Re: Mein Onkel ist tot (Angehörige)

Eisbär, Donnerstag, 24.01.2008, 21:27 (vor 5960 Tagen) @ Gabi

Vielen Dank für Deine Antwort.

Je mehr ich in den letzten Tagen darüber nachgedacht habe, umso mehr bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Onkel so leben und auch so sterben wollte.

Es hat sich jetzt herausgestellt, dass er Weihnachten wahrscheinlich zu meinen Eltern kommen wollte und deswegen auch einen Arzt aufgesucht hat. Dieser Arzt hat diverse Symptome festgestellt, aber er wusste nicht, was mein Onkel nun genau hat. Nur, dass er sehr krank war. Darum hat er ihm eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus gegeben und darauf auch vermerkt, dass mein Onkel nicht stationär aufgenommen werden wollte. Das war am 20. Dezember.

Am 31. Dezember hat mein Onkel ein Brot und Milch gekauft. Den Kassenzettel hat meine Mutter gefunden.

Am 4. Januar hat meine Mutter ihm noch einen Brief geschrieben mit einem Zettel, den mein Onkel bei sich tragen sollte und auf dem stand, an wen man sich wenden soll, wenn ihm auf der Straße etwas passiert. Wahrscheinlich hat er diesen Brief am 5. Januar erhalten. Dieser Zettel steckte in seiner Brieftasche, ebenso wie die Einweisung ins Krankenhaus.

Am 7. Januar kam die Anzeige bei der Polizei wegen des Lärms. Wahrscheinlich war mein Onkel da aber schon tot. Wir (seine Familie) nehmen an, dass Jugendliche da waren, um wahrscheinlich Geld von ihm zu bekommen. Weil er nicht aufgemacht hat, haben sie versucht, über den Balkon einzudringen und haben die Scheibe eingeworfen.

Heute habe ich mit dem Polizisten gesprochen, der dabei war, als sie meinen Onkel aus der Wohnung geholt haben. Durch die Wohnungstür konnten sie nicht hinein, weil zu viel vor der Tür lag. Ob das aber eingestürzt ist, bevor die Polizei kam oder ob es durch die Tür-Aushebel-Aktion eingestürzt ist, ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Ich glaube eher Letzteres. Denn wenn mein Onkel wegen des Mülls nicht mehr nach draußen gekommen wäre, hätte er durch die Balkontür gehen können oder er hätte sich durch Rufen bemerkbar machen können.

Vor dem Fenster war nämlich ein halber Meter zeitungsfrei, er konnte also Fenster und Balkontür zumindestens öffnen.

Aber was das Wichtigste ist: Der Polizist hat sich das Gesicht meines Onkels angesehen und er sagt, er ist friedlich eingeschlafen. Kein Todeskampf, keine sichtbaren Verletzungen.

Das ist wirklich das Wichtigste. Er hat nicht ins Krankenhaus gemusst. Er war so krank, dass er auch dort gestorben wäre, wahrscheinlich auch genauso bald. Aber was wäre das für ihn für ein Trauma gewesen!

So, wie es gekommen ist, war es zumindestens für ihn gut.


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