Fortsetzung - Stark sein @Blue (Innenarbeit) (Allgemein)

Astarte, Mittwoch, 07.05.2008, 01:49 (vor 5844 Tagen)

Hallo Blue!

Danke für deine ausführlichen Zeilen weiter unten. Ich fürchte ich werde etwas (zu) ausführlich darauf antworten. Aber vorweg wollte ich mich bedanken. Gilt natürlich auch für alle anderen.

Ich betrachte so etwas immer unter dem Aspekt 'Energieaufwand'... - aber das ist ja bei Dir z.Z. ofenbar gar nicht akut, denn Du fühlst Dich ja offenbar nahezu energielos!

Energieaufwand....Ich bin sehr explizit ein Mensch, der jede Handlungen in energetische Kosten- und Nutzenrechnungen aufteilt, und ich bin mir im Moment nicht mehr sicher, ob diese Überlegungen mir wirklich halfen, egal wie korrekt und rational sie waren. Womöglich gerade aufgrund der Rationalität.

Aber eben diese ist sicherlich auch ein meiner Messi bzw. Co-Messi/Angehörigen-Symptome: Ich-Entfremdung. Da es keine Möglichkeit gibt mit einem („sturem“) Messi irgendwie jemals richtig umzugehen, man wehrlos ist, verliert man irgendwann den Bezug zu den inneren Emotionen. Ein simples Beispiel: Man möchte schreien, den Herren anschreien und schütteln: „Tu etwas!“ oder „Lass uns gemeinsam was machen!“ . All dies zählt unter Druck machen und führt (naturgemäß) zu mehr Blockaden. Man will helfen, so herzengerne, auch um dem eigenem Selbstwillen, aber man darf nicht. Auch dies wird also runtergeschluckt. Man macht sich Sorgen, aber darf diese nicht thematisieren. Man verzweifelt. Irgendwann wenn die Kräfte schwinden, wird man wütend. Aber auch das zerschellt an Mauern. Und so weiter. Auf einer Messi-Homepage nannte das mal jemand einen ständigen „Annährerungs/Vermeidungskonflikt“, was es sehr schön beschreibt. Und dies über Jahre Bis schließlich die Resignation kommt. Mauern, gebaut aus Verstand. Schutzmauern aus rationaler Distanz, die eines Tages zum Gefängnis des eigenen Ich’s werden.

(An dieser Stelle bitte ich um Entschuldigung, dass ich mal aus der Messi, mal aus der Angehörigen-Sicht schreibe)


Er muß seine letzten Reserven eben für die Vermeidung verpulvern - Veränderung traut er sich offenbar nicht zu!
Es geht dabei wohl nicht um einen Konkurrenzkampf , sondern vermutlich viel eher um sein nacktes Überleben...

Wahr gesprochen! Ich habe auch den Verdacht, auch wenn’s böse klingt, dass wenn er jemals begreifen würde, was er seinem Umfeld mit seinen Mauern und Verhalten antut, ihm die Schuldgefühe “umbringen“ würden. Womit wir wieder beim Energieaufwand sind: Es lief schon viel zu lange. Mittlerweile ist Aufgeben der leichtere Weg. Wäre zu einem früheren Zeitpunkt evt. etwas anderes.

Ist Dir eigentlich klar, daß Du auch die Starke bist???

Ich halte mich sogar für eine sehr starke Person. Aber irgendwann waren/sind auch meine Grenzen erreicht. Es war eine der letzten Diskussionen mit meinem Gemahl: Dass mein Stress nicht so viel bedeute, weil ich ja eben stress-resistenter sei als er, da könne man nichts machen. Hmm... ja, sicher. Beispiel: Er ist mit einem Amt schon absolut überfordert. Ich erst bei drei bis vier. Das Problem ist nur, dass ich mit sechs Behörden zu kämpfen habe, die alle voneinander abhängen aber nicht zusammenarbeiten, und dann nun mal mindestens genauso überfordert bin und genauso reagiere. Ich muss aber in meiner leichten Arroganz zugeben: Ich würde mir zutrauen ein normales geregeltes Leben auf die Reihe zu bekommen. Wäre ich ganz alleine, und falls dies und jenes... Aber mit meiner 5 fach Belastung wurde ich im Laufe der Jahre selbst zu einem Messi.

