Mein Leben mit meinen Messie-eltern (Angehörige)

Einsamer, Freitag, 08.03.2013, 09:22 (vor 4079 Tagen)

Wenn ich mir alles hier so ein bißchen durchlese ist der Fall meiner Mutter sicher nicht so extrem. Auch bin ich dabei nach und nach bei meinen Eltern aufzuräumen. Das geht in meinem Fall ganz gut. Ich wohne zwar seit langem nicht mehr zu Hause. Mein Wohnort ist aber nur 1 h Autofahrt entfernt. Auch bin ich immer mal wieder ohne Job und Single, so dass ich eben auch mal Zeit habe. Somit verbinde ich das unangenehme (Langeweile) mit dem nützlichen (aufräumen).

Es muss wohl schon immer so gewesen sein, dass meine Mutter im gewissen Rahmen nichts weggeworfen hat. Wir haben zu DDR Zeiten einerseits immer Altpapier , Flasche und Gläser gesammelt, andererseits war mein Zimmer schon immer vollgestellt mit Körben voller Wäsche. Später kamen die neuen Errungenschaften wie Versandhauskataloge oder auch jede Menge Blumentöpfe hinzu. Da half es auch nichts, dass wir in besagtem Zimmer vor 20 Jahren mal die Schrankwand ausgetauscht haben. Leider ist mein Vater auch nicht derjenige, welcher viel mit aufräumen oder Ordnung im allgemeinen im Sinn hat. Er schmeißt alles dorthin wo er gerade steht. So liegen beispielsweise immer die Kronkorken der Bierflaschen oder Einkaufsquittungen in der Schrankwand. Im Garten liegen die Verpackungen vom Vogelfutter überall rum. Dabei gibt es für alles Behälter. Allerdings war ihm das Ganze wohl schon irgendwie ein Dorn im Auge. Als meine Mutter vor 6 Jahren für 7 Wochen ins Krankenhaus musste haben wir beide sprichwörtlich die Gelegenheit genutzt und
angefangen aufzuräumen. Wir haben das also hinter ihrem Rücken gemacht. Schwerpunkt waren diverse Metalldosen, Werbebriefe (angeblich darf die Adresse nicht im Müll landen), Plastetüten, Verpackungskartons, Kosmetikartikel (u. a. 42 Päckchen Papiertaschentücher). Hinterher war aber das erste mal richtige Theater als sie das merkte. Es ging dann so weit, dass sie meinte warum Sie nach der OP überhaupt aufgewacht wäre und so. Das hat mich richtig fertig gemacht. Für mich war dieser Vergleich völlig daneben und in keinster Weise nachvollziehbar. Ich wollte es beiden nur schöner machen und habe da nur in zweiter Linie an mich gedacht, denn so richtig gefällt mir das zu Hause dort auch nicht mehr.

Ich selbst habe unabhängig davon abends wenn ich zu Hause war immer heimlich Ordnung in den Unterlagen (Gas, Strom, Rente, Arbeitsamt) und immer mal Kleinigkeiten (z.B. uralte Zettel mit Arztterminen oder Visitenkarten) die offenkundig keiner mehr braucht mitgenommen. Entweder habe ich das Zeugs entsorgt oder hatte anderweitig Verwendung dafür. Ich musste es mitnehmen, denn hätte ich es nur sortiert wäre es wieder irgendwo gelandet. Manchmal habe ich mir sogar mal offiziell eine Schublade vorgenommen und angefangen auszumisten. „Das muss doch nicht jetzt sein und hat Zeit“, „Ich mache das schon selbst“ usw. kam dann von meiner Mutter. Wenn ich zu Hause und im Garten nicht in schönster Regelmäßigkeit aufräumen würde, würde dort das blanke Chaos herrschen.

Seit 3,5 Jahren bin ich bei Ebay gemeldet und habe dann angefangen private Dinge zu verkaufen, die ich nicht mehr brauche. Das Ganze ist zwar etwas mühselig zwecks verpacken und zur Post gehen oder auch der pingeligen Bewertungen der Käufer aber man wird fast alles dort los und bekommt ein bisschen was dafür. Verkaufen tue ich meine Sachen sowie die meiner Eltern aus Wohnung und Garten. Ich habe mir nebenbei eine Liste gemacht. Inzwischen sind es sicher über 500 Artikel (und auch Bewertungen) mit über 1000 Euro Nettoewinn geworden. So genau kann ich das aus dem stehgreif nicht sagen. Dabei sind Bücher, Münzen, Briefmarken, Klamotten, Ansichtskarten, Kosmetikartikel, Haushaltsgeräte, Poster, Brillenetuis, Kartenspiele, Autogramme, Lupen, Tassen usw. usw. Sogar die gesammelten überall rumliegenden Gummibänder bin ich losgeworden.

