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Bücher bzw Autorin (war: Ein anderer Blick) (Allgemein)

Micha @, Montag, 06.06.2022, 19:56 (vor 695 Tagen) @ Sonne

die Bücher von Sandra Felton (heißt die eigentlich so ?)

Zitat aus dieser Leseprobe

... Es war die Amerikanerin Sandra Felton, die die Begriffe »Messie«
und »Messie-Syndrom« in den 80er-Jahren erstmals verwendete.
Felton war Mathematiklehrerin, Mutter von drei Kindern – und
selbst ein Messie. In ihrem Haushalt ging es drunter und drüber.
»Ich stellte benutztes Geschirr eher in den Kühlschrank, als es abzu-
waschen«, verriet sie 1981 dem People-Magazin. Sie berichtete auch
darüber, dass sie jedes Stück Papier behielt, das ins Haus kam. So
blieb wochenlang unbemerkt, dass das Abflussrohr an ihrer Spüle
leckte, denn das Spülwasser wurde von Stapeln alten Zeitungspa -
piers aufgesogen. Bis sie den Schaden endlich entdeckte, war der
Fußboden bereits irreparabel geschädigt.
Felton lebte auch in der ständigen Angst vor überraschendem
Besuch, denn sie war sich sehr wohl im Klaren darüber, welchen
Eindruck Gäste von ihrem Heim bekommen würden. Gleichzeitig ge-
hörte es zu ihren Aufgaben als Frau eines Pastors, jederzeit anderen
Menschen aus ihrer Gemeinde ihre Tür zu öffnen und ihnen beizustehen.
Was für eine furchtbare Zwickmühle!
Auch innerhalb ihrer Familie gab es schwerwiegende Probleme.
Die Beziehung zu ihrem Ehemann litt zunehmend, weil dieser die
Zustände nicht mehr länger tolerieren konnte. Eine Scheidung kam
nicht infrage, umso dringlicher wurden seine Appelle an sie. In
der Beziehung zu ihren drei Kindern fühlte sich Felton ebenfalls
unter Druck gesetzt, da sie ihnen aus Scham verboten hatte, Freunde
mit nach Hause zu bringen. All das führte dazu, dass Sandra Felton
keine Freiräume fand, ihre Rolle als Frau und Mutter ausleben zu
können.

Sandra Felton, die in den 80er-Jahren den Begriff »Messie« einführte und die
ersten Selbsthilfegruppen ins Leben rief, litt selbst unter dem Messie-Syndrom.

Der Leidensdruck für alle Beteiligten wurde immer größer. Sandra
Felton wusste, dass sie das Chaos endlich in den Griff bekommen
musste. Tatsächlich schaffte sie etwas, was nur wenige Menschen,
die unter einem Messie-Syndrom leiden, aus eigener Kraft erreichen:
Sie konnte eine neue häusliche Ordnung herstellen und diese auch
halten. Indem sie ihrem Leben konsequent Struktur verlieh, gestal -
tete sie die Lebensumstände für sich und ihre Familie wieder erträg -
lich. Als Mathematiklehrerin verfügte sie offensichtlich über eine
besondere Fähigkeit des systematischen Denkens und Vorgehens.
Ich vermute, dass es dieser Teil ihrer Persönlichkeit war, der ihr bei
der Bewältigung der Messie-Thematik eine große Hilfe war.
Ihre Erfahrungen führten dazu, dass Felton die Selbsthilfegruppe
»Messies Anonymous« * gründete, in der sie aufgrund ihrer eigenen
Beobachtungen und Erlebnisse anderen Betroffenen helfen konnte,
die Schwierigkeiten anzugehen und zu bearbeiten. Es ist nicht
zuletzt ihrer Arbeit zu verdanken, dass das compulsive hoarding seit
den 80er-Jahren in Amerika als Krankheitsbild anerkannt ist.
Ebenfalls seit dieser Zeit ist bei uns in Deutschland das »Ver -
müllungssyndrom« als eigenständige Erkrankung etabliert. Geprägt
wurde dieser Begriff vom deutschen Psychiater Peter Dettmering,
dem damaligen Leiter des sozialpsychiatrischen Dienstes in Berlin.
»Messie« – »compulsive hoarding« – »Vermüllungssyndrom« –
»Desorganisationssyndrom« ... ich habe die Erfahrung gemacht, dass
diese und weitere Begriffe, die das zwanghafte Sammeln und Horten
beschreiben, im allgemeinen Sprachgebrauch recht wahllos auf die
unterschiedlichsten Krankheitsbilder und Symptome angewendet
werden. Dabei ist eine saubere Differenzierung zwingend notwen-
dig. Denn wer einen Messie verstehen und ihn unterstützen möchte,
der muss wissen, welche Ursachen welche Verhaltensweisen nach
sich ziehen können. Nur so können auf Dauer schwerwiegende
Behandlungsfehler vermieden werden.
...

* https://messies.com/background

M i c h a

--
Du kannst die Brandung nicht aufhalten, aber du kannst surfen lernen.


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