Re: OT: um des lieben friedens willen - alle Beteiligte sich verstanden fühlen (Allgemein)

Eva, Mittwoch, 06.08.2008, 10:23 (vor 5982 Tagen) @ Odille

Guten Morgen, liebe Odille!

Den Spruch kenne ich auch. Mir ging es aber nicht nur grundsätzlich um "Diskussionen" sondern eben auch um Entscheidungen.
So fährt eine Freundin von mir schon seit Jahren in ihrem einzigen Urlaub, den sie sich jährlich leisten kann, in die ihr völlig verhassten Berge zum wandern. Sie hasst Berge, liebt das Meer und sie hasst wandern. Sie lässt sich immer wieder - wenn es um die Entscheidung geht, wohin es in Urlaub geht, von ihrem Mann breitschlagen in die Berge zu fahren - "um des lieben Frieden willen" sagt sie, weil er sonst ständig im Urlaub herumnörgeln würde.
Ist sie damit glücklich? Ne, nicht wirklich.

Genau das gleiche Beispiel gab vor Jahren Marshall Rosenberg - http://de.wikipedia.org/wiki/Marshall_Rosenberg selbst, als er im geplanten Urlaub lieber in die Berge und seine Freundin lieber ans Meer wollte. Er vertraute darauf, dass es eine Lösung gab, dass beiderlei Bedürfnisse berücksichtigt würden.

Bei einem anderen Seminar mit ihm hatte ich ein Aha-Erlebnis bei dem Satz, dass es nicht mehr wichtig war, das, was ich wollte um-/durchzusetzen. Es reicht, sich vom Anderen verstanden zu fühlen. http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation - daraus:

Die GfK argumentiert hier wie folgt: Die Wahl der erfolgreichsten Strategie sei nur dann gewährleistet, wenn alle Beteiligten sich verstanden fühlen. Dominanzbestrebungen werden in der GfK einbezogen. Allerdings werden sie – und das macht den Unterschied zur alltäglichen Kommunikation – nicht als eigentliche Botschaft aufgefasst, sondern als Signal für eine dahinter liegende Mitteilung [1]. Gleiches gilt für den bewussten Umgang mit historisch gewachsene Konflikten, gegebenen Werte- und Machtordungen oder den Möglichkeiten der Beteiligten: Sie sollten für eine funktionierende Kommunikation in das Gespräch integriert werden. Allerdings immer gebunden an das Bedürfnis des Einzelnen (z. B. gegenüber einem Vorgesetzten: „Sie haben sich für die von Ihnen favorisierte Lösung entschieden, obwohl ich Bedenken dagegen geäußert habe. Ich merke, dass mir das ein Gefühl von Ohnmacht gibt, weil mir wichtig ist, dass Ideen der Mitarbeiter ernst genommen werden. Wären Sie bereit, mir zu sagen, was Sie an meiner Idee nicht sinnvoll fanden?“)

Insofern - hm - ich kann das für mich nicht so pauschal werten. Es hat für mich etwas von schönreden, was nicht schön ist: seine Bedürfnisse hintenan stellen. Klar macht man auch mal Kompromisse oder ein quid pro quo.
Auf manche Sachen / Diskussionen geb ich auch dann keine Energie mehr, ist klar. Aber wirklich gute Freundschaften und Beziehungen hab ich mit den Menschen, wo ich nie gewzungen war - "um des lieben frieden willen" nachzugeben und dies auch nicht von ihnen verlange. Wir reden über unsere - manchmal unterschiedlichen Wünsche - alles ist gleich wichtig und dann fällt es mir auch nicht schwer, dem anderen zu liebe einen weg zu gehen, den ich jetzt nicht gegangen wäre. Oder anders ausgedrückt - bei "um des lieben frieden willens" geht es oft um Diskussionen mit Menschen, die sehr egozentriert handeln und reden. Man gibt keine Energie drauf, weil das zetern und zerren von dieser Person, wenn sie nicht ihren willen kriegt, mehr Energie kosten würde. Ich frag mich dann lieber immer: ist das die richtige Person für den Umgang mit mir? Ist das ein Freund/eine Freundin? Will ich überhaupt noch den Kontakt?

Das kann ich verstehen.

LG Eva [image]


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