Bin mit meiner Kraft und meinem Latein am Ende... (Angehörige)

Sunny, Dienstag, 06.11.2012, 14:21 (vor 4201 Tagen)

Hallo,
ich habe lange gezögert, mich an dieses Forum zu wenden.
Der Grund ist leider meine Frau. Wir sind seit über 10 Jahren verheiratet, sie zum 2. Mal. Ihr erster Mann ließ sie mit 2 Kindern sitzenSchon als wir uns kennen lernten, bemerkte ich eine gewisse Sammelleidenschaft.Die Wohnung war aber auf den ersten Blick in Ordnung.
Das erste gemeinsame Weinachtsfest brachte fast das Ende unserer Beziehung. Die Vorbereitungen (Aufräumen, sauber machen, Baum aufbauen und schmücken)
nahmen kein Ende. Erst spät am Abend waren wir fertig und ich richtig sauer. Sie kümmerte sich um Dinge, die m.E. absolut unnötig waren.
Ich schluckte es runter.
Als wir beschlossen, zusammen zu ziehen musste sie ins Krankenhaus. Ihre Mutter nutzte diese Zeit, ihren Keller "auszumisten". Mir war dort auch schon
aufgefallen, dass dieser brechend voll warWir zogen zusammen, in ein großes Haus. Ich bin beruflich sehr viel unterwegs und muss auch oft in Hotels übernachten, so dass wir uns manchmal nur an Wochenende sehen.
Sie hat es geschafft, immer mehr ins Haus zu bringen. Es viel mir anfangs auch nicht auf, auch nicht, dass sie sich nicht sonderlich um den Haushalt kümmerte.
Viele Dinge (Küchendienst, Putzdienst, Wäschedienst) hat sie an ihre Kinde delegiert, die zu dieser Zeit noch in die Schule gingen. Sie hatte damals noch
selbst einen Job. Sie wurde schwanger, wir freuten uns über unseren Sonnenschein. Damals hat sie dann Ebay kennen gelernt. Sie kaufte fast die komplette
Babyausstattung bei Ebay. Und sie kauft sehr viel! Kistenweise kamen Baby-Klamotten, Spielsachen, Windeln, usw.Soviele Kisten, dass einige gar nicht erst ausgepackt
wurden. Es sammtelte sich, sie entsorgte Nichts! Es gab Ärger mit den Vermietern, die bemängelten die mangelde Sauberkeit. Ich versuchte das zu kompensieren
und gegann mich mitunter um den Haushalt zu kümmern (ich hatte auch vorher schon geholfen). Ich räumte die Küche auf, spülte, kochte, putzte usw.
Wir bauten unser eigenen Haus. Der Umzug fand wegen verschiedener Umstände recht holprig und in ein nicht fertiges Haus statt. Damals viel mir auf, wieviel
wir eigentlich besitzen. Der Umzugswagen fuhr immer wieder zum neuen Haus, Nachbarn staunten Das Thema Ebay ließ sie nicht los. Es kamen immer wieder sehr viele Pakete, sie kaufte fast alle Kleidung oder Ausrüstung oder Unnützes über Ebay. Vieles
mehrfach (z.B. mehrere Küchenmaschinen, Töpfe, Pfannen, usw.) Es könnte ja was kaput gehen, dann hätte sie gleich Ersatz, oder es war ein Versehen, dass sie
die Auktion gewonnen hätteLeider vergaß sie dabei, die zu klein gewordene Kleidung der Kids auch wieder los zu werden. Sie meinte, sie wolle das in Ebay verkaufen. Sie ist heute noch da!
Neben der gelieferten Ware, behält sich auch alle Kisten, Briefumschläge usw. denn sie möchte ja vekaufen.
Zwischenzeitlich ist ein Verwanter verstorben, an dem sie sehr hing. Seit dieser Zeit hat sie fast keinen Kontakt zu ihrer Familie, es gibt verschiedene Meinungsverschiedenheiten und gegenseitige Vorwürfe.
Die Einkäuft für Lebensmittel sind ebenfalls von einer großen Vorratshaltung geprägt. Sie erzählte mir angangs davon, dass sie in der Zeit, als Ihr 1. Mann sie