Meine Mutter hat seit in etwa der selben Zeit Diabetes bedingt Probleme mit den Augen und war schon öfters zum Lasern und zur OP. Nun hatte es sich im vorigen Januar ganz extrem verschlechtert. Mir tat meine Mutter natürlich leid, wie sie so auf der Couch vor sich hin lag. Mein Vater hatte zuvor bereits angefangen den Gefrier- und den Kühlschrank von abgelaufenen Zeug zu befreien und einen Großteil der Blumentöpfe zu entsorgen. Allerdings lag dann alles in der Waschküche. Diese haben beide auch für sich in beschlag genommen und nutzen ihn als aktuellen Kellerraum, denn die anderen m Haus waschen in der Wohnung.
Das war eigentlich so zu erwarten, denn er mag zwar nicht das alles voll steht aber zum entsorgen ist er nicht in der Lage. In den eigentlichen Kellerraum ist seit über 10 Jahren keiner mehr reingekommen. An ihrem dann bald folgendem Geburtstag habe ich das Thema aufräumen zum ersten mal so richtig offiziell angesprochen. Glücklicherweise hat die im April folgende OP zum ersten mal für sie einen Erfolg gebracht und den Zustand von vor dem Januar wieder gebracht. Auch hat sie jetzt endlich wieder eine Lesebrille.

Den Gemeinschaftskeller musste sie wohl wegen einer Nachbarin schon zuvor mal räumen. Da hatte ich schon mal was zuvor (Eisenbahn) zum A & V mitgenommen. Ich habe dann offiziell angefangen die Waschküche aufzuräumen und sie darüber informiert. Ich habe diverse leere Einweckgläser entsorgt, Steintöpfe sauber gemacht und zusammen mit dem nie benutzten Wäschetrockner zur Versteigerung gebracht. Die schimmelige Marmelade habe ich weggeschmissen und den größten Teil des Rests als Hausmüll bei der Stadtwirtschaft entsorgt. Doch schon bei den verbliebenen Restern ging das Theater wieder los (warum ich noch da bin usw.). Ich musste gebetsmühlenartig reden, dass wir endlich mal zusammen die noch rumliegenden Schuhe und Klamotten durchgehen. Dann sprach sie selbst davon, ob ich nicht das 42-teilige Jugendstil Speiseservice von Tante was weiß ich nicht verkaufen wolle. Das war mir natürlich irgendwie im Schrank aufgefallen. Aber seine Dimensionen waren mir nicht bewusst. Also allse raus ausm Schrank, in 4 Taschen gepackt und erst mal entstaubt. Nach tagelanger telefoniererei bin ich es dann für 100,- Euro losgeworden. Das fand sie erst ein bisschen wenig. Im nachhinein hatte ich aber richtig Glück damit. Als sie zur OP war haben wir beide im großen Rahmen Staub gewischt und in Bad (fast alles) und Küche (vieles) aufgeräumt. Dabei kamen wieder hunderte von Verpackungskartons und Plastetüten zum Vorschein. Mein Vater war ganz überrascht was ich so aus den Küchenschränken geholt hatte.

Dann das Theater als ich angefangen habe nach schätzungsweise 20 Jahren und mehr dort zu tapezieren wo die Stockflecken waren und die Tapete abging. Es darf sprichwörtlich nichts verändert werden. Mein Vater war wiederholt richtig sauer. Ich habe Bad und Küche geweißt und vorher die Tapete abgemacht. Er hat den Schimmel behandelt. Dazu kam noch eine Wand im Schlafzimmer. Dann kamen die Klamotten im Garten dran, die seit mein Opa vor 34 dort starb (er wohnte dort zuletzt) niemand aufgeräumt hatte. Mein Vater macht jetzt auch soweit er das in den Griff bekommt sauber. Die Toilette hatte ich ja immer wenn da abends sauber gemacht. Das macht er jetzt selbst ,da brauchte ich nichts zu sagen (wäre mir ein bisschen unangenehm gewesen). Auch saugt er regelmäßig staub und entstaubt mal was. Meine Mutter kann ja trotzdem nicht alles machen. Sie jammert leider viel rum warum das mit den Augen, früher hat er das nie gemacht. Sie soll froh sein,. Dass sie uns beide hat. Auch wenn mein Vater viel wegen dem Essen und so rumnölt und sie sich leider viel zu oft streiten. Sie steht immer hinter einem wenn man was macht. Der Schrank auf dem Boden ist jetzt auch leer. Das gab aber wieder wie so oft höllisches Theater. Denn ich wollte wie gesagt meine Aktionen offiziell machen. Sie hat sogar richtig gezittert und fing an zu heulen. Das ist mir am letzten Wochenende dann zum zweiten mal auch gleich mit passiert. Da habe ich die Rester vom Kleiderschrank mitgenommen. Die Aufräumaktion habe ich im vorigen Jahr nach einer ersten Runde abgebrochen. Ich habe für mich entschieden, dass ich dieses Theater nicht mehr mitmache. Es macht mich nur seelisch fertig. Ich habe nachdem ich diesesmal wie gesagt selbst angefangen habe zu heulen abends im Bett überlegt wie ich weiter verfahren werde. Am morgen habe ich dann bekannt gegeben, beim nächsten Besuch noch die Restbestände vom Kleiderschrank mitzunehmen und mich dann wenn es wärmer ist in den Keller zu verdrücken. Der ist wie gesagt seit etwa 10 Jahren verschlossen gewesen und sprichwörtlich bis oben hin zugemüllt. Bleiben schwerpunktmäßig noch die vielen Klamotten.

Wie ihr seht brauche ich eigentlich keine Arbeit. Ich kann mich eigentlich nur um meine Eltern kümmern. Es ist so als ob sie meine Kinder wären. Aber darin liegt genau mein Problem. Ich selbst habe mich viel zu wenig um mein Leben (Frau, Familie) gekümmert und darüber hinaus auch kein großes Glück mit dauerhafter Arbeit gehabt.

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