Was tun mit dem Messie? (Angehörige)

Messie-Tochter, Mittwoch, 23.01.2008, 23:09 (vor 5961 Tagen)

Ich hoffe dass irgendjemand von euch mir einen Tipp zum "richtigen" Umgang mit einem Messie geben kann - falls es da überhaupt ein korrektes Verhalten gibt. Also, ich spreche von meiner Mutter, die ich wahnsinnig gerne habe, und es bricht mir das Herz, dass ihr wunderschönes kleines Reihenhäuschen zu einer bewohnten Müllhalde wurde.

Zur Beschreibung: Im Wohnzimmer ist ein Sessel frei. Der Esstisch ist als solcher nicht mehr zu erkennen. Sah bestimmt mal nett aus. Niemand außer mir weiß, dass im Wohnzimmer meiner Mutter ein Klavier steht. Die Eckbank ist übersäht mit diversem Gerümpel, keine Ahnung was da eigentlich rum liegt. Auch die Küche ist nur mehr rudimentär wahrzunehmen. Der Herd kann seit den 90er Jahren nicht mehr benutzt werden. Badewanne, Dusche und Waschbecken werden, je nach Bedarf, in einer 30minütigen Aktion freigeschaufelt. Die Toilette ist noch voll funktionsfähig, also nicht verräumt.
Im Keller war seit 15 Jahren nichtg mehr, der ist ebenso zugeräumt wie mein Zimmer und das meines Bruders. Man kann diese Räume nicht einmal betreten. Durch die nich begehbaren Räume sind maulwurfartige Gänge gegraben. Akrobatisches Talent sollte man dennoch haben.

Meine Mutter hatte es niemals leicht in ihrem Leben, hat Armut, Schmerz, Verluste, Enttäuschungen und Gewalt erlebt. Sie hat eigentlich nichts, worauf sie vertrauen kann, irgendetwas stabiles.

Ich würde ihr wahnsinnig gerne helfen. Ich habe mir nichts mehr gewünscht, als mit ihr gemeinsam dieses Haus, in dem ich doch den Großteil meiner Kindheit verbracht habe, aufzuräumen. Ich wollte so gerne mal in ein schönes Haus gehen, und meine Mutter dort endlich wieder gepflegt vorfinden. Weil es Halt gibt, und weil es immer etwas Schönes ist, "nach Hause" zu kommen. Und ich vermisse so etwas wie ein Elternhaus.

Gerade jetzt ist die Situation kritisch, aller Wahrscheinlichkeit wird sie das Reihenhaus verlieren.

Ich habe mir von meinem Job frei genommen, um ihr zu helfen, war voll motiviert. Ich schmiss den unrat in Mülleimer, sortierte was man spenden, was verkaufen und was wegwerfen kann. Ich kaufte Farbe zum Ausmalen und kaufte Stoffe für neue Bezüge für die zerschlissenen Möbel. Und ich habe mich so darauf gerfreut.

Meine Mutter versprach mir, alles zu entsorgen, mit mir gemeinsam. In Wahrheit aber flippte sie aus, warf sogar mit einem Fahrrad nach mir als ich den Müll wegtragen wollte, beschimpfte mich und schmiss mich aus dem Haus. Sie nahm alles aus den Müllsäcken und setzte sich mit kaputten Kleidungsstücken und anderem Zeug auf den einzig freien Sessel und klammerte sich an die für mich wertlosen Gegenstände, als ob sie dieses Zeug wahrhaftig lieben würde.

Vier Tage durcharbeiten und schleppen waren umsonst, sie hat mich belogen und den kram wieder in
ihr Haus gestellt. Und in wenigen Wochen, auch wenn sie es nicht wahrhaben will, wird sie auf der Straße stehen. Weil sie sich keine andere Wohnung leisten können wird.

Ich lese überall: leine Zwangsaufräumaktionen, kein dies, kein das. Der Messie soll selbst drauf kommen. Der Messie muss es selbst wollen. Was aber, wenn der Messie schon so krank ist, dass er keinen Leidensdruck entwickelt und fröhlich in seinem Müll vegetiert und es nichts schöneres für ihn gibt, als sich an ein altes Handtuch zu kuscheln als hätte es irgendeinen Wert?

Was tun mit dem Messie?


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