verließ kein Geld für Lebensmittel hatte und sie und die Kinder hungern mussten. Seit dieser Zeit legt sie immer Vorräte an. Auch wenn es sich in den letzten
Jahren gebessert hat, so werfen wir immer noch sehr viele Lebensmittel weg, meist erst nachdem sie total vergammelt sind, entdecke ich sie.
Wir besitzen mehrere Kühl- u. Gefrierschränke, alle sind randvoll, zum Teil mit alten abgelaufenen oder gar schon vergammelten Lebenmitteln. Auch die Arbeisplatte der Küche steht meist voll. Ich komme mit dem Aussortiern und Aufräumen nicht nach, leider. Küchenabfälle für den Komposter bleiben grundsätzlich liegen, bis ich sie entsorge, auch wenn ich länger auf Dienstreise binSie hat stark zugenommen und hat ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert. Mittlerweile sagt sie, dass Ebay ihr Tor zur Welt istSie kümmert sich um unser Kind, die beiden Anderen sind mittlerweile ausgezogen. Auch ihnen mißfällt die ständige Unordnung.
Ich versuche immer, die Defizite auszugleichen. Ich räume auf, putze, wasche, usw. Kündigt sich Besuch an, so verfällt sie in Hektik. Es wird alles zusammen
geräumt und in einen anderen Raum gelagert. Leider vergißt sie anschließend, wieder entsprechend aufzuräumen. Das hat dazu geführt, dass mittlerweile 2 unserer
Räume nicht mehr betreten werden können, da mittlerweile auch die Türen und z.T. die Wege zugestellt sind.
Fahren wir weg, so verzettelt sie sich in Kleinigkeiten. Wenn wir planen um 9 Uhr los zu fahren, dann beginnt sie meist erst um 10 Uhr damit, ihre Sachen
zu packen, wenn sie nicht noch waschen muss! Wir verspäten uns meist mit 4 bis 6 Stunden! Meist decke ich sie dann bei unseren BekanntenKomme ich von Dienstreise nach Hause, so muss ich meist erstmal die Küche in einen einigermaßen erträglichen Zustand bringen. Meist richt es sehr unangenehm.
Ich bin ehrlich. Ich halte diesen Zustand nicht länger aus. Es tut mir in der Seele weh zu sehen, dass unser Kind in dieser Müllhalde aufwachsen muss. Mein
Beruf ist anstrengend, ich habe nicht mehr die Kraft immer wenigstens etwas Licht in das Chaos zu bringen. Es wiedert mich manchmal an, nach Hause zu kommen. Wenn unser Kind nicht da wäre... Mit jeder Kiste ist auch ein Teil meiner Zuneigung zu ihr gestorben. Ich liege nachts oft wach und kann nicht schlafen weil meine Gedanken immer um die Probleme kreisen und ich keinen Ausweg finde.
Ich kann aber nicht einfach die Flinte ins Korn werfen. Ich fühle mich für Sie verantwortlich, zumal sie öffters sehr depressive Phasen hat,
in denen sie auch mitunter am Sinn ihres Lebens zweifelt.
Ich versuche seit geraumer Zeit, sie zu einem Arztbesuch zu überreden, um mit ihm über diese Themen zu sprechen. Ich bin der Meinung, dass sie dringend Hife benötigt, die ich ihr leider nicht geben kann. Aber sie lehnt das vehement ab. Sie meint, dass wäre die Kapitulation und das Eingeständnis ihrer Unfähigkeit. Sie hat ausserdem Angst, eine stationäre Behandlung antreten zu müssen. Sie hat einen sehr starken Freiheitsdrang und möchte jede Einmischung in Ihre Handlungsfreiheit verhindern.
Viel Text, ich weiß, aber ich komme nicht mehr weiter. Bin für jeden Rat dankbar.

