der Feuerwehr aus dem Haus getragen und am 3. Tag war sie tot. Das man das nicht so leicht verkraftet kann ich vollkommen verstehen. Und dann ging das mit dem Messie-Syndrom richtig los. Heidi war inzwischen Rentnerin und konnte den ganzen Tag einkaufen. Mit Vorliebe Zeitungen. Wir haben ungelogen Zeitungen von 1975 in der Garage gefunden.
Die Wohnung unten im Haus auszuräumen hat unendliche Kraft gefordert. Sie wollte alles behalten, aber das geht ja nur im begrenzten Maße. Mein Mann konnte bisher 2 Zimme in der unteren Wohnung renovieren. Alles andere ist genau so wie es die Oma noch hatte. Die Küchenmöbel wurden einfach mit eigenem zeugs vollgestellt. An dem Tisch in der Küche kann man gar nicht mehr essen. Spülen geht auch nicht mehr, weil alles vor der Spüle zu gestellt ist. Meine Schwägerin hat in der Zwischenzeit einen Schweizer kennen gelernt und ist zu ihm in die Schweiz gezogen. Das hat Heidi einfach nicht verkraftet. Mittlerweile ist meine Schwägerin einmal im Monat mit oder ohne Mann hier. Jedes Mal räumt sie die Küche auf, aber es dauert 2 Tage, dann sieht es wieder genau so aus.
Dann ist letztes Jahr noch mein Schwiegervater gestorben. Und jetzt geht gar nichts mehr. Es wird gekauft, was das Zeug hält. Und es wird nichts aufgeräumt. Sie ist nicht in der Lage irgend etwas zu tun. Sie hat den Bestattungsunternehmer auf sein Geld warten lassen. Sie hat die Konten nicht umgemeldet, so dass sie ihr im Dezember die Konten gesperrt haben.
Sie ist einfach total unglücklich, fühlt sich total alleine, kriegt aber nichts auf die Reihe. Mein Mann ist mittlerweile mindestens 1mal die Woche dort, um ein bißchen mit ihr Zeitungen aus zu sortieren. Man merkt aber, dass sie nach 2 Stunden vollkommen fertig ist und nicht mehr die kleinste Entscheidung treffen kann, ob etwas weg kann oder ob sie es behalten will.
Letzte Woche ist meine Schwägerin vollkommen ausgeflippt, hat Sachen durch das Haus geschmissen und meine Schwiegermutter angeschrien. Sie hat Heidi genötigt, zu zu stimmen, dass sie einen Container bestellt und mal wirklich ausgemistet wird. Heidi will das gar nicht und hat nur zu gestimmt, damit sie ihre Ruhe hat. Mein Mann ist mittlerweile auch völlig am Ende. Er liebt seine Mutter wirklich, aber er kann das nicht mehr mit ansehen. Sie hat Haustiere, kümmert sich aber nicht wirklich drum. Der Hund wird nicht erzogen, weil sie angeblich nicht bereit dazu ist. Alle Haustiere haben Flöhe, und ich nehme an, dass sich noch was anderes in die obere Etage eingenistet hat. Wenn ihr was passiert, wir wissen gar nicht wo wir Anziehsachen für das Krankenhaus suchen sollen, geschweige denn irgendwelche Papiere. Mein Mann kommt aus dieser Situation nicht raus, zu mal er von seiner Schwester nur Vorwürfe zu hören bekommt, das er nichts macht. Aber er und ich sind der Meinung, dass wir ihr nicht vorschreiben können, wie ihr Haus auszusehen hat. Ich habe Angst das mein Mann davon auch noch psychisch krank wird.
Hat einer einen Rat was wir tun können?

Re: Schwiegermutter ist Messi

anja, Dienstag, 19.06.2012, 19:37 (vor 4341 Tagen) @ Sofinia

Hallo, Sofinia,
vielleicht könnte die Schwiegermutter mal richtig zur Kur fahren,
daß sie die ganze Überforderung und Trauer etwas überwinden kann.
Alles Liebe,
anja

Re: Schwiegermutter ist Messi

Sofinia, Donnerstag, 12.07.2012, 21:50 (vor 4318 Tagen) @ anja

Hallo Anja,

sie ist sogar gerade aus einem 2wöchigen Urlaub zurück gekommen. Hat natürlich das Haus so verlassen, dass es mich schon richtig ekelt und ich da gar nix mehr irgendwas anfassen will. Allerdings mussten ja ihre Haustiere versorgt werden. Also mussten wir notgedrungen hin.
Aber ich glaube langsam aber sicher geht es etwas aufwärts. Meine Schwägerin wollte ja einen Container bestellen, um das Haus zu entmüllen. Meiner Meinung nach gegen den Willen meiner Schwiegermutter. Das würde in meinen Augen einer Vergewaltigung gleichkommen. Ich habe mich dann mit meiner Schwägerin angelegt, wohl gemerkt ich und nicht mein Mann. Aber meine Schwiegermutter macht langsam selber etwas. Räumt hier und da selber auf, macht den Vorgarten selber. Nach unserem Ermessen immer noch zu wenig, aber für sie ist das viel. Ich bestärke sie auch immer darin, dass sie das Tempo bestimmt und das es ihr Haus ist. Wenn sie meint sie muss so leben, dann bitte. Aber ihr scheint aufgegangen zu sein, das es so nicht mehr geht.
Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung, das es irgendwann einigermassen aussieht
Lieben Gruß

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