Nun vermute ich mal, - (meine Meinung)- dass ich tatsächlich eine sehr starke Frau bin. Und nicht selten ziehe ich damit schwächere Menschen an, die ihre Verantwortungen auf mich abschieben wollen. Und nein, normalerweise ziehe ich mir den Schuh ganz sicher nicht an. Der Ehemann ist da phasenweise immer eine Ausnahme gewesen, aber einen Helferkomplex habe ich unter Garantie nicht!

Emotionen erzählen oder erleben... Oh, wie oft machte ich mir darüber bereits Gedanken! Mir ist der Unterschied durchaus bewusst. Und doch finde ich es „albern“. Man muss doch so viel Reflektion haben? Muss ich mir wirklich die Adern life vor jemanden aufschneiden, damit sie es kapieren?! Mit einem Halb-Halb-Kompromiss könnte ich leben. Sprich: Wenn man durch das Erzählen – wenn man den Gegenüber respektiert und ernstnimmt, was ich von Freunden etc. erwarte! – bereits wahrnimmt, da geht es jemanden schlecht, es ohne das Erleben aber nicht in ganzer Intensität einschätzen kann. Wäre das nicht ein Kompromiss?!

Ich muss allerdings auch dazu sagen: Die zugebenermaßen wenigen Male, da ich Emotionen nicht nur rational erklärte und erzählte, funktionierte es nicht! Bereits vor vielen Jahren begriff ich: Ich habe ein Recht darauf meine Emotionen auch zu leben . Kam aber bei meinem (emotionsunterdrückenden und engen) Umfeld nie an. Auch jetzt aktuell erlebe ich es wieder. Meinereiner darf keine Emotionen haben, ich hab gefälligst die Starke zu sein. Ansonsten kommt man nicht damit klar!

Oder haben sie Dich schon 'mal heulend und am Boden zerstört erlebt???

Einen richtigen Zusammenbruch hat noch niemand life erlebt. Außer vielleicht – mehr oder weniger aus Versehen – mein armes Töchterchen. Aber heulend oder das was man als „am Boden zerstört“ bezeichnet durchaus. Ich bekomme dann zu hören:

“Mach Dich nicht kleiner als Du bist!“
„Ich weiß genau, dass Du stark bist, also tue nicht so!“
„Um Dich muss mich nicht kümmern, Du bist intelligent, findest selbst aus der Krise. Andere brauchen meine Hilfe dringender!“
„Wo hast Du denn Probleme?!“
„Also, wenn selbst Du nicht mehr weiter weißt, dann brauch ich gar nicht erst zu versuchen, darüber nachzudenken!“

Und bei Leuten, die dazu selbst noch Probleme haben, immer der Konkurrenzkampf oder wie immer man des nennen soll. Das geht nicht, passt nicht in das Weltbild, ich habe für sie dazu sein, und wehe wenn nicht... dann wird gejammert, was das Zeug hält!

Was vermittelst Du Deinen Mitmenschen?
Dabei meine ich die emotionale Ebene - nicht die Verstandesmäßige!
Geht es uns Messies nicht häufig darum, niemanden mit bekommen zu lassen wie's in uns (und damit evtl. auch in unserem 'zuhause'!!!) aussieht?
... und: Woher kommt das?

Tja, das weiß ich nicht wirklich. Offenbar, gemessen an den obigen Sätzen, dass ich mich selbst schwach und abhängig machen will , obwohl ich’s nicht bin. Dass ich stark und intelligent genug bin mir stets selbst zu helfen, und wenn ich das nicht tue, dann nur um Mitleid etc. zu bewirken. Oder was weiß ich. Meine Schwäche sieht man gerne als „riesengroße, nicht böse gemeinte Show“.

Kann es sein, daß es einmal eine Zeit in unserem Leben gab, in der es niemanden interessierte, wie es uns geht (gelinde ausgedrückt!)?

Hat diese Zeit denn jemals aufgehört?!

Gerade diesen Satz lasse ich momentan sehr oft vom Stapel: „Niemand interessiert es wie es mir geht!“. Und zwar wortwörtlich. Mein tragisches Mantra dieser Tage. Antwort eines sehr engen Freundes: „Tja, wie denn auch, wenn Du Dich nicht mal für Dich selbst interessiert!“ Hmm... zum Nachdenken. Meine Antwort daraufhin war übrigens: "In meinem Leben gibt es keinen Platz für mich! Rein zeitlich schon nicht!"

Auf die anderen angeschnittenen Themen (Schwiegereltern, Umzug, neue Wohnungsillusion) geh ich gesondert ein. Es wird hier sonst zu unübersichtlich.

LG,
Astarte


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