Sunny

Re: Bin mit meiner Kraft und meinem Latein am Ende...

Violine, Freitag, 30.11.2012, 19:02 (vor 4177 Tagen) @ Sunny

Hallo,

"das verkaufe ich bei ebay" - total vertrautes Argument für mich. Mein Mann "argumentiert" auch immer so.
Allerdings setzt er es so gut wie nie in die Tat um.
Es gibt keinen Rat. Punkt. Es gibt keine "gütliche" oder "vernünftige" Lösung. Es gibt nur radikale Ansätze.
Z.B. Zwangsentrümpelung (finde ich trotz allem übergriffig und würde längerfristig nichts nützen, der Platz wäre schnellstens wieder zugestellt).
(Räumliche) Trennung. Das ist ja aber eigentlich nicht das, was man möchte. Man möchte sich ja nicht vom Partner trennen, sondern nur vom Gerümpel.
Und mehr fällt mir nicht ein. Mein Mann z.B. gibt offen zu, dass er ein Messie-Problem hat. Aber dabei und bei leeren Versprechungen bleibt es.
Keine weiteren Handlungen sind der Einsicht nicht gefolgt.

Ich versuche derzeit folgendes: Ich habe nun eine Frist gesetzt, bestimmtes Datum. Entweder ist er bis dahin tätig geworden oder ich werde etwas tun.
(Was, werde ich jetzt hier noch nicht verraten, denn vielleicht liest er hier mit, man weiss es nicht).

Das hilft Dir nicht weiter. Aber es gibt Probleme, die kann man nicht von außen lösen. Wenn der Kranke (und Messies sind seelenkranke, sammelsüchtige, Leute)
keine eigene Initiative ergreift, steht man machtlos vis-a-vis.

So weit, so schlecht.

LG

Re: Bin mit meiner Kraft und meinem Latein am Ende...

Sunny, Mittwoch, 05.12.2012, 12:34 (vor 4172 Tagen) @ Violine

Hallo,

vielen Dank für Deine Antwort.

Auch ich habe mich entschlossen, aktiv zu werden. Für mich ist dieser Zustand nicht mehr erträglich und ich denke schon einige Zeit an Trennung.
Ich habe Ihr vor ein paar Tagen angeboten, mit ihr zum Arzt zu gehen. Ich habe Ihr Bedenkzeit gegeben, die sie ausgiebig nutzt.
Ja, sie hat auch einige Dinge verkauft, bzw. auch entsorgt. Nur ist das im Prinzip nicht merkbar. Die Unordnung ist schon sehr schlimm, viel schlimmer
ist jedoch die Tatsache, dass Sie die Wohnung nicht sauber hält, sprich die Küche, das Bad, andere Zimmer verdrecken immer mehr. Ich habe auch nicht
immer die Zeit, die Räume zu putzen, Staub zu saugen, usw.
Ich werde ihr nach Weihnachten (ich möchte das Fest nicht versauen) ein Ultimatum setzen, bis ein Arztbesuch stattgefunden hat. Ich werde darauf
bestehen mit in den Behandlungsraum zu gehen, damit das Problem auch wirklich angesprochen wird.
Sollte es nicht zu dem Arztbesuch kommen, so werde ich meine Konsequenzen ziehen, mich von ihr trennen und mit meinem Sohn ausziehen, auch wenn es mir
das Herz brechen sollte. Ich kann speziell unserem Sohn diese Situation nicht mehr zumuten und habe auch Angst, dass dieser Zustand für ihn "normal" wird.
Die Planung dazu laufen schon, eine Wohnung und ettliche Dinge sind schon geklärt. Ich werde das durchziehen, denn sonst werde ich wohl über kurz oder lang ein
Fall für den Doc. Keine Frage, ich liebe sie, aber alles hat Grenzen.

Viele Grüße

Re: Bin mit meiner Kraft und meinem Latein am Ende...

Belle, Donnerstag, 03.01.2013, 22:45 (vor 4142 Tagen) @ Sunny

Ich habe nach 25 Jahren Ehe einen Schlussstrich gezogen und mich von meinem Mann getrennt - ich habe es nicht mehr ausgehalten, gegen das Chaos anzukämpfen. Auch bei uns waren Räume nicht mehr betretbar, ich habe mich geschämt, wenn Freunde kamen - habe unter Vorwänden bald niemanden mehr in die Wohnung gelassen. Irgendwann waren wir regelrecht isoliert. Überall Kisten mit Zeitungen und "wichtigen Papieren", Schlüssel, von denen niemand wusste, zu welchem Schloss sie eigentlich passen, wurden gehortet, Unterlagen aus Schulzeiten nicht weggeworfen, alles konnte man vielleicht ja noch einmal gebrauchen ... Immer wenn es klingelte, zuckte ich zusammen, schloss erst mal einige Türen Wie sehr mich das alles fertig gemacht hat, wie schädlich das war, auch für ihn, ihn immer zu decken, wie sehr auch die Kinder darunter litten, dass es diese no-go-areas gab ... all das wurde mir erst viel zu spät klar.
Ich kann dir nur den Rat geben, dich zu trennen und das dir und deinem Kind nicht länger zuzumuten